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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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Wege mehr hat Sie wandern müssen / daran wir nicht mehr gedencken / weil Sie dieselbe nun schon selbst vergessen hat. Eine Gott-gelassene Gedult war bey allen diesen Ihr bestes Trauer-Kleid: Ihr süssester Zeit-Vertreib GOttes Wort zu hören: Ihre grösseste Sorge vor die Ihrigen zu sorgen / und ihren Nechsten auch offt mit ihrem eigenen Schaden zu dienen. Indessen hatte Sie / von der Zeit an / da ihr Seel. Mann der Seelen nach seine Himmelfahrt gehalten / keine Lust mehr auf Erden zu bleiben. Jener / Metellus genant / ließ auf sein Grab diese Frage setzen: Metellus?

Solt ich auff der Erd verweilen? Nein / ich muß zum Himmel eilen.

Diß kunte wol Ihr Wahl-Spruch seyn. Von einem gewissen Vogel / Monocodiata genant / der sich in einigen Indianischen Inseln sehen läst / findet man die Nachricht / daß derselbe zwar aus der Erden seinen Ursprung habe / aber ohne Füsse sey / und also nimmer die Erde berühre / sondern immer gen Himmel fliege; Dieser bildet einen Christen / und also auch die Seel. Müllerinn / die auch eine gute Christin war / sehr artig ab / und könte man darzu schreiben diese Worte: Ima despicit, summa petit:

Gen Himmel wil ich mich nur lencken / Und an die Erde nicht gedencken.

Daher denn auch / je mehr sich wegen hohen Alters ihr Harpt zur Erde nieder beugte / und ihre Augen sich nach der Ruhstätte umsahen; je mehr war ihr Hertz gen Himmel gerichtet / und wünschte Ihre Himmelfahrt. Und nun ist Sie ihres Wunsches theilhafft worden. Denn da Sie in der zarten Kindheit in die Rolle der Himmels-Bürger eingeschrieben / da Sie von Jugend anff biß in das späte Alter die Himmels-Bahn betreten / und als eine Himmels--

Wege mehr hat Sie wandern müssen / daran wir nicht mehr gedencken / weil Sie dieselbe nun schon selbst vergessen hat. Eine Gott-gelassene Gedult war bey allen diesen Ihr bestes Trauer-Kleid: Ihr süssester Zeit-Vertreib GOttes Wort zu hören: Ihre grösseste Sorge vor die Ihrigen zu sorgen / und ihren Nechsten auch offt mit ihrem eigenen Schaden zu dienen. Indessen hatte Sie / von der Zeit an / da ihr Seel. Mann der Seelen nach seine Himmelfahrt gehalten / keine Lust mehr auf Erden zu bleiben. Jener / Metellus genant / ließ auf sein Grab diese Frage setzen: Metellus?

Solt ich auff der Erd verweilen? Nein / ich muß zum Himmel eilen.

Diß kunte wol Ihr Wahl-Spruch seyn. Von einem gewissen Vogel / Monocodiata genant / der sich in einigen Indianischen Inseln sehen läst / findet man die Nachricht / daß derselbe zwar aus der Erden seinen Ursprung habe / aber ohne Füsse sey / und also nimmer die Erde berühre / sondern immer gen Himmel fliege; Dieser bildet einen Christen / und also auch die Seel. Müllerinn / die auch eine gute Christin war / sehr artig ab / und könte man darzu schreiben diese Worte: Ima despicit, summa petit:

Gen Himmel wil ich mich nur lencken / Und an die Erde nicht gedencken.

Daher denn auch / je mehr sich wegen hohen Alters ihr Harpt zur Erde nieder beugte / und ihre Augen sich nach der Ruhstätte umsahen; je mehr war ihr Hertz gen Himmel gerichtet / und wünschte Ihre Himmelfahrt. Und nun ist Sie ihres Wunsches theilhafft worden. Denn da Sie in der zarten Kindheit in die Rolle der Himmels-Bürger eingeschrieben / da Sie von Jugend anff biß in das späte Alter die Himmels-Bahn betreten / und als eine Himmels--

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                     Trauer-Kleid: Ihr süssester Zeit-Vertreib GOttes Wort zu hören: Ihre grösseste
                     Sorge vor die Ihrigen zu sorgen / und ihren Nechsten auch offt mit ihrem eigenen
                     Schaden zu dienen. Indessen hatte Sie / von der Zeit an / da ihr Seel. Mann der
                     Seelen nach seine Himmelfahrt gehalten / keine Lust mehr auf Erden zu bleiben.
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                     / daß derselbe zwar aus der Erden seinen Ursprung habe / aber ohne Füsse sey /
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[51/0057] Wege mehr hat Sie wandern müssen / daran wir nicht mehr gedencken / weil Sie dieselbe nun schon selbst vergessen hat. Eine Gott-gelassene Gedult war bey allen diesen Ihr bestes Trauer-Kleid: Ihr süssester Zeit-Vertreib GOttes Wort zu hören: Ihre grösseste Sorge vor die Ihrigen zu sorgen / und ihren Nechsten auch offt mit ihrem eigenen Schaden zu dienen. Indessen hatte Sie / von der Zeit an / da ihr Seel. Mann der Seelen nach seine Himmelfahrt gehalten / keine Lust mehr auf Erden zu bleiben. Jener / Metellus genant / ließ auf sein Grab diese Frage setzen: Metellus? Solt ich auff der Erd verweilen? Nein / ich muß zum Himmel eilen. Diß kunte wol Ihr Wahl-Spruch seyn. Von einem gewissen Vogel / Monocodiata genant / der sich in einigen Indianischen Inseln sehen läst / findet man die Nachricht / daß derselbe zwar aus der Erden seinen Ursprung habe / aber ohne Füsse sey / und also nimmer die Erde berühre / sondern immer gen Himmel fliege; Dieser bildet einen Christen / und also auch die Seel. Müllerinn / die auch eine gute Christin war / sehr artig ab / und könte man darzu schreiben diese Worte: Ima despicit, summa petit: Gen Himmel wil ich mich nur lencken / Und an die Erde nicht gedencken. Daher denn auch / je mehr sich wegen hohen Alters ihr Harpt zur Erde nieder beugte / und ihre Augen sich nach der Ruhstätte umsahen; je mehr war ihr Hertz gen Himmel gerichtet / und wünschte Ihre Himmelfahrt. Und nun ist Sie ihres Wunsches theilhafft worden. Denn da Sie in der zarten Kindheit in die Rolle der Himmels-Bürger eingeschrieben / da Sie von Jugend anff biß in das späte Alter die Himmels-Bahn betreten / und als eine Himmels--

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/57>, abgerufen am 30.11.2024.