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men können: Jnnerlich war es gantz haaricht bewachsen, und war daselbst ei- ne weisse schleimigte Materie, wie weisse [Spaltenumbruch]
Bleyweiß-Farbe anzutreffen, welche ver- muthlich von denen Nieren dahin gelei- thet wird.
Von dem sämtlichen Feder-Wild.
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Gleichwie der Grosse Gott bey Er- schaffung der Welt auff der Erden die kriechenden Thiere und im Wasser die schwimmenden Fische gemacht, also hat er auch zu gleicher Zeit die fliegende Vögel unter dem Himmel in dem zarten E- lement der Lufft erschaffen, und einige davon in die Wälder, andere hingegen in die Felder, und etliche in die Gewäs- ser verordnet, und dem menschlichen Ge- schlecht übergeben. Und wird in der gan- tzen Heiligen Schrifft vornehmlich von die- sem lieblichen Geschöpff derer Vögel des Himmels, welche mit ihren schnellen Flügeln denen Engeln gleich ihres Schöpffers Befehl schleunig verrichten, mit sonderlichem Lobe gedacht, ja es ge- reichet noch mehr zu ihrem Ruhm, daß Gott der Heilige Geist in Gestalt einer weissen Taube zum öfftern erschienen; Man sehe die Vögel des Himmels, sie säen nicht, sie erndten nicht und sammlen nicht in die Scheuer, jedoch ernehret sie Gott wunderlich, welches allen Geitzhäl- sen zum morale dienen kan, die Göttli- cher Providenz mißträuisch und ungläu- big sind. Was vor eine gnädige Ver- heissung des Wohlergehens und langen Lebens wurde nicht denen Kindern J- srael von Gott versprochen, so sie ein Vo- gel-Nest mit Eyern oder Jungen fin- den und nicht alles vertilgen, sondern die Mutter fliegen lassen würden, weil ohne des Himmlischen Vaters willen auch kein Sperling auf die Erden fallen kan; Auch daß ein Storch, Turtel-Taube, und Schwalbe die Zeit ihrer Wiederkunfft wüsten, rühmet ebenfalls die Heilige Schrifft. Was war nicht des Noae Taube zur Zeit der Sündfluth vor ein lieber angenehmer Bothe, als sie umb Vesper-Zeit zum Gnaden-Zeichen, daß die Gewasser gefallen, ein Oehl-Blatt zu Hause brachte. Ob gleich die losen Jsraeliter undanckbarlich in der Wüsten Sina wider das so herrliche Manna murreten und Mosi ihre Egyptische [Spaltenumbruch]
Fleisch-Töpffe verwurffen, gab ihnen den noch der Grosse Gott eine unglaubli- che Menge Wachteln zu ihrer Speisse: andere herrliche Lobsprüche und Exem- pla Heiliger Schrifft Kürtze halber anjetzo zu übergehen. Solte wohl nicht einem Atheisten die herrliche Aufferstehung glaublich vorstellen eine des Winters im Morast gelegene Schwalbe, wann sie in einer Wärme lebendig würde, oder wenn er sähe, wie so frölich die Feld-Ler- che sich gen Himmel in die Höhe schwin- ge, ihren Schöpffer durch ihren Gesang lobe und preise, und das menschliche Gemüthe erfreue, solcher maassen ihn von irdischen auf himmlische Gedancken bringen? Nicht weniger unterlässet nicht die keinen Fleiß spahrende unermüdete Nachtigall, da andere Vögel ruhen, ihre Dienste treulich zu verrichten, Gott zu loben und den Menschen bey Schlafflo- sen Nächten zu vergnügen; Ja man fin- det wohl gar Vögel, die durch Fleiß de- rer Menschen verschiedene Sprachen re- den und Lieder singen lernen, so recht wundernswürdig. Uber dieses alles, so itzt erwehnet worden, geben uns noch darzu die lieben Vögel sich selbst zu herr- lichen Speisen, und solten wir nur den reichlichen Vogelfang im Herbst von Zie- mern, Kramets-Vögeln und andern be- trachten, an bey Gottes Allmacht und Gü- thigkeit danckbarlich erkennen. Alldie- weilen nun ich in diesem andern Theil die vierfußigen Thiere der Erden, so in Wäldern, Feldern und Wassern sich neh- ren und aufhalten, sowohl nach ihrem Leben physice, als nach ihrem Tode ana- tomice beschrieben, so erachte für nöthig, des edeln Feder-Wildes, nemlich derer Vögel, als von dem grossen Gott eben- falls erschaffener Creaturen Eigenschafft vorjetzo nach dem Leben, dann, wo mög- lich, auch mit wenigem anatomice zu be- trachten; Das Fangen und Weyde- Werck dererselben aber reservire biß zum Beschluß.
