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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Fig. 256 stellt eine derartige Einrichtung für eine Bolzendrehbank
dar. Auf dem Bett g ist ein Bock b befestigt, in welchem eine Spindel a
fest steckt. An jedem Ende dieser festen Spindel ist eine Spitze ange-
bracht, und diesen gegenüber befinden sich Reitstockspitzen, so dass links
und rechts von b Gelegenheit zum Einspannen von Werkstücken w geboten
ist, also eine Doppeldrehbank vorliegt. Auf den aus b hervorragenden
Zapfen von a drehen sich lose die Stufenrollen d; sie werden durch
Scheiben c, welche vor den Enden von a mittels kleiner Schrauben be-
festigt sind, am Ablaufen gehindert. An jeder Rolle d sitzt ein Mitnehmer-
stift e, welcher beim Umdrehen der Rolle sich gegen den auf w festge-
klemmten Mitnehmer f legt und das Werkstück w zu gleicher Drehung
zwingt. i bezeichnet ein an d festsitzendes Rädchen, welches die selbst-
thätige Verschiebung des Stichels vermittelt.

Bei der vorliegenden Drehbank ist das Werkstück zwischen todte
Spitzen
gespannt, d. h. zwischen zwei Spitzen, welche sich nicht an der
Drehung betheiligen. Soll eine Drehbank nicht allein zur Bearbeitung von
Gegenständen benutzt werden, welche zwischen Spitzen zu befestigen sind,
sondern auch für in Futter oder an Planscheiben zu spannende, so bringt
es manche Vortheile, wenn man eine der Spitzen in die drehbare Spindel
steckt, welche sonst das Futter oder die Planscheibe aufzunehmen hat (vergl.
Fig. 137, S. 76; Fig. 154, S. 84). Man nennt sie dann lebende Spitze.
Scheinbar ist der Unterschied zwischen todter und lebender Spitze gering-
fügig, in Wirklichkeit macht er sich sehr fühlbar, sobald es sich um genau
sein sollende Arbeiten handelt, weil alle Ungenauigkeiten in der Lagerung
der Spindel und jede Abweichung der Spitzenaxe von der Spindelaxe auf
die lebende Spitze übergehen und veranlassen, dass die Axe des Werk-
stückes sich in einer Kegelfläche bewegt, während zwei todte Spitzen diese
Werkstücksaxe ohne weiteres festlegen. Es werden aus diesem Grunde
neuerdings die lebenden Spitzen da vermieden, wo auf das gelegentliche
Benutzen von Futter und Planscheiben verzichtet werden kann.

Es ist die "Spitze" als Führungsmittel bereits S. 80 besprochen, auch
dort schon hervorgehoben, dass die kegelförmige Vertiefung, in welche die
Spitze greift, in der Mitte weiter ausgetieft sein soll, um die eigentliche
Spitze vor dem Abbrechen zu schützen (Fig. 146, S. 80), so dass sie ge-
wissermassen nur als Merkpunkt dient. Es ist auch
schon erwähnt, dass die kegelförmige Vertiefung an
ihrer Mündung winkelrecht zur Axe der Spitze, bezw.
derjenigen des geführten Gegenstandes begrenzt sein
muss, um ringsum gleiches Anliegen herbeizuführen.
Demgemäss wird in der Regel nöthig, bei dem Ein-
bohren der kegelförmigen Vertiefung in das noch rohe
Werkstück die unmittelbare Begrenzung der Ver-
tiefung zu ebnen, wie Fig. 256 a darstellt.

[Abbildung] Fig. 256 a.

