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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Erster Theil/
[Spaltenumbruch] sion des Landes auf Hoher Obrigkeit Ver-
willigung fabriciret, indem das weiche
flüßige Eisen, so vors beste gehalten, zum
Giessen gesammlet, das gemeine spröde
Eisen aber zur Ganß oder zum Hammer
in Stab Eisen zu schmieden verbrauchet
wird, welches nach Gelegenheit die Auff-
geber in der Zeit abzustechen und das
beste zum Gusse zu sammlen wissen. Der
[Spaltenumbruch] Ofen-Meister muß solches zu dirigiren
wohl verstehen: Der Meister arbeitet bey
Tage vor dem hohen Ofen, der Gesell
oder Knecht aber bey der Nacht; Jeder hat
seinen Handlanger und Jungen bey sich,
die immerzu, weil es in der Gluth und
vollem Fluße stehet, einander beystehen.
Mehrere Nachricht erfordert die Expe-
rienz.

Vom Eisen-Hammer.
[Spaltenumbruch]

Nach diesem folget billig der Eisen-
Hammer oder das Hammer-Werck, all-
wo die vormahls erwehnte und im ho-
hen Ofen gegossene Eisen oder Gänße fol-
gender maassen ferner bereitet werden:
Nehmlich es werden solche sonderlich zu-
vorher noch einmahl geschmoltzen, oder
auf den so genannten Frisch-Heerd gestel-
let und aufs neue mit starckem Geblässe
abgeglühet, biß sie zu verschmieden dien-
lich werden. Denn bringet vermittelst
starcker Zangen der Frischer nebst seinem
Knecht eine Ganß nach der andern be-
scheidentlich in ein Corpus und hält sie
unter den grossen Hammer, deren einer
von zwey biß drey Centner wieget, wel-
che vom Wasser oder fliessenden Bach
durch das Wasser-Rad, und derer Wel-
len befindliche Heb-Arme am hintern
Theil des Hammers aufgehoben und
das auf dem grossen Amboß unterlegte
glühende Eisen durch das schwere Nieder-
fallen des Hammers geschmiedet und
nach des Meisters eigenem Belieben, nach
Befinden des guten, weichen oder harten
spröden Eisens gebildet; woraus denn
unterschiedliches Stab-Eisen zu allerhand
nöthigem Gebrauch, ingleichen eiserne
Platten, Bleche und Schienen, grosse Am-
bosse, Pflug-Schaaren, Feuer-Haacken
und dergleichen mehr, von dem Mei-
ster oder Hammer-Schmied, nach
seiner selbst eigenen Invention, durch sein
Werck-Gezeug verfertiget, oder durch die
Gesellen gemachet werden, da er von je-
dem Centner sein gewisses bekömmt. Es
werden aber meistens auch, nach dem die
Arbeit vorfällt, absonderlich hierzu gewis-
[Spaltenumbruch] se Blech-Schmied-Meister, Heerd-
Schmiede, Stab-Schmiede, ein Uhr-
Wäller, item Gleicher und Handlanger
erfordert, welche ihr absonderliches Ge-
zeug sich anschaffen. Diese Blase-Bälge,
welche das Feuer in der Esse erhalten, wer-
den auf Bedürffniß zwar, wie gewöhnlich,
gezogen, nach des Herrn Johann An-
dreä Böcklers mechanischer wohlerson-
nener Invention aber am füglichsten
durch das treibende Wasser-Werck zu-
gleich auf und nieder gehoben, und hier-
durch das glühende Eisen in seiner Gluth
und Kohlen durch steten Wind erhalten,
damit man also dabey einiger Leute er-
spahren kan. Das Zerren-Feuer ist
zwar noch im Brauch, aber am stärcke-
sten an denen Oertern, wo man nur
Land- und Wasch-Steine hat. Eines
Orts werden drey Lauff-Karren voll
solches Land-Steines auf ein Eisen oder
Theil gerechnet, dieses wird mit gar star-
ckem und schnellem Gebläse in drey Stun-
den geschmeltzet uf einem breiten Heerde,
daran ein Ofen, nicht sonderlich tieff,
darein wird das Eisen in ein Stück ge-
schmeltzet, die Schlacken davon abgelas-
sen und das Stück Eisen oben übern
Heerd herausgezogen und mit höltzern
Schlägeln zusammen geschlagen, wiegt
ein solch Eisen ohngefehr einen halben
Centner schwer, oder siebentzig Nürrn-
berger Pfund, und nachdem solch Eisen
ist, kan man es alsobald verschmieden,
theils muß auch noch einmahl geschmol-
tzen werden. Wie dann solches die Ham-
mer-Meister am besten verstehen.

