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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
an sich keine besonders genaue Lagerung nöthig hat, aber wegen ihrer
Kürze vor zu grossem Lockerwerden ihrer Lagerung geschützt werden
muss. Hierfür eignet sich die Anordnung, welche Fig. 144 versinnlicht.
Die Mitte der angetriebenen Welle, z. B. der Bohrspindel, befinde sich bei o.
Ein an ihr verschiebbares, besonders gelagertes Kegelrad greift in b, welches
mit seiner Welle aus einem Stück gefertigt ist. Auf der Welle von b ver-
schiebbar steckt das Kegelrad c, welches mit dem an d verschiebbaren
Rade e im Eingriff steht. Es sind nun die Naben von b und c mit einer
Verjüngung von 1 : 1 1/2 kegelförmig gestaltet und werden durch an der
Welle von b angebrachte Muttern in die doppeltkegelförmige Bohrung des
Lagerkörpers a gedrückt.

Das in diesem Beispiel auftretende Verfahren, dem Kegel gleichzeitig
die in der Axenrichtung und die winkelrecht zu dieser auftretenden
Drücke aufzuhalsen, kommt in voller Reinheit zum Ausdruck bei der alten
"Spitzen"-Lagerung. Fig. 145 zeigt dieselbe so, wie sie nicht gemacht
werden soll: da an der eigentlichen Spitze des kegelförmigen Zapfens ein

[Abbildung] Fig. 144.
[Abbildung] Fig. 145.
[Abbildung] Fig. 146.
Abschleifen nicht stattfinden kann, so muss nach einiger Abnutzung der
einander gegenüber liegenden Kegelflächen die Kegelspitze abbrechen, wo-
durch unliebsame Verwerfungen herbeigeführt werden. Richtig, und des-
halb auch gebräuchlicher ist, nach Fig. 146, den Hohlkegel an ein tieferes
Loch sich anschliessen zu lassen, so dass die Spitze des Vollkegels über-
haupt nicht zum Anliegen kommt. Wird der Hohlkegel wiederholt als
Lager verwendet -- z. B. bei Drehdornen -- so lässt man in das erwähnte
Loch eine Bohrung münden, welche der Zuführung des Schmiermittels dient.
Eine einigermassen gleichförmige Abnutzung des Hohlkegels ist, wie leicht
zu erkennen, nur dann zu erwarten, wenn seine Endfläche a a winkelrecht
zur Axe liegt. Man findet den Spitzenwinkel des Kegels häufig 90° gross
gewählt, also die Verjüngung zu 1 : 2. Da jedoch die Kräfte, welche
winkelrecht zur Drehaxe wirken, häufig erheblich grösser sind als die zur
Axe gleichlaufenden, so wird neuerdings vorgezogen, die Spitze schlanker
zu machen, den Spitzenwinkel bis zu 60°, die Verjüngung bis zu 1 : 1,5 zu
wählen.

Lässt der verfügbare Raum die Unterbringung zweier Lager in solcher
Entfernung, wie die durch die Axe gehenden Drehkräfte erfordern, nicht
zu, so verwendet man als Führung eine kurze Kegelfläche grossen Durch-

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
an sich keine besonders genaue Lagerung nöthig hat, aber wegen ihrer
Kürze vor zu grossem Lockerwerden ihrer Lagerung geschützt werden
muss. Hierfür eignet sich die Anordnung, welche Fig. 144 versinnlicht.
Die Mitte der angetriebenen Welle, z. B. der Bohrspindel, befinde sich bei o.
Ein an ihr verschiebbares, besonders gelagertes Kegelrad greift in b, welches
mit seiner Welle aus einem Stück gefertigt ist. Auf der Welle von b ver-
schiebbar steckt das Kegelrad c, welches mit dem an d verschiebbaren
Rade e im Eingriff steht. Es sind nun die Naben von b und c mit einer
Verjüngung von 1 : 1 ½ kegelförmig gestaltet und werden durch an der
Welle von b angebrachte Muttern in die doppeltkegelförmige Bohrung des
Lagerkörpers a gedrückt.

