Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.
Was Wunder! daß dabey ein Bruder / der Dich liebte / Und sahe / daß der Tod dir zu dem Hertzen drang / In seiner Seele sich dermassen hoch betrübte / Daß Er ohn alle Krafft als todt zur Erden sanck! GEwiß man kan sich hier des Weinens nicht entbrechen / Ein Felsen-hartes Hertz empfindet diesen Streich / Und wird in seiner Brust zerschmoltznem Wachse gleich; Für Wehmuth kan ich kaum noch eine Sillbe sprechen: Des Sterbens ist zuviel / der Schaden ist zu groß / Der Himmel schießt auf uns nur Donner-Keile los. Es hat in kurtzer Zeit zwey Helden hingenommen / Und Ihnen viel zu früh verkürtzt des Lebens Lauff / Erblasset sehn wir Sie nach Braunschweig wieder kommen / Und nun gibt CHRISTIAN auch Geist und Leben auf! ACh! trifft die Brunons-Stadt denn lauter Ungelücke / Soll sie auf dieser Welt nun stets betrübet seyn? Gönnt ihr der Himmel nicht mehr einen Freuden-Schein / Daß nach dem Wetter sie sich wiederum erqvicke? Ach nein! sie weiß nicht mehr / was Lust und Freude heist / Hier qvälet Noht und Tod der treuen Völcker Geist: Es sterben unverhofft die grossen Helden-Söhne / Die FERDINANDEN, so fast jeder hertzlich liebt / Und über Ihren Tod erregt ein solch Gethöne / Daß in der Stadt und Land ein kläglich Echo giebt. JEdoch was meistern wir mit unsern blöden Sinnen / Was hier der HERR gethan / der alles gibt und nimmt / Der grossen Fürsten auch hat ihre Zeit bestimmt / Und lassen ohne Ziel den Brunn der Thränen rinnen? Wer hintertreibet wol des Höchsten Raht und Schluß! Wer weiß nicht / was Er will / daß das geschehen muß! Es muß die Traurigkeit die Geister nicht besiegen / Die / wenn sie gar zu groß / uns selbst zu Boden schlägt / Vernunfft muß allemahl noch mehr als sie vermügen / Und ihr durch diese seyn der Zügel angelegt. MOlan / so fasset denn / Durchlauchtigste Gefreundte / Die Seele mit Geduld / und seyd damit vergnügt / Wie es der weise Schluß des Himmels hat gefügt / Was unserm CHRISTIAN hier seine Brust umzäunte /
Was Wunder! daß dabey ein Bruder / der Dich liebte / Und sahe / daß der Tod dir zu dem Hertzen drang / In seiner Seele sich dermassen hoch betrübte / Daß Er ohn alle Krafft als todt zur Erden sanck! GEwiß man kan sich hier des Weinens nicht entbrechen / Ein Felsen-hartes Hertz empfindet diesen Streich / Und wird in seiner Brust zerschmoltznem Wachse gleich; Für Wehmuth kan ich kaum noch eine Sillbe sprechen: Des Sterbens ist zuviel / der Schaden ist zu groß / Der Himmel schießt auf uns nur Donner-Keile los. Es hat in kurtzer Zeit zwey Helden hingenommen / Und Ihnen viel zu früh verkürtzt des Lebens Lauff / Erblasset sehn wir Sie nach Braunschweig wieder kommen / Und nun gibt CHRISTIAN auch Geist und Leben auf! ACh! trifft die Brunons-Stadt denn lauter Ungelücke / Soll sie auf dieser Welt nun stets betrübet seyn? Gönnt ihr der Himmel nicht mehr einen Freuden-Schein / Daß nach dem Wetter sie sich wiederum erqvicke? Ach nein! sie weiß nicht mehr / was Lust und Freude heist / Hier qvälet Noht und Tod der treuen Völcker Geist: Es sterben unverhofft die grossen Helden-Söhne / Die FERDINANDEN, so fast jeder hertzlich liebt / Und über Ihren Tod erregt ein solch Gethöne / Daß in der Stadt und Land ein kläglich Echo giebt. JEdoch was meistern wir mit unsern blöden Sinnen / Was hier der HERR gethan / der alles gibt und nim̃t / Der grossen Fürsten auch hat ihre Zeit bestim̃t / Und lassen ohne Ziel den Brunn der Thränen rinnen? Wer hintertreibet wol des Höchsten Raht und Schluß! Wer weiß nicht / was Er will / daß das geschehen muß! Es muß die Traurigkeit die Geister nicht besiegen / Die / wenn sie gar zu groß / uns selbst zu Boden schlägt / Vernunfft muß allemahl noch mehr als sie vermügen / Und ihr durch diese seyn der Zügel angelegt. MOlan / so fasset denn / Durchlauchtigste Gefreundte / Die Seele mit Geduld / und seyd damit vergnügt / Wie es der weise Schluß des Himmels hat gefügt / Was unserm CHRISTIAN hier seine Brust umzäunte /
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Was Wunder! daß dabey ein Bruder / der Dich liebte / Und sahe / daß der Tod dir zu dem Hertzen drang / In seiner Seele sich dermassen hoch betrübte / Daß Er ohn alle Krafft als todt zur Erden sanck! GEwiß man kan sich hier des Weinens nicht entbrechen / Ein Felsen-hartes Hertz empfindet diesen Streich / Und wird in seiner Brust zerschmoltznem Wachse gleich; Für Wehmuth kan ich kaum noch eine Sillbe sprechen: Des Sterbens ist zuviel / der Schaden ist zu groß / Der Himmel schießt auf uns nur Donner-Keile los. Es hat in kurtzer Zeit zwey Helden hingenommen / Und Ihnen viel zu früh verkürtzt des Lebens Lauff / Erblasset sehn wir Sie nach Braunschweig wieder kommen / Und nun gibt CHRISTIAN auch Geist und Leben auf! ACh! trifft die Brunons-Stadt denn lauter Ungelücke / Soll sie auf dieser Welt nun stets betrübet seyn? Gönnt ihr der Himmel nicht mehr einen Freuden-Schein / Daß nach dem Wetter sie sich wiederum erqvicke? Ach nein! sie weiß nicht mehr / was Lust und Freude heist / Hier qvälet Noht und Tod der treuen Völcker Geist: Es sterben unverhofft die grossen Helden-Söhne / Die FERDINANDEN, so fast jeder hertzlich liebt / Und über Ihren Tod erregt ein solch Gethöne / Daß in der Stadt und Land ein kläglich Echo giebt. JEdoch was meistern wir mit unsern blöden Sinnen / Was hier der HERR gethan / der alles gibt und nim̃t / Der grossen Fürsten auch hat ihre Zeit bestim̃t / Und lassen ohne Ziel den Brunn der Thränen rinnen? Wer hintertreibet wol des Höchsten Raht und Schluß! Wer weiß nicht / was Er will / daß das geschehen muß! Es muß die Traurigkeit die Geister nicht besiegen / Die / wenn sie gar zu groß / uns selbst zu Boden schlägt / Vernunfft muß allemahl noch mehr als sie vermügen / Und ihr durch diese seyn der Zügel angelegt. MOlan / so fasset denn / Durchlauchtigste Gefreundte / Die Seele mit Geduld / und seyd damit vergnügt / Wie es der weise Schluß des Himmels hat gefügt / Was unserm CHRISTIAN hier seine Brust umzäunte /
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