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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
B. Zu überwindende Widerstände, Grösse der Hammerbahnen und
der aufzuwendenden Arbeit.

Die Umgestaltung der Metalle auf Grund deren Bildsamkeit erfordert
fast immer grosse Kräfte. So lange nur die Menschenkraft in Frage kam,
benutzte man für den vorliegenden Zweck, um diese entsprechend zu ver-
grössern, als Kraftübersetzer eine Masse, welche längs eines grösseren
Weges unter dem Einflusse der geringen Menschenkraft eine solche Be-
schleunigung erfährt, dass sie längs eines kleinen Weges einen grossen
Widerstand zu überwinden vermag. Die Masse wird mit einem Stiel oder
Helm versehen, um den Weg, längs dessen die Aufspeicherung der Arbeit
stattfindet, recht gross zu machen. Dieses Hammer genannte Werkzeug
ist als Handwerkzeug bekanntlich allgemein im Gebrauch; es ist einer der
gebräuchlichsten Uebersetzer der Menschenkraft.

Der Hammer wirkt längs kleinen Weges auf das Werkstück, seine
Wirkung erfolgt aber auch innerhalb sehr kurzer Zeit. Es wurde beobachtet,1)
dass die Berührungsdauer zwischen der Hammerbahn und der Ambossfläche
-- wenn also zwischen beiden sich kein Werkstück befand -- bei 76 mm
sekundlicher Geschwindigkeit des auftreffenden Hammers nur 0,0003 Sekunden,
bei 3,73 bis 4,57 m sekundlicher Geschwindigkeit aber nur 0,00008 Sekunden
betrug. Ein Werkstück, dessen Härte derjenigen des Amboss gleicht, wird
eben so kurze Zeit von dem Hammer berührt werden wie der nackte
Amboss, ein weicheres längere Zeit. Wäre diese Zeit 50 mal so gross und
betrüge die Eindringung des Hammers nur 5 mm, so würde -- bei 4 m
Geschwindigkeit des auftreffenden Hammers -- die mittlere sekundliche
Eindringungsgeschwindigkeit etwa 1,250 m betragen. Daraus folgt ohne
weiteres, dass der Widerstand, dem der Hammer begegnet, viel grösser
sein muss, als die Festigkeit des Werkstücks beträgt.

Die einzige mir bekannte genauere Beobachtung2) dieses Widerstandes
bestätigt das.

Clarinval verwendete für seine Versuche einen sogenannten Daumen-
hammer, bei welchem der Bär, d. i. der zum Aufspeichern der Arbeit
dienende Eisenblock in lothrechten Bahnen geführt wurde. Er berechnete
die aufgespeicherte Arbeit aus der Fallhöhe h und dem Bärgewicht G und
mass die Eindringungstiefe, welche eine Zahl von Schlägen hervorbrachte.
Aus den Versuchen geht hervor, dass der Widerstand k für 1 qmm Fläche

bei sehr heissem Schmiedeeisen rund 16 kg,
bei kirschroth heissem Schmiedeeisen " 30 "

betrug.

Es ist das für die Versuche benutzte Eisen als Schweisseisen be-
zeichnet; man kann deshalb annehmen, dass der Widerstand rund das
10 fache dessen, was man Festigkeit zu nennen pflegt, betrug.

Es lassen sich die Zahlen für die Berechnung der Hammerbahn-
grössen benutzen, wenn der Betrag der aufgespeicherten Arbeit bekannt
ist, und umgekehrt; ebenso für die Grösse der aufzuspeichernden Arbeit,

1) Dingl. polyt. Journ. 1885, Bd. 257, S. 263.
2) Clarinval, Annales des Mines, 5. Reihe, Bd. XVII, 1 Lieferung von 1860. Aus-
züglich: Civilingenieur 1861, S. 87, mit Abb.
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
B. Zu überwindende Widerstände, Grösse der Hammerbahnen und
der aufzuwendenden Arbeit.

Die Umgestaltung der Metalle auf Grund deren Bildsamkeit erfordert
fast immer grosse Kräfte. So lange nur die Menschenkraft in Frage kam,
benutzte man für den vorliegenden Zweck, um diese entsprechend zu ver-
grössern, als Kraftübersetzer eine Masse, welche längs eines grösseren
Weges unter dem Einflusse der geringen Menschenkraft eine solche Be-
schleunigung erfährt, dass sie längs eines kleinen Weges einen grossen
Widerstand zu überwinden vermag. Die Masse wird mit einem Stiel oder
Helm versehen, um den Weg, längs dessen die Aufspeicherung der Arbeit
stattfindet, recht gross zu machen. Dieses Hammer genannte Werkzeug
ist als Handwerkzeug bekanntlich allgemein im Gebrauch; es ist einer der
gebräuchlichsten Uebersetzer der Menschenkraft.

Der Hammer wirkt längs kleinen Weges auf das Werkstück, seine
Wirkung erfolgt aber auch innerhalb sehr kurzer Zeit. Es wurde beobachtet,1)
dass die Berührungsdauer zwischen der Hammerbahn und der Ambossfläche
— wenn also zwischen beiden sich kein Werkstück befand — bei 76 mm
sekundlicher Geschwindigkeit des auftreffenden Hammers nur 0,0003 Sekunden,
bei 3,73 bis 4,57 m sekundlicher Geschwindigkeit aber nur 0,00008 Sekunden
betrug. Ein Werkstück, dessen Härte derjenigen des Amboss gleicht, wird
eben so kurze Zeit von dem Hammer berührt werden wie der nackte
Amboss, ein weicheres längere Zeit. Wäre diese Zeit 50 mal so gross und
betrüge die Eindringung des Hammers nur 5 mm, so würde — bei 4 m
Geschwindigkeit des auftreffenden Hammers — die mittlere sekundliche
Eindringungsgeschwindigkeit etwa 1,250 m betragen. Daraus folgt ohne
weiteres, dass der Widerstand, dem der Hammer begegnet, viel grösser
sein muss, als die Festigkeit des Werkstücks beträgt.