Die Spitzenentfernung muss einstellbar sein, um sie der Axenlänge
des Werkstückes anpassen zu können. Man macht deshalb fast immer
diejenige regelmässig todte Spitze, an welcher der Mitnehmer sich nicht
befindet, in der Axenrichtung verschiebbar. Ein eiserner Bock, der Reit-
stock
, ist auf dem Bett der Maschine verschiebbar, bei kleineren Reit-
stöcken mittels der Hand, bei schwereren mit Rad und Zahnstange. Diese
Verschiebbarkeit vermittelt die grobe Einstellung. In einer genauen Boh-

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Fig. 256 stellt eine derartige Einrichtung für eine Bolzendrehbank
dar. Auf dem Bett g ist ein Bock b befestigt, in welchem eine Spindel a
fest steckt. An jedem Ende dieser festen Spindel ist eine Spitze ange-
bracht, und diesen gegenüber befinden sich Reitstockspitzen, so dass links
und rechts von b Gelegenheit zum Einspannen von Werkstücken w geboten
ist, also eine Doppeldrehbank vorliegt. Auf den aus b hervorragenden
Zapfen von a drehen sich lose die Stufenrollen d; sie werden durch
Scheiben c, welche vor den Enden von a mittels kleiner Schrauben be-
festigt sind, am Ablaufen gehindert. An jeder Rolle d sitzt ein Mitnehmer-
stift e, welcher beim Umdrehen der Rolle sich gegen den auf w festge-
klemmten Mitnehmer f legt und das Werkstück w zu gleicher Drehung
zwingt. i bezeichnet ein an d festsitzendes Rädchen, welches die selbst-
thätige Verschiebung des Stichels vermittelt.

Bei der vorliegenden Drehbank ist das Werkstück zwischen todte
Spitzen
gespannt, d. h. zwischen zwei Spitzen, welche sich nicht an der
Drehung betheiligen. Soll eine Drehbank nicht allein zur Bearbeitung von
Gegenständen benutzt werden, welche zwischen Spitzen zu befestigen sind,
sondern auch für in Futter oder an Planscheiben zu spannende, so bringt
es manche Vortheile, wenn man eine der Spitzen in die drehbare Spindel
steckt, welche sonst das Futter oder die Planscheibe aufzunehmen hat (vergl.
Fig. 137, S. 76; Fig. 154, S. 84). Man nennt sie dann lebende Spitze.
Scheinbar ist der Unterschied zwischen todter und lebender Spitze gering-
fügig, in Wirklichkeit macht er sich sehr fühlbar, sobald es sich um genau
sein sollende Arbeiten handelt, weil alle Ungenauigkeiten in der Lagerung
der Spindel und jede Abweichung der Spitzenaxe von der Spindelaxe auf
die lebende Spitze übergehen und veranlassen, dass die Axe des Werk-
stückes sich in einer Kegelfläche bewegt, während zwei todte Spitzen diese
Werkstücksaxe ohne weiteres festlegen. Es werden aus diesem Grunde
neuerdings die lebenden Spitzen da vermieden, wo auf das gelegentliche
Benutzen von Futter und Planscheiben verzichtet werden kann.

Es ist die „Spitze“ als Führungsmittel bereits S. 80 besprochen, auch
dort schon hervorgehoben, dass die kegelförmige Vertiefung, in welche die
Spitze greift, in der Mitte weiter ausgetieft sein soll, um die eigentliche
Spitze vor dem Abbrechen zu schützen (Fig. 146, S. 80), so dass sie ge-
wissermassen nur als Merkpunkt dient. Es ist auch
schon erwähnt, dass die kegelförmige Vertiefung an
ihrer Mündung winkelrecht zur Axe der Spitze, bezw.
derjenigen des geführten Gegenstandes begrenzt sein
muss, um ringsum gleiches Anliegen herbeizuführen.
Demgemäss wird in der Regel nöthig, bei dem Ein-
bohren der kegelförmigen Vertiefung in das noch rohe
Werkstück die unmittelbare Begrenzung der Ver-
tiefung zu ebnen, wie Fig. 256 a darstellt.

[Abbildung] Fig. 256 a.

