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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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Ein Hertz / dergleichen in 100. Jahren nicht viel in die Welt kommen / muß aus der Welt / da es noch kein halb hundert Jahr in der Welt gewesen. Rahthauß / Freundschafft / Bürgerschafft / insonderheit die liebe Armuht beklagen billig diesen Verlust. Und wo soll ich ein Hertz hernehmen / der Hochbetrübten Fr. Witwen / Söhne und Jungfer Töchtern ein Hertz einzusprechen / da ihr Hertz mit diesem Hertzen aus ihnen gewichen. Nachdencklich war die Auffschrifft / welche ehmahls eines Hertzogs von Savoyen aus dem Hause Carignan hinterlassene Witwe über ein silbernes Kästgen schrieb / darinn sie das Hertz ihres verstorbenen Gemahls und Printzen beygeleget hatte. Ich wil die letzten Worte aus derselben nur anführen:

MARIA BORBONIA. Amore olim concors, nunc excors dolore Carum utriusque cor hic clausum detulit: Et vivens intulit suum. Itaque Tria hic Corda sunt: Duo tantum vides: Imo unicum.

Solte die Hochbetrübte Frau Wittwe vor sich und ihre sechs Kinder ihrem Seel. Mann eine Schrifft auff seinen Sarck gesetzet haben / hätte Sie gewiß in diesen Worten nicht viel verändern dürffen. Ohngefehr hätte es so lauten mögen:

Ach meines Mannes Hertz / und meiner Kinder Hertzen / Dazu mein eigen Hertz / sind mit viel tausend Schmertzen

Ein Hertz / dergleichen in 100. Jahren nicht viel in die Welt kommen / muß aus der Welt / da es noch kein halb hundert Jahr in der Welt gewesen. Rahthauß / Freundschafft / Bürgerschafft / insonderheit die liebe Armuht beklagen billig diesen Verlust. Und wo soll ich ein Hertz hernehmen / der Hochbetrübten Fr. Witwen / Söhne und Jungfer Töchtern ein Hertz einzusprechen / da ihr Hertz mit diesem Hertzen aus ihnen gewichen. Nachdencklich war die Auffschrifft / welche ehmahls eines Hertzogs von Savoyen aus dem Hause Carignan hinterlassene Witwe über ein silbernes Kästgen schrieb / darinn sie das Hertz ihres verstorbenen Gemahls und Printzen beygeleget hatte. Ich wil die letzten Worte aus derselben nur anführen:

MARIA BORBONIA. Amore olim concors, nunc excors dolore Carum utriusque cor hic clausum detulit: Et vivens intulit suum. Itaque Tria hic Corda sunt: Duo tantum vides: Imo unicum.

Solte die Hochbetrübte Frau Wittwe vor sich und ihre sechs Kinder ihrem Seel. Mann eine Schrifft auff seinen Sarck gesetzet haben / hätte Sie gewiß in diesen Worten nicht viel verändern dürffen. Ohngefehr hätte es so lauten mögen:

Ach meines Mannes Hertz / und meiner Kinder Hertzen / Dazu mein eigen Hertz / sind mit viel tausend Schmertzen
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[69/0075] Ein Hertz / dergleichen in 100. Jahren nicht viel in die Welt kommen / muß aus der Welt / da es noch kein halb hundert Jahr in der Welt gewesen. Rahthauß / Freundschafft / Bürgerschafft / insonderheit die liebe Armuht beklagen billig diesen Verlust. Und wo soll ich ein Hertz hernehmen / der Hochbetrübten Fr. Witwen / Söhne und Jungfer Töchtern ein Hertz einzusprechen / da ihr Hertz mit diesem Hertzen aus ihnen gewichen. Nachdencklich war die Auffschrifft / welche ehmahls eines Hertzogs von Savoyen aus dem Hause Carignan hinterlassene Witwe über ein silbernes Kästgen schrieb / darinn sie das Hertz ihres verstorbenen Gemahls und Printzen beygeleget hatte. Ich wil die letzten Worte aus derselben nur anführen: MARIA BORBONIA. Amore olim concors, nunc excors dolore Carum utriusque cor hic clausum detulit: Et vivens intulit suum. Itaque Tria hic Corda sunt: Duo tantum vides: Imo unicum. Solte die Hochbetrübte Frau Wittwe vor sich und ihre sechs Kinder ihrem Seel. Mann eine Schrifft auff seinen Sarck gesetzet haben / hätte Sie gewiß in diesen Worten nicht viel verändern dürffen. Ohngefehr hätte es so lauten mögen: Ach meines Mannes Hertz / und meiner Kinder Hertzen / Dazu mein eigen Hertz / sind mit viel tausend Schmertzen

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/75>, abgerufen am 28.11.2024.