[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.
dem Staate, mit seinem geringen Beistande -- wie er es aus Bescheidenheit nannte -- einmal wieder dienen zu können, und ver- sprach das Äußerste zu versuchen: um ei- nen ordentlichen Orakelspruch zu Stande zu bringen. Er wußte schon aus Erfahrung: daß der Gott einige Rücksichten auf seine Bit- ten zu nehmen pflegte, und daß er, aus Freude Jhro Majestät in den Schooß der Kirche wiederkehren zu sehen, dieses Mal, auch ohne Opfer, ein Übriges thun werde. Freilich, verstand sonst der Gott, über diesen letzten Punkt, keinen Spas. Man hatte Beispiele: daß er ganze Monden lang heimtückisch -- wie man es beinahe in unheiliger Sprache nennen mögte -- geschwiegen, und wohl gar, besonders wenn der zum Opfer bestimmte Wein nicht von der besten Sorte gewesen war,
dem Staate, mit ſeinem geringen Beiſtande — wie er es aus Beſcheidenheit nannte — einmal wieder dienen zu koͤnnen, und ver- ſprach das Äußerſte zu verſuchen: um ei- nen ordentlichen Orakelſpruch zu Stande zu bringen. Er wußte ſchon aus Erfahrung: daß der Gott einige Ruͤckſichten auf ſeine Bit- ten zu nehmen pflegte, und daß er, aus Freude Jhro Majeſtaͤt in den Schooß der Kirche wiederkehren zu ſehen, dieſes Mal, auch ohne Opfer, ein Übriges thun werde. Freilich, verſtand ſonſt der Gott, uͤber dieſen letzten Punkt, keinen Spas. Man hatte Beiſpiele: daß er ganze Monden lang heimtuͤckiſch — wie man es beinahe in unheiliger Sprache nennen moͤgte — geſchwiegen, und wohl gar, beſonders wenn der zum Opfer beſtimmte Wein nicht von der beſten Sorte geweſen war, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <p><pb facs="#f0114" n="110"/> dem Staate, mit ſeinem geringen Beiſtande<lb/> — wie er es aus Beſcheidenheit nannte —<lb/> einmal wieder dienen zu koͤnnen, und ver-<lb/> ſprach das Äußerſte zu verſuchen: um ei-<lb/> nen ordentlichen Orakelſpruch zu Stande<lb/> zu bringen.</p><lb/> <p>Er wußte ſchon aus Erfahrung: daß<lb/> der Gott einige Ruͤckſichten auf ſeine Bit-<lb/> ten zu nehmen pflegte, und daß er, aus<lb/> Freude Jhro Majeſtaͤt in den Schooß der<lb/> Kirche wiederkehren zu ſehen, dieſes Mal,<lb/> auch ohne Opfer, ein Übriges thun werde.</p><lb/> <p>Freilich, verſtand ſonſt der Gott, uͤber<lb/> dieſen letzten Punkt, keinen Spas. Man<lb/> hatte Beiſpiele: daß er ganze Monden<lb/> lang heimtuͤckiſch — wie man es beinahe<lb/> in unheiliger Sprache nennen moͤgte —<lb/> geſchwiegen, und wohl gar, beſonders wenn<lb/> der zum Opfer beſtimmte Wein nicht<lb/> von der beſten Sorte geweſen war,<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [110/0114]
dem Staate, mit ſeinem geringen Beiſtande
— wie er es aus Beſcheidenheit nannte —
einmal wieder dienen zu koͤnnen, und ver-
ſprach das Äußerſte zu verſuchen: um ei-
nen ordentlichen Orakelſpruch zu Stande
zu bringen.
Er wußte ſchon aus Erfahrung: daß
der Gott einige Ruͤckſichten auf ſeine Bit-
ten zu nehmen pflegte, und daß er, aus
Freude Jhro Majeſtaͤt in den Schooß der
Kirche wiederkehren zu ſehen, dieſes Mal,
auch ohne Opfer, ein Übriges thun werde.
Freilich, verſtand ſonſt der Gott, uͤber
dieſen letzten Punkt, keinen Spas. Man
hatte Beiſpiele: daß er ganze Monden
lang heimtuͤckiſch — wie man es beinahe
in unheiliger Sprache nennen moͤgte —
geſchwiegen, und wohl gar, beſonders wenn
der zum Opfer beſtimmte Wein nicht
von der beſten Sorte geweſen war,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |