Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Plötzlich schossen die Greife, ihr Lieb-
lingsgespan, vor den betäubten Kindern da-
her, und Arganto nahm gleichsam Besitz
von der Jnsel. Jn der That, dies verrieth
ihr Anstand, und die Art wie sie die gütige
Fee begrüßte.

"Nun wie gehts Madam? -- rief sie
dieser in einem kreischenden Nasentone ent-
gegen -- hat die Landluft sie geheilt?" --

"Wovon?"

"Nun von der bösen Krankheit, an der
Sie noch vor zwey Jahren so gefährlich
darnieder lagen! --

"Daß ich nicht wüßte"

"Himmel! welch ein kurzes Gedächtniß!
-- Glaubten Sie nicht damals an die Per-
fectibilität der Erdwürmer? und wäre dies
bey einem gesunden Blutumlaufe möglich
gewesen?" --

"Sie sind ja recht guter Laune!" --

E 2

Ploͤtzlich ſchoſſen die Greife, ihr Lieb-
lingsgeſpan, vor den betaͤubten Kindern da-
her, und Arganto nahm gleichſam Beſitz
von der Jnſel. Jn der That, dies verrieth
ihr Anſtand, und die Art wie ſie die guͤtige
Fee begruͤßte.

»Nun wie gehts Madam? — rief ſie
dieſer in einem kreiſchenden Naſentone ent-
gegen — hat die Landluft ſie geheilt?« —

»Wovon?«

»Nun von der boͤſen Krankheit, an der
Sie noch vor zwey Jahren ſo gefaͤhrlich
darnieder lagen! —

»Daß ich nicht wuͤßte«

»Himmel! welch ein kurzes Gedaͤchtniß!
— Glaubten Sie nicht damals an die Per-
fectibilitaͤt der Erdwuͤrmer? und waͤre dies
bey einem geſunden Blutumlaufe moͤglich
geweſen?« —

»Sie ſind ja recht guter Laune!« —

E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0071" n="67"/>
        <p>Plo&#x0364;tzlich &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en die Greife, ihr Lieb-<lb/>
lingsge&#x017F;pan, vor den beta&#x0364;ubten Kindern da-<lb/>
her, und Arganto nahm gleich&#x017F;am Be&#x017F;itz<lb/>
von der Jn&#x017F;el. Jn der That, dies verrieth<lb/>
ihr An&#x017F;tand, und die Art wie &#x017F;ie die gu&#x0364;tige<lb/>
Fee begru&#x0364;ßte.</p><lb/>
        <p>»Nun wie gehts Madam? &#x2014; rief &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;er in einem krei&#x017F;chenden Na&#x017F;entone ent-<lb/>
gegen &#x2014; hat die Landluft &#x017F;ie geheilt?« &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Wovon?«</p><lb/>
        <p>»Nun von der bo&#x0364;&#x017F;en Krankheit, an der<lb/>
Sie noch vor zwey Jahren &#x017F;o gefa&#x0364;hrlich<lb/>
darnieder lagen! &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Daß ich nicht wu&#x0364;ßte«</p><lb/>
        <p>»Himmel! welch ein kurzes Geda&#x0364;chtniß!<lb/>
&#x2014; Glaubten Sie nicht damals an die Per-<lb/>
fectibilita&#x0364;t der Erdwu&#x0364;rmer? und wa&#x0364;re dies<lb/>
bey einem ge&#x017F;unden Blutumlaufe mo&#x0364;glich<lb/>
gewe&#x017F;en?« &#x2014;</p><lb/>
        <p>»Sie &#x017F;ind ja recht guter Laune!« &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0071] Ploͤtzlich ſchoſſen die Greife, ihr Lieb- lingsgeſpan, vor den betaͤubten Kindern da- her, und Arganto nahm gleichſam Beſitz von der Jnſel. Jn der That, dies verrieth ihr Anſtand, und die Art wie ſie die guͤtige Fee begruͤßte. »Nun wie gehts Madam? — rief ſie dieſer in einem kreiſchenden Naſentone ent- gegen — hat die Landluft ſie geheilt?« — »Wovon?« »Nun von der boͤſen Krankheit, an der Sie noch vor zwey Jahren ſo gefaͤhrlich darnieder lagen! — »Daß ich nicht wuͤßte« »Himmel! welch ein kurzes Gedaͤchtniß! — Glaubten Sie nicht damals an die Per- fectibilitaͤt der Erdwuͤrmer? und waͤre dies bey einem geſunden Blutumlaufe moͤglich geweſen?« — »Sie ſind ja recht guter Laune!« — E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/71
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/71>, abgerufen am 27.11.2024.