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Dieses wären nun also meistens die Contenta von eines Häge-Reuters Fun- ction gewesen; Wiewohl jeder Herr- schafft nach Belieben zu ändern frey [Spaltenumbruch]
stehet. Theils Orten hat er auch die Schlüssel der Fürstlichen Spatzier-We- ge bey sich.
Von Anatomia wilder Thiere.
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Nachdem ich vorgemeldte wilde Thiere dem Leben nach beschrieben, finde nö- thig zu seyn, dieselben bey ihrem Tode und deren Zergliederung, jedes nach sei- nem Geschöpff, Art und Natur etwas genauer zu betrachten. Wie sich nun sonder Zweiffel gar viele über diese un- vermuthete Materie, darvon ich hier handele, ziemlich verwundern werden, weil solches keines weges zur Jägerey, vielmehr aber denen Medicis und Chi- rurgis zugehöre, als warumb sie besorgt seyn, und hieraus alle Bewegungen, Coctiones, Fermentationes, Chylosin, Circulationem sangvinis und dergleichen mehr betrachten müsten, damit sie umb desto nützlichere und glücklichere Curen thun könten. So dienet aber hierauff zur freundlichen Nachricht, daß ich nicht vor sufficient erachte, wann gleich ein Jäger ein wildes Thier, so er gefället und erleget, wie gewöhnlich, auffzubre- chen den Wanst und Gescheide auszu- werffen, die Luntze abzulösen, die Haut gebräuchlich zu zerwürcken und letzlich das Wildpräth in Braten, Zimmel, Keulen und Blätter zu zerlegen weiß, so zwar gar gut vor einen Jäger oder Weydemann ist, übrigens aber sich umb des Wildes innere Eigenschafft nicht wei- ter bekümmert; sondern er muß und soll auch billig die Anatomie oder Section eines wilden Thieres gründlicher verstehen, wo er anders will gute Renomee und ausführliche Information von der Eigen- schafft eines wilden Thieres haben. Und ob zwar die grimmig reissende wilde Thie- re, Gottlob! in unserm kalten Climate nicht befindlich, also deren genaue Un- tersuchung zu entbehren seyn solte, so ist es doch löblicher, sonderlich aber einem Löwen-Wärter nützlicher, damit er bey vorfallenden Gelegenheiten, Kranck- heiten und Curen, solchen unterhaben- den Thieren desto besser helffen, oder, wann dieselbigen unvermuthend gestor- ben, bey Oeffnung des gefallenen Thieres, genungsame Relation thun könne. Ei- nem Jäger aber kommet die Anatomie derer hier zu Lande gewöhnlichen wilden Thie- [Spaltenumbruch]
re zu betrachten und sich derselben nütz- lich zu bedienen offters vor, Exempli gr. Man erwege nur, wann ein wildes Thier in langen Tagen sich vor Furcht verstecket, und wohl ausgehungert hat, wie der Magen, Wanst und die Gedär- me leer und zusammen gefallen sind, da- von der innere Leib leer und hohl gewor- den; Dargegen so es die Nacht über sei- ne Nahrung genommen, ist der Wanst, Magen und Gedärme allenthalben aus- gefüllet, dahero so dann der Schuß, Stich, oder Fang hieraus tödtlicher zu judiciren, als so es durch den hohlen lee- ren Leib gangen wäre. Ferner, wie sol- te man urtheilen können, ob ein getrof- fenes Wild tödlich verwundet wäre oder sich ausheilen werde, so man nicht dessen innerlicher Beschaffenheit genungsam kundig wäre: Ja es hat auch die Ana- tomie wegen der Hunde, als des Jägers nöthigen Gehülffen, von welchen an sei- nem Ort ausführlich handeln werde, ih- ren sonderbahren Nutzen, nicht daß man scoptice hiervon judiciren solte, sondern die Wissenschafft habe, bey vorfallender Kranckheit, oder Verletzung derer Glie- der solchen armen Thieren in Zeiten durch beqveme Mittel zu helffen. Es hat wohl eher Alexander Magnus diese Wissenschafft der Anatomie mit besonde- rem Fleiß von seinem Lehr-Meister dem Aristotele erlernet und zum öfftern sich nicht gescheuet, in Feld-Schlachten mit eigenen Händen, umb sich selbst er- kennen zu lernen, die blutigen Einge- weyde zu durchsuchen. Auch haben in vorigen Zeiten die Egyptischen Könige selbsten in Person vielfältig anatomiret. Dergleichen auch der Römische Käyser Marcus Antonius vormahls mit gröster Begierde gar offt gethan. Die Römi- schen Bürgemeister, Boethius und Pau- lus Sergius haben dergleichen zum öfftern getrieben. Hippocrates hat diese Wis- senschafft vor eine lange nachdenckliche Kunst gehalten. Was nachdem ferner aus des berühmten Galeni Schrifften zeithero vortreffliche Autores colligiret und entdecket, ist zu rühmen. Woraus
dann
Q
Von denen wilden Thieren.
