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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] der-Beeren oder Krammet-Beeren, da-
von er den Namen hat, ist von schönen Far-
ben, lichtblau und Aschfarb, mit gelben und
rothbräunlichen Flecken auf der Brust:
hier zu Lande brüthet er nicht, sondern
in Nordischen Ländern und Moscau: Er
ziehet gemeiniglich mit der Weindros-
sel im Herbst fort nach denen warmen
Ländern und kömmt des Frühlings
beym Wieder-Fluch wieder, wird auff
dem Heerd mit Schlagwänden und
Lock-Vögeln gerücket, oder in Thonen-
[Spaltenumbruch] und Lauff-Schlingen des Herbsts ge-
fangen, wiewohl einige das Contrarium
glauben, und meynen, diese Vögel wä-
ren den Sommer über allhier in unsern
Ländern nicht, sondern nähmen ihren
Strich alleine des Winters zu uns, son-
derlich, wo viel Wacholder-Sträucher
stünden: Theils blieben den gantzen
Winter über, weil es in ihren Ländern
zu solcher Zeit viel kälter wäre, und wür-
den also auf denen Heerden bey uns ge-
fangen.

Von der Drossel.
[Spaltenumbruch]

Die Drosseln, weilen sie auch Kram-
met- oder Wacholder-Beere essen, wer-
den auch unter die Krammets-Vögel
gerechnet, zumahl sie mit selbigen in
Gesellschafft gefangen werden. Es sind
aber dererselben zweyerley: Die ersteren
heissen Zipff-Drosseln, sind etwas grös-
ser und unter denen Flügeln weißgelb-
licht; Sie brüthen hier zu Lande des
Frühlings im April häuffig, machen ih-
re Nester von Baum-Mooß und anderm
Geniste zwischen die Aeste; Bringen
vier biß fünff Jungen aus und sitzen 14.
Tage darauf. Jhr Strich gehet balde
nach Michaelis und währet nicht lange;
Sie fressen gerne Ebrisch-Beer, werden
dahero in Thonen häuffig gefangen,
wie auch auf dem Heerd, wann derglei-
chen Lock-Vögel dabey sind: Sie fallen
gar frühe ein und verwicklen sich im Tho-
nen-Strick: Unten am Bauche, Halß
und Kopff sind sie weisser gescheckt als die
andern. Sie ziehen zeitlich fort nach
warmen Ländern und fänget man sie
auf dem Heerde nicht häuffig, sondern
[Spaltenumbruch] nur wenig, zu etlichen Stücken. Bey
Mondenschein ziehen sie schnell hinweg,
ehe man es vermercket. Die andere
Art heissen Wein-Drosseln, sind etwas
kleiner von Leibe, unter denen Flügeln
röthlicht, haben schwartzbraune Füsse,
und kommen zu einer Zeit mit denen Zie-
mern, nachdem das Jahr und die Wit-
terung ist; Wo sie gute Locke finden, fal-
len sie gerne ein, sonderlich im letzten Vier-
tel des Mondes und streichen im Ne-
bel hart über der Erden; Bey heller
Lufft aber ziehen sie hoch und schnell fort.
Wann Nebel und Reiffe fallen, bleibt
dieser Vogel gerne liegen; Wann es
aber kalt und hell Wetter ist, sonderlich
bey Monden-Schein, eilet er desto ge-
schwinder: Sie werden hier zu Lande
nicht erzogen, sondern kommen mit de-
nen Ziemern aus kalten Ländern kurtz
vorhero und ziehen in grossen Hauffen,
locken ihres gleichen starck an sich, fres-
sen auch Vogel-Beer und Gewürm und
sind nebst denen Ziemern wohlgeschmack-
te gute Herbst-Vögel.

Von der Amsel.
[Spaltenumbruch]

Die Amseln hecken und brüthen auch,
wie vorgemeldte Krammets-Vögel, ha-
ben zwar auch ihren Zug, bleiben aber
doch welche des Winters über an Was-
ser-Qvellen. Der Hahn ist schön schwartz,
hat einen gelben Schnabel, gelblichte
Beine und gelbe Ringel umb die Augen.
Wann dieser Vogel des Abends-Zeit in
denen Höltzern was von Wildpräth an
Hirschen, Hasen oder Füchsen mercket,
so pfleget er solche auszuruffen und zu
schnippern, daß man es wahrnehmen
soll. Er ist ein gelehrsamer Vogel, wel-
[Spaltenumbruch] cher auf vielerley Weise dem Menschen
unterschiedene Lieder nachpfeiffen lernet:
Wohnet gerne in Hecken und Sträu-
chern, und wechselt hin und wieder, das
Weiblein ist schwartz- oder dunckelbraun.
Der Amseln Speise sind Heuschrecken,
Hollunder-Beer und meistens Würmer.
Sie wohnen gerne in Errlen und Bir-
cken- Gestrippe: Haben fast am ersten
Junge im Jahr, legen drey biß fünff
Eyer, welche grünlicht und röthlicht be-
sprenget sind und leben ohngefähr biß