Die Spitzenentfernung muss einstellbar sein, um sie der Axenlänge
des Werkstückes anpassen zu können. Man macht deshalb fast immer
diejenige regelmässig todte Spitze, an welcher der Mitnehmer sich nicht
befindet, in der Axenrichtung verschiebbar. Ein eiserner Bock, der Reit-
stock
, ist auf dem Bett der Maschine verschiebbar, bei kleineren Reit-
stöcken mittels der Hand, bei schwereren mit Rad und Zahnstange. Diese
Verschiebbarkeit vermittelt die grobe Einstellung. In einer genauen Boh-

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[127/0141] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Fig. 256 stellt eine derartige Einrichtung für eine Bolzendrehbank dar. Auf dem Bett g ist ein Bock b befestigt, in welchem eine Spindel a fest steckt. An jedem Ende dieser festen Spindel ist eine Spitze ange- bracht, und diesen gegenüber befinden sich Reitstockspitzen, so dass links und rechts von b Gelegenheit zum Einspannen von Werkstücken w geboten ist, also eine Doppeldrehbank vorliegt. Auf den aus b hervorragenden Zapfen von a drehen sich lose die Stufenrollen d; sie werden durch Scheiben c, welche vor den Enden von a mittels kleiner Schrauben be- festigt sind, am Ablaufen gehindert. An jeder Rolle d sitzt ein Mitnehmer- stift e, welcher beim Umdrehen der Rolle sich gegen den auf w festge- klemmten Mitnehmer f legt und das Werkstück w zu gleicher Drehung zwingt. i bezeichnet ein an d festsitzendes Rädchen, welches die selbst- thätige Verschiebung des Stichels vermittelt. Bei der vorliegenden Drehbank ist das Werkstück zwischen todte Spitzen gespannt, d. h. zwischen zwei Spitzen, welche sich nicht an der Drehung betheiligen. Soll eine Drehbank nicht allein zur Bearbeitung von Gegenständen benutzt werden, welche zwischen Spitzen zu befestigen sind, sondern auch für in Futter oder an Planscheiben zu spannende, so bringt es manche Vortheile, wenn man eine der Spitzen in die drehbare Spindel steckt, welche sonst das Futter oder die Planscheibe aufzunehmen hat (vergl. Fig. 137, S. 76; Fig. 154, S. 84). Man nennt sie dann lebende Spitze. Scheinbar ist der Unterschied zwischen todter und lebender Spitze gering- fügig, in Wirklichkeit macht er sich sehr fühlbar, sobald es sich um genau sein sollende Arbeiten handelt, weil alle Ungenauigkeiten in der Lagerung der Spindel und jede Abweichung der Spitzenaxe von der Spindelaxe auf die lebende Spitze übergehen und veranlassen, dass die Axe des Werk- stückes sich in einer Kegelfläche bewegt, während zwei todte Spitzen diese Werkstücksaxe ohne weiteres festlegen. Es werden aus diesem Grunde neuerdings die lebenden Spitzen da vermieden, wo auf das gelegentliche Benutzen von Futter und Planscheiben verzichtet werden kann. Es ist die „Spitze“ als Führungsmittel bereits S. 80 besprochen, auch dort schon hervorgehoben, dass die kegelförmige Vertiefung, in welche die Spitze greift, in der Mitte weiter ausgetieft sein soll, um die eigentliche Spitze vor dem Abbrechen zu schützen (Fig. 146, S. 80), so dass sie ge- wissermassen nur als Merkpunkt dient. Es ist auch schon erwähnt, dass die kegelförmige Vertiefung an ihrer Mündung winkelrecht zur Axe der Spitze, bezw. derjenigen des geführten Gegenstandes begrenzt sein muss, um ringsum gleiches Anliegen herbeizuführen. Demgemäss wird in der Regel nöthig, bei dem Ein- bohren der kegelförmigen Vertiefung in das noch rohe Werkstück die unmittelbare Begrenzung der Ver- tiefung zu ebnen, wie Fig. 256 a darstellt. [Abbildung Fig. 256 a. ] Die Spitzenentfernung muss einstellbar sein, um sie der Axenlänge des Werkstückes anpassen zu können. Man macht deshalb fast immer diejenige regelmässig todte Spitze, an welcher der Mitnehmer sich nicht befindet, in der Axenrichtung verschiebbar. Ein eiserner Bock, der Reit- stock, ist auf dem Bett der Maschine verschiebbar, bei kleineren Reit- stöcken mittels der Hand, bei schwereren mit Rad und Zahnstange. Diese Verschiebbarkeit vermittelt die grobe Einstellung. In einer genauen Boh-

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/141>, abgerufen am 21.11.2024.