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Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.

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funfzehn Werste oberhalb Borisow eine Brücke schlagen, worauf der Uebergang bereits in großer Unordnung, seinen Anfang nahm. Keine Viertelstunde, und plötzlich stürzten die, von den Russen heftig verfolgten Seitencorps in wilder Verwirrung, und mit schrecklichem Geschrey hinzu. Artillerie, Bagage, Kavallerie, Infanterie, alles wollte zuerst über die Brücke, alles durchkreuzte, alles verrammelte sich. Tausende wurden von den Kanonen u. s. w. gerädert, Tausende ins Wasser gestürzt, Massen drängten auf Massen, die Schwächern mußten den Stärkern weichen, Soldaten schonten selbst ihrer Obersten nicht. Andere suchten sich durch Schwimmen, oder auf Eisschollen zu retten; versanken aber entweder, oder stürzten von dem hohen steilen Ufer herab. So wechselten die Scenen des Elends unaufhörlich; bis endlich die russische Armee erschien, und die Brücke nebst beiden Ufern zu beschießen anfing. In wenig Augenblicken, stürzte jetzt alles mit schrecklichem Geprassel zusammen, und Tausende fanden nun in den Fluthen ihr Grab. Der Ueberrest ward gefangen, worunter eine ganze Division vom Viktorschen Korps. An zweihundert Kanonen, und eine große Menge Bagagewagen, blieben verlassen auf dem linken Ufer zurück. Hier endigt die zweite Periode des französischen Rückzuges aus Rußland. - In allen von den Franzosen besetzten Gegenden indessen, ward von diesen schrecklichen Unfällen, gerade das Gegentheil bekannt gemacht. Immer wurden noch, neue Siege verkündigt; bis endlich Napoleon's geheimnißvolle Reise, die wahre Lage der Sachen verrieth. Er selbst hatte seine Equipagen schon längst verloren, und gleiches Schicksal hatten seine vornehmsten Marschälle gehabt. Ein Theil war in die Hände der Kosaken gefallen, ein anderer war auf seinen

funfzehn Werste oberhalb Borisow eine Brücke schlagen, worauf der Uebergang bereits in großer Unordnung, seinen Anfang nahm. Keine Viertelstunde, und plötzlich stürzten die, von den Russen heftig verfolgten Seitencorps in wilder Verwirrung, und mit schrecklichem Geschrey hinzu. Artillerie, Bagage, Kavallerie, Infanterie, alles wollte zuerst über die Brücke, alles durchkreuzte, alles verrammelte sich. Tausende wurden von den Kanonen u. s. w. gerädert, Tausende ins Wasser gestürzt, Massen drängten auf Massen, die Schwächern mußten den Stärkern weichen, Soldaten schonten selbst ihrer Obersten nicht. Andere suchten sich durch Schwimmen, oder auf Eisschollen zu retten; versanken aber entweder, oder stürzten von dem hohen steilen Ufer herab. So wechselten die Scenen des Elends unaufhörlich; bis endlich die russische Armee erschien, und die Brücke nebst beiden Ufern zu beschießen anfing. In wenig Augenblicken, stürzte jetzt alles mit schrecklichem Geprassel zusammen, und Tausende fanden nun in den Fluthen ihr Grab. Der Ueberrest ward gefangen, worunter eine ganze Division vom Viktorschen Korps. An zweihundert Kanonen, und eine große Menge Bagagewagen, blieben verlassen auf dem linken Ufer zurück. Hier endigt die zweite Periode des französischen Rückzuges aus Rußland. – In allen von den Franzosen besetzten Gegenden indessen, ward von diesen schrecklichen Unfällen, gerade das Gegentheil bekannt gemacht. Immer wurden noch, neue Siege verkündigt; bis endlich Napoleon’s geheimnißvolle Reise, die wahre Lage der Sachen verrieth. Er selbst hatte seine Equipagen schon längst verloren, und gleiches Schicksal hatten seine vornehmsten Marschälle gehabt. Ein Theil war in die Hände der Kosaken gefallen, ein anderer war auf seinen