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Dieſes waͤren nun alſo meiſtens die Contenta von eines Haͤge-Reuters Fun- ction geweſen; Wiewohl jeder Herr- ſchafft nach Belieben zu aͤndern frey [Spaltenumbruch]
ſtehet. Theils Orten hat er auch die Schluͤſſel der Fuͤrſtlichen Spatzier-We- ge bey ſich.
Von Anatomia wilder Thiere.
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Nachdem ich vorgemeldte wilde Thiere dem Leben nach beſchrieben, finde noͤ- thig zu ſeyn, dieſelben bey ihrem Tode und deren Zergliederung, jedes nach ſei- nem Geſchoͤpff, Art und Natur etwas genauer zu betrachten. Wie ſich nun ſonder Zweiffel gar viele uͤber dieſe un- vermuthete Materie, darvon ich hier handele, ziemlich verwundern werden, weil ſolches keines weges zur Jaͤgerey, vielmehr aber denen Medicis und Chi- rurgis zugehoͤre, als warumb ſie beſorgt ſeyn, und hieraus alle Bewegungen, Coctiones, Fermentationes, Chyloſin, Circulationem ſangvinis und dergleichen mehr betrachten muͤſten, damit ſie umb deſto nuͤtzlichere und gluͤcklichere Curen thun koͤnten. So dienet aber hierauff zur freundlichen Nachricht, daß ich nicht vor ſufficient erachte, wann gleich ein Jaͤger ein wildes Thier, ſo er gefaͤllet und erleget, wie gewoͤhnlich, auffzubre- chen den Wanſt und Geſcheide auszu- werffen, die Luntze abzuloͤſen, die Haut gebraͤuchlich zu zerwuͤrcken und letzlich das Wildpraͤth in Braten, Zimmel, Keulen und Blaͤtter zu zerlegen weiß, ſo zwar gar gut vor einen Jaͤger oder Weydemann iſt, uͤbrigens aber ſich umb des Wildes innere Eigenſchafft nicht wei- ter bekuͤmmert; ſondern er muß und ſoll auch billig die Anatomie odeꝛ Section eines wilden Thieres gruͤndlicher verſtehen, wo er anders will gute Renomee und ausfuͤhrliche Information von der Eigen- ſchafft eines wilden Thieres haben. Und ob zwar die grim̃ig reiſſende wilde Thie- re, Gottlob! in unſerm kalten Climate nicht befindlich, alſo deren genaue Un- terſuchung zu entbehren ſeyn ſolte, ſo iſt es doch loͤblicher, ſonderlich aber einem Loͤwen-Waͤrter nuͤtzlicher, damit er bey vorfallenden Gelegenheiten, Kranck- heiten und Curen, ſolchen unterhaben- den Thieren deſto beſſer helffen, oder, wann dieſelbigen unvermuthend geſtor- ben, bey Oeffnung des gefallenen Thieres, genungſame Relation thun koͤnne. Ei- nem Jaͤgeꝛ abeꝛ kom̃et die Anatomie deꝛeꝛ hier zu Lande gewoͤhnlichen wilden Thie- [Spaltenumbruch]
re zu betrachten und ſich derſelben nuͤtz- lich zu bedienen offters vor, Exempli gr. Man erwege nur, wann ein wildes Thier in langen Tagen ſich vor Furcht verſtecket, und wohl ausgehungert hat, wie der Magen, Wanſt und die Gedaͤr- me leer und zuſammen gefallen ſind, da- von der innere Leib leer und hohl gewor- den; Dargegen ſo es die Nacht uͤber ſei- ne Nahrung genommen, iſt der Wanſt, Magen und Gedaͤrme allenthalben aus- gefuͤllet, dahero ſo dann der Schuß, Stich, oder Fang hieraus toͤdtlicher zu judiciren, als