Dieses Verfahren ist umständlich. Steht eine Drehbank zur Verfügung, deren Bett und Spitzen an sich und in Bezug auf ihre gegensätzliche Lage als hinreichend genau bekannt sind, so lässt sich die Dicke und die Ver- theilung derselben um die Axe mittels Fühlhebels zu gleicher Zeit be- obachten, indem man den Fühlhebel am Drehbankschlitten befestigt und mit diesem an dem kreisenden Werkstück entlang führt. Ein einfacher Fühlhebel, wie ihn Fig. 109 andeutet, ist als No. 1 bereits 1831 für die technologische Sammlung der Hannoverschen technischen Hochschule be- schafft, einen handlicheren findet man in unten verzeichneter Quelle be- schrieben. 1) Sehr feinfühlig sind die Fühlhebel, bei welchen der Ausschlag von h, Fig. 109, durch eine Wasserwage angegeben wird; sie leiden aber an dem Uebelstand, dass das Werkstück sich sehr langsam drehen muss, weil anderenfalls durch die Masse der Wasserwage störende Erschütte- rungen verursacht werden.
Für die Prüfung ebener Flächen auf ihre Genauigkeit ist die Richt- platte das geeignetste Werkzeug. Es darf das allerdings keine solche sein, deren Genauigkeit nur auf derjenigen der Hobelmaschine, welche sie erzeugte, beruht, sondern eine wirklich genaue Platte. 2) Ist die Richtplatte grösser oder doch etwa ebenso gross wie die auf ihre Ebenheit zu prüfende Fläche, so ist das anzuwendende Verfahren einfach; man bestreift die Platte sehr dünn mit einer ganz fein abgeriebenen Farbe und führt sie in leichten
[Abbildung]
Fig. 110.
Zügen über die zu prüfende Fläche hinweg. Sie bezeichnet dabei die- jenigen Stellen, welche der Nacharbeit durch Schaben bedürfen. Hiernach wird die Richtplatte abermals über das Werkstück geschoben und nach Bedarf wieder geschabt, bis schliesslich die gleichförmige Färbung der Werkstückfläche bekundet, dass sie sich mit der Richtplattenfläche deckt.
Steht nur eine kleinere Richtplatte zur Verfügung, so prüft und be- richtigt man zunächst einen Theil der Werkstückfläche, welcher der Richt- plattengrösse entspricht, und schreitet von dem so genau gewordenen Flächentheil ausgehend schrittweise vor. Beispielsweise soll die obere ebene Fläche des Drehbankbettes a, Fig. 110, auf diesem Wege genau gemacht werden, und zwar mit Hilfe der kurzen Richtplatte b. Man kann zunächst das eine Ende des Drehbankbettes auf die Länge von b vornehmen. Nach- dem der Theil in vorhin angegebener Weise vollendet ist, legt man die Richtplatte zur Hälfte auf das jetzt in Angriff zu nehmende Flächenstück und schabt an diesem so lange, bis es mit dem ersten Stück genau im Einklang steht u. s. w. Dabei kann vorkommen, dass die Richtplatte auf den folgenden Theilen überhaupt nicht verzeichnet, aber auch, dass von diesen mehr abgenommen werden soll als durch Schaben möglich ist, mit
1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 20, mit Abb.
2) Vergl. Herm. Fischer, Allgemeine Grundsätze und Mittel des mechanischen Auf- bereitens. Leipzig 1888, S. 676.
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Dieses Verfahren ist umständlich. Steht eine Drehbank zur Verfügung, deren Bett und Spitzen an sich und in Bezug auf ihre gegensätzliche Lage als hinreichend genau bekannt sind, so lässt sich die Dicke und die Ver- theilung derselben um die Axe mittels Fühlhebels zu gleicher Zeit be- obachten, indem man den Fühlhebel am Drehbankschlitten befestigt und mit diesem an dem kreisenden Werkstück entlang führt. Ein einfacher Fühlhebel, wie ihn Fig. 109 andeutet, ist als No. 1 bereits 1831 für die technologische Sammlung der Hannoverschen technischen Hochschule be- schafft, einen handlicheren findet man in unten verzeichneter Quelle be- schrieben. 1) Sehr feinfühlig sind die Fühlhebel, bei welchen der Ausschlag von h, Fig. 109, durch eine Wasserwage angegeben wird; sie leiden aber an dem Uebelstand, dass das Werkstück sich sehr langsam drehen muss, weil anderenfalls durch die Masse der Wasserwage störende Erschütte- rungen verursacht werden.
Für die Prüfung ebener Flächen auf ihre Genauigkeit ist die Richt- platte das geeignetste Werkzeug. Es darf das allerdings keine solche sein, deren Genauigkeit nur auf derjenigen der Hobelmaschine, welche sie erzeugte, beruht, sondern eine wirklich genaue Platte. 2) Ist die Richtplatte grösser oder doch etwa ebenso gross wie die auf ihre Ebenheit zu prüfende Fläche, so ist das anzuwendende Verfahren einfach; man bestreift die Platte sehr dünn mit einer ganz fein abgeriebenen Farbe und führt sie in leichten
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Fig. 110.