Das in diesem Beispiel auftretende Verfahren, dem Kegel gleichzeitig
die in der Axenrichtung und die winkelrecht zu dieser auftretenden
Drücke aufzuhalsen, kommt in voller Reinheit zum Ausdruck bei der alten
„Spitzen“-Lagerung. Fig. 145 zeigt dieselbe so, wie sie nicht gemacht
werden soll: da an der eigentlichen Spitze des kegelförmigen Zapfens ein

[Abbildung] Fig. 144.
[Abbildung] Fig. 145.
[Abbildung] Fig. 146.
Abschleifen nicht stattfinden kann, so muss nach einiger Abnutzung der
einander gegenüber liegenden Kegelflächen die Kegelspitze abbrechen, wo-
durch unliebsame Verwerfungen herbeigeführt werden. Richtig, und des-
halb auch gebräuchlicher ist, nach Fig. 146, den Hohlkegel an ein tieferes
Loch sich anschliessen zu lassen, so dass die Spitze des Vollkegels über-
haupt nicht zum Anliegen kommt. Wird der Hohlkegel wiederholt als
Lager verwendet — z. B. bei Drehdornen — so lässt man in das erwähnte
Loch eine Bohrung münden, welche der Zuführung des Schmiermittels dient.
Eine einigermassen gleichförmige Abnutzung des Hohlkegels ist, wie leicht
zu erkennen, nur dann zu erwarten, wenn seine Endfläche a a winkelrecht
zur Axe liegt. Man findet den Spitzenwinkel des Kegels häufig 90° gross
gewählt, also die Verjüngung zu 1 : 2. Da jedoch die Kräfte, welche
winkelrecht zur Drehaxe wirken, häufig erheblich grösser sind als die zur
Axe gleichlaufenden, so wird neuerdings vorgezogen, die Spitze schlanker
zu machen, den Spitzenwinkel bis zu 60°, die Verjüngung bis zu 1 : 1,5 zu
wählen.

Lässt der verfügbare Raum die Unterbringung zweier Lager in solcher
Entfernung, wie die durch die Axe gehenden Drehkräfte erfordern, nicht
zu, so verwendet man als Führung eine kurze Kegelfläche grossen Durch-

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[80/0094] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. an sich keine besonders genaue Lagerung nöthig hat, aber wegen ihrer Kürze vor zu grossem Lockerwerden ihrer Lagerung geschützt werden muss. Hierfür eignet sich die Anordnung, welche Fig. 144 versinnlicht. Die Mitte der angetriebenen Welle, z. B. der Bohrspindel, befinde sich bei o. Ein an ihr verschiebbares, besonders gelagertes Kegelrad greift in b, welches mit seiner Welle aus einem Stück gefertigt ist. Auf der Welle von b ver- schiebbar steckt das Kegelrad c, welches mit dem an d verschiebbaren Rade e im Eingriff steht. Es sind nun die Naben von b und c mit einer Verjüngung von 1 : 1 ½ kegelförmig gestaltet und werden durch an der Welle von b angebrachte Muttern in die doppeltkegelförmige Bohrung des Lagerkörpers a gedrückt. Das in diesem Beispiel auftretende Verfahren, dem Kegel gleichzeitig die in der Axenrichtung und die winkelrecht zu dieser auftretenden Drücke aufzuhalsen, kommt in voller Reinheit zum Ausdruck bei der alten „Spitzen“-Lagerung. Fig. 145 zeigt dieselbe so, wie sie nicht gemacht werden soll: da an der eigentlichen Spitze des kegelförmigen Zapfens ein [Abbildung Fig. 144.] [Abbildung Fig. 145.] [Abbildung Fig. 146.] Abschleifen nicht stattfinden kann, so muss nach einiger Abnutzung der einander gegenüber liegenden Kegelflächen die Kegelspitze abbrechen, wo- durch unliebsame Verwerfungen herbeigeführt werden. Richtig, und des- halb auch gebräuchlicher ist, nach Fig. 146, den Hohlkegel an ein tieferes Loch sich anschliessen zu lassen, so dass die Spitze des Vollkegels über- haupt nicht zum Anliegen kommt. Wird der Hohlkegel wiederholt als Lager verwendet — z. B. bei Drehdornen — so lässt man in das erwähnte Loch eine Bohrung münden, welche der Zuführung des Schmiermittels dient. Eine einigermassen gleichförmige Abnutzung des Hohlkegels ist, wie leicht zu erkennen, nur dann zu erwarten, wenn seine Endfläche a a winkelrecht zur Axe liegt. Man findet den Spitzenwinkel des Kegels häufig 90° gross gewählt, also die Verjüngung zu 1 : 2. Da jedoch die Kräfte, welche winkelrecht zur Drehaxe wirken, häufig erheblich grösser sind als die zur Axe gleichlaufenden, so wird neuerdings vorgezogen, die Spitze schlanker zu machen, den Spitzenwinkel bis zu 60°, die Verjüngung bis zu 1 : 1,5 zu wählen. Lässt der verfügbare Raum die Unterbringung zweier Lager in solcher Entfernung, wie die durch die Axe gehenden Drehkräfte erfordern, nicht zu, so verwendet man als Führung eine kurze Kegelfläche grossen Durch-

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/94>, abgerufen am 30.11.2024.