Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

gleich in sein Gemach gebracht, wo eine
kurze Ruhe ihm zwar sein völliges Bewußt-
sein wiedergab, aber in ihm zugleich den
Gedanken an einen Gegenstand aufregte,
den Panagathe in ihm verwischen wollte.

"Jch muß gestehen Tantchen!" waren
seine ersten Worte als er sich erholt, "Jch
habe mich belustigt, es war Alles schön,
sehr schön. Allein mein letzter Unfall, wahr-
lich! wär mir bei Abenza nicht begegnet.
Nein Tantchen! Gewiß nicht." Seufzte
er tief. Gleichsam eine düstere Wolke ver-
breitete sich über sein Gesicht. Das schön-
ste Mittagsmahl, bei welchem alle Genien
des Lebensgenusses den Vorsitz hatten, und
alle ihre Kräfte gegenseitig aufboten, die
Freuden der Tafel zu erhöhen, konnte ihn
nicht in bessere Laune versetzen. Alles
suchte Panagathe vor, um seine Einbil-
dungskraft während desselben zu beschäfti-

gleich in ſein Gemach gebracht, wo eine
kurze Ruhe ihm zwar ſein voͤlliges Bewußt-
ſein wiedergab, aber in ihm zugleich den
Gedanken an einen Gegenſtand aufregte,
den Panagathe in ihm verwiſchen wollte.

»Jch muß geſtehen Tantchen!« waren
ſeine erſten Worte als er ſich erholt, «Jch
habe mich beluſtigt, es war Alles ſchoͤn,
ſehr ſchoͤn. Allein mein letzter Unfall, wahr-
lich! waͤr mir bei Abenza nicht begegnet.
Nein Tantchen! Gewiß nicht.« Seufzte
er tief. Gleichſam eine duͤſtere Wolke ver-
breitete ſich uͤber ſein Geſicht. Das ſchoͤn-
ſte Mittagsmahl, bei welchem alle Genien
des Lebensgenuſſes den Vorſitz hatten, und
alle ihre Kraͤfte gegenſeitig aufboten, die
Freuden der Tafel zu erhoͤhen, konnte ihn
nicht in beſſere Laune verſetzen. Alles
ſuchte Panagathe vor, um ſeine Einbil-
dungskraft waͤhrend deſſelben zu beſchaͤfti-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0234" n="230"/>
gleich in &#x017F;ein Gemach gebracht, wo eine<lb/>
kurze Ruhe ihm zwar &#x017F;ein vo&#x0364;lliges Bewußt-<lb/>
&#x017F;ein wiedergab, aber in ihm zugleich den<lb/>
Gedanken an einen Gegen&#x017F;tand aufregte,<lb/>
den Panagathe in ihm verwi&#x017F;chen wollte.</p><lb/>
        <p>»Jch muß ge&#x017F;tehen Tantchen!« waren<lb/>
&#x017F;eine er&#x017F;ten Worte als er &#x017F;ich erholt, «Jch<lb/>
habe mich belu&#x017F;tigt, es war Alles &#x017F;cho&#x0364;n,<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n. Allein mein letzter Unfall, wahr-<lb/>
lich! wa&#x0364;r mir bei Abenza nicht begegnet.<lb/>
Nein Tantchen! Gewiß nicht.« Seufzte<lb/>
er tief. Gleich&#x017F;am eine du&#x0364;&#x017F;tere Wolke ver-<lb/>
breitete &#x017F;ich u&#x0364;ber &#x017F;ein Ge&#x017F;icht. Das &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;te Mittagsmahl, bei welchem alle Genien<lb/>
des Lebensgenu&#x017F;&#x017F;es den Vor&#x017F;itz hatten, und<lb/>
alle ihre Kra&#x0364;fte gegen&#x017F;eitig aufboten, die<lb/>
Freuden der Tafel zu erho&#x0364;hen, konnte ihn<lb/>
nicht in be&#x017F;&#x017F;ere Laune ver&#x017F;etzen. Alles<lb/>
&#x017F;uchte Panagathe vor, um &#x017F;eine Einbil-<lb/>
dungskraft wa&#x0364;hrend de&#x017F;&#x017F;elben zu be&#x017F;cha&#x0364;fti-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0234] gleich in ſein Gemach gebracht, wo eine kurze Ruhe ihm zwar ſein voͤlliges Bewußt- ſein wiedergab, aber in ihm zugleich den Gedanken an einen Gegenſtand aufregte, den Panagathe in ihm verwiſchen wollte. »Jch muß geſtehen Tantchen!« waren ſeine erſten Worte als er ſich erholt, «Jch habe mich beluſtigt, es war Alles ſchoͤn, ſehr ſchoͤn. Allein mein letzter Unfall, wahr- lich! waͤr mir bei Abenza nicht begegnet. Nein Tantchen! Gewiß nicht.« Seufzte er tief. Gleichſam eine duͤſtere Wolke ver- breitete ſich uͤber ſein Geſicht. Das ſchoͤn- ſte Mittagsmahl, bei welchem alle Genien des Lebensgenuſſes den Vorſitz hatten, und alle ihre Kraͤfte gegenſeitig aufboten, die Freuden der Tafel zu erhoͤhen, konnte ihn nicht in beſſere Laune verſetzen. Alles ſuchte Panagathe vor, um ſeine Einbil- dungskraft waͤhrend deſſelben zu beſchaͤfti-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/234
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/234>, abgerufen am 03.05.2024.