Als Mitnehmer kann fast jede, am Werkstück angebrachte Hervor- ragung gebraucht werden, weshalb denn die Zahl der verschiedenen Aus- führungsformen ungemein gross ist. Sehr verbreitet ist das sogenannte Drehherz, Fig. 271, d. i. ein herzförmiger Ring, welcher mittels Druck- schraube am Werkstück w befestigt wird. Der Mitnehmerstift (vergl Fig. 256 S. 126) legt sich gegen die fingerartige Verlängerung des Ringes. Es wird aber zuweilen der Finger rechtwinklig umgebogen, wie in dem Bilde durch gestrichelte Linien angegeben ist, und in ein Loch der Mitnehmerscheibe gesteckt. Dem durch Fig. 272 abgebildeten Mitnehmer rühmt man nach, dass sein Schwerpunkt für jede Werkstückdicke in die Axe des Werk- stücks w fällt, also das lästige Voreilen, was ein einseitiger Schwerpunkt veranlassen kann, vermieden wird. Er besteht aus einem Flacheisen, welches
[Abbildung]
Fig. 271.
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Fig. 272.
zunächst zu einem langen, flachen Bügel zusammengebogen und dann in anderer Ebene zu einem rechten Winkel umgebogen ist. Ein rechtwinklig gebogener Bolzen, dessen Enden mit Schraubengewinde versehen sind, wird durch den Schlitz des aus Flacheisen hergestellten Theils gesteckt; Muttern dienen zum Anpressen der beiden Bügel gegen das Werkstück, und der Mitnehmerstift legt sich gegen einen der Flügel dieses Mitnehmers.
Die nach aussen hervorragenden Theile dieser beiden Mitnehmerformen enthalten eine gewisse Gefahr für den bedienenden Arbeiter; man sucht deshalb oft die Mit- nehmer so zu gestalten, dass sie aussen möglichst glatt sind. 1) Anderseits bemüht man sich, die Mitnehmer so einzurichten, dass sie rasch abgenommen werden können. Hierfür sind fast alle sogenannten Rohrzangen 2) brauch- bar. Es genügt, einen solchen Mitnehmer hier anzu- führen. In Fig. 273 bezeichnet a einen Winkelhebel, dessen kurzer Schenkel sich gegen das Werkstück w
[Abbildung]
Fig. 273.
legt, während sein langer Schenkel vom Mitnehmerstift m fortgeschoben wird. Mit a ist ein Bügel b gelenkig verbolzt, welcher das Werkstück um-
1) Hermann Fischer, Allgem. Grunds. und Mittel des mechanischen Aufbereitens, Leipzig 1888, S. 581. D.R.P. 89 006.
2) Vorige Quelle. S. 568.
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Als Mitnehmer kann fast jede, am Werkstück angebrachte Hervor- ragung gebraucht werden, weshalb denn die Zahl der verschiedenen Aus- führungsformen ungemein gross ist. Sehr verbreitet ist das sogenannte Drehherz, Fig. 271, d. i. ein herzförmiger Ring, welcher mittels Druck- schraube am Werkstück w befestigt wird. Der Mitnehmerstift (vergl Fig. 256 S. 126) legt sich gegen die fingerartige Verlängerung des Ringes. Es wird aber zuweilen der Finger rechtwinklig umgebogen, wie in dem Bilde durch gestrichelte Linien angegeben ist, und in ein Loch der Mitnehmerscheibe gesteckt. Dem durch Fig. 272 abgebildeten Mitnehmer rühmt man nach, dass sein Schwerpunkt für jede Werkstückdicke in die Axe des Werk- stücks w fällt, also das lästige Voreilen, was ein einseitiger Schwerpunkt veranlassen kann, vermieden wird. Er besteht aus einem Flacheisen, welches
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Fig. 271.
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Fig. 272.
zunächst zu einem langen, flachen Bügel zusammengebogen und dann in anderer Ebene zu einem rechten Winkel umgebogen ist. Ein rechtwinklig gebogener Bolzen, dessen Enden mit Schraubengewinde versehen sind, wird durch den Schlitz des aus Flacheisen hergestellten Theils gesteckt; Muttern dienen zum Anpressen der beiden Bügel gegen das Werkstück, und der Mitnehmerstift legt sich gegen einen der Flügel dieses Mitnehmers.
