Mutterstück gegen die Patrone b, so dass diese c, d, e und den Stichel verschiebt.
Man sieht aus der Figur, dass sich die Drehbankspindel "verkehrt" dreht. Diese Drehrichtung wird für das Gewindeschneiden häufig gewählt, und zwar, um den Stichel da, wo das Gewinde beginnen soll, genau ansetzen und ihn am freien Ende des Werkstückes ohne Umstände auslaufen lassen zu können. Es legt sich zu diesem Zweck die Nabe des Armes e in der Anfangslage des Stichels gegen die einstellbare Anschlagschraube g.
Das Eindringen des Stichels in das Werkstück und damit den Durch- messer des letzteren begrenzt die Anschlagschraube f, deren Spitze auf eine feste Leiste trifft. Für gewöhnlich erfordert die Herstellung des Gewindes zwei oder mehrere Schnitte. Es ist daher das Mutterstück im Arm c elastisch nach- giebig angebracht, so dass es auch dann die Führung des Stichels über- nimmt, wenn letzterer noch nicht auf die volle Gewindetiefe schneidet. Der Arbeiter drückt demgemäss bei dem ersten Schnitt weniger stark auf den Handgriff des Hebels e, steigert den Druck bei dem folgenden Schnitt und drückt schliesslich den Hebel e so stark nieder, dass die Spitze der An- schlagschraube f auf der vorhin genannten Leiste gleitet.
Eine Schnur, welche über eine Rolle geführt ist und ein Gewicht trägt, führt den Stichel zurück, sobald das Mutterstück die Patrone b nicht mehr berührt; statt dieser belasteten Schnur wird oft zu gleichem Zweck eine Feder angebracht. Man lässt auch die Arme c und e durch ein Gegen- gewicht selbstthätig aufheben, sobald der Handdruck auf e aufhört, oder bedient sich hierfür einer Feder, welche gleichzeitig das Zurückschieben der Welle d bewirken kann.
Um eine andere Ganghöhe zu erzielen, muss eine andere Patrone b aufgesteckt werden. Das ist unbequem, wenn -- wie Fig. 771 angiebt -- b auf dem Schwanzende der Drehbankspindel steckt. Man steckt deshalb häufig das Mustergewinde auf eine von der Drehbankspindel durch Räder angetriebene Welle, so dass das Auswechseln der Mustergewinde rascher bewirkt werden kann.
Wenn man aber diesen Weg betritt, so liegt der weitere Schritt nahe: durch Aendern der Räderübersetzung mit ein und demselben Mustergewinde verschiedene Ganghöhen zu erzeugen. Dieses Verfahren wurde bereits vor rund 400 Jahren von Leonardo da Vinci angegeben,1) ferner wurde eine zu- gehörige Maschine im Jahre 1569 beschrieben.2) Es ist dieses Verfahren für lange Gewinde, wenn sie auf der Drehbank geschnitten werden, jetzt fast ausschliesslich im Gebrauch.
Das Mustergewinde enthält die vor oder innerhalb des Drehbankbettes gelagerte Leitspindel (vergl. S. 286), und die Räderübersetzung findet durch Wechselräder oder Stufenräder (S. 164 bis 166) statt.
S. 42 u. 43 ist die Art der auf einander folgenden Schnitte angegeben. Nach jedem Schnitt muss der Stichel zum Anfang des Gewindes zurück- kehren, um -- entsprechend verstellt -- einen neuen Schnitt beginnen zu können. Zu diesem Zweck ist der Stichel vom Werkstück abzuziehen, und zwar in geringem Grade, wenn man die Rückkehr durch einfaches Wenden der Antriebsrichtung herbeiführt, da alsdann der Stichel vor der vorher
1) Civilingenieur, 1893, Taf. 26, Fig. 102.
2) Des instruments mathematiques et mechaniques. Inventees par Jaques Besson. 1. Ausgabe 1569; 2. Ausgabe Lyons 1578.
