Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
fläche sich bewegt, die Spitze also zeitweise in der gerade entgegengesetzten
Richtung beeinflusst.

Würde man zwei Mitnehmerstifte e, Fig. 276, in genau gleichem Ab-
stand von der Axe der Spitzen angreifen lassen, so würde die Spitze über-
haupt nicht von dem Druck des Mitnehmers beeinflusst werden, also nur
den auf sie fallenden Theil des Sticheldrucks R und des Werkstückgewichts
aufzunehmen haben. Es ist aber schwer zu erreichen, dass zwei an der
Mitnehmerscheibe feste Stifte genau gleichförmig an den Mitnehmer, oder
z. B. die Arme eines auf einem Dorn sitzenden Rades sich anlegen. Da
nun bei der Bearbeitung von Werkstücken, welche auf einen Dorn gesteckt
sind, solche Verhältnisse, wie Fig. 275 in Aussicht nimmt, häufig vor-
kommen, so sind Einrichtungen zweckmässig, vermöge welcher die beiden
Mitnehmerstifte e, Fig. 276, sich gleichmässig anlegen, ihre Drücke selbst-
thätig ausgleichen; sie heissen selbstausgleichende Mitnehmer.1) Ich
begnüge mich hier, einen derselben zu beschreiben. Es sitzen, nach

[Abbildung] Fig. 276.
[Abbildung] Fig. 277.
Fig. 277, die Mitnehmerstifte e nicht fest an der Mitnehmerscheibe b, sondern
an einem Ring a. Dieser Ring ist mit zwei Leisten behaftet, welche in
eine Nuth von b greifen und in dieser sich verschieben können. Diese
Leisten springen nach innen über den Ring a hervor, so dass sie hier unter
den an b festen Ring c greifen und durch diesen der Ring a am Herab-
fallen gehindert wird. Angenommen nun, der obere Stift e lege sich gegen
den Mitnehmer oder das Werkstück, der untere Stift aber nicht, so würden
beide Stifte e mit dem Ring a so lange sich gemeinsam verschieben, bis
beide Stifte mit gleicher Kraft sich anlegen.

4. Befestigung der Werkstücke auf Dornen.

In erster Linie werden Werkstücke unter Vermittlung von Dornen zu
dem Zwecke ein- oder aufgespannt, um eine Fläche zu bilden, die zur
vorhandenen Bohrung gleichaxig ist. Man verfolgt aber gleichzeitig, in
manchen Fällen sogar vorwiegend, den Zweck, das Werkstück unter den
Bedingungen fertig zu stellen, unter welchen es bei seinem späteren Ge-
brauch eine genau richtige Gestalt haben soll.

Eine Riemenrolle z. B. soll, auf ihrer Welle befestigt, genau rund
laufen. Dieses Ziel wird offenbar am einfachsten dadurch erzielt, dass
man die Riemenrolle erst fertig dreht, nachdem sie auf ihrer Welle be-

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 610, mit Abb.

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
fläche sich bewegt, die Spitze also zeitweise in der gerade entgegengesetzten
Richtung beeinflusst.

Würde man zwei Mitnehmerstifte e, Fig. 276, in genau gleichem Ab-
stand von der Axe der Spitzen angreifen lassen, so würde die Spitze über-
haupt nicht von dem Druck des Mitnehmers beeinflusst werden, also nur
den auf sie fallenden Theil des Sticheldrucks R und des Werkstückgewichts
aufzunehmen haben. Es ist aber schwer zu erreichen, dass zwei an der
Mitnehmerscheibe feste Stifte genau gleichförmig an den Mitnehmer, oder
z. B. die Arme eines auf einem Dorn sitzenden Rades sich anlegen. Da
nun bei der Bearbeitung von Werkstücken, welche auf einen Dorn gesteckt
sind, solche Verhältnisse, wie Fig. 275 in Aussicht nimmt, häufig vor-
kommen, so sind Einrichtungen zweckmässig, vermöge welcher die beiden
Mitnehmerstifte e, Fig. 276, sich gleichmässig anlegen, ihre Drücke selbst-
thätig ausgleichen; sie heissen selbstausgleichende Mitnehmer.1) Ich
begnüge mich hier, einen derselben zu beschreiben. Es sitzen, nach

