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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] Schaden nehmen könte. Wenn nun die
Hündin wirfft, nachdem sie neun Wo-
chen getragen, liegen die Jungen neun
Tage blind, ehe sie sehen können, nach-
dem sie viel hat, auch etliche Tage län-
ger, und kriechen umb die Alte, unten
und oben, suchen ihren Bitz, daran sie öff-
ters saugen, welches die Alte mit Fleiß ab-
wartet und es anfänglich sehr treulich mit
ihren Jungen meinet, daferne sie gedul-
tiger Art ist, und die ersten vier Wochen
ihre Jungen fleißig saugen lässet, sich nie-
derwirffet und alles leydet, muß ihrer
ja nicht vergessen, sondern ihr täglich drey
biß viermahl feine laulichte Milch-Sup-
pen, gut gemachet, gegeben werden, weil
die Jungen alles wiederumb abzehren.
Es ist sodann denen Jungen die Mutter-
Milch trefflich zuträglich und nehmen
wohl zu: Sie bellen und winseln zum
Zeit-Vertreib der Alten die Ohren sehr
voll, dennoch ist die mütterliche Liebe bey
ihr so groß, daß sie nicht allein die Jun-
gen Hündlein, sondern auch gar deren
Koth reinlich hinten und vorne fleißig ab-
lecket, welches zu bewundern, biß sie et-
was älter werden, und sie gar zu sehr
tribuliren, auch alleine fressen können.
Da ihrer dann die Hündin überdrüßig
wird, und sie lettzlich nicht mehr leyden
will. Es müssen nachmahls insgemein
die junge Hunde, wegen Aenderung der
Mutter-Milch, eine kleine Staupe aus-
stehen, schlagen aus, wie die Kinder das
Friesel oder die Blattern kriegen, da dann
mancher crepiret, so es aber überstanden,
werden sie munterer und nehmen zu.
Man muß denen jungen Hunden, wann
sie zuweilen auffstößig, ein wenig gepül-
verte Fuchs-Lunge und Dachs-Schmaltz
unter ihren Fraß geben und sie täglich
bey schönem Wetter und warmen Son-
nen-Schein in ihrem Zwinger frey lauf-
fen lassen und nicht immer beständig
eingesperret halten, wovon sie nur
kräncklich, siech und elende werden. Die
besten unter denen Jungen zu erwehlen
sind diejenigen, so innewendig im Rachen
schwartz sind, und an Hinter-Beinen
Affter-Klauen haben, ingleichen gut Ge-
biß, und auf der Brust etliche Haar-
Wirbel, auch welche der Mutter am nech-
sten nach dem Hertzen saugen, oder son-
sten munter und lustig sind. Man soll
die junge Hunde, damit sie der Mutter
[Spaltenumbruch] Natur und Art nicht verändern, billig,
zum wenigsten bey ihrer Mutter zwey
Monat saugen lassen, so pfleget öffters
die Hündin zu rechter Zeit sie selber ab-
zugewöhnen: Jndessen muß die Hündin
an gutem Fraß nicht Noth leiden und
kan nicht schaden, wann im zunehmen-
den Mond, von solchem Wildpräth oder
Schweiß der Hündin etwas in Fraß ge-
menget wird, worzu man die Jungen
brauchen will, und muß solcher Fraß
fein in höltzern Trögen und ja nicht aus
Kupffer- oder Ertz-Geschirr gegeben wer-
den, maassen sie solches nicht gerne an-
nehmen: So müssen sie auch wöchent-
lich ihr frisches Stroh haben und spatzie-
ren zu führen gewöhnet werden, denn
solche eines Alters beysammen erzogene
Hunde lernen die Gelegenheit kennen,
lieben und secundiren einander am be-
sten. Die Namen derer starcken und
gewaltsamen Hunde, als Englische To-
cken, Bären oder Bollbeisser, sind gemei-
niglich diese: Hercules, Saturnus, Nimrod,
Sultan, Mars
und dergleichen; Die flüchti-
gen Cours-Hunde, leichte Sau-Rüden,
Windspiele, und Blendlinge aber wer-
den genannt: Schnell, oder Greiff, item
Spritz, Flüchtig, Zange; Die Leit-Hun-
de hingegen werden nicht anders genen-
net, als der Hund Mann, und die Hün-
din Hehle: Die Saufinder und
Schweiß-Hunde Pack an, Rachgier,
Zornig, Furie
etc. Die Hüner-Hunde
Wachtel, Tyras, Schnepff und sofort:
Die Chiens courrans oder par Force-Hun-
de auf Frantzösisch Marqvis, Piqveur,
Staffette, Courrier,
oder die Hündin Com-
tesse, Favorite, L' Amour
und derglei-
chen; Die teutsche Jagd-Hunde werden
genennet, Weydemann, Waldmann,
Kückebusch, Stackebusch, Klöckner,
Küster, Cantor, Sängerin, Lauthe

und dergleichen: Die Wasser-Hunde
und Stöber Budel, Schütze, Spion,
Taucher;
Und endlich die Otter-Hunde
und Dachs-Kriecher Otter, Schlieffer,
Dächsel, Bergmann, Mohlwurff
und
so ferner, wie es Landes-Gewohnheit
und Gebrauch, Sprache und Manier ley-
den will, auch eines jeden Humeur ver-
langet, nur daß zu einem Namen mehr
nicht, als zwey Sylben genommen wer-
den, umb desto geschwinder auszuspre-
chen.