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Mutterstück gegen die Patrone b, so dass diese c, d, e und den Stichel verschiebt.
Man sieht aus der Figur, dass sich die Drehbankspindel „verkehrt“ dreht. Diese Drehrichtung wird für das Gewindeschneiden häufig gewählt, und zwar, um den Stichel da, wo das Gewinde beginnen soll, genau ansetzen und ihn am freien Ende des Werkstückes ohne Umstände auslaufen lassen zu können. Es legt sich zu diesem Zweck die Nabe des Armes e in der Anfangslage des Stichels gegen die einstellbare Anschlagschraube g.
Das Eindringen des Stichels in das Werkstück und damit den Durch- messer des letzteren begrenzt die Anschlagschraube f, deren Spitze auf eine feste Leiste trifft. Für gewöhnlich erfordert die Herstellung des Gewindes zwei oder mehrere Schnitte. Es ist daher das Mutterstück im Arm c elastisch nach- giebig angebracht, so dass es auch dann die Führung des Stichels über- nimmt, wenn letzterer noch nicht auf die volle Gewindetiefe schneidet. Der Arbeiter drückt demgemäss bei dem ersten Schnitt weniger stark auf den Handgriff des Hebels e, steigert den Druck bei dem folgenden Schnitt und drückt schliesslich den Hebel e so stark nieder, dass die Spitze der An- schlagschraube f auf der vorhin genannten Leiste gleitet.
Eine Schnur, welche über eine Rolle geführt ist und ein Gewicht trägt, führt den Stichel zurück, sobald das Mutterstück die Patrone b nicht mehr berührt; statt dieser belasteten Schnur wird oft zu gleichem Zweck eine Feder angebracht. Man lässt auch die Arme c und e durch ein Gegen- gewicht selbstthätig aufheben, sobald der Handdruck auf e aufhört, oder bedient sich hierfür einer Feder, welche gleichzeitig das Zurückschieben der Welle d bewirken kann.
Um eine andere Ganghöhe zu erzielen, muss eine andere Patrone b aufgesteckt werden. Das ist unbequem, wenn — wie Fig. 771 angiebt — b auf dem Schwanzende der Drehbankspindel steckt. Man steckt deshalb häufig das Mustergewinde auf eine von der Drehbankspindel durch Räder angetriebene Welle, so dass das Auswechseln der Mustergewinde rascher bewirkt werden kann.
Wenn man aber diesen Weg betritt, so liegt der weitere Schritt nahe: durch Aendern der Räderübersetzung mit ein und demselben Mustergewinde verschiedene Ganghöhen zu erzeugen. Dieses Verfahren wurde bereits vor rund 400 Jahren von Leonardo da Vinci angegeben,1) ferner wurde eine zu- gehörige Maschine im Jahre 1569 beschrieben.2) Es ist dieses Verfahren für lange Gewinde, wenn sie auf der Drehbank geschnitten werden, jetzt fast ausschliesslich im Gebrauch.
Das Mustergewinde enthält die vor oder innerhalb des Drehbankbettes gelagerte Leitspindel (vergl. S. 286), und die Räderübersetzung findet durch Wechselräder oder Stufenräder (S. 164 bis 166) statt.
S. 42 u. 43 ist die Art der auf einander folgenden Schnitte angegeben. Nach jedem Schnitt muss der Stichel zum Anfang des Gewindes zurück- kehren, um — entsprechend verstellt — einen neuen Schnitt beginnen zu können. Zu diesem Zweck ist der Stichel vom Werkstück abzuziehen, und zwar in geringem Grade, wenn man die Rückkehr durch einfaches Wenden der Antriebsrichtung herbeiführt, da alsdann der Stichel vor der vorher
1) Civilingenieur, 1893, Taf. 26, Fig. 102.
2) Des instruments mathématiques et mechaniques. Inventées par Jaques Besson. 1. Ausgabe 1569; 2. Ausgabe Lyons 1578.
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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Mutterstück gegen die Patrone b, so dass diese c, d, e und den Stichel
verschiebt.
