Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Erden. [Spaltenumbruch]
jeden Baums, sowohl des Laub-als desTangel-Holtzes, ob solches frisch oder schadhafft, und worzu ein jedes zu brauchen tüchtig, nützlich anordnen, und sich hierinnen keinen Käuffer etwas un- mögliches imprimiren lassen, den Holtz- Verkauff, und Holtz-Taxa zwar, was ein jedes werth, wohl verstehen, das Verkauffen aber nicht eigenmächtig, oder eigennützig vorzunehmen, ohne specia- le Concession sich unterstehen, maassen er sich hierdurch in Verdacht einiger Un- treue selbst bringen und in Verantwor- tung kommen könte, geschweige der Straffe, so hierauf folgen würde. Die Gräntze, Marck und Scheidung, inglei- chen Weg und Stege seines anvertrau- ten Reviers sollen ihme billig dermaas- sen bekant seyn, daß er nicht allein die richtige Gräntze fleißig renoviren lasse, die streitbahre Gräntze zu seines Princi- palen Interesse und Gerechtigkeit in Pos- sessione maintenire, und sich davon nichts schmälern lasse. Wege- und Stege- Recht aber soll er billig seyn, die Grän- tze sowohl, als die Wege auch bey fin- sterer Nacht richtig zu finden, die Schad- hafften Straßen, Brücken und Däm- me, verfallene Windbrüche und der- gleichen, dem Bono publico zum Besten, zu repariren, fleißig anordnen, nicht al- lein nach der Situation derer von Natur gebürgischen gewachsenen Heyden und Wälder und dabey befindlichen Ströh- me und Flüsse, an nützlichen und bequem gelegenen Holtz-Schlufften das nö- thige Floß-Werck anzugeben wissen, son- dern auch die zu Jagden, Zeugstellen und treiben der Heyden und Wälder, unentbehrliche nöthige Beflügelung, wie es die Gelegenheit giebet, anzuord- nen verstehen, und wäre darbey wohl rühmlich, wann er sich einiger maassen auff das Feldmessen verstünde, wenig- stens sich durch einen Riß sein Revier zu Hause imprimiren, und desto füglicher seinem vorgesetzten Forst-Meister das nö- thige hinterbringen könte. Die Prae- caution und treufleißige Vorsorge bey vorfallenden Sturm-Winden und Feu- ersbränden hat er bey grosser Hitze, Ge- witters-Zeiten, Sturm-Wetter, oder andern Ursachen mit allem Fleiß abzu- wenden und zu besorgen. Denen Klaff- ter-Schlägern, Zimmerleuten, Köhlern und Aschbrennern oder andern Ge- wercksleuten, soll er bey erlaubter Ab- gabe des Holtzes keinen Muthwillen [Spaltenumbruch] noch Eigennutz verstatten, so ihm her- nach verantwortlich fallen möchte. Die zu der Wildbahn benöthigte Saltz-Lecke zu repariren, Heu-Scheune und Wild-Acker jedes nach der Jahres-Zeit mit Fleiß zu be- sorgen, stetig bedacht seyn; Maassen er ratione des Wildpräths auch als ein Heger das Wild mit Fleiß zu hegen und zu verschonen befliessen seyn muß, damit zu desselben Vermehrung weder das lauffende, noch das fliegende, groß oder kleine Wild, durch Eyer oder Jungen- Ausnehmung schädlich, und unverant- wortlich vertilget werden möchte. Ob nun wohl dieses alles eben auch öffters aus langer Erfahrung ein schlechter Ge- meiner Mann, ein Schütze, Forst-Knecht, Heyde-Läuffer, Holtz- oder Fuß-Knecht, auch mit verrichten könte, so distingviret sich dennoch dieser Förster, daß er darbey auch zugleich ein Hirsch-Gerechter erlern- ter Jäger sey, welchem zur Inspection und Maintenirung des Juris Forestalis dieses alles anvertrauet worden, und daferne dasselbe Revier zu weitläufftig, wird ihm gemeiniglich noch zu Hülffe ein Fuß-Knecht untergeben, desto richtiger solches zu bestreiten. Ein Schütz ist aber entweder ein solcher Bedienter der Herr- schafft, welchem zwar ein