[Abbildung] Fig. 276.
[Abbildung] Fig. 277.
Fig. 277, die Mitnehmerstifte e nicht fest an der Mitnehmerscheibe b, sondern
an einem Ring a. Dieser Ring ist mit zwei Leisten behaftet, welche in
eine Nuth von b greifen und in dieser sich verschieben können. Diese
Leisten springen nach innen über den Ring a hervor, so dass sie hier unter
den an b festen Ring c greifen und durch diesen der Ring a am Herab-
fallen gehindert wird. Angenommen nun, der obere Stift e lege sich gegen
den Mitnehmer oder das Werkstück, der untere Stift aber nicht, so würden
beide Stifte e mit dem Ring a so lange sich gemeinsam verschieben, bis
beide Stifte mit gleicher Kraft sich anlegen.

4. Befestigung der Werkstücke auf Dornen.

In erster Linie werden Werkstücke unter Vermittlung von Dornen zu
dem Zwecke ein- oder aufgespannt, um eine Fläche zu bilden, die zur
vorhandenen Bohrung gleichaxig ist. Man verfolgt aber gleichzeitig, in
manchen Fällen sogar vorwiegend, den Zweck, das Werkstück unter den
Bedingungen fertig zu stellen, unter welchen es bei seinem späteren Ge-
brauch eine genau richtige Gestalt haben soll.

Eine Riemenrolle z. B. soll, auf ihrer Welle befestigt, genau rund
laufen. Dieses Ziel wird offenbar am einfachsten dadurch erzielt, dass
man die Riemenrolle erst fertig dreht, nachdem sie auf ihrer Welle be-