Die einzige mir bekannte genauere Beobachtung2) dieses Widerstandes
bestätigt das.

Clarinval verwendete für seine Versuche einen sogenannten Daumen-
hammer, bei welchem der Bär, d. i. der zum Aufspeichern der Arbeit
dienende Eisenblock in lothrechten Bahnen geführt wurde. Er berechnete
die aufgespeicherte Arbeit aus der Fallhöhe h und dem Bärgewicht G und
mass die Eindringungstiefe, welche eine Zahl von Schlägen hervorbrachte.
Aus den Versuchen geht hervor, dass der Widerstand k für 1 qmm Fläche

bei sehr heissem Schmiedeeisen rund 16 kg,
bei kirschroth heissem Schmiedeeisen „ 30 „

betrug.

Es ist das für die Versuche benutzte Eisen als Schweisseisen be-
zeichnet; man kann deshalb annehmen, dass der Widerstand rund das
10 fache dessen, was man Festigkeit zu nennen pflegt, betrug.

Es lassen sich die Zahlen für die Berechnung der Hammerbahn-
grössen benutzen, wenn der Betrag der aufgespeicherten Arbeit bekannt
ist, und umgekehrt; ebenso für die Grösse der aufzuspeichernden Arbeit,

1) Dingl. polyt. Journ. 1885, Bd. 257, S. 263.
2) Clarinval, Annales des Mines, 5. Reihe, Bd. XVII, 1 Lieferung von 1860. Aus-
züglich: Civilingenieur 1861, S. 87, mit Abb.
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[546/0564] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. B. Zu überwindende Widerstände, Grösse der Hammerbahnen und der aufzuwendenden Arbeit. Die Umgestaltung der Metalle auf Grund deren Bildsamkeit erfordert fast immer grosse Kräfte. So lange nur die Menschenkraft in Frage kam, benutzte man für den vorliegenden Zweck, um diese entsprechend zu ver- grössern, als Kraftübersetzer eine Masse, welche längs eines grösseren Weges unter dem Einflusse der geringen Menschenkraft eine solche Be- schleunigung erfährt, dass sie längs eines kleinen Weges einen grossen Widerstand zu überwinden vermag. Die Masse wird mit einem Stiel oder Helm versehen, um den Weg, längs dessen die Aufspeicherung der Arbeit stattfindet, recht gross zu machen. Dieses Hammer genannte Werkzeug ist als Handwerkzeug bekanntlich allgemein im Gebrauch; es ist einer der gebräuchlichsten Uebersetzer der Menschenkraft. Der Hammer wirkt längs kleinen Weges auf das Werkstück, seine Wirkung erfolgt aber auch innerhalb sehr kurzer Zeit. Es wurde beobachtet, 1) dass die Berührungsdauer zwischen der Hammerbahn und der Ambossfläche — wenn also zwischen beiden sich kein Werkstück befand — bei 76 mm sekundlicher Geschwindigkeit des auftreffenden Hammers nur 0,0003 Sekunden, bei 3,73 bis 4,57 m sekundlicher Geschwindigkeit aber nur 0,00008 Sekunden betrug. Ein Werkstück, dessen Härte derjenigen des Amboss gleicht, wird eben so kurze Zeit von dem Hammer berührt werden wie der nackte Amboss, ein weicheres längere Zeit. Wäre diese Zeit 50 mal so gross und betrüge die Eindringung des Hammers nur 5 mm, so würde — bei 4 m Geschwindigkeit des auftreffenden Hammers — die mittlere sekundliche Eindringungsgeschwindigkeit etwa 1,250 m betragen. Daraus folgt ohne weiteres, dass der Widerstand, dem der Hammer begegnet, viel grösser sein muss, als die Festigkeit des Werkstücks beträgt. Die einzige mir bekannte genauere Beobachtung 2) dieses Widerstandes bestätigt das. Clarinval verwendete für seine Versuche einen sogenannten Daumen- hammer, bei welchem der Bär, d. i. der zum Aufspeichern der Arbeit dienende Eisenblock in lothrechten Bahnen geführt wurde. Er berechnete die aufgespeicherte Arbeit aus der Fallhöhe h und dem Bärgewicht G und mass die Eindringungstiefe, welche eine Zahl von Schlägen hervorbrachte. Aus den Versuchen geht hervor, dass der Widerstand k für 1 qmm Fläche bei sehr heissem Schmiedeeisen rund 16 kg, bei kirschroth heissem Schmiedeeisen „ 30 „ betrug. Es ist das für die Versuche benutzte Eisen als Schweisseisen be- zeichnet; man kann deshalb annehmen, dass der Widerstand rund das 10 fache dessen, was man Festigkeit zu nennen pflegt, betrug. Es lassen sich die Zahlen für die Berechnung der Hammerbahn- grössen benutzen, wenn der Betrag der aufgespeicherten Arbeit bekannt ist, und umgekehrt; ebenso für die Grösse der aufzuspeichernden Arbeit, 1) Dingl. polyt. Journ. 1885, Bd. 257, S. 263. 2) Clarinval, Annales des Mines, 5. Reihe, Bd. XVII, 1 Lieferung von 1860. Aus- züglich: Civilingenieur 1861, S. 87, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/564>, abgerufen am 22.11.2024.