Erste
Anderer Theil/
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men koͤnnen: Jnnerlich war es gantz haaricht bewachſen, und war daſelbſt ei- ne weiſſe ſchleimigte Materie, wie weiſſe [Spaltenumbruch]
Bleyweiß-Farbe anzutreffen, welche ver- muthlich von denen Nieren dahin gelei- thet wird.
Von dem ſaͤmtlichen Feder-Wild.
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Gleichwie der Groſſe Gott bey Er- ſchaffung der Welt auff der Erden die kriechenden Thiere und im Waſſer die ſchwimmenden Fiſche gemacht, alſo hat er auch zu gleicher Zeit die fliegende Voͤgel unter dem Himmel in dem zarten E- lement der Lufft erſchaffen, und einige davon in die Waͤlder, andere hingegen in die Felder, und etliche in die Gewaͤſ- ſer verordnet, und dem menſchlichen Ge- ſchlecht uͤbergeben. Und wird in der gan- tzen Heiligen Schꝛifft voꝛnehmlich von die- ſem lieblichen Geſchoͤpff derer Voͤgel des Himmels, welche mit ihren ſchnellen Fluͤgeln denen Engeln gleich ihres Schoͤpffers Befehl ſchleunig verrichten, mit ſonderlichem Lobe gedacht, ja es ge- reichet noch mehr zu ihrem Ruhm, daß Gott der Heilige Geiſt in Geſtalt einer weiſſen Taube zum oͤfftern erſchienen; Man ſehe die Voͤgel des Himmels, ſie ſaͤen nicht, ſie erndten nicht und ſammlen nicht in die Scheuer, jedoch ernehret ſie Gott wunderlich, welches allen Geitzhaͤl- ſen zum morale dienen kan, die Goͤttli- cher Providenz mißtraͤuiſch und unglaͤu- big ſind. Was vor eine gnaͤdige Ver- heiſſung des Wohlergehens und langen Lebens wurde nicht denen Kindern J- ſrael von Gott verſprochen, ſo ſie ein Vo- gel-Neſt mit Eyern oder Jungen fin- den und nicht alles vertilgen, ſondern die Mutter fliegen laſſen wuͤrden, weil ohne des Himmliſchen Vaters willen auch kein Sperling auf die Erden fallen kan; Auch daß ein Storch, Turtel-Taube, und Schwalbe die Zeit ihrer Wiederkunfft wuͤſten, ruͤhmet ebenfalls die Heilige Schrifft. Was war nicht des Noæ Taube zur Zeit der Suͤndfluth vor ein lieber angenehmer Bothe, als ſie umb Veſper-Zeit zum Gnaden-Zeichen, daß die Gewaſſer gefallen, ein Oehl-Blatt zu Hauſe brachte. Ob gleich die loſen Jſraeliter undanckbarlich in der Wuͤſten Sina wider das ſo herrliche Manna murreten und Moſi ihre Egyptiſche [Spaltenumbruch]
Fleiſch-Toͤpffe verwurffen, gab ihnen den noch der Groſſe Gott eine unglaubli- che Menge Wachteln zu ihrer Speiſſe: andere herrliche Lobſpruͤche und Exem- pla Heiliger Schrifft Kuͤrtze halber anjetzo zu uͤbergehen. Solte wohl nicht einem Atheiſten die herrliche Aufferſtehung glaublich vorſtellen eine des Winters im Moraſt gelegene Schwalbe, wann ſie in einer Waͤrme lebendig wuͤrde, oder wenn er ſaͤhe, wie ſo froͤlich die Feld-Ler- che ſich gen Himmel in die Hoͤhe ſchwin- ge, ihren Schoͤpffer