Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Vorbericht. meinen Liebhaber der Jagd, und dennoch klugen Regenten MA-XIMILIANO I. ersehen, und ich geschweige, ob man recht gehabt, Mahomed den vierdten dieses Namens unter den Türckischen Käysern, auch wegen der allzu grossen Gewogenheit zum Jagen, unter andern Anklagen des Regiments unfähig zu erklären. Es kommt noch da- zu, daß, da vielleicht unter denen Privatis einer mehr als der andere die- se Lust liebete, oder den Nutzen achtete, andere sich die Zeit auf diese Weise nicht vertreiben wolten, und gutwillig fahren liessen, so hat es gar leicht geschehen können, daß mancher sein Recht verlohren, und hingegen ein ander sich desselbigen, nach der bekannten regula juris: was einer verläßt, könne der andere annehmen, zugeeignet. Und also sind die Jagden der Obrigkeit anheim gefallen, und hat das Verboth, daß die Unterthanen auch auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht ja- gen sollen, völlig obtiniret, welches sich folgends die Nachkommen, nachdem es die Vorfahren durch die ruhige Possession, langwierige Praescri- ption, titulo legitimo, haereditario, venditionis, emptionis aut donatio- nis, als ein rechtmäßiges Jus, und als ein besonderes Praerogativ, als ein ho- hes Obrigkeitliches Regale, durch vorgeschriebene Gesetze, angemasset, sich beständig conserviret. Sind derohalben ausdrückliche absonderliche Leges im Jure, das Wild in Heiden und Wäldern zu schonen, ange- ordnet, wie denn sonderlich unter andern Preiß-würdigen Regenten, CAROLI Magni heilsame Verordnungen desfalls zu rühmen. Solches edle Privilegium haben nachgehends Käyser, Könige und Für- sten, aus besondern hohen Gnaden, denen Grafen und Standes- Herrn oder andern vornehmen Ministris, wegen Jhrer sonderbahren Me- riten auf Deroselben Herrschaften, geistlichen Stiftern, auch edlen Ge- schlechtern, um dieselben desto mehr in Krieges- und Ritterlichen Ubun- gen aufzumuntern, zugestanden; oder auf ihre Güter und Nachkommen erblich damit belehnet. Bey solcher neuen Wieder-Erlangung dieses Rechtes haben unse- Dieses bey mir überlegend, habe, weil ich von Jugend auf eine son- alle
Vorbericht. meinen Liebhaber der Jagd, und dennoch klugen Regenten MA-XIMILIANO I. erſehen, und ich geſchweige, ob man recht gehabt, Mahomed den vierdten dieſes Namens unter den Tuͤrckiſchen Kaͤyſern, auch wegen der allzu groſſen Gewogenheit zum Jagen, unter andern Anklagen des Regiments unfaͤhig zu erklaͤren. Es kommt noch da- zu, daß, da vielleicht unter denen Privatis einer mehr als der andere die- ſe Luſt liebete, oder den Nutzen achtete, andere ſich die Zeit auf dieſe Weiſe nicht vertreiben wolten, und gutwillig fahren lieſſen, ſo hat es gar leicht geſchehen koͤnnen, daß mancher ſein Recht verlohren, und hingegen ein ander ſich deſſelbigen, nach der bekannten regula juris: was einer verlaͤßt, koͤnne der andere annehmen, zugeeignet. Und alſo ſind die Jagden der Obrigkeit anheim gefallen, und hat das Verboth, daß die Unterthanen auch auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht ja- gen ſollen, voͤllig obtiniret, welches ſich folgends die Nachkommen, nachdem es die Vorfahren durch die ruhige Poſſeſſion, langwierige Præſcri- ption, titulo legitimo, hæreditario, venditionis, emptionis aut donatio- nis, als ein rechtmaͤßiges Jus, und als ein beſonderes Prærogativ, als ein ho- hes Obrigkeitliches Regale, durch vorgeſchriebene Geſetze, angemaſſet, ſich beſtaͤndig conſerviret. Sind derohalben ausdruͤckliche abſonderliche Leges im Jure, das Wild in Heiden und Waͤldern zu ſchonen, ange- ordnet, wie denn ſonderlich unter andern Preiß-wuͤrdigen Regenten, CAROLI Magni heilſame Verordnungen desfalls zu ruͤhmen. Solches edle Privilegium haben nachgehends Kaͤyſer, Koͤnige und Fuͤr- ſten, aus beſondern hohen Gnaden, denen Grafen und Standes- Herrn oder andern vornehmen Miniſtris, wegen Jhrer ſonderbahren Me- riten auf Deroſelben Herrſchaften, geiſtlichen Stiftern, auch edlen Ge- ſchlechtern, um dieſelben deſto mehr in Krieges- und Ritterlichen Ubun- gen aufzumuntern, zugeſtanden; oder auf ihre Guͤter und Nachkommen erblich damit belehnet. Bey ſolcher neuen Wieder-Erlangung dieſes Rechtes haben unſe- Dieſes bey mir uͤberlegend, habe, weil ich von Jugend auf eine ſon- alle
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Vorbericht.