ſo es durch den hohlen lee- ren Leib gangen waͤre. Ferner, wie ſol- te man urtheilen koͤnnen, ob ein getrof- fenes Wild toͤdlich verwundet waͤre oder ſich ausheilen werde, ſo man nicht deſſen innerlicher Beſchaffenheit genungſam kundig waͤre: Ja es hat auch die Ana- tomie wegen der Hunde, als des Jaͤgers noͤthigen Gehuͤlffen, von welchen an ſei- nem Ort ausfuͤhrlich handeln werde, ih- ren ſonderbahren Nutzen, nicht daß man ſcoptice hiervon judiciren ſolte, ſondern die Wiſſenſchafft habe, bey vorfallender Kranckheit, oder Verletzung derer Glie- der ſolchen armen Thieren in Zeiten durch beqveme Mittel zu helffen. Es hat wohl eher Alexander Magnus dieſe Wiſſenſchafft der Anatomie mit beſonde- rem Fleiß von ſeinem Lehr-Meiſter dem Ariſtotele erlernet und zum oͤfftern ſich nicht geſcheuet, in Feld-Schlachten mit eigenen Haͤnden, umb ſich ſelbſt er- kennen zu lernen, die blutigen Einge- weyde zu durchſuchen. Auch haben in vorigen Zeiten die Egyptiſchen Koͤnige ſelbſten in Perſon vielfaͤltig anatomiret. Dergleichen auch der Roͤmiſche Kaͤyſer Marcus Antonius vormahls mit groͤſter Begierde gar offt gethan. Die Roͤmi- ſchen Buͤrgemeiſter, Boethius und Pau- lus Sergius haben dergleichen zum oͤfftern getrieben. Hippocrates hat dieſe Wiſ- ſenſchafft vor eine lange nachdenckliche Kunſt gehalten. Was nachdem ferner aus des beruͤhmten Galeni Schrifften zeithero vortreffliche Autores colligiret und entdecket, iſt zu ruͤhmen. Woraus
dann
Q
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[121/0223]
Von denen wilden Thieren.
Dieſes waͤren nun alſo meiſtens die
Contenta von eines Haͤge-Reuters Fun-
ction geweſen; Wiewohl jeder Herr-
ſchafft nach Belieben zu aͤndern frey
ſtehet. Theils Orten hat er auch die
Schluͤſſel der Fuͤrſtlichen Spatzier-We-
ge bey ſich.
Von Anatomia wilder Thiere.
Nachdem ich vorgemeldte wilde Thiere
dem Leben nach beſchrieben, finde noͤ-
thig zu ſeyn, dieſelben bey ihrem Tode
und deren Zergliederung, jedes nach ſei-
nem Geſchoͤpff, Art und Natur etwas
genauer zu betrachten. Wie ſich nun
ſonder Zweiffel gar viele uͤber dieſe un-
vermuthete Materie, darvon ich hier
handele, ziemlich verwundern werden,
weil ſolches keines weges zur Jaͤgerey,
vielmehr aber denen Medicis und Chi-
rurgis zugehoͤre, als warumb ſie beſorgt
ſeyn, und hieraus alle Bewegungen,
Coctiones, Fermentationes, Chyloſin,
Circulationem ſangvinis und dergleichen
mehr betrachten muͤſten, damit ſie umb
deſto nuͤtzlichere und gluͤcklichere Curen
thun koͤnten. So dienet aber hierauff
zur freundlichen Nachricht, daß ich nicht
vor ſufficient erachte, wann gleich ein
Jaͤger ein wildes Thier, ſo er gefaͤllet
und erleget, wie gewoͤhnlich, auffzubre-
chen den Wanſt und Geſcheide auszu-
werffen, die Luntze abzuloͤſen, die Haut
gebraͤuchlich zu zerwuͤrcken und letzlich
das Wildpraͤth in Braten, Zimmel,
Keulen und Blaͤtter zu zerlegen weiß,
ſo zwar gar gut vor einen Jaͤger oder
