Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Erden. [Spaltenumbruch]
richten Oertern, und schreibet Plinius,daß vor alten Zeiten die Heyden ihre Schilder von Weyden geflochten haben, woraus heut zu Tage Körbe gemachet werden. Die Weyde ist vor diesem, nach Ursini Meynung, dem Herculi zu- geeignet gewesen: So werden auch die Wasser-Tämme und Ufer damit nütz- lich bepflantzet, daß das Wasser nicht ausreissen kan. Es sind unterschiedli- che Art Weyden, deren die gewöhnlich- sten lange Zweige mit gelben Schaalen und spitzigen schmahlen Blättern von Silber-Farbe haben. Die Werfften ist auch eine Art der Weyden, welche aschfarbene länglichte runte Blätter tragen und niedrig hin und wieder in de- nen wässerichten Wiesen wachsen, sind von graulichter Schaale, und weil sie zähe, werden damit Zäune geflochten, oder zu andern Flecht-Reisern gebrau- chet: Sie wachsen sehr dichte zusammen in einander. Letztlich sind auch die Dornen-Sträucher, als Hage-Dorn, Weiß- und Schwartz-Dorn, oder Creutz- Dorn zu beschreiben nöthig, unter wel- chen der letztere, als der Creutz-Dorn, den Vorzug billig hat, weiln mit dem- selben, nach Marcelli Empirici Meynung, der Herr Christus gekrönet worden: Dahero die Alten demselbigen Creutz- Dorn besondere Tugenden wider die Zauberey beygeleget, und zur Waldpur- gis-Nacht ihre Stuben und Betten da- mit bestecket: Sie haben eine schwärtz- [Spaltenumbruch] lichte Rinde und schmahle grüne Blät- ter, so herbe von Geschmack, tragen schwartze runte Beere; wachsen an wü- sten Oertern und tragen lange Sta- cheln oder Dornen. Einige Autores melden, daß von Schwartz-Dorn die Kro- ne des Herrn Christi gewesen sey. Die Schwartz-Dornen oder Schleehecken aber haben eine schwartze Rinde, lange Stacheln, blaue Beere, und wachsen nicht so hoch, als die Creutz-Dornen. Die Weiß-Dornen haben ein zackigtes Blatt, eine weisse glatte Schale, scharfe Stacheln, rothe Beere als Erbsen groß. Letzlich die Dage-Dornen haben Luchs- klauen, krumb und scharff, ihre Frucht sind die Häynbutten, derer die Men- schen geniessen können, sie werden dar- umb Hage-Dorn genennet, weil mei- stens dergleichen an Zäunen und Hecken wachsen, und sich durchwinden. Noch mehrere Arten einiger Dorn-Hecken wären wohl noch übrig, als Bromm- beere und dergleichen, weiln sie aber nach Heiliger Göttlicher Schrifft, im 1. Buch Mosis am 3. v. 10. unserm Stamm- Vater Adam, nach seinem schweren Sünden-Fall seinen Acker mit Dornen und Disteln zu bewachsen, als ein schwe- rer Fluch auffgeleget, wollen wir sie da- hero weitläufftiger zu beschreiben, nicht einmahl würdig achten, und hiermit von allem Holtz, Sträuchern und Stauden sämtlich aufhören. Von Eintheilung der Heyden und Wälder/ auch [Spaltenumbruch]
Geometrischer Ausmessung derselben. Alle Gehöltze der wilden Bäume, Werfft, F 2
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
richten Oertern, und ſchreibet Plinius,daß vor alten Zeiten die Heyden ihre Schilder von Weyden geflochten haben, woraus heut zu Tage Koͤrbe gemachet werden. Die Weyde iſt vor dieſem, nach Urſini Meynung, dem Herculi zu- geeignet geweſen: So werden auch die Waſſer-Taͤmme und Ufer damit nuͤtz- lich bepflantzet, daß das Waſſer nicht ausreiſſen kan. Es ſind unterſchiedli- che Art Weyden, deren die gewoͤhnlich- ſten lange Zweige mit gelben Schaalen und ſpitzigen ſchmahlen Blaͤttern von Silber-Farbe haben. Die Werfften iſt auch eine Art der Weyden, welche aſchfarbene laͤnglichte runte Blaͤtter tragen und niedrig hin und wieder in de- nen waͤſſerichten Wieſen wachſen, ſind von graulichter Schaale, und weil ſie zaͤhe, werden damit Zaͤune geflochten, oder zu andern Flecht-Reiſern gebrau- chet: Sie wachſen ſehr dichte zuſammen in einander. Letztlich ſind auch die Dornen-Straͤucher, als Hage-Dorn, Weiß- und