Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von denen wilden Thieren. [Spaltenumbruch]
ner hitzigen, subtil durchdringenden scharf-fen Eigenschafft und zu venerischen Lie- bes-Träncken dienlich, auch in der Apo- thecen, weil sie eine wärmende und tro- ckene Art haben, sehr bräuchlich, inglei- chen gut in Kinds-Nöthen, dienen wider Gifft und Grimmen. Andere Nutzbar- keiten sind denen Medicis bekant. Diß haben so wohl Männlein als Weiblein und wieget offt des Männleins über ein Pfund schwer, des Weibleins aber ist mercklich kleiner. Der Balg ist etwas falb oder dunckel, Aschen-Farb von Haa- ren, davon besondere sehr theuere Bie- berhärene Strümpffe, auch Bieberhä- rene oder Castor Hüthe fabriciret und reichen Leuten verkaufft werden. Seine Spuhr oder Gefährd ist an vordern Füssen gleich einem Hund, doch flach; Die hintern gleichen, wie gemeldet, ei- nem Schwan oder Ganß. Sie können damit im Wasser sehr wohl fort kom- men und unter dem Wasser eine ziem- [Spaltenumbruch] liche Ecke schwimmen und fortfahren, doch müssen sie auch bisweilen die Nase in die Höhe recken und Athem hohlen: Sind dick und unbehelfflich. Jhre Nah- rung ist nur meist Rinden von Weyden, Werfften, Pappeln und dergleichen Wasser-Gehöltze, so sich schälen lässet, und halten einige davor, daß sie keine Fi- sche rauben; Weil aber ihr Wildpräth, wie gemeldet, meist nach Fischen schme- cket, muß folglich auch die Nahrung da- von seyn. Sie brunfften mit ihrem kur- tzen dicken Leibe sehr begierig auf einan- der lange Zeit und trägt die Bieberin sechzehen Wochen, biß sie setzet: Sie hauen mit ihren scharffen Fängen al- les auffwärts mit solcher unglaublicher Macht, daß es nicht zu beschreiben. Es wird ihr Wildpräth auch in der Fa- sten-Zeit auf unterschiedene Arten deli- cat zugerichtet, so aber, wegen Undau- ligkeit des Magens, mit Gewürtz reich- lich versehen seyn muß. Von der Fisch-Otter. [Spaltenumbruch]
Dieses ist ein Raub-Thier, welches nehmste P
Von denen wilden Thieren. [Spaltenumbruch]
ner hitzigen, ſubtil durchdringendẽ ſcharf-fen Eigenſchafft und zu veneriſchen Lie- bes-Traͤncken dienlich, auch in der Apo- thecen, weil ſie eine waͤrmende und tro- ckene Art haben, ſehr braͤuchlich, inglei- chen gut in Kinds-Noͤthen, dienen wider Gifft und Grimmen. Andere Nutzbar- keiten ſind denen Medicis bekant. Diß haben ſo wohl Maͤnnlein als Weiblein und wieget offt des Maͤnnleins uͤber ein Pfund ſchwer, des Weibleins aber iſt mercklich kleiner. Der Balg iſt etwas falb oder dunckel, Aſchen-Farb von Haa- ren, davon beſondere ſehr theuere Bie- berhaͤrene Struͤmpffe, auch Bieberhaͤ- rene oder Caſtor Huͤthe fabriciret und reichen Leuten verkaufft werden. Seine Spuhr oder Gefaͤhrd iſt an vordern Fuͤſſen gleich einem Hund, doch flach; Die hintern gleichen, wie gemeldet, ei- nem Schwan oder Ganß. Sie koͤnnen damit im Waſſer ſehr wohl fort kom- men und unter dem Waſſer eine ziem- [Spaltenumbruch] liche Ecke ſchwimmen und fortfahren, doch muͤſſen ſie auch bisweilen die Naſe in die Hoͤhe recken und Athem hohlen: Sind dick und unbehelfflich. Jhre Nah- rung iſt nur meiſt Rinden von Weyden, Werfften, Pappeln und dergleichen Waſſer-Gehoͤltze, ſo ſich ſchaͤlen laͤſſet, und halten einige davor, daß ſie keine Fi- ſche rauben; Weil aber ihr Wildpraͤth, wie gemeldet, meiſt nach Fiſchen ſchme- cket, muß folglich auch die Nahrung da- von ſeyn. Sie brunfften mit ihrem kur- tzen dicken Leibe ſehr begierig auf einan- der lange Zeit und traͤgt die Bieberin ſechzehen Wochen, biß ſie ſetzet: Sie hauen mit ihren ſcharffen Faͤngen al- les auffwaͤrts mit ſolcher unglaublicher Macht, daß es nicht zu beſchreiben. Es wird ihr Wildpraͤth auch in der Fa- ſten-Zeit auf unterſchiedene Arten deli- cat zugerichtet, ſo aber, wegen Undau- ligkeit des Magens, mit Gewuͤrtz reich- lich verſehen ſeyn muß. Von der Fiſch-Otter. [Spaltenumbruch]