Weydemann iſt, uͤbrigens aber ſich umb
des Wildes innere Eigenſchafft nicht wei-
ter bekuͤmmert; ſondern er muß und ſoll
auch billig die Anatomie odeꝛ Section eines
wilden Thieres gruͤndlicher verſtehen,
wo er anders will gute Renomee und
ausfuͤhrliche Information von der Eigen-
ſchafft eines wilden Thieres haben. Und
ob zwar die grim̃ig reiſſende wilde Thie-
re, Gottlob! in unſerm kalten Climate
nicht befindlich, alſo deren genaue Un-
terſuchung zu entbehren ſeyn ſolte, ſo iſt
es doch loͤblicher, ſonderlich aber einem
Loͤwen-Waͤrter nuͤtzlicher, damit er
bey vorfallenden Gelegenheiten, Kranck-
heiten und Curen, ſolchen unterhaben-
den Thieren deſto beſſer helffen, oder,
wann dieſelbigen unvermuthend geſtor-
ben, bey Oeffnung des gefallenen Thieres,
genungſame Relation thun koͤnne. Ei-
nem Jaͤgeꝛ abeꝛ kom̃et die Anatomie deꝛeꝛ
hier zu Lande gewoͤhnlichen wilden Thie-
re zu betrachten und ſich derſelben nuͤtz-
lich zu bedienen offters vor, Exempli gr.
Man erwege nur, wann ein wildes
Thier in langen Tagen ſich vor Furcht
verſtecket, und wohl ausgehungert hat,
wie der Magen, Wanſt und die Gedaͤr-
me leer und zuſammen gefallen ſind, da-
von der innere Leib leer und hohl gewor-
den; Dargegen ſo es die Nacht uͤber ſei-
ne Nahrung genommen, iſt der Wanſt,
Magen und Gedaͤrme allenthalben aus-
gefuͤllet, dahero ſo dann der Schuß,
Stich, oder Fang hieraus toͤdtlicher zu
judiciren, als ſo es durch den hohlen lee-
ren Leib gangen waͤre. Ferner, wie ſol-
te man urtheilen koͤnnen, ob ein getrof-
fenes Wild toͤdlich verwundet waͤre oder
ſich ausheilen werde, ſo man nicht deſſen
innerlicher Beſchaffenheit genungſam
kundig waͤre: Ja es hat auch die Ana-
tomie wegen der Hunde, als des Jaͤgers
noͤthigen Gehuͤlffen, von welchen an ſei-
nem Ort ausfuͤhrlich handeln werde, ih-
ren ſonderbahren Nutzen, nicht daß man
ſcoptice hiervon judiciren ſolte, ſondern
die Wiſſenſchafft habe, bey vorfallender
Kranckheit, oder Verletzung derer Glie-
der ſolchen armen Thieren in Zeiten
durch beqveme Mittel zu helffen. Es
hat wohl eher Alexander Magnus dieſe
Wiſſenſchafft der Anatomie mit beſonde-
rem Fleiß von ſeinem Lehr-Meiſter dem
Ariſtotele erlernet und zum oͤfftern ſich
nicht geſcheuet, in Feld-Schlachten mit
eigenen Haͤnden, umb ſich ſelbſt er-
kennen zu lernen, die blutigen Einge-
weyde zu durchſuchen. Auch haben in
vorigen Zeiten die Egyptiſchen Koͤnige
ſelbſten in Perſon vielfaͤltig anatomiret.
Dergleichen auch der Roͤmiſche Kaͤyſer
Marcus Antonius vormahls mit groͤſter
Begierde gar offt gethan. Die Roͤmi-
ſchen Buͤrgemeiſter, Boethius und Pau-
lus Sergius haben dergleichen zum oͤfftern
getrieben. Hippocrates hat dieſe Wiſ-
ſenſchafft vor eine lange nachdenckliche
Kunſt gehalten. Was nachdem ferner
aus des beruͤhmten Galeni Schrifften
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/223>, abgerufen am 21.11.2024.
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