Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.den war, und Abends am Feuer aufgethaut und geröstet ward. Allein diese eckelhafte Nahrung beschleunigte nur den Tod der Unglücklichen, so daß die ganze Straße, und besonders jedes Bivouac, mit Leichnamen bedeckt blieb. Unterdessen schwärmten die Kosaken auf allen Seiten, um diese traurigen Banden herum, tummelten ihre Pferde oft mitten in den Kolonnen, und sprengten hohnlachend zwischen den Reihen hindurch. Widerstand zu leisten hatten die Franzosen weder Muth, noch Kraft. Alle hatten die Gewehre weggeworfen, und ließen sich entweder wie Hasen jagen, oder ergaben sich mit blödsinniger Gleichgültigkeit. Der bloße Ruf Kosak verbreitete Todesschrecken; zwey bis drey derselben hielten mehrere hundert Gefangene im Zaum. Diese Gefangenen bildeten, mit den zurückgebliebenen Maroden, eine Masse des Elendes und Jammers, wovon die Geschichte vielleicht kein Bespiel kennt. Von Rauch und Schmutz gebräunt, halb nackend, bis zu Skeletten abgezehrt, mit erfrornen Gesichtern, mit brandigen Füßen, wankten sie, gleich Gespenstern, zwischen ihren todten Kameraden herum; oder saßen bewußtlos auf den Leichnamen, bis der Augenblick ihrer eigenen Erstarrung kam. Auch die Bivouaks der Marschirenden, boten ähnliche Scenen des unnennbaren Elendes dar. Hier sah man ganze Haufen sich um ein spärliches Feuer drängen, diese in wahnsinniger Gier an Leichnamen, oder an ihren eignen Armen nagen, jene bewußtlos in die Flammen kriechen, und den Tod darin finden. Nur die stärksten und kräftigsten Naturen hielten in dieser entsetzlichen Lage aus, und brachten, durch die Plünderung der Verstorbenen, bedeutende Summen an sich. den war, und Abends am Feuer aufgethaut und geröstet ward. Allein diese eckelhafte Nahrung beschleunigte nur den Tod der Unglücklichen, so daß die ganze Straße, und besonders jedes Bivouac, mit Leichnamen bedeckt blieb. Unterdessen schwärmten die Kosaken auf allen Seiten, um diese traurigen Banden herum, tummelten ihre Pferde oft mitten in den Kolonnen, und sprengten hohnlachend zwischen den Reihen hindurch. Widerstand zu leisten hatten die Franzosen weder Muth, noch Kraft. Alle hatten die Gewehre weggeworfen, und ließen sich entweder wie Hasen jagen, oder ergaben sich mit blödsinniger Gleichgültigkeit. Der bloße Ruf Kosak verbreitete Todesschrecken; zwey bis drey derselben hielten mehrere hundert Gefangene im Zaum. Diese Gefangenen bildeten, mit den zurückgebliebenen Maroden, eine Masse des Elendes und Jammers, wovon die Geschichte vielleicht kein Bespiel kennt. Von Rauch und Schmutz gebräunt, halb nackend, bis zu Skeletten abgezehrt, mit erfrornen Gesichtern, mit brandigen Füßen, wankten sie, gleich Gespenstern, zwischen ihren todten Kameraden herum; oder saßen bewußtlos auf den Leichnamen, bis der Augenblick ihrer eigenen Erstarrung kam. Auch die Bivouaks der Marschirenden, boten ähnliche Scenen des unnennbaren Elendes dar. Hier sah man ganze Haufen sich um ein spärliches Feuer drängen, diese in wahnsinniger Gier an Leichnamen, oder an ihren eignen Armen nagen, jene bewußtlos in die Flammen kriechen, und den Tod darin finden. Nur die stärksten und kräftigsten Naturen hielten in dieser entsetzlichen Lage aus, und brachten, durch die Plünderung der Verstorbenen, bedeutende Summen an sich. <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0030" n="26"/> den war, und Abends am Feuer aufgethaut und geröstet ward. Allein diese eckelhafte Nahrung beschleunigte nur den Tod der Unglücklichen, so daß die ganze Straße, und besonders jedes Bivouac, mit Leichnamen bedeckt blieb.</p><lb/> <p>Unterdessen schwärmten die Kosaken auf allen Seiten, um diese traurigen Banden herum, tummelten ihre Pferde oft mitten in den Kolonnen, und sprengten hohnlachend zwischen den Reihen hindurch. 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Hier sah man ganze Haufen sich um ein spärliches Feuer drängen, diese in wahnsinniger Gier an Leichnamen, oder an ihren eignen Armen nagen, jene bewußtlos in die Flammen kriechen, und den Tod darin finden. Nur die stärksten und kräftigsten Naturen hielten in dieser entsetzlichen Lage aus, und brachten, durch die Plünderung der Verstorbenen, bedeutende Summen an sich.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
den war, und Abends am Feuer aufgethaut und geröstet ward. Allein diese eckelhafte Nahrung beschleunigte nur den Tod der Unglücklichen, so daß die ganze Straße, und besonders jedes Bivouac, mit Leichnamen bedeckt blieb.
Unterdessen schwärmten die Kosaken auf allen Seiten, um diese traurigen Banden herum, tummelten ihre Pferde oft mitten in den Kolonnen, und sprengten hohnlachend zwischen den Reihen hindurch. Widerstand zu leisten hatten die Franzosen weder Muth, noch Kraft. Alle hatten die Gewehre weggeworfen, und ließen sich entweder wie Hasen jagen, oder ergaben sich mit blödsinniger Gleichgültigkeit. Der bloße Ruf Kosak verbreitete Todesschrecken; zwey bis drey derselben hielten mehrere hundert Gefangene im Zaum. Diese Gefangenen bildeten, mit den zurückgebliebenen Maroden, eine Masse des Elendes und Jammers, wovon die Geschichte vielleicht kein Bespiel kennt. Von Rauch und Schmutz gebräunt, halb nackend, bis zu Skeletten abgezehrt, mit erfrornen Gesichtern, mit brandigen Füßen, wankten sie, gleich Gespenstern, zwischen ihren todten Kameraden herum; oder saßen bewußtlos auf den Leichnamen, bis der Augenblick ihrer eigenen Erstarrung kam. Auch die Bivouaks der Marschirenden, boten ähnliche Scenen des unnennbaren Elendes dar. Hier sah man ganze Haufen sich um ein spärliches Feuer drängen, diese in wahnsinniger Gier an Leichnamen, oder an ihren eignen Armen nagen, jene bewußtlos in die Flammen kriechen, und den Tod darin finden. Nur die stärksten und kräftigsten Naturen hielten in dieser entsetzlichen Lage aus, und brachten, durch die Plünderung der Verstorbenen, bedeutende Summen an sich.
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