Die nach aussen hervorragenden Theile dieser beiden Mitnehmerformen enthalten eine gewisse Gefahr für den bedienenden Arbeiter; man sucht deshalb oft die Mit- nehmer so zu gestalten, dass sie aussen möglichst glatt sind. 1) Anderseits bemüht man sich, die Mitnehmer so einzurichten, dass sie rasch abgenommen werden können. Hierfür sind fast alle sogenannten Rohrzangen 2) brauch- bar. Es genügt, einen solchen Mitnehmer hier anzu- führen. In Fig. 273 bezeichnet a einen Winkelhebel, dessen kurzer Schenkel sich gegen das Werkstück w
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Fig. 273.
legt, während sein langer Schenkel vom Mitnehmerstift m fortgeschoben wird. Mit a ist ein Bügel b gelenkig verbolzt, welcher das Werkstück um-
1) Hermann Fischer, Allgem. Grunds. und Mittel des mechanischen Aufbereitens, Leipzig 1888, S. 581. D.R.P. 89 006.
2) Vorige Quelle. S. 568.
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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Als Mitnehmer kann fast jede, am Werkstück angebrachte Hervor-
ragung gebraucht werden, weshalb denn die Zahl der verschiedenen Aus-
führungsformen ungemein gross ist. Sehr verbreitet ist das sogenannte
Drehherz, Fig. 271, d. i. ein herzförmiger Ring, welcher mittels Druck-
schraube am Werkstück w befestigt wird. Der Mitnehmerstift (vergl Fig. 256
S. 126) legt sich gegen die fingerartige Verlängerung des Ringes. Es wird
aber zuweilen der Finger rechtwinklig umgebogen, wie in dem Bilde durch
gestrichelte Linien angegeben ist, und in ein Loch der Mitnehmerscheibe
gesteckt. Dem durch Fig. 272 abgebildeten Mitnehmer rühmt man nach,
dass sein Schwerpunkt für jede Werkstückdicke in die Axe des Werk-
stücks w fällt, also das lästige Voreilen, was ein einseitiger Schwerpunkt
veranlassen kann, vermieden wird. Er besteht aus einem Flacheisen, welches
[Abbildung Fig. 271.]
[Abbildung Fig. 272.]
zunächst zu einem langen, flachen Bügel zusammengebogen und dann in
anderer Ebene zu einem rechten Winkel umgebogen ist. Ein rechtwinklig
gebogener Bolzen, dessen Enden mit Schraubengewinde versehen sind, wird
durch den Schlitz des aus Flacheisen hergestellten Theils gesteckt; Muttern
dienen zum Anpressen der beiden Bügel gegen das
Werkstück, und der Mitnehmerstift legt sich gegen einen
der Flügel dieses Mitnehmers.
Die nach aussen hervorragenden Theile dieser beiden
Mitnehmerformen enthalten eine gewisse Gefahr für den
bedienenden Arbeiter; man sucht deshalb oft die Mit-
nehmer so zu gestalten, dass sie aussen möglichst glatt
sind. 1) Anderseits bemüht man sich, die Mitnehmer so
einzurichten, dass sie rasch abgenommen werden können.
Hierfür sind fast alle sogenannten Rohrzangen 2) brauch-
bar. Es genügt, einen solchen Mitnehmer hier anzu-
führen. In Fig. 273 bezeichnet a einen Winkelhebel,
dessen kurzer Schenkel sich gegen das Werkstück w
[Abbildung Fig. 273.]
legt, während sein langer Schenkel vom Mitnehmerstift m fortgeschoben
wird. Mit a ist ein Bügel b gelenkig verbolzt, welcher das Werkstück um-
1) Hermann Fischer, Allgem. Grunds. und Mittel des mechanischen Aufbereitens,
Leipzig 1888, S. 581. D.R.P. 89 006.
2) Vorige Quelle. S. 568.
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/149>, abgerufen am 21.11.2024.
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