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 610, mit Abb.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0151" n="137"/><fw place="top" type="header">I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.</fw><lb/>
fläche sich bewegt, die Spitze also zeitweise in der gerade entgegengesetzten<lb/>
Richtung beeinflusst.</p><lb/>
              <p>Würde man zwei Mitnehmerstifte <hi rendition="#i">e</hi>, Fig. 276, in genau gleichem Ab-<lb/>
stand von der Axe der Spitzen angreifen lassen, so würde die Spitze über-<lb/>
haupt nicht von dem Druck des Mitnehmers beeinflusst werden, also nur<lb/>
den auf sie fallenden Theil des Sticheldrucks <hi rendition="#i">R</hi> und des Werkstückgewichts<lb/>
aufzunehmen haben. Es ist aber schwer zu erreichen, dass zwei an der<lb/>
Mitnehmerscheibe feste Stifte genau gleichförmig an den Mitnehmer, oder<lb/>
z. B. die Arme eines auf einem Dorn sitzenden Rades sich anlegen. Da<lb/>
nun bei der Bearbeitung von Werkstücken, welche auf einen Dorn gesteckt<lb/>
sind, solche Verhältnisse, wie Fig. 275 in Aussicht nimmt, häufig vor-<lb/>
kommen, so sind Einrichtungen zweckmässig, vermöge welcher die beiden<lb/>
Mitnehmerstifte <hi rendition="#i">e</hi>, Fig. 276, sich gleichmässig anlegen, ihre Drücke selbst-<lb/>
thätig ausgleichen; sie heissen <hi rendition="#g">selbstausgleichende Mitnehmer</hi>.<note place="foot" n="1)">Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 610, mit Abb.</note> Ich<lb/>
begnüge mich hier, einen derselben zu beschreiben. Es sitzen, nach<lb/><figure><head>Fig. 276.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 277.</head></figure><lb/>
Fig. 277, die Mitnehmerstifte <hi rendition="#i">e</hi> nicht fest an der Mitnehmerscheibe <hi rendition="#i">b</hi>, sondern<lb/>
an einem Ring <hi rendition="#i">a</hi>. Dieser Ring ist mit zwei Leisten behaftet, welche in<lb/>
eine Nuth von <hi rendition="#i">b</hi> greifen und in dieser sich verschieben können. Diese<lb/>
Leisten springen nach innen über den Ring <hi rendition="#i">a</hi> hervor, so dass sie hier unter<lb/>
den an <hi rendition="#i">b</hi> festen Ring <hi rendition="#i">c</hi> greifen und durch diesen der Ring <hi rendition="#i">a</hi> am Herab-<lb/>
fallen gehindert wird. Angenommen nun, der obere Stift <hi rendition="#i">e</hi> lege sich gegen<lb/>
den Mitnehmer oder das Werkstück, der untere Stift aber nicht, so würden<lb/>
beide Stifte <hi rendition="#i">e</hi> mit dem Ring <hi rendition="#i">a</hi> so lange sich gemeinsam verschieben, bis<lb/>
beide Stifte mit gleicher Kraft sich anlegen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">4. Befestigung der Werkstücke auf Dornen.</hi> </head><lb/>
              <p>In erster Linie werden Werkstücke unter Vermittlung von Dornen zu<lb/>
dem Zwecke ein- oder aufgespannt, um eine Fläche zu bilden, die zur<lb/>
vorhandenen Bohrung gleichaxig ist. Man verfolgt aber gleichzeitig, in<lb/>
manchen Fällen sogar vorwiegend, den Zweck, das Werkstück unter den<lb/>
Bedingungen fertig zu stellen, unter welchen es bei seinem späteren Ge-<lb/>
brauch eine genau richtige Gestalt haben soll.</p><lb/>
              <p>Eine Riemenrolle z. B. soll, auf ihrer Welle befestigt, genau rund<lb/>
laufen. Dieses Ziel wird offenbar am einfachsten dadurch erzielt, dass<lb/>
man die Riemenrolle erst fertig dreht, nachdem sie auf ihrer Welle be-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0151] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. fläche sich bewegt, die Spitze also zeitweise in der gerade entgegengesetzten Richtung beeinflusst. Würde man zwei Mitnehmerstifte e, Fig. 276, in genau gleichem Ab- stand von der Axe der Spitzen angreifen lassen, so würde die Spitze über- haupt nicht von dem Druck des Mitnehmers beeinflusst werden, also nur den auf sie fallenden Theil des Sticheldrucks R und des Werkstückgewichts aufzunehmen haben. Es ist aber schwer zu erreichen, dass zwei an der Mitnehmerscheibe feste Stifte genau gleichförmig an den Mitnehmer, oder z. B. die Arme eines auf einem Dorn sitzenden Rades sich anlegen. Da nun bei der Bearbeitung von Werkstücken, welche auf einen Dorn gesteckt sind, solche Verhältnisse, wie Fig. 275 in Aussicht nimmt, häufig vor- kommen, so sind Einrichtungen zweckmässig, vermöge welcher die beiden Mitnehmerstifte e, Fig. 276, sich gleichmässig anlegen, ihre Drücke selbst- thätig ausgleichen; sie heissen selbstausgleichende Mitnehmer. 1) Ich begnüge mich hier, einen derselben zu beschreiben. Es sitzen, nach [Abbildung Fig. 276.] [Abbildung Fig. 277.] Fig. 277, die Mitnehmerstifte e nicht fest an der Mitnehmerscheibe b, sondern an einem Ring a. Dieser Ring ist mit zwei Leisten behaftet, welche in eine Nuth von b greifen und in dieser sich verschieben können. Diese Leisten springen nach innen über den Ring a hervor, so dass sie hier unter den an b festen Ring c greifen und durch diesen der Ring a am Herab- fallen gehindert wird. Angenommen nun, der obere Stift e lege sich gegen den Mitnehmer oder das Werkstück, der untere Stift aber nicht, so würden beide Stifte e mit dem Ring a so lange sich gemeinsam verschieben, bis beide Stifte mit gleicher Kraft sich anlegen. 4. Befestigung der Werkstücke auf Dornen. In erster Linie werden Werkstücke unter Vermittlung von Dornen zu dem Zwecke ein- oder aufgespannt, um eine Fläche zu bilden, die zur vorhandenen Bohrung gleichaxig ist. Man verfolgt aber gleichzeitig, in manchen Fällen sogar vorwiegend, den Zweck, das Werkstück unter den Bedingungen fertig zu stellen, unter welchen es bei seinem späteren Ge- brauch eine genau richtige Gestalt haben soll. Eine Riemenrolle z. B. soll, auf ihrer Welle befestigt, genau rund laufen. Dieses Ziel wird offenbar am einfachsten dadurch erzielt, dass man die Riemenrolle erst fertig dreht, nachdem sie auf ihrer Welle be- 1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1898, S. 610, mit Abb.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/151
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/151>, abgerufen am 22.11.2024.