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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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Zweck zu erhalten nichts beytragen und nach Wunsche dienen kunte / so bin ich itzo gewiß unglücklicher / da ich dienen kan und dienen soll. Denn einmahl wünsche ich / er lebte noch / so dürffte er meines Dienstes nicht / und mit seinen Diensten wäre noch wol vielen viel gedienet / andern theils / überzeuget mich mein mir selbst bewustes Unvermögen / daß ich diese wehrtgeschätzte Versammlung in keinen Stücke vergnügen möchte / gewiß / ich wolte wol mit Cicerone sagen: Mallem hic audire quam audiri. Zwar etwas wüste ich wol / das mir Gedancken genug zuwerffen / und meinen Vorhaben solte zu statten kommen / wenn ich des Guten / so der Sehl. Hr. Licent. an sich hatte / rühmlich gedencken wolte / zweifle auch nicht / was man in seinem Leben an ihm aestimirte / werde man auch nach seinem Tode gerne von ihm hören. Grosse Redner-Kunst bedürffte ich auch nicht dazu / sondern dessen blosse Erzehlung wäre schon genug bey Ihnen diese stillschweigende Klage zu erwecken: Immer Schade / daß ein solcher Mann schon in die Erde und mit ihm so viel gutes soll verscharret seyn; Allein seine sonderbahre Erudition und viele Erfahrung / Seine behutsame praxis und vielfältig glückliche Curen / Seine sorgfältige Vorschläge / die wegen Armuht nicht wol verpflegte Krancken besser zu verpslegen / würden / jedes nur kürtzlich zu berühren / viel Zeit erfordern; wenn ich nun etliche Stunden von den abgewichenen Tage zürück ruffen könte / so wolte ich dieses anfangen / so aber heist mich die einbrechende stille Nacht auch hiervon stille seyn. Die auch sonsten in dergleichen Traur-Versamlungen reden müssen / pflegen die hinterlassene leydtragende Anverwandten mit Trost auffzurichten / aber auch diese Quelle etwas zu reden ist mir verstopffet / wo ich nicht Lufft-streiche thun und mich mehr nach

Zweck zu erhalten nichts beytragen und nach Wunsche dienen kunte / so bin ich itzo gewiß unglücklicher / da ich dienen kan und dienen soll. Denn einmahl wünsche ich / er lebte noch / so dürffte er meines Dienstes nicht / und mit seinen Diensten wäre noch wol vielen viel gedienet / andern theils / überzeuget mich mein mir selbst bewustes Unvermögen / daß ich diese wehrtgeschätzte Versam̃lung in keinen Stücke vergnügen möchte / gewiß / ich wolte wol mit Cicerone sagen: Mallem hic audire quam audiri. Zwar etwas wüste ich wol / das mir Gedancken genug zuwerffen / und meinen Vorhaben solte zu statten kommen / wenn ich des Guten / so der Sehl. Hr. Licent. an sich hatte / rühmlich gedencken wolte / zweifle auch nicht / was man in seinem Leben an ihm aestimirte / werde man auch nach seinem Tode gerne von ihm hören. Grosse Redner-Kunst bedürffte ich auch nicht dazu / sondern dessen blosse Erzehlung wäre schon genug bey Ihnen diese stillschweigende Klage zu erwecken: Immer Schade / daß ein solcher Mann schon in die Erde und mit ihm so viel gutes soll verscharret seyn; Allein seine sonderbahre Erudition und viele Erfahrung / Seine behutsame praxis und vielfältig glückliche Curen / Seine sorgfältige Vorschläge / die wegen Armuht nicht wol verpflegte Krancken besser zu verpslegen / würden / jedes nur kürtzlich zu berühren / viel Zeit erfordern; wenn ich nun etliche Stunden von den abgewichenen Tage zürück ruffen könte / so wolte ich dieses anfangen / so aber heist mich die einbrechende stille Nacht auch hiervon stille seyn. Die auch sonsten in dergleichen Traur-Versamlungen reden müssen / pflegen die hinterlassene leydtragende Anverwandten mit Trost auffzurichten / aber auch diese Quelle etwas zu reden ist mir verstopffet / wo ich nicht Lufft-streiche thun und mich mehr nach

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                     blosse Erzehlung wäre schon genug bey Ihnen diese stillschweigende Klage zu
                     erwecken: Immer Schade / daß ein solcher Mann schon in die Erde und mit ihm so
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[2/0008] Zweck zu erhalten nichts beytragen und nach Wunsche dienen kunte / so bin ich itzo gewiß unglücklicher / da ich dienen kan und dienen soll. Denn einmahl wünsche ich / er lebte noch / so dürffte er meines Dienstes nicht / und mit seinen Diensten wäre noch wol vielen viel gedienet / andern theils / überzeuget mich mein mir selbst bewustes Unvermögen / daß ich diese wehrtgeschätzte Versam̃lung in keinen Stücke vergnügen möchte / gewiß / ich wolte wol mit Cicerone sagen: Mallem hic audire quam audiri. Zwar etwas wüste ich wol / das mir Gedancken genug zuwerffen / und meinen Vorhaben solte zu statten kommen / wenn ich des Guten / so der Sehl. Hr. Licent. an sich hatte / rühmlich gedencken wolte / zweifle auch nicht / was man in seinem Leben an ihm aestimirte / werde man auch nach seinem Tode gerne von ihm hören. Grosse Redner-Kunst bedürffte ich auch nicht dazu / sondern dessen blosse Erzehlung wäre schon genug bey Ihnen diese stillschweigende Klage zu erwecken: Immer Schade / daß ein solcher Mann schon in die Erde und mit ihm so viel gutes soll verscharret seyn; Allein seine sonderbahre Erudition und viele Erfahrung / Seine behutsame praxis und vielfältig glückliche Curen / Seine sorgfältige Vorschläge / die wegen Armuht nicht wol verpflegte Krancken besser zu verpslegen / würden / jedes nur kürtzlich zu berühren / viel Zeit erfordern; wenn ich nun etliche Stunden von den abgewichenen Tage zürück ruffen könte / so wolte ich dieses anfangen / so aber heist mich die einbrechende stille Nacht auch hiervon stille seyn. Die auch sonsten in dergleichen Traur-Versamlungen reden müssen / pflegen die hinterlassene leydtragende Anverwandten mit Trost auffzurichten / aber auch diese Quelle etwas zu reden ist mir verstopffet / wo ich nicht Lufft-streiche thun und mich mehr nach

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/8>, abgerufen am 03.12.2024.