Schwartz-Dorn, oder Creutz- Dorn zu beſchreiben noͤthig, unter wel- chen der letztere, als der Creutz-Dorn, den Vorzug billig hat, weiln mit dem- ſelben, nach Marcelli Empirici Meynung, der Herr Chriſtus gekroͤnet worden: Dahero die Alten demſelbigen Creutz- Dorn beſondere Tugenden wider die Zauberey beygeleget, und zur Waldpur- gis-Nacht ihre Stuben und Betten da- mit beſtecket: Sie haben eine ſchwaͤrtz- [Spaltenumbruch] lichte Rinde und ſchmahle gruͤne Blaͤt- ter, ſo herbe von Geſchmack, tragen ſchwartze runte Beere; wachſen an wuͤ- ſten Oertern und tragen lange Sta- cheln oder Dornen. Einige Autores melden, daß von Schwartz-Dorn die Kro- ne des Herrn Chriſti geweſen ſey. Die Schwartz-Dornen oder Schleehecken aber haben eine ſchwartze Rinde, lange Stacheln, blaue Beere, und wachſen nicht ſo hoch, als die Creutz-Dornen. Die Weiß-Dornen haben ein zackigtes Blatt, eine weiſſe glatte Schale, ſcharfe Stacheln, rothe Beere als Erbſen groß. Letzlich die Dage-Dornen haben Luchs- klauen, krumb und ſcharff, ihre Frucht ſind die Haͤynbutten, derer die Men- ſchen genieſſen koͤnnen, ſie werden dar- umb Hage-Dorn genennet, weil mei- ſtens dergleichen an Zaͤunen und Hecken wachſen, und ſich durchwinden. Noch mehrere Arten einiger Dorn-Hecken waͤren wohl noch uͤbrig, als Bromm- beere und dergleichen, weiln ſie aber nach Heiliger Goͤttlicher Schrifft, im 1. Buch Moſis am 3. v. 10. unſerm Stam̃- Vater Adam, nach ſeinem ſchweren Suͤnden-Fall ſeinen Acker mit Dornen und Diſteln zu bewachſen, als ein ſchwe- rer Fluch auffgeleget, wollen wir ſie da- hero weitlaͤufftiger zu beſchreiben, nicht einmahl wuͤrdig achten, und hiermit von allem Holtz, Straͤuchern und Stauden ſaͤmtlich aufhoͤren. Von Eintheilung der Heyden und Waͤlder/ auch [Spaltenumbruch]
Geometriſcher Ausmeſſung derſelben. Alle Gehoͤltze der wilden Baͤume, Werfft, F 2
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Von der Erden.
richten Oertern, und ſchreibet Plinius,
daß vor alten Zeiten die Heyden ihre
Schilder von Weyden geflochten haben,
woraus heut zu Tage Koͤrbe gemachet
werden. Die Weyde iſt vor dieſem,
nach Urſini Meynung, dem Herculi zu-
geeignet geweſen: So werden auch die
Waſſer-Taͤmme und Ufer damit nuͤtz-
lich bepflantzet, daß das Waſſer nicht
ausreiſſen kan. Es ſind unterſchiedli-
che Art Weyden, deren die gewoͤhnlich-
ſten lange Zweige mit gelben Schaalen
und ſpitzigen ſchmahlen Blaͤttern von
Silber-Farbe haben. Die Werfften
iſt auch eine Art der Weyden, welche
aſchfarbene laͤnglichte runte Blaͤtter
tragen und niedrig hin und wieder in de-
nen waͤſſerichten Wieſen wachſen, ſind
von graulichter Schaale, und weil ſie
zaͤhe, werden damit Zaͤune geflochten,
oder zu andern Flecht-Reiſern gebrau-
chet: Sie wachſen ſehr dichte zuſammen
in einander. Letztlich ſind auch die
Dornen-Straͤucher, als Hage-Dorn,
Weiß- und Schwartz-Dorn, oder Creutz-
Dorn zu beſchreiben noͤthig, unter wel-
chen der letztere, als der Creutz-Dorn,
den Vorzug billig hat, weiln mit dem-
ſelben, nach Marcelli Empirici Meynung,
der Herr Chriſtus gekroͤnet worden:
Dahero die Alten demſelbigen Creutz-
Dorn beſondere Tugenden wider die
Zauberey beygeleget, und zur Waldpur-
gis-Nacht ihre Stuben und Betten da-
mit beſtecket: Sie haben eine ſchwaͤrtz-
lichte Rinde und ſchmahle gruͤne Blaͤt-
ter, ſo herbe von Geſchmack, tragen
ſchwartze runte Beere; wachſen an wuͤ-
ſten Oertern und tragen lange Sta-
cheln oder Dornen. Einige Autores
melden, daß von Schwartz-Dorn die Kro-
ne des Herrn Chriſti geweſen ſey. Die
Schwartz-Dornen oder Schleehecken
aber haben eine ſchwartze Rinde, lange
Stacheln, blaue Beere, und wachſen
nicht ſo hoch, als die Creutz-Dornen. Die
Weiß-Dornen haben ein zackigtes
Blatt, eine weiſſe glatte Schale, ſcharfe
Stacheln, rothe Beere als Erbſen groß.
