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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anderer Theil/
Von Bläß-Enten.
[Spaltenumbruch]

Dieses scheinet wohl mehr ein Was-
ser-Huhn, als Ente zu seyn: Maassen
es keinen breiten Schnabel, als Gänse
und Enten, sondern einen spitzigen Schna-
bel, wie ein Huhn, und an Beinen zwi-
schen denen Klauen oder Zehen keine
Haut, wie andere schwimmende Vögel
hat. Jst über den gantzen Leib schwartz
als ein Rabe, etwas grösser als ein Reb-
[Spaltenumbruch] Huhn; Hat über dem Schnabel eine weis-
se Haut: Brüthet vier Jungen aus, zie-
het im Herbste weg, und kommt, sobald
die Wasser offen, wieder. Seine Nah-
rung ist Wasser-Schnecken, Gewürm
und Wurtzeln im Wasser, hat einen
schweren Flug fortzukommen: Zum
essen ist es kein delicater Vogel, weil er
einen pfuhlichten Geschmack hat.

Von denen Kybitzen.
[Spaltenumbruch]

Dieses ist ein bekanter Vogel, hält
sich an sumpffigten Orten auff, da
er des Früh-Jahrs seine Eyer le-
get und solche mit grossem Geschrey
verräth. Nach denen Hunden flieget
und stösset er sehr, sein Flug ist langsam
und bobert in der Lufft; Jst dahero in
dem Fliegen leicht zu schiessen. Seine
Farbe ist grau, grünlicht am Rücken und
denen Flügeln. Die Brust ist schwartz
und der Bauch weiß, hat lange Federn
zur Zierde auf dem Kopff: Seine Grös-
[Spaltenumbruch] se ist als eine Schnärre; Die Eyer sind
dunckelgrün besprenget, werden in Nie-
derlanden hart gesotten und zu sonder-
barer Delicatesse von Jederman genos-
sen: Sein Wildpräth ist auch gut zu es-
sen. Er kömmt des Früh-Jahrs beym
Thau-Wetter am ersten wieder zu Lan-
de, da er sich im Gebrüche von kleinen
Fischlein und auff denen Brachen von
Gewürme nehret, ist fast halb Hühner
und halb Schnepffen Art von Natur.

Von dem Wasser-Schnepfflein.
[Spaltenumbruch]

Dieses ist gearthet wie die Wald-
Schnepffe, nur daß jene von Wurtzeln
und Kräutern, diese aber von Gewür-
me des Wassers sich nehret, auch kleiner
von Leibe, wie ein Krammets-Vogel,
Aschefarb und weiß am Bauch ist. Hat ei-
nen schwartzbraunlichten Ring umb den
[Spaltenumbruch] Halß, ist oben auff dem Rücken braun-
licht und hat einen solchen Flug, doch et-
was geschwinder, wie die Wald-Schnepf-
fe. Es machen etliche grosse Delicates-
se
von diesem Vogel, also habe denselben
doch auch hierbey nicht übergehen kön-
nen.

Vierdte Abhandlung/
Von dem Raub-Beflügel/
Und zwar erstlich
Von dem Adeler.
[Spaltenumbruch]

Der Adeler ist gleichsam der König
unter denen allhiesigen bekanten fliegen-
den Raub-Thieren, nicht allein wegen
seiner Grösse, dann ihme kein Mensch sei-
ne Fittiche ausklafftern kan, sondern auch
wegen seiner Kühnheit und Grimmigkeit,
welche er an Rehen und Hasen, am meisten
aber an denen letztern zu practiciren weiß,
weiln genungsam erfahren worden, daß,
wenn er an ein Reh kommt und nur et-
was Blöse sindet, er solches würget und
[Spaltenumbruch] zu Schanden schläget. Seine Horst hat
er in denen Wäldern, an einsamen dü-
stern Oertern, auff hohen Tannen, da er
sich sowohl in acht zu nehmen weiß, daß,
wann der Weydemann, umb ihn zu
schiessen, sich verborgen darbey anstellet,
er es sobalde vermercket und seinen Raub
denen Jungen im vorbey fliegen, ohne
daß er fusset, sehr klüglich und geschwin-
de vorzuwerffen weiß. Er bringet über
zwey Jungen nicht aus, ziehet auch nicht,

son-
Anderer Theil/
Von Blaͤß-Enten.
[Spaltenumbruch]