Zügen über die zu prüfende Fläche hinweg. Sie bezeichnet dabei die- jenigen Stellen, welche der Nacharbeit durch Schaben bedürfen. Hiernach wird die Richtplatte abermals über das Werkstück geschoben und nach Bedarf wieder geschabt, bis schliesslich die gleichförmige Färbung der Werkstückfläche bekundet, dass sie sich mit der Richtplattenfläche deckt.
Steht nur eine kleinere Richtplatte zur Verfügung, so prüft und be- richtigt man zunächst einen Theil der Werkstückfläche, welcher der Richt- plattengrösse entspricht, und schreitet von dem so genau gewordenen Flächentheil ausgehend schrittweise vor. Beispielsweise soll die obere ebene Fläche des Drehbankbettes a, Fig. 110, auf diesem Wege genau gemacht werden, und zwar mit Hilfe der kurzen Richtplatte b. Man kann zunächst das eine Ende des Drehbankbettes auf die Länge von b vornehmen. Nach- dem der Theil in vorhin angegebener Weise vollendet ist, legt man die Richtplatte zur Hälfte auf das jetzt in Angriff zu nehmende Flächenstück und schabt an diesem so lange, bis es mit dem ersten Stück genau im Einklang steht u. s. w. Dabei kann vorkommen, dass die Richtplatte auf den folgenden Theilen überhaupt nicht verzeichnet, aber auch, dass von diesen mehr abgenommen werden soll als durch Schaben möglich ist, mit
1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 20, mit Abb.
2) Vergl. Herm. Fischer, Allgemeine Grundsätze und Mittel des mechanischen Auf- bereitens. Leipzig 1888, S. 676.
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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Dieses Verfahren ist umständlich. Steht eine Drehbank zur Verfügung,
deren Bett und Spitzen an sich und in Bezug auf ihre gegensätzliche Lage
als hinreichend genau bekannt sind, so lässt sich die Dicke und die Ver-
theilung derselben um die Axe mittels Fühlhebels zu gleicher Zeit be-
obachten, indem man den Fühlhebel am Drehbankschlitten befestigt und
mit diesem an dem kreisenden Werkstück entlang führt. Ein einfacher
Fühlhebel, wie ihn Fig. 109 andeutet, ist als No. 1 bereits 1831 für die
technologische Sammlung der Hannoverschen technischen Hochschule be-
schafft, einen handlicheren findet man in unten verzeichneter Quelle be-
schrieben. 1) Sehr feinfühlig sind die Fühlhebel, bei welchen der Ausschlag
von h, Fig. 109, durch eine Wasserwage angegeben wird; sie leiden aber
an dem Uebelstand, dass das Werkstück sich sehr langsam drehen muss,
weil anderenfalls durch die Masse der Wasserwage störende Erschütte-
rungen verursacht werden.
Für die Prüfung ebener Flächen auf ihre Genauigkeit ist die Richt-
platte das geeignetste Werkzeug. Es darf das allerdings keine solche
sein, deren Genauigkeit nur auf derjenigen der Hobelmaschine, welche sie
erzeugte, beruht, sondern eine wirklich genaue Platte. 2) Ist die Richtplatte
grösser oder doch etwa ebenso gross wie die auf ihre Ebenheit zu prüfende
Fläche, so ist das anzuwendende Verfahren einfach; man bestreift die Platte
sehr dünn mit einer ganz fein abgeriebenen Farbe und führt sie in leichten
[Abbildung Fig. 110.]
Zügen über die zu prüfende Fläche hinweg. Sie bezeichnet dabei die-
jenigen Stellen, welche der Nacharbeit durch Schaben bedürfen. Hiernach
wird die Richtplatte abermals über das Werkstück geschoben und nach
Bedarf wieder geschabt, bis schliesslich die gleichförmige Färbung der
Werkstückfläche bekundet, dass sie sich mit der Richtplattenfläche deckt.
Steht nur eine kleinere Richtplatte zur Verfügung, so prüft und be-
richtigt man zunächst einen Theil der Werkstückfläche, welcher der Richt-
plattengrösse entspricht, und schreitet von dem so genau gewordenen
Flächentheil ausgehend schrittweise vor. Beispielsweise soll die obere ebene
Fläche des Drehbankbettes a, Fig. 110, auf diesem Wege genau gemacht
werden, und zwar mit Hilfe der kurzen Richtplatte b. Man kann zunächst
das eine Ende des Drehbankbettes auf die Länge von b vornehmen. Nach-
dem der Theil in vorhin angegebener Weise vollendet ist, legt man die
Richtplatte zur Hälfte auf das jetzt in Angriff zu nehmende Flächenstück
und schabt an diesem so lange, bis es mit dem ersten Stück genau im
Einklang steht u. s. w. Dabei kann vorkommen, dass die Richtplatte auf
den folgenden Theilen überhaupt nicht verzeichnet, aber auch, dass von
diesen mehr abgenommen werden soll als durch Schaben möglich ist, mit
1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1897, S. 20, mit Abb.
2) Vergl. Herm. Fischer, Allgemeine Grundsätze und Mittel des mechanischen Auf-
bereitens. Leipzig 1888, S. 676.
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/74>, abgerufen am 28.11.2024.
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