Von
A a

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] Schaden nehmen koͤnte. Wenn nun die
Huͤndin wirfft, nachdem ſie neun Wo-
chen getragen, liegen die Jungen neun
Tage blind, ehe ſie ſehen koͤnnen, nach-
dem ſie viel hat, auch etliche Tage laͤn-
ger, und kriechen umb die Alte, unten
und oben, ſuchen ihren Bitz, daran ſie oͤff-
ters ſaugen, welches die Alte mit Fleiß ab-
wartet und es anfaͤnglich ſehr treulich mit
ihren Jungen meinet, daferne ſie gedul-
tiger Art iſt, und die erſten vier Wochen
ihre Jungen fleißig ſaugen laͤſſet, ſich nie-
derwirffet und alles leydet, muß ihrer
ja nicht vergeſſen, ſondern ihr taͤglich drey
biß viermahl feine laulichte Milch-Sup-
pen, gut gemachet, gegeben werden, weil
die Jungen alles wiederumb abzehren.
Es iſt ſodann denen Jungen die Mutter-
Milch trefflich zutraͤglich und nehmen
wohl zu: Sie bellen und winſeln zum
Zeit-Vertreib der Alten die Ohren ſehr
voll, dennoch iſt die muͤtterliche Liebe bey
ihr ſo groß, daß ſie nicht allein die Jun-
gen Huͤndlein, ſondern auch gar deren
Koth reinlich hinten und vorne fleißig ab-
lecket, welches zu bewundern, biß ſie et-
was aͤlter werden, und ſie gar zu ſehr
tribuliren, auch alleine freſſen koͤnnen.
Da ihrer dann die Huͤndin uͤberdruͤßig
wird, und ſie lettzlich nicht mehr leyden
will. Es muͤſſen nachmahls insgemein
die junge Hunde, wegen Aenderung der
Mutter-Milch, eine kleine Staupe aus-
ſtehen, ſchlagen aus, wie die Kinder das
Frieſel oder die Blattern kriegen, da dann
mancher crepiret, ſo es aber uͤberſtanden,
werden ſie munterer und nehmen zu.
Man muß denen jungen Hunden, wann
ſie zuweilen auffſtoͤßig, ein wenig gepuͤl-
verte Fuchs-Lunge und Dachs-Schmaltz
unter ihren Fraß geben und ſie taͤglich
bey ſchoͤnem Wetter und warmen Son-
nen-Schein in ihrem Zwinger frey lauf-
fen laſſen und nicht immer beſtaͤndig
eingeſperret halten, wovon ſie nur
kraͤncklich, ſiech und elende werden. Die
beſten unter denen Jungen zu erwehlen
ſind diejenigen, ſo innewendig im Rachen
ſchwartz ſind, und an Hinter-Beinen
Affter-Klauen haben, ingleichen gut Ge-
biß, und auf der Bruſt etliche Haar-
Wirbel, auch welche der Mutter am nech-
ſten nach dem Hertzen ſaugen, oder ſon-
ſten munter und luſtig ſind. Man ſoll
die junge Hunde, damit ſie der Mutter
[Spaltenumbruch] Natur und Art nicht veraͤndern, billig,
zum wenigſten bey ihrer Mutter zwey
Monat ſaugen laſſen, ſo pfleget oͤffters
die Huͤndin zu rechter Zeit ſie ſelber ab-
zugewoͤhnen: Jndeſſen muß die Huͤndin
an gutem Fraß nicht Noth leiden und
kan nicht ſchaden, wann im zunehmen-
den Mond, von ſolchem Wildpraͤth oder
Schweiß der Huͤndin etwas in Fraß ge-
menget wird, worzu man die Jungen
brauchen will, und muß ſolcher Fraß
fein in hoͤltzern Troͤgen und ja nicht aus
Kupffer- oder Ertz-Geſchirr gegeben wer-
den, maaſſen ſie ſolches nicht gerne an-
nehmen: So muͤſſen ſie auch woͤchent-
lich ihr friſches Stroh haben und ſpatzie-
ren zu fuͤhren gewoͤhnet werden, denn
ſolche eines Alters beyſammen erzogene
Hunde lernen die Gelegenheit kennen,
lieben und ſecundiren einander am be-
ſten. Die Namen derer ſtarcken und
gewaltſamen Hunde, als Engliſche To-
cken, Baͤren oder Bollbeiſſer, ſind gemei-
niglich dieſe: Hercules, Saturnus, Nimrod,
Sultan, Mars
und dergleichen; Die fluͤchti-
gen Cours-Hunde, leichte Sau-Ruͤden,
Windſpiele, und Blendlinge aber wer-
den genannt: Schnell, oder Greiff, item
Spritz, Fluͤchtig, Zange; Die Leit-Hun-