Dieſes ſcheinet wohl mehr ein Waſ-
ſer-Huhn, als Ente zu ſeyn: Maaſſen
es keinen breiten Schnabel, als Gaͤnſe
und Enten, ſondern einen ſpitzigen Schna-
bel, wie ein Huhn, und an Beinen zwi-
ſchen denen Klauen oder Zehen keine
Haut, wie andere ſchwimmende Voͤgel
hat. Jſt uͤber den gantzen Leib ſchwartz
als ein Rabe, etwas groͤſſer als ein Reb-
[Spaltenumbruch] Huhn; Hat uͤber dem Schnabel eine weiſ-
ſe Haut: Bruͤthet vier Jungen aus, zie-
het im Herbſte weg, und kommt, ſobald
die Waſſer offen, wieder. Seine Nah-
rung iſt Waſſer-Schnecken, Gewuͤrm
und Wurtzeln im Waſſer, hat einen
ſchweren Flug fortzukommen: Zum
eſſen iſt es kein delicater Vogel, weil er
einen pfuhlichten Geſchmack hat.

Von denen Kybitzen.
[Spaltenumbruch]

Dieſes iſt ein bekanter Vogel, haͤlt
ſich an ſumpffigten Orten auff, da
er des Fruͤh-Jahrs ſeine Eyer le-
get und ſolche mit groſſem Geſchrey
verraͤth. Nach denen Hunden flieget
und ſtoͤſſet er ſehr, ſein Flug iſt langſam
und bobert in der Lufft; Jſt dahero in
dem Fliegen leicht zu ſchieſſen. Seine
Farbe iſt grau, gruͤnlicht am Ruͤcken und
denen Fluͤgeln. Die Bruſt iſt ſchwartz
und der Bauch weiß, hat lange Federn
zur Zierde auf dem Kopff: Seine Groͤſ-
[Spaltenumbruch] ſe iſt als eine Schnaͤrre; Die Eyer ſind
dunckelgruͤn beſprenget, werden in Nie-
derlanden hart geſotten und zu ſonder-
barer Delicateſſe von Jederman genoſ-
ſen: Sein Wildpraͤth iſt auch gut zu eſ-
ſen. Er koͤmmt des Fruͤh-Jahrs beym
Thau-Wetter am erſten wieder zu Lan-
de, da er ſich im Gebruͤche von kleinen
Fiſchlein und auff denen Brachen von
Gewuͤrme nehret, iſt faſt halb Huͤhner
und halb Schnepffen Art von Natur.

Von dem Waſſer-Schnepfflein.
[Spaltenumbruch]

Dieſes iſt gearthet wie die Wald-
Schnepffe, nur daß jene von Wurtzeln
und Kraͤutern, dieſe aber von Gewuͤr-
me des Waſſers ſich nehret, auch kleiner
von Leibe, wie ein Krammets-Vogel,
Aſchefarb und weiß am Bauch iſt. Hat ei-
nen ſchwartzbraunlichten Ring umb den
[Spaltenumbruch] Halß, iſt oben auff dem Ruͤcken braun-
licht und hat einen ſolchen Flug, doch et-
was geſchwinder, wie die Wald-Schnepf-
fe. Es machen etliche groſſe Delicateſ-
ſe
von dieſem Vogel, alſo habe denſelben
doch auch hierbey nicht uͤbergehen koͤn-
nen.

Vierdte Abhandlung/
Von dem Raub-Befluͤgel/
Und zwar erſtlich
Von dem Adeler.
[Spaltenumbruch]

Der Adeler iſt gleichſam der Koͤnig
unter denen allhieſigen bekanten fliegen-
den Raub-Thieren, nicht allein wegen
ſeiner Groͤſſe, dann ihme kein Menſch ſei-
ne Fittiche ausklafftern kan, ſondern auch
wegen ſeiner Kuͤhnheit und Grimmigkeit,
welche er an Rehen und Haſen, am meiſtẽ
aber an denen letztern zu practiciren weiß,
weiln genungſam erfahren worden, daß,
wenn er an ein Reh kommt und nur et-
was Bloͤſe ſindet, er ſolches wuͤrget und
[Spaltenumbruch] zu Schanden ſchlaͤget. Seine Horſt hat
er in denen Waͤldern, an einſamen duͤ-
ſtern Oertern, auff hohen Tannen, da er
ſich ſowohl in acht zu nehmen weiß, daß,
wann der Weydemann, umb ihn zu
ſchieſſen, ſich verborgen darbey anſtellet,
er es ſobalde vermercket und ſeinen Raub
denen Jungen im vorbey fliegen, ohne
daß er fuſſet, ſehr kluͤglich und geſchwin-
de vorzuwerffen weiß. Er bringet uͤber
zwey Jungen nicht aus, ziehet auch nicht,