durch ihren Geſang lobe und preiſe, und das menſchliche Gemuͤthe erfreue, ſolcher maaſſen ihn von irdiſchen auf himmliſche Gedancken bringen? Nicht weniger unterlaͤſſet nicht die keinen Fleiß ſpahrende unermuͤdete Nachtigall, da andere Voͤgel ruhen, ihre Dienſte treulich zu verrichten, Gott zu loben und den Menſchen bey Schlafflo- ſen Naͤchten zu vergnuͤgen; Ja man fin- det wohl gar Voͤgel, die durch Fleiß de- rer Menſchen verſchiedene Sprachen re- den und Lieder ſingen lernen, ſo recht wundernswuͤrdig. Uber dieſes alles, ſo itzt erwehnet worden, geben uns noch darzu die lieben Voͤgel ſich ſelbſt zu herr- lichen Speiſen, und ſolten wir nur den reichlichen Vogelfang im Herbſt von Zie- mern, Kramets-Voͤgeln und andern be- trachten, an bey Gottes Allmacht und Guͤ- thigkeit danckbarlich erkennen. Alldie- weilen nun ich in dieſem andern Theil die vierfußigen Thiere der Erden, ſo in Waͤldern, Feldern und Waſſern ſich neh- ren und aufhalten, ſowohl nach ihrem Leben phyſice, als nach ihrem Tode ana- tomice beſchrieben, ſo erachte fuͤr noͤthig, des edeln Feder-Wildes, nemlich derer Voͤgel, als von dem groſſen Gott eben- falls erſchaffener Creaturen Eigenſchafft vorjetzo nach dem Leben, dann, wo moͤg- lich, auch mit wenigem anatomice zu be- trachten; Das Fangen und Weyde- Werck dererſelben aber reſervire biß zum Beſchluß.
Erſte
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Anderer Theil/
men koͤnnen: Jnnerlich war es gantz
haaricht bewachſen, und war daſelbſt ei-
ne weiſſe ſchleimigte Materie, wie weiſſe
Bleyweiß-Farbe anzutreffen, welche ver-
muthlich von denen Nieren dahin gelei-
thet wird.
Von dem ſaͤmtlichen Feder-Wild.
Gleichwie der Groſſe Gott bey Er-
ſchaffung der Welt auff der Erden die
kriechenden Thiere und im Waſſer die
ſchwimmenden Fiſche gemacht, alſo hat er
auch zu gleicher Zeit die fliegende Voͤgel
unter dem Himmel in dem zarten E-
lement der Lufft erſchaffen, und einige
davon in die Waͤlder, andere hingegen
in die Felder, und etliche in die Gewaͤſ-
ſer verordnet, und dem menſchlichen Ge-
ſchlecht uͤbergeben. Und wird in der gan-
tzen Heiligen Schꝛifft voꝛnehmlich von die-
ſem lieblichen Geſchoͤpff derer Voͤgel des
Himmels, welche mit ihren ſchnellen
Fluͤgeln denen Engeln gleich ihres
Schoͤpffers Befehl ſchleunig verrichten,
mit ſonderlichem Lobe gedacht, ja es ge-
reichet noch mehr zu ihrem Ruhm, daß
Gott der Heilige Geiſt in Geſtalt einer
weiſſen Taube zum oͤfftern erſchienen;
Man ſehe die Voͤgel des Himmels, ſie
ſaͤen nicht, ſie erndten nicht und ſammlen
nicht in die Scheuer, jedoch ernehret ſie
Gott wunderlich, welches allen Geitzhaͤl-
ſen zum morale dienen kan, die Goͤttli-
cher Providenz mißtraͤuiſch und unglaͤu-
big ſind. Was vor eine gnaͤdige Ver-