Dieſes iſt ein Raub-Thier, welches nehmſte P
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Sie thun des Nachts<lb/> nach denen Fiſch-Baͤchen weitlaͤufftige<lb/> Gaͤnge und geben genau Acht, ſo ſie<lb/> Wind von denen Menſchen vernehmen,<lb/> ſchieſſen ſie alſobald unter das Waſſer,<lb/> wie die Blaͤſſ-Enten, und kommen an ei-<lb/> nem andern Ort mit der Naſen empor,<lb/> Athem zu hohlen: Wann ſie fiſchen, ſind<lb/> ſie viel geſchwinder unter dem Waſſer,<lb/> als ein Fiſch, und ſo ſie etwas gefangen,<lb/> kommen ſie mit dem Raub in die Hoͤhe,<lb/> und wann es zu groß, ſchwimmen ſie<lb/> an das Land oder Ufer des Nachts, wo<lb/> ſie Friede haben und verzehren es mit<lb/> groͤſtem <hi rendition="#aq">Appetit.</hi> Die Fiſch-Ottern ſind<lb/> geſchwind, braun von Haaren, welche<lb/> kurtz und glatt, haben einen langen di-<lb/> cken glattharigten Schweiff; Wann ſie<lb/> Fiſche vermercken, ſchlagen ſie den<lb/> Schwantz ins Waſſer, daß die Fiſche er-<lb/> ſchrecken und ſich unter die Wurtzeln<lb/> und Loͤcher des Ufers verkriechen, da ſie<lb/> ſolche am meiſten fangen. 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Von denen wilden Thieren.
ner hitzigen, ſubtil durchdringendẽ ſcharf-
fen Eigenſchafft und zu veneriſchen Lie-
bes-Traͤncken dienlich, auch in der Apo-
thecen, weil ſie eine waͤrmende und tro-
ckene Art haben, ſehr braͤuchlich, inglei-
chen gut in Kinds-Noͤthen, dienen wider
Gifft und Grimmen. Andere Nutzbar-
keiten ſind denen Medicis bekant. Diß
haben ſo wohl Maͤnnlein als Weiblein
und wieget offt des Maͤnnleins uͤber ein
Pfund ſchwer, des Weibleins aber iſt
mercklich kleiner. Der Balg iſt etwas
falb oder dunckel, Aſchen-Farb von Haa-
ren, davon beſondere ſehr theuere Bie-
berhaͤrene Struͤmpffe, auch Bieberhaͤ-
rene oder Caſtor Huͤthe fabriciret und
reichen Leuten verkaufft werden. Seine
Spuhr oder Gefaͤhrd iſt an vordern
Fuͤſſen gleich einem Hund, doch flach;
Die hintern gleichen, wie gemeldet, ei-
nem Schwan oder Ganß. Sie koͤnnen
damit im Waſſer ſehr wohl fort kom-
men und unter dem Waſſer eine ziem-
liche Ecke ſchwimmen und fortfahren,
doch muͤſſen ſie auch bisweilen die Naſe
in die Hoͤhe recken und Athem hohlen:
Sind dick und unbehelfflich. Jhre Nah-
rung iſt nur meiſt Rinden von Weyden,
Werfften, Pappeln und dergleichen
Waſſer-Gehoͤltze, ſo ſich ſchaͤlen laͤſſet,
und halten einige davor, daß ſie keine Fi-
ſche rauben; Weil aber ihr Wildpraͤth,
wie gemeldet, meiſt nach Fiſchen ſchme-
cket, muß folglich auch die Nahrung da-
von ſeyn. Sie brunfften mit ihrem kur-
tzen dicken Leibe ſehr begierig auf einan-
der lange Zeit und traͤgt die Bieberin
ſechzehen Wochen, biß ſie ſetzet: Sie
hauen mit ihren ſcharffen Faͤngen al-
les auffwaͤrts mit ſolcher unglaublicher
Macht, daß es nicht zu beſchreiben. Es
wird ihr Wildpraͤth auch in der Fa-
ſten-Zeit auf unterſchiedene Arten deli-
cat zugerichtet, ſo aber, wegen Undau-
ligkeit des Magens, mit Gewuͤrtz reich-
lich verſehen ſeyn muß.