Revier, jedoch an der Gräntze, das überwechselnde Wildpräth alldar fleißig wegzuschiessen, anbefohlen worden, weswegen solche auch meist Gräntz-Schützen genennet wer- den, vor welche aber eigentlich die Forst- Sachen nicht gehören, oder es werden auch derer Herren von Adel, welche an solchen Oertern nicht allzeit Jurisdictio- nem Forestalem haben, ihre Leute Schützen geheissen oder genennet; Weilen gemeiniglich ihre meiste Kunst in Wild- Schiessen bestehet, worzu sie nicht eben allzeit erlernte Jäger-Pursche der Bil- ligkeit nach annehmen, sondern meistens ihre Unterthanen, oder Knechte, so hier- zu sich durch Künstgen qualificiren, ge- brauchen, dahero öffters hierdurch die übele erfolgte Interpretatio, als ob ein Jäger Künste verstehen müste, verursa- chet worden, welches man in seinem Werth und Unwerth zu judiciren über- lässet. Es wohnen aber Förster, wo sie ihre Beqvemligkeiten haben, ihre Hauß- haltung zu führen; Was gemeine För- ster sind, so an denen Strassen wohnen, pflegen zuweilen Bier zu schencken und Ausspannung zu haben, jedoch alles und jedes, wie es auf Erlaubniß der Herr- schafft, H 3
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
jeden Baums, ſowohl des Laub-als desTangel-Holtzes, ob ſolches friſch oder ſchadhafft, und worzu ein jedes zu brauchen tuͤchtig, nuͤtzlich anordnen, und ſich hierinnen keinen Kaͤuffer etwas un- moͤgliches imprimiren laſſen, den Holtz- Verkauff, und Holtz-Taxa zwar, was ein jedes werth, wohl verſtehen, das Verkauffen aber nicht eigenmaͤchtig, oder eigennuͤtzig vorzunehmen, ohne ſpecia- le Conceſſion ſich unterſtehen, maaſſen er ſich hierdurch in Verdacht einiger Un- treue ſelbſt bringen und in Verantwor- tung kommen koͤnte, geſchweige der Straffe, ſo hierauf folgen wuͤrde. Die Graͤntze, Marck und Scheidung, inglei- chen Weg und Stege ſeines anvertrau- ten Reviers ſollen ihme billig dermaaſ- ſen bekant ſeyn, daß er nicht allein die richtige Graͤntze fleißig renoviren laſſe, die ſtreitbahre Graͤntze zu ſeines Princi- palen Intereſſe und Gerechtigkeit in Pos- ſesſione maintenire, und ſich davon nichts ſchmaͤlern laſſe. Wege- und Stege- Recht aber ſoll er billig ſeyn, die Graͤn- tze ſowohl, als die Wege auch bey fin- ſterer Nacht richtig zu finden, die Schad- hafften Straßen, Bruͤcken und Daͤm- me, verfallene Windbruͤche und der- gleichen, dem Bono publico zum Beſten, zu repariren, fleißig anordnen, nicht al- lein nach der Situation derer von Natur gebuͤrgiſchen gewachſenen Heyden und Waͤlder und dabey befindlichen Stroͤh- me und Fluͤſſe, an nuͤtzlichen und bequem gelegenen Holtz-Schlufften das noͤ- thige Floß-Werck anzugeben wiſſen, ſon- dern auch die zu Jagden, Zeugſtellen und treiben der Heyden und Waͤlder, unentbehrliche noͤthige Befluͤgelung, wie es die Gelegenheit giebet, anzuord- nen verſtehen, und waͤre darbey wohl ruͤhmlich, wann er ſich einiger maaſſen auff das Feldmeſſen verſtuͤnde, wenig- ſtens ſich durch einen Riß ſein Revier zu Hauſe imprimiren, und deſto fuͤglicher ſeinem vorgeſetzten Forſt-Meiſter das noͤ- thige hinterbringen koͤnte. Die Præ- caution und treufleißige Vorſorge bey vorfallenden Sturm-Winden und Feu- ersbraͤnden hat er bey groſſer Hitze, Ge- witters-Zeiten, Sturm-Wetter, oder andern Urſachen mit allem Fleiß abzu- wenden und zu beſorgen. Denen Klaff- ter-Schlaͤgern, Zimmerleuten, Koͤhlern und Aſchbrennern oder andern Ge- wercksleuten, ſoll er bey erlaubter Ab- gabe des Holtzes keinen Muthwillen [Spaltenumbruch] noch Eigennutz verſtatten, ſo ihm her- nach verantwortlich fallen moͤchte. Die zu der Wildbahn benoͤthigte Saltz-Lecke zu repariren, Heu-Scheune und Wild-Acker jedes nach der Jahres-Zeit mit Fleiß zu be- ſorgen, ſtetig bedacht ſeyn; Maaſſen er ratione des Wildpraͤths auch als ein Heger das Wild mit Fleiß zu hegen und zu verſchonen beflieſſen ſeyn muß, damit zu deſſelben Vermehrung weder das lauffende, noch das fliegende, groß oder kleine Wild, durch Eyer oder Jungen- Ausnehmung ſchaͤdlich, und unverant- wortlich vertilget werden moͤchte. Ob nun wohl dieſes alles eben auch oͤffters aus langer Erfahrung ein ſchlechter Ge- meiner Mann, ein Schuͤtze, Forſt-Knecht, Heyde-Laͤuffer, Holtz- oder Fuß-Knecht, auch mit verrichten koͤnte, ſo diſtingviret ſich dennoch dieſer Foͤrſter, daß er darbey auch zugleich ein Hirſch-Gerechter erlern- ter Jaͤger ſey, welchem zur Inſpection und Maintenirung des Juris Foreſtalis dieſes alles anvertrauet worden, und daferne daſſelbe Revier zu weitlaͤufftig, wird ihm gemeiniglich noch zu Huͤlffe ein Fuß-Knecht untergeben, deſto richtiger ſolches zu beſtreiten. Ein Schuͤtz iſt aber entweder ein ſolcher Bedienter der Herr- ſchafft, welchem zwar ein Revier, jedoch an der Graͤntze, das uͤberwechſelnde Wildpraͤth alldar fleißig wegzuſchieſſen, anbefohlen worden, weswegen ſolche auch meiſt Graͤntz-Schuͤtzen genennet wer- den, vor welche aber eigentlich die Forſt- Sachen nicht gehoͤren, oder es werden auch derer Herren von Adel, welche an ſolchen Oertern nicht allzeit Jurisdictio- nem Foreſtalem haben, ihre Leute Schuͤtzen geheiſſen oder genennet; Weilen gemeiniglich ihre meiſte Kunſt in Wild- Schieſſen beſtehet, worzu ſie nicht eben allzeit erlernte Jaͤger-Purſche der Bil- ligkeit nach annehmen, ſondern meiſtens ihre Unterthanen, oder Knechte, ſo hier- zu ſich durch Kuͤnſtgen qualificiren, ge- brauchen, dahero oͤffters hierdurch die uͤbele erfolgte Interpretatio, als ob ein Jaͤger Kuͤnſte verſtehen muͤſte, verurſa- chet worden, welches man in ſeinem Werth und Unwerth zu judiciren uͤber- laͤſſet. Es wohnen aber Foͤrſter, wo ſie ihre Beqvemligkeiten haben, ihre Hauß- haltung zu fuͤhren; Was gemeine Foͤr- ſter ſind, ſo an denen Straſſen wohnen, pflegen zuweilen Bier zu ſchencken und Ausſpannung zu haben, jedoch alles und jedes, wie es auf Erlaubniß der Herr- ſchafft, H 3
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Von der Erden.
jeden Baums, ſowohl des Laub-als des
Tangel-Holtzes, ob ſolches friſch oder
ſchadhafft, und worzu ein jedes zu
brauchen tuͤchtig, nuͤtzlich anordnen, und
ſich hierinnen keinen Kaͤuffer etwas un-
moͤgliches imprimiren laſſen, den Holtz-
Verkauff, und Holtz-Taxa zwar, was
ein jedes werth, wohl verſtehen, das
Verkauffen aber nicht eigenmaͤchtig, oder
eigennuͤtzig vorzunehmen, ohne ſpecia-
le Conceſſion ſich unterſtehen, maaſſen
er ſich hierdurch in Verdacht einiger Un-
treue ſelbſt bringen und in Verantwor-
tung kommen koͤnte, geſchweige der
Straffe, ſo hierauf folgen wuͤrde. Die
Graͤntze, Marck und Scheidung, inglei-
chen Weg und Stege ſeines anvertrau-
ten Reviers ſollen ihme billig dermaaſ-
ſen bekant ſeyn, daß er nicht allein die
richtige Graͤntze fleißig renoviren laſſe,
die ſtreitbahre Graͤntze zu ſeines Princi-
palen Intereſſe und Gerechtigkeit in Pos-
ſesſione maintenire, und ſich davon nichts
ſchmaͤlern laſſe. Wege- und Stege-
Recht aber ſoll er billig ſeyn, die Graͤn-
tze ſowohl, als die Wege auch bey fin-
ſterer Nacht richtig zu finden, die Schad-
hafften Straßen, Bruͤcken und Daͤm-
me, verfallene Windbruͤche und der-