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[152/0266] Anderer Theil/ Von Blaͤß-Enten. Dieſes ſcheinet wohl mehr ein Waſ- ſer-Huhn, als Ente zu ſeyn: Maaſſen es keinen breiten Schnabel, als Gaͤnſe und Enten, ſondern einen ſpitzigen Schna- bel, wie ein Huhn, und an Beinen zwi- ſchen denen Klauen oder Zehen keine Haut, wie andere ſchwimmende Voͤgel hat. Jſt uͤber den gantzen Leib ſchwartz als ein Rabe, etwas groͤſſer als ein Reb- Huhn; Hat uͤber dem Schnabel eine weiſ- ſe Haut: Bruͤthet vier Jungen aus, zie- het im Herbſte weg, und kommt, ſobald die Waſſer offen, wieder. Seine Nah- rung iſt Waſſer-Schnecken, Gewuͤrm und Wurtzeln im Waſſer, hat einen ſchweren Flug fortzukommen: Zum eſſen iſt es kein delicater Vogel, weil er einen pfuhlichten Geſchmack hat. Von denen Kybitzen. Dieſes iſt ein bekanter Vogel, haͤlt ſich an ſumpffigten Orten auff, da er des Fruͤh-Jahrs ſeine Eyer le- get und ſolche mit groſſem Geſchrey verraͤth. Nach denen Hunden flieget und ſtoͤſſet er ſehr, ſein Flug iſt langſam und bobert in der Lufft; Jſt dahero in dem Fliegen leicht zu ſchieſſen. Seine Farbe iſt grau, gruͤnlicht am Ruͤcken und denen Fluͤgeln. Die Bruſt iſt ſchwartz und der Bauch weiß, hat lange Federn zur Zierde auf dem Kopff: Seine Groͤſ- ſe iſt als eine Schnaͤrre; Die Eyer ſind dunckelgruͤn beſprenget, werden in Nie- derlanden hart geſotten und zu ſonder- barer Delicateſſe von Jederman genoſ- ſen: Sein Wildpraͤth iſt auch gut zu eſ- ſen. Er koͤmmt des Fruͤh-Jahrs beym Thau-Wetter am erſten wieder zu Lan- de, da er ſich im Gebruͤche von kleinen Fiſchlein und auff denen Brachen von Gewuͤrme nehret, iſt faſt halb Huͤhner und halb Schnepffen Art von Natur. Von dem Waſſer-Schnepfflein. Dieſes iſt gearthet wie die Wald- Schnepffe, nur daß jene von Wurtzeln und Kraͤutern, dieſe aber von Gewuͤr- me des Waſſers ſich nehret, auch kleiner von Leibe, wie ein Krammets-Vogel, Aſchefarb und weiß am Bauch iſt. Hat ei- nen ſchwartzbraunlichten Ring umb den Halß, iſt oben auff dem Ruͤcken braun- licht und hat einen ſolchen Flug, doch et- was geſchwinder, wie die Wald-Schnepf- fe. Es machen etliche groſſe Delicateſ- ſe von dieſem Vogel, alſo habe denſelben doch auch hierbey nicht uͤbergehen koͤn- nen. Vierdte Abhandlung/ Von dem Raub-Befluͤgel/ Und zwar erſtlich Von dem Adeler. Der Adeler iſt gleichſam der Koͤnig unter denen allhieſigen bekanten fliegen- den Raub-Thieren, nicht allein wegen ſeiner Groͤſſe, dann ihme kein Menſch ſei- ne Fittiche ausklafftern kan, ſondern auch wegen ſeiner Kuͤhnheit und Grimmigkeit, welche er an Rehen und Haſen, am meiſtẽ aber an denen letztern zu practiciren weiß, weiln genungſam erfahren worden, daß, wenn er an ein Reh kommt und nur et- was Bloͤſe ſindet, er ſolches wuͤrget und zu Schanden ſchlaͤget. Seine Horſt hat er in denen Waͤldern, an einſamen duͤ- ſtern Oertern, auff hohen Tannen, da er ſich ſowohl in acht zu nehmen weiß, daß, wann der Weydemann, umb ihn zu ſchieſſen, ſich verborgen darbey anſtellet, er es ſobalde vermercket und ſeinen Raub denen Jungen im vorbey fliegen, ohne daß er fuſſet, ſehr kluͤglich und geſchwin- de vorzuwerffen weiß. Er bringet uͤber zwey Jungen nicht aus, ziehet auch nicht, ſon-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/266>, abgerufen am 22.11.2024.