[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.
lenken. Natürlich keine Andere als der Orakelspruch. Die Oberhofmeisterinn hatte, ohngeachtet ihres nahen Antheils, nicht von der Parthie seyn können, und wünschte doch nun die näheren Umstände zu erfahren. Alles was ihr der Hofmarschall davon mittheilte, vermehrte zusehends ihre gute Laune, und bewog sie noch denselben Abend zwey Kouriere abzuschicken. Der Eine nahm seinen Weg grade zu dem Orakel, um einen ächt französischen spi- rituellen Zettel zu überbringen, worinn der Oberpriester versichert ward: er könne sich in allen göttlichen und weltlichen Dingen auf seine ergebenste Dienerinn ver- lassen. Der Andere wandte sich nach Frank- reich, um einen der liebenswürdigsten Prin- zen damaliger Zeit einzuladen. Freilich, muß man hier das Wort lie- benswürdig nicht im deutschen Sinne
lenken. Natuͤrlich keine Andere als der Orakelſpruch. Die Oberhofmeiſterinn hatte, ohngeachtet ihres nahen Antheils, nicht von der Parthie ſeyn koͤnnen, und wuͤnſchte doch nun die naͤheren Umſtaͤnde zu erfahren. Alles was ihr der Hofmarſchall davon mittheilte, vermehrte zuſehends ihre gute Laune, und bewog ſie noch denſelben Abend zwey Kouriere abzuſchicken. Der Eine nahm ſeinen Weg grade zu dem Orakel, um einen aͤcht franzoͤſiſchen ſpi- rituellen Zettel zu uͤberbringen, worinn der Oberprieſter verſichert ward: er koͤnne ſich in allen goͤttlichen und weltlichen Dingen auf ſeine ergebenſte Dienerinn ver- laſſen. Der Andere wandte ſich nach Frank- reich, um einen der liebenswuͤrdigſten Prin- zen damaliger Zeit einzuladen. Freilich, muß man hier das Wort lie- benswuͤrdig nicht im deutſchen Sinne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <p><pb facs="#f0122" n="118"/> lenken. Natuͤrlich keine Andere als der<lb/> Orakelſpruch. Die Oberhofmeiſterinn hatte,<lb/> ohngeachtet ihres nahen Antheils, nicht<lb/> von der Parthie ſeyn koͤnnen, und wuͤnſchte<lb/> doch nun die naͤheren Umſtaͤnde zu erfahren.</p><lb/> <p>Alles was ihr der Hofmarſchall davon<lb/> mittheilte, vermehrte zuſehends ihre gute<lb/> Laune, und bewog ſie noch denſelben<lb/> Abend zwey Kouriere abzuſchicken.</p><lb/> <p>Der Eine nahm ſeinen Weg grade zu<lb/> dem Orakel, um einen aͤcht franzoͤſiſchen ſpi-<lb/> rituellen Zettel zu uͤberbringen, worinn<lb/> der Oberprieſter verſichert ward: er koͤnne<lb/> ſich in allen <hi rendition="#g">goͤttlichen</hi> und <hi rendition="#g">weltlichen</hi><lb/> Dingen auf ſeine ergebenſte Dienerinn ver-<lb/> laſſen. Der Andere wandte ſich nach Frank-<lb/> reich, um einen der liebenswuͤrdigſten Prin-<lb/> zen damaliger Zeit einzuladen.</p><lb/> <p>Freilich, muß man hier das Wort <hi rendition="#g">lie-<lb/> benswuͤrdig</hi> nicht im deutſchen Sinne<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [118/0122]
lenken. Natuͤrlich keine Andere als der
Orakelſpruch. Die Oberhofmeiſterinn hatte,
ohngeachtet ihres nahen Antheils, nicht
von der Parthie ſeyn koͤnnen, und wuͤnſchte
doch nun die naͤheren Umſtaͤnde zu erfahren.
Alles was ihr der Hofmarſchall davon
mittheilte, vermehrte zuſehends ihre gute
Laune, und bewog ſie noch denſelben
Abend zwey Kouriere abzuſchicken.
Der Eine nahm ſeinen Weg grade zu
dem Orakel, um einen aͤcht franzoͤſiſchen ſpi-
rituellen Zettel zu uͤberbringen, worinn
der Oberprieſter verſichert ward: er koͤnne
ſich in allen goͤttlichen und weltlichen
Dingen auf ſeine ergebenſte Dienerinn ver-
laſſen. Der Andere wandte ſich nach Frank-
reich, um einen der liebenswuͤrdigſten Prin-
zen damaliger Zeit einzuladen.
Freilich, muß man hier das Wort lie-
benswuͤrdig nicht im deutſchen Sinne
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