meinen Liebhaber der Jagd, und dennoch klugen Regenten MA-
XIMILIANO I. erſehen, und ich geſchweige, ob man recht gehabt,
Mahomed den vierdten dieſes Namens unter den Tuͤrckiſchen Kaͤyſern,
auch wegen der allzu groſſen Gewogenheit zum Jagen, unter andern
Anklagen des Regiments unfaͤhig zu erklaͤren. Es kommt noch da-
zu, daß, da vielleicht unter denen Privatis einer mehr als der andere die-
ſe Luſt liebete, oder den Nutzen achtete, andere ſich die Zeit auf dieſe
Weiſe nicht vertreiben wolten, und gutwillig fahren lieſſen, ſo hat es
gar leicht geſchehen koͤnnen, daß mancher ſein Recht verlohren, und
hingegen ein ander ſich deſſelbigen, nach der bekannten regula juris: was
einer verlaͤßt, koͤnne der andere annehmen, zugeeignet. Und alſo ſind
die Jagden der Obrigkeit anheim gefallen, und hat das Verboth, daß
die Unterthanen auch auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht ja-
gen ſollen, voͤllig obtiniret, welches ſich folgends die Nachkommen,
nachdem es die Vorfahren durch die ruhige Poſſeſſion, langwierige Præſcri-
ption, titulo legitimo, hæreditario, venditionis, emptionis aut donatio-
nis, als ein rechtmaͤßiges Jus, und als ein beſonderes Prærogativ, als ein ho-
hes Obrigkeitliches Regale, durch vorgeſchriebene Geſetze, angemaſſet, ſich
beſtaͤndig conſerviret. Sind derohalben ausdruͤckliche abſonderliche
Leges im Jure, das Wild in Heiden und Waͤldern zu ſchonen, ange-
ordnet, wie denn ſonderlich unter andern Preiß-wuͤrdigen Regenten,
CAROLI Magni heilſame Verordnungen desfalls zu ruͤhmen.
Solches edle Privilegium haben nachgehends Kaͤyſer, Koͤnige und Fuͤr-
ſten, aus beſondern hohen Gnaden, denen Grafen und Standes-
Herrn oder andern vornehmen Miniſtris, wegen Jhrer ſonderbahren Me-
riten auf Deroſelben Herrſchaften, geiſtlichen Stiftern, auch edlen Ge-
ſchlechtern, um dieſelben deſto mehr in Krieges- und Ritterlichen Ubun-
gen aufzumuntern, zugeſtanden; oder auf ihre Guͤter und Nachkommen
erblich damit belehnet.
Bey ſolcher neuen Wieder-Erlangung dieſes Rechtes haben unſe-
re in GOtt ruhende alte Vorfahren ſich nicht allein ungemein daran er-
goͤtzet; ſondern dieſe edle Wiſſenſchaft durch vielen Fleiß, groſſe Muͤhe
und langwierige Erfahrung gleichſam in formam artis redigiret, ſo daß
ſie nunmehro die Nachkommen gleich wie eine andere Kunſt oder Wiſſen-
ſchaft erlernen, und alſo wieder auf andere Nachkommen fortpflantzen
koͤnnen. Wiewol ſie, wenn man die Wahrheit ſagen ſoll, die vornehm-
ſten Principia, ich weiß nicht, ob mit Willen geheim gehalten, oder aus
Gemaͤchlichkeit aufzuſetzen verabſaͤumet; oder nicht Huͤlfs-Mittel gnung,
ſolche vorzutragen gehabt, ſo, daß dieſe recht Fuͤrſtliche Wiſſenſchaft leicht
wie andere Kuͤnſte wieder untergehen, und in den Sand der Vergeſſen-
heit eingeſchrieben zu werden, zu beſorgen.
Dieſes bey mir uͤberlegend, habe, weil ich von Jugend auf eine ſon-
derbare Freude und innigſtes Vergnuͤgen daran gehabt, aus wohlgemein-
ter Aufrichtigkeit, nach dem Maaß meines Vermoͤgens, weil wir doch
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