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funfzehn Werste oberhalb Borisow eine Brücke schlagen, worauf der Uebergang bereits in großer Unordnung, seinen Anfang nahm. Keine Viertelstunde, und plötzlich stürzten die, von den Russen heftig verfolgten Seitencorps in wilder Verwirrung, und mit schrecklichem Geschrey hinzu. Artillerie, Bagage, Kavallerie, Infanterie, alles wollte zuerst über die Brücke, alles durchkreuzte, alles verrammelte sich. Tausende wurden von den Kanonen u. s. w. gerädert, Tausende ins Wasser gestürzt, Massen drängten auf Massen, die Schwächern mußten den Stärkern weichen, Soldaten schonten selbst ihrer Obersten nicht. Andere suchten sich durch Schwimmen, oder auf Eisschollen zu retten; versanken aber entweder, oder stürzten von dem hohen steilen Ufer herab. So wechselten die Scenen des Elends unaufhörlich; bis endlich die russische Armee erschien, und die Brücke nebst beiden Ufern zu beschießen anfing. In wenig Augenblicken, stürzte jetzt alles mit schrecklichem Geprassel zusammen, und Tausende fanden nun in den Fluthen ihr Grab. Der Ueberrest ward gefangen, worunter eine ganze Division vom <hi rendition="#g">Viktor</hi>schen Korps. An zweihundert Kanonen, und eine große Menge Bagagewagen, blieben verlassen auf dem linken Ufer zurück. Hier endigt die zweite Periode des französischen Rückzuges aus Rußland. &#x2013; In allen von den Franzosen besetzten Gegenden indessen, ward von diesen schrecklichen Unfällen, gerade das Gegentheil bekannt gemacht. Immer wurden noch, neue Siege verkündigt; bis endlich <hi rendition="#g">Napoleon&#x2019;s</hi> geheimnißvolle Reise, die wahre Lage der Sachen verrieth. Er selbst hatte seine Equipagen schon längst verloren, und gleiches Schicksal hatten seine vornehmsten Marschälle gehabt. Ein Theil war in die Hände der Kosaken gefallen, ein anderer war auf seinen<lb/></p>
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[24/0028] funfzehn Werste oberhalb Borisow eine Brücke schlagen, worauf der Uebergang bereits in großer Unordnung, seinen Anfang nahm. Keine Viertelstunde, und plötzlich stürzten die, von den Russen heftig verfolgten Seitencorps in wilder Verwirrung, und mit schrecklichem Geschrey hinzu. Artillerie, Bagage, Kavallerie, Infanterie, alles wollte zuerst über die Brücke, alles durchkreuzte, alles verrammelte sich. Tausende wurden von den Kanonen u. s. w. gerädert, Tausende ins Wasser gestürzt, Massen drängten auf Massen, die Schwächern mußten den Stärkern weichen, Soldaten schonten selbst ihrer Obersten nicht. Andere suchten sich durch Schwimmen, oder auf Eisschollen zu retten; versanken aber entweder, oder stürzten von dem hohen steilen Ufer herab. So wechselten die Scenen des Elends unaufhörlich; bis endlich die russische Armee erschien, und die Brücke nebst beiden Ufern zu beschießen anfing. In wenig Augenblicken, stürzte jetzt alles mit schrecklichem Geprassel zusammen, und Tausende fanden nun in den Fluthen ihr Grab. Der Ueberrest ward gefangen, worunter eine ganze Division vom Viktorschen Korps. An zweihundert Kanonen, und eine große Menge Bagagewagen, blieben verlassen auf dem linken Ufer zurück. Hier endigt die zweite Periode des französischen Rückzuges aus Rußland. – In allen von den Franzosen besetzten Gegenden indessen, ward von diesen schrecklichen Unfällen, gerade das Gegentheil bekannt gemacht. Immer wurden noch, neue Siege verkündigt; bis endlich Napoleon’s geheimnißvolle Reise, die wahre Lage der Sachen verrieth. Er selbst hatte seine Equipagen schon längst verloren, und gleiches Schicksal hatten seine vornehmsten Marschälle gehabt. Ein Theil war in die Hände der Kosaken gefallen, ein anderer war auf seinen

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Nach dem Digitalisat (urn:nbn:de:bvb:12-bsb10447485-2; Signatur H. lit. u. 102m) der Bayerischen Staatsbibliothek München und dem vom Münchener Digitalisierungszentrum am 14.6.2017 bereitgestellten [OCR-]Volltext transkribiert [bzw. korrigiert] von Jörn Bohr. Stand: 15.11.2017. Die Beispiele sind im Original in einer kleineren Type als der Haupttext gedruckt. Auf eine Wiedergabe dieses typographischen Wechsels wurde bei der Transkription verzichtet. Sperrdruck im Original und Antiquasatz (für Fremdworte) wurde gleichermaßen als Sperrdruck ausgezeichnet.




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Zitationshilfe: Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/28>, abgerufen am 21.11.2024.