Von der Fiſch-Otter.
Dieſes iſt ein Raub-Thier, welches
nichts zu Lande, ſondern alles im Waſ-
ſer, als Fiſche, Krebſe und dergleichen
raubt. Sie wohnen in hohlen Ufern,
Werdern und alten hohlen Stoͤcken von
Erlen, oder Weyden unter denen Fluth-
betten, Teichſtaͤndern und verborgenen
Loͤchern, wo allerhand Reiß verworf-
fen. Wann die Fiſch-Otter umb die
Faſten-Zeit im Februario gerantzet und
ihre Jungen zwoͤlff Wochen getragen,
ſetzet ſie ſo dann im Majo gemeiniglich
drey biß vier Jungen, welche neun Ta-
ge blind liegen, ehe ſie ſehen koͤnnen und
werden von der Alten fleißig ernehret,
biß ſie drey oder vier Wochen alt, dann
ſchlupffen die Jungen ſchon mit und ler-
nen die kleinen Fiſchgen fangen, darauff
ſie ſehr eiffrig werden und ſich ſtetig hier-
innen uͤben, ob wohl mancher Fehl-
Gang vorgehet: Wann ungefehr Hun-
de zu ihrem Bau kommen, koͤnnen die
Alten ſich ſehr wehren und dieſelben be-
ſchaͤdigen, weiln ſie ſcharff Gebiß haben;
Jmmittelſt wiſchen die Jungen darvon
und die Alte folget nach. Der Balg iſt
ſo feſt, daß ihn nicht leicht die Hunde faſ-
ſen koͤnnen, haben einen kurtzen runden
Kopff, kleine Augen und Ohren, wer-
den im Waſſer gar nicht naß, auſſer
wenn ſie verwundet. Wann die Jun-
gen zwey Jahr alt, ſo ſind ſie zu ihrer
vollkommenen Groͤſſe; Sie wohnen lieber
bey denen kleineren Waſſern, und deren
Baͤlge ſind auch weit ſchoͤner und beſſer,
als derer, die bey denen groſſen Waſſern
ſich auffhalten. Sie thun des Nachts
nach denen Fiſch-Baͤchen weitlaͤufftige
Gaͤnge und geben genau Acht, ſo ſie
Wind von denen Menſchen vernehmen,
ſchieſſen ſie alſobald unter das Waſſer,
wie die Blaͤſſ-Enten, und kommen an ei-
nem andern Ort mit der Naſen empor,
Athem zu hohlen: Wann ſie fiſchen, ſind
ſie viel geſchwinder unter dem Waſſer,
als ein Fiſch, und ſo ſie etwas gefangen,
kommen ſie mit dem Raub in die Hoͤhe,
und wann es zu groß, ſchwimmen ſie
an das Land oder Ufer des Nachts, wo
ſie Friede haben und verzehren es mit
groͤſtem Appetit. Die Fiſch-Ottern ſind
geſchwind, braun von Haaren, welche
kurtz und glatt, haben einen langen di-
cken glattharigten Schweiff; Wann ſie
Fiſche vermercken, ſchlagen ſie den
Schwantz ins Waſſer, daß die Fiſche er-
ſchrecken und ſich unter die Wurtzeln
und Loͤcher des Ufers verkriechen, da ſie
ſolche am meiſten fangen. Gemeiniglich
geſchiehet ihr Gang vor Tage aus dem
Bau, ſie fiſchen unter dem Waſſer ge-
gen den Strohm weit weg, und wenn ſie
ſatt worden, laſſen ſie ſich den Strohm
allmaͤhlig zuruͤck treiben. Jhre ange-
nehmſte
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