heiſſung des Wohlergehens und langen
Lebens wurde nicht denen Kindern J-
ſrael von Gott verſprochen, ſo ſie ein Vo-
gel-Neſt mit Eyern oder Jungen fin-
den und nicht alles vertilgen, ſondern die
Mutter fliegen laſſen wuͤrden, weil ohne
des Himmliſchen Vaters willen auch kein
Sperling auf die Erden fallen kan; Auch
daß ein Storch, Turtel-Taube, und
Schwalbe die Zeit ihrer Wiederkunfft
wuͤſten, ruͤhmet ebenfalls die Heilige
Schrifft. Was war nicht des Noæ
Taube zur Zeit der Suͤndfluth vor ein
lieber angenehmer Bothe, als ſie umb
Veſper-Zeit zum Gnaden-Zeichen, daß
die Gewaſſer gefallen, ein Oehl-Blatt
zu Hauſe brachte. Ob gleich die loſen
Jſraeliter undanckbarlich in der Wuͤſten
Sina wider das ſo herrliche Manna
murreten und Moſi ihre Egyptiſche
Fleiſch-Toͤpffe verwurffen, gab ihnen
den noch der Groſſe Gott eine unglaubli-
che Menge Wachteln zu ihrer Speiſſe:
andere herrliche Lobſpruͤche und Exem-
pla Heiliger Schrifft Kuͤrtze halber anjetzo
zu uͤbergehen. Solte wohl nicht einem
Atheiſten die herrliche Aufferſtehung
glaublich vorſtellen eine des Winters im
Moraſt gelegene Schwalbe, wann ſie
in einer Waͤrme lebendig wuͤrde, oder
wenn er ſaͤhe, wie ſo froͤlich die Feld-Ler-
che ſich gen Himmel in die Hoͤhe ſchwin-
ge, ihren Schoͤpffer durch ihren Geſang
lobe und preiſe, und das menſchliche
Gemuͤthe erfreue, ſolcher maaſſen ihn
von irdiſchen auf himmliſche Gedancken
bringen? Nicht weniger unterlaͤſſet nicht
die keinen Fleiß ſpahrende unermuͤdete
Nachtigall, da andere Voͤgel ruhen, ihre
Dienſte treulich zu verrichten, Gott zu
loben und den Menſchen bey Schlafflo-
ſen Naͤchten zu vergnuͤgen; Ja man fin-
det wohl gar Voͤgel, die durch Fleiß de-
rer Menſchen verſchiedene Sprachen re-
den und Lieder ſingen lernen, ſo recht
wundernswuͤrdig. Uber dieſes alles,
ſo itzt erwehnet worden, geben uns noch
darzu die lieben Voͤgel ſich ſelbſt zu herr-
lichen Speiſen, und ſolten wir nur den
reichlichen Vogelfang im Herbſt von Zie-
mern, Kramets-Voͤgeln und andern be-
trachten, an bey Gottes Allmacht und Guͤ-
thigkeit danckbarlich erkennen. Alldie-
weilen nun ich in dieſem andern Theil
die vierfußigen Thiere der Erden, ſo in
Waͤldern, Feldern und Waſſern ſich neh-
ren und aufhalten, ſowohl nach ihrem
Leben phyſice, als nach ihrem Tode ana-
tomice beſchrieben, ſo erachte fuͤr noͤthig,
des edeln Feder-Wildes, nemlich derer
Voͤgel, als von dem groſſen Gott eben-
falls erſchaffener Creaturen Eigenſchafft
vorjetzo nach dem Leben, dann, wo moͤg-
lich, auch mit wenigem anatomice zu be-
trachten; Das Fangen und Weyde-
Werck dererſelben aber reſervire biß zum
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/242>, abgerufen am 24.11.2024.
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