acht
T

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] der-Beeren oder Krammet-Beeren, da-
von er den Namẽ hat, iſt von ſchoͤnen Far-
ben, lichtblau und Aſchfaꝛb, mit gelben und
rothbraͤunlichen Flecken auf der Bruſt:
hier zu Lande bruͤthet er nicht, ſondern
in Nordiſchen Laͤndern und Moſcau: Er
ziehet gemeiniglich mit der Weindroſ-
ſel im Herbſt fort nach denen warmen
Laͤndern und koͤmmt des Fruͤhlings
beym Wieder-Fluch wieder, wird auff
dem Heerd mit Schlagwaͤnden und
Lock-Voͤgeln geruͤcket, oder in Thonen-
[Spaltenumbruch] und Lauff-Schlingen des Herbſts ge-
fangen, wiewohl einige das Contrarium
glauben, und meynen, dieſe Voͤgel waͤ-
ren den Sommer uͤber allhier in unſern
Laͤndern nicht, ſondern naͤhmen ihren
Strich alleine des Winters zu uns, ſon-
derlich, wo viel Wacholder-Straͤucher
ſtuͤnden: Theils blieben den gantzen
Winter uͤber, weil es in ihren Laͤndern
zu ſolcher Zeit viel kaͤlter waͤre, und wuͤr-
den alſo auf denen Heerden bey uns ge-
fangen.

Von der Droſſel.
[Spaltenumbruch]

Die Droſſeln, weilen ſie auch Kram-
met- oder Wacholder-Beere eſſen, wer-
den auch unter die Krammets-Voͤgel
gerechnet, zumahl ſie mit ſelbigen in
Geſellſchafft gefangen werden. Es ſind
aber dererſelben zweyerley: Die erſteren
heiſſen Zipff-Droſſeln, ſind etwas groͤſ-
ſer und unter denen Fluͤgeln weißgelb-
licht; Sie bruͤthen hier zu Lande des
Fruͤhlings im April haͤuffig, machen ih-
re Neſter von Baum-Mooß und anderm
Geniſte zwiſchen die Aeſte; Bringen
vier biß fuͤnff Jungen aus und ſitzen 14.
Tage darauf. Jhr Strich gehet balde
nach Michaelis und waͤhret nicht lange;
Sie freſſen gerne Ebriſch-Beer, werden
dahero in Thonen haͤuffig gefangen,
wie auch auf dem Heerd, wann derglei-
chen Lock-Voͤgel dabey ſind: Sie fallen
gar fruͤhe ein und verwicklen ſich im Tho-
nen-Strick: Unten am Bauche, Halß
und Kopff ſind ſie weiſſer geſcheckt als die
andern. Sie ziehen zeitlich fort nach
warmen Laͤndern und faͤnget man ſie
auf dem Heerde nicht haͤuffig, ſondern
[Spaltenumbruch] nur wenig, zu etlichen Stuͤcken. Bey
Mondenſchein ziehen ſie ſchnell hinweg,
ehe man es vermercket. Die andere
Art heiſſen Wein-Droſſeln, ſind etwas
kleiner von Leibe, unter denen Fluͤgeln
roͤthlicht, haben ſchwartzbraune Fuͤſſe,
und kommen zu einer Zeit mit denen Zie-
mern, nachdem das Jahr und die Wit-
terung iſt; Wo ſie gute Locke finden, fal-
len ſie gerne ein, ſonderlich im letzten Vier-
tel des Mondes und ſtreichen im Ne-
bel hart uͤber der Erden; Bey heller
Lufft aber ziehen ſie hoch und ſchnell fort.
Wann Nebel und Reiffe fallen, bleibt
dieſer Vogel gerne liegen; Wann es
aber kalt und hell Wetter iſt, ſonderlich
bey Monden-Schein, eilet er deſto ge-
ſchwinder: Sie werden hier zu Lande
nicht erzogen, ſondern kommen mit de-
nen Ziemern aus kalten Laͤndern kurtz
vorhero und ziehen in groſſen Hauffen,
locken ihres gleichen ſtarck an ſich, freſ-
ſen auch Vogel-Beer und Gewuͤrm und
ſind nebſt denen Ziemern wohlgeſchmack-
te gute Herbſt-Voͤgel.

Von der Amſel.
[Spaltenumbruch]

Die Amſeln hecken und bruͤthen auch,
wie vorgemeldte Krammets-Voͤgel, ha-
ben zwar auch ihren Zug, bleiben aber
doch welche des Winters uͤber an Waſ-
ſer-Qvellen. Der Hahn iſt ſchoͤn ſchwartz,
hat einen gelben Schnabel, gelblichte
Beine und gelbe Ringel umb die Augen.
Wann dieſer Vogel des Abends-Zeit in
denen Hoͤltzern was von Wildpraͤth an
Hirſchen, Haſen oder Fuͤchſen mercket,
ſo pfleget er ſolche auszuruffen und zu
ſchnippern, daß man es wahrnehmen
ſoll. Er iſt ein gelehrſamer Vogel, wel-
[Spaltenumbruch] cher auf vielerley Weiſe dem Menſchen
unterſchiedene Lieder nachpfeiffen lernet:
Wohnet gerne in Hecken und Straͤu-
chern, und wechſelt hin und wieder, das
Weiblein iſt ſchwartz- oder dunckelbraun.
Der Amſeln Speiſe ſind Heuſchrecken,
Hollunder-Beer und meiſtens Wuͤrmer.
Sie wohnen gerne in Errlen und Bir-
cken- Geſtrippe: Haben faſt am erſten
Junge im Jahr, legen drey biß fuͤnff
Eyer, welche gruͤnlicht und roͤthlicht be-
ſprenget ſind und leben ohngefaͤhr biß

acht
T
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/251>, abgerufen am 22.11.2024.