Von Zimmern derer Berg-Gebäude.
[Spaltenumbruch]

Was vor eine unglaubliche Men-
ge Holtzes gleichfalls die unter der Er-
den befindlichen Berg-Gebäude an Ver-
zimmerung der Gruben, Schächte und
Stollen wegnehmen, daß öffters um sel-
[Spaltenumbruch] bige Gegend kaum oben auf der Erden
so viel Holtzes zu finden, als wohl unter
der Erden verbauet worden ist und da-
selbsten stecket, kan man ausführlicher
und deutlicher bey denen weitläufftigen

Berg-

Erſter Theil/
[Spaltenumbruch] ſion des Landes auf Hoher Obrigkeit Ver-
willigung fabriciret, indem das weiche
fluͤßige Eiſen, ſo vors beſte gehalten, zum
Gieſſen geſammlet, das gemeine ſproͤde
Eiſen aber zur Ganß oder zum Hammer
in Stab Eiſen zu ſchmieden verbrauchet
wird, welches nach Gelegenheit die Auff-
geber in der Zeit abzuſtechen und das
beſte zum Guſſe zu ſammlen wiſſen. Der
[Spaltenumbruch] Ofen-Meiſter muß ſolches zu dirigiren
wohl verſtehen: Der Meiſter arbeitet bey
Tage vor dem hohen Ofen, der Geſell
oder Knecht aber bey der Nacht; Jeder hat
ſeinen Handlanger und Jungen bey ſich,
die immerzu, weil es in der Gluth und
vollem Fluße ſtehet, einander beyſtehen.
Mehrere Nachricht erfordert die Expe-
rienz.

Vom Eiſen-Hammer.
[Spaltenumbruch]