Man sieht aus der Figur, dass sich die Drehbankspindel „verkehrt“
dreht. Diese Drehrichtung wird für das Gewindeschneiden häufig gewählt,
und zwar, um den Stichel da, wo das Gewinde beginnen soll, genau ansetzen
und ihn am freien Ende des Werkstückes ohne Umstände auslaufen lassen
zu können. Es legt sich zu diesem Zweck die Nabe des Armes e in der
Anfangslage des Stichels gegen die einstellbare Anschlagschraube g.
Das Eindringen des Stichels in das Werkstück und damit den Durch-
messer des letzteren begrenzt die Anschlagschraube f, deren Spitze auf eine
feste Leiste trifft. Für gewöhnlich erfordert die Herstellung des Gewindes zwei
oder mehrere Schnitte. Es ist daher das Mutterstück im Arm c elastisch nach-
giebig angebracht, so dass es auch dann die Führung des Stichels über-
nimmt, wenn letzterer noch nicht auf die volle Gewindetiefe schneidet. Der
Arbeiter drückt demgemäss bei dem ersten Schnitt weniger stark auf den
Handgriff des Hebels e, steigert den Druck bei dem folgenden Schnitt und
drückt schliesslich den Hebel e so stark nieder, dass die Spitze der An-
schlagschraube f auf der vorhin genannten Leiste gleitet.
Eine Schnur, welche über eine Rolle geführt ist und ein Gewicht trägt,
führt den Stichel zurück, sobald das Mutterstück die Patrone b nicht mehr
berührt; statt dieser belasteten Schnur wird oft zu gleichem Zweck eine
Feder angebracht. Man lässt auch die Arme c und e durch ein Gegen-
gewicht selbstthätig aufheben, sobald der Handdruck auf e aufhört, oder
bedient sich hierfür einer Feder, welche gleichzeitig das Zurückschieben
der Welle d bewirken kann.
Um eine andere Ganghöhe zu erzielen, muss eine andere Patrone b
aufgesteckt werden. Das ist unbequem, wenn — wie Fig. 771 angiebt —
b auf dem Schwanzende der Drehbankspindel steckt. Man steckt deshalb
häufig das Mustergewinde auf eine von der Drehbankspindel durch Räder
angetriebene Welle, so dass das Auswechseln der Mustergewinde rascher
bewirkt werden kann.
Wenn man aber diesen Weg betritt, so liegt der weitere Schritt nahe:
durch Aendern der Räderübersetzung mit ein und demselben Mustergewinde
verschiedene Ganghöhen zu erzeugen. Dieses Verfahren wurde bereits vor
rund 400 Jahren von Leonardo da Vinci angegeben, 1) ferner wurde eine zu-
gehörige Maschine im Jahre 1569 beschrieben. 2) Es ist dieses Verfahren
für lange Gewinde, wenn sie auf der Drehbank geschnitten werden, jetzt
fast ausschliesslich im Gebrauch.
Das Mustergewinde enthält die vor oder innerhalb des Drehbankbettes
gelagerte Leitspindel (vergl. S. 286), und die Räderübersetzung findet durch
Wechselräder oder Stufenräder (S. 164 bis 166) statt.
S. 42 u. 43 ist die Art der auf einander folgenden Schnitte angegeben.
Nach jedem Schnitt muss der Stichel zum Anfang des Gewindes zurück-
kehren, um — entsprechend verstellt — einen neuen Schnitt beginnen zu
können. Zu diesem Zweck ist der Stichel vom Werkstück abzuziehen, und
zwar in geringem Grade, wenn man die Rückkehr durch einfaches Wenden
der Antriebsrichtung herbeiführt, da alsdann der Stichel vor der vorher
1) Civilingenieur, 1893, Taf. 26, Fig. 102.
2) Des instruments mathématiques et mechaniques. Inventées par Jaques Besson.
1. Ausgabe 1569; 2. Ausgabe Lyons 1578.
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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