Letzlich die Dage-Dornen haben Luchs-
klauen, krumb und ſcharff, ihre Frucht
ſind die Haͤynbutten, derer die Men-
ſchen genieſſen koͤnnen, ſie werden dar-
umb Hage-Dorn genennet, weil mei-
ſtens dergleichen an Zaͤunen und Hecken
wachſen, und ſich durchwinden. Noch
mehrere Arten einiger Dorn-Hecken
waͤren wohl noch uͤbrig, als Bromm-
beere und dergleichen, weiln ſie aber
nach Heiliger Goͤttlicher Schrifft, im 1.
Buch Moſis am 3. v. 10. unſerm Stam̃-
Vater Adam, nach ſeinem ſchweren
Suͤnden-Fall ſeinen Acker mit Dornen
und Diſteln zu bewachſen, als ein ſchwe-
rer Fluch auffgeleget, wollen wir ſie da-
hero weitlaͤufftiger zu beſchreiben, nicht
einmahl wuͤrdig achten, und hiermit von
allem Holtz, Straͤuchern und Stauden
ſaͤmtlich aufhoͤren.
Von Eintheilung der Heyden und Waͤlder/ auch
Geometriſcher Ausmeſſung derſelben.
Alle Gehoͤltze der wilden Baͤume,
welche ich anfaͤnglich uͤberhaupt und in
genere, nachmahls aber auch jegliches
nach ſeiner Art in ſpecie bißher beſchrie-
ben habe, werden, wo derſelben eine
groſſe Menge gewachſen und ſich uͤber
gantze Laͤnder weit und breit erſtrecken,
nicht unbillig Wildnuͤſſen geheiſſen, weil
es in ſelbigen vermuthlich rauch und
wild genung ſeyn, auch ein wuͤſt und
wildes Anſehen haben mag. Nechſt
dieſem heiſſen dergleichen Gehoͤltze auch
Heyden, vermuthlich entweder von dem
Heydekraut, ſo auf ſolchen wuͤſten Fle-
cken haͤuffig waͤchſet, ob gleich kein Holtz
verhanden, oder es moͤgen dieſelben viel-
leicht in vorigen Zeiten, und meiſtens
bey Einfuͤhrung des chriſtlichen Glau-
bens, da die unglaͤubigen Menſchen in
Waͤldern oder Heyden gewohnet und da-
ſelbſt ihre Goͤtzen angebetet, davon den
Namen erhalten haben. Wann man a-
ber einen Wald nennet, wird ſolches
insgemein von dergleichen Oertern und
Plaͤtzen verſtanden, ſo mit Eichen und
Buchen oder Haſeln zur Maſtung, oder
andern dergleichen Behaͤltniſſen verſe-
hen ſind, wohin des Herbſts die Maſt-
Schweine getrieben werden. Ein klei-
ner Mald, welcher beſonders alleine
fern ablieget, wird genennet ein Buſch,
darinnen etliche einzelne Eichen, Bu-
chen, Bircken, Aeſpen und vielerley Gat-
tung Holtz, doch meiſtens an Geſtraͤuche
zu befinden. Die Bruͤche ſind mora-
ſtige Gehoͤltze, ſo meiſtens wegen ihrer
natuͤrlichen Feuchtigkeit mit Errlen-
Holtz, Eſchen, oder Bircken, Weyden,
Werfft,
F 2
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