Nach dieſem folget billig der Eiſen-
Hammer oder das Hammer-Werck, all-
wo die vormahls erwehnte und im ho-
hen Ofen gegoſſene Eiſen oder Gaͤnße fol-
gender maaſſen ferner bereitet werden:
Nehmlich es werden ſolche ſonderlich zu-
vorher noch einmahl geſchmoltzen, oder
auf den ſo genannten Friſch-Heerd geſtel-
let und aufs neue mit ſtarckem Geblaͤſſe
abgegluͤhet, biß ſie zu verſchmieden dien-
lich werden. Denn bringet vermittelſt
ſtarcker Zangen der Friſcher nebſt ſeinem
Knecht eine Ganß nach der andern be-
ſcheidentlich in ein Corpus und haͤlt ſie
unter den groſſen Hammer, deren einer
von zwey biß drey Centner wieget, wel-
che vom Waſſer oder flieſſenden Bach
durch das Waſſer-Rad, und derer Wel-
len befindliche Heb-Arme am hintern
Theil des Hammers aufgehoben und
das auf dem groſſen Amboß unterlegte
gluͤhende Eiſen durch das ſchwere Nieder-
fallen des Hammers geſchmiedet und
nach des Meiſters eigenem Belieben, nach
Befinden des guten, weichen oder harten
ſproͤden Eiſens gebildet; woraus denn
unterſchiedliches Stab-Eiſen zu allerhand
noͤthigem Gebrauch, ingleichen eiſerne
Platten, Bleche und Schienen, groſſe Am-
boſſe, Pflug-Schaaren, Feuer-Haacken
und dergleichen mehr, von dem Mei-
ſter oder Hammer-Schmied, nach
ſeiner ſelbſt eigenen Invention, durch ſein
Werck-Gezeug verfertiget, oder durch die
Geſellen gemachet werden, da er von je-
dem Centner ſein gewiſſes bekoͤmmt. Es
werden aber meiſtens auch, nach dem die
Arbeit vorfaͤllt, abſonderlich hierzu gewiſ-
[Spaltenumbruch] ſe Blech-Schmied-Meiſter, Heerd-
Schmiede, Stab-Schmiede, ein Uhr-
Waͤller, item Gleicher und Handlanger
erfordert, welche ihr abſonderliches Ge-
zeug ſich anſchaffen. Dieſe Blaſe-Baͤlge,
welche das Feuer in der Eſſe erhalten, wer-
den auf Beduͤrffniß zwaꝛ, wie gewoͤhnlich,
gezogen, nach des Herrn Johann An-
dreaͤ Boͤcklers mechaniſcher wohlerſon-
nener Invention aber am fuͤglichſten
durch das treibende Waſſer-Werck zu-
gleich auf und nieder gehoben, und hier-
durch das gluͤhende Eiſen in ſeiner Gluth
und Kohlen durch ſteten Wind erhalten,
damit man alſo dabey einiger Leute er-
ſpahren kan. Das Zerren-Feuer iſt
zwar noch im Brauch, aber am ſtaͤrcke-
ſten an denen Oertern, wo man nur
Land- und Waſch-Steine hat. Eines
Orts werden drey Lauff-Karren voll
ſolches Land-Steines auf ein Eiſen oder
Theil gerechnet, dieſes wird mit gar ſtar-
ckem und ſchnellem Geblaͤſe in drey Stun-
den geſchmeltzet uf einem breiten Heerde,
daran ein Ofen, nicht ſonderlich tieff,
darein wird das Eiſen in ein Stuͤck ge-
ſchmeltzet, die Schlacken davon abgelaſ-
ſen und das Stuͤck Eiſen oben uͤbern
Heerd herausgezogen und mit hoͤltzern
Schlaͤgeln zuſammen geſchlagen, wiegt
ein ſolch Eiſen ohngefehr einen halben
Centner ſchwer, oder ſiebentzig Nuͤrrn-
berger Pfund, und nachdem ſolch Eiſen
iſt, kan man es alſobald verſchmieden,
theils muß auch noch einmahl geſchmol-
tzen werden. Wie dann ſolches die Ham-
mer-Meiſter am beſten verſtehen.

Von Zimmern derer Berg-Gebaͤude.
[Spaltenumbruch]

Was vor eine unglaubliche Men-
ge Holtzes gleichfalls die unter der Er-
den befindlichen Berg-Gebaͤude an Ver-
zimmerung der Gruben, Schaͤchte und
Stollen wegnehmen, daß oͤffters um ſel-
[Spaltenumbruch] bige Gegend kaum oben auf der Erden
ſo viel Holtzes zu finden, als wohl unter
der Erden verbauet worden iſt und da-
ſelbſten ſtecket, kan man ausfuͤhrlicher
und deutlicher bey denen weitlaͤufftigen