gleichen, dem Bono publico zum Beſten,
zu repariren, fleißig anordnen, nicht al-
lein nach der Situation derer von Natur
gebuͤrgiſchen gewachſenen Heyden und
Waͤlder und dabey befindlichen Stroͤh-
me und Fluͤſſe, an nuͤtzlichen und bequem
gelegenen Holtz-Schlufften das noͤ-
thige Floß-Werck anzugeben wiſſen, ſon-
dern auch die zu Jagden, Zeugſtellen
und treiben der Heyden und Waͤlder,
unentbehrliche noͤthige Befluͤgelung,
wie es die Gelegenheit giebet, anzuord-
nen verſtehen, und waͤre darbey wohl
ruͤhmlich, wann er ſich einiger maaſſen
auff das Feldmeſſen verſtuͤnde, wenig-
ſtens ſich durch einen Riß ſein Revier
zu Hauſe imprimiren, und deſto fuͤglicher
ſeinem vorgeſetzten Forſt-Meiſter das noͤ-
thige hinterbringen koͤnte. Die Præ-
caution und treufleißige Vorſorge bey
vorfallenden Sturm-Winden und Feu-
ersbraͤnden hat er bey groſſer Hitze, Ge-
witters-Zeiten, Sturm-Wetter, oder
andern Urſachen mit allem Fleiß abzu-
wenden und zu beſorgen. Denen Klaff-
ter-Schlaͤgern, Zimmerleuten, Koͤhlern
und Aſchbrennern oder andern Ge-
wercksleuten, ſoll er bey erlaubter Ab-
gabe des Holtzes keinen Muthwillen
noch Eigennutz verſtatten, ſo ihm her-
nach verantwortlich fallen moͤchte. Die zu
der Wildbahn benoͤthigte Saltz-Lecke zu
repariren, Heu-Scheune und Wild-Acker
jedes nach der Jahres-Zeit mit Fleiß zu be-
ſorgen, ſtetig bedacht ſeyn; Maaſſen er
ratione des Wildpraͤths auch als ein
Heger das Wild mit Fleiß zu hegen und
zu verſchonen beflieſſen ſeyn muß, damit
zu deſſelben Vermehrung weder das
lauffende, noch das fliegende, groß oder
kleine Wild, durch Eyer oder Jungen-
Ausnehmung ſchaͤdlich, und unverant-
wortlich vertilget werden moͤchte. Ob
nun wohl dieſes alles eben auch oͤffters
aus langer Erfahrung ein ſchlechter Ge-
meiner Mann, ein Schuͤtze, Forſt-Knecht,
Heyde-Laͤuffer, Holtz- oder Fuß-Knecht,
auch mit verrichten koͤnte, ſo diſtingviret
ſich dennoch dieſer Foͤrſter, daß er darbey
auch zugleich ein Hirſch-Gerechter erlern-
ter Jaͤger ſey, welchem zur Inſpection
und Maintenirung des Juris Foreſtalis
dieſes alles anvertrauet worden, und
daferne daſſelbe Revier zu weitlaͤufftig,
wird ihm gemeiniglich noch zu Huͤlffe ein
Fuß-Knecht untergeben, deſto richtiger
ſolches zu beſtreiten. Ein Schuͤtz iſt aber
entweder ein ſolcher Bedienter der Herr-
ſchafft, welchem zwar ein Revier, jedoch
an der Graͤntze, das uͤberwechſelnde
Wildpraͤth alldar fleißig wegzuſchieſſen,
anbefohlen worden, weswegen ſolche auch
meiſt Graͤntz-Schuͤtzen genennet wer-
den, vor welche aber eigentlich die Forſt-
Sachen nicht gehoͤren, oder es werden
auch derer Herren von Adel, welche an
ſolchen Oertern nicht allzeit Jurisdictio-
nem Foreſtalem haben, ihre Leute
Schuͤtzen geheiſſen oder genennet; Weilen
gemeiniglich ihre meiſte Kunſt in Wild-
Schieſſen beſtehet, worzu ſie nicht eben
allzeit erlernte Jaͤger-Purſche der Bil-
ligkeit nach annehmen, ſondern meiſtens
ihre Unterthanen, oder Knechte, ſo hier-
zu ſich durch Kuͤnſtgen qualificiren, ge-
brauchen, dahero oͤffters hierdurch die
uͤbele erfolgte Interpretatio, als ob ein
Jaͤger Kuͤnſte verſtehen muͤſte, verurſa-
chet worden, welches man in ſeinem
Werth und Unwerth zu judiciren uͤber-
laͤſſet. Es wohnen aber Foͤrſter, wo ſie
ihre Beqvemligkeiten haben, ihre Hauß-
haltung zu fuͤhren; Was gemeine Foͤr-
ſter ſind, ſo an denen Straſſen wohnen,
pflegen zuweilen Bier zu ſchencken und
Ausſpannung zu haben, jedoch alles und
jedes, wie es auf Erlaubniß der Herr-
ſchafft,
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