Berg-
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[64/0148] Erſter Theil/ ſion des Landes auf Hoher Obrigkeit Ver- willigung fabriciret, indem das weiche fluͤßige Eiſen, ſo vors beſte gehalten, zum Gieſſen geſammlet, das gemeine ſproͤde Eiſen aber zur Ganß oder zum Hammer in Stab Eiſen zu ſchmieden verbrauchet wird, welches nach Gelegenheit die Auff- geber in der Zeit abzuſtechen und das beſte zum Guſſe zu ſammlen wiſſen. Der Ofen-Meiſter muß ſolches zu dirigiren wohl verſtehen: Der Meiſter arbeitet bey Tage vor dem hohen Ofen, der Geſell oder Knecht aber bey der Nacht; Jeder hat ſeinen Handlanger und Jungen bey ſich, die immerzu, weil es in der Gluth und vollem Fluße ſtehet, einander beyſtehen. Mehrere Nachricht erfordert die Expe- rienz. Vom Eiſen-Hammer. Nach dieſem folget billig der Eiſen- Hammer oder das Hammer-Werck, all- wo die vormahls erwehnte und im ho- hen Ofen gegoſſene Eiſen oder Gaͤnße fol- gender maaſſen ferner bereitet werden: Nehmlich es werden ſolche ſonderlich zu- vorher noch einmahl geſchmoltzen, oder auf den ſo genannten Friſch-Heerd geſtel- let und aufs neue mit ſtarckem Geblaͤſſe abgegluͤhet, biß ſie zu verſchmieden dien- lich werden. Denn bringet vermittelſt ſtarcker Zangen der Friſcher nebſt ſeinem Knecht eine Ganß nach der andern be- ſcheidentlich in ein Corpus und haͤlt ſie unter den groſſen Hammer, deren einer von zwey biß drey Centner wieget, wel- che vom Waſſer oder flieſſenden Bach durch das Waſſer-Rad, und derer Wel- len befindliche Heb-Arme am hintern Theil des Hammers aufgehoben und das auf dem groſſen Amboß unterlegte gluͤhende Eiſen durch das ſchwere Nieder- fallen des Hammers geſchmiedet und nach des Meiſters eigenem Belieben, nach Befinden des guten, weichen oder harten ſproͤden Eiſens gebildet; woraus denn unterſchiedliches Stab-Eiſen zu allerhand noͤthigem Gebrauch, ingleichen eiſerne Platten, Bleche und Schienen, groſſe Am- boſſe, Pflug-Schaaren, Feuer-Haacken und dergleichen mehr, von dem Mei- ſter oder Hammer-Schmied, nach ſeiner ſelbſt eigenen Invention, durch ſein Werck-Gezeug verfertiget, oder durch die Geſellen gemachet werden, da er von je- dem Centner ſein gewiſſes bekoͤmmt. Es werden aber meiſtens auch, nach dem die Arbeit vorfaͤllt, abſonderlich hierzu gewiſ- ſe Blech-Schmied-Meiſter, Heerd- Schmiede, Stab-Schmiede, ein Uhr- Waͤller, item Gleicher und Handlanger erfordert, welche ihr abſonderliches Ge- zeug ſich anſchaffen. Dieſe Blaſe-Baͤlge, welche das Feuer in der Eſſe erhalten, wer- den auf Beduͤrffniß zwaꝛ, wie gewoͤhnlich, gezogen, nach des Herrn Johann An- dreaͤ Boͤcklers mechaniſcher wohlerſon- nener Invention aber am fuͤglichſten durch das treibende Waſſer-Werck zu- gleich auf und nieder gehoben, und hier- durch das gluͤhende Eiſen in ſeiner Gluth und Kohlen durch ſteten Wind erhalten, damit man alſo dabey einiger Leute er- ſpahren kan. Das Zerren-Feuer iſt zwar noch im Brauch, aber am ſtaͤrcke- ſten an denen Oertern, wo man nur Land- und Waſch-Steine hat. Eines Orts werden drey Lauff-Karren voll ſolches Land-Steines auf ein Eiſen oder Theil gerechnet, dieſes wird mit gar ſtar- ckem und ſchnellem Geblaͤſe in drey Stun- den geſchmeltzet uf einem breiten Heerde, daran ein Ofen, nicht ſonderlich tieff, darein wird das Eiſen in ein Stuͤck ge- ſchmeltzet, die Schlacken davon abgelaſ- ſen und das Stuͤck Eiſen oben uͤbern Heerd herausgezogen und mit hoͤltzern Schlaͤgeln zuſammen geſchlagen, wiegt ein ſolch Eiſen ohngefehr einen halben Centner ſchwer, oder ſiebentzig Nuͤrrn- berger Pfund, und nachdem ſolch Eiſen iſt, kan man es alſobald verſchmieden, theils muß auch noch einmahl geſchmol- tzen werden. Wie dann ſolches die Ham- mer-Meiſter am beſten verſtehen. Von Zimmern derer Berg-Gebaͤude. Was vor eine unglaubliche Men- ge Holtzes gleichfalls die unter der Er- den befindlichen Berg-Gebaͤude an Ver- zimmerung der Gruben, Schaͤchte und Stollen wegnehmen, daß oͤffters um ſel- bige Gegend kaum oben auf der Erden ſo viel Holtzes zu finden, als wohl unter der Erden verbauet worden iſt und da- ſelbſten ſtecket, kan man ausfuͤhrlicher und deutlicher bey denen weitlaͤufftigen Berg-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/148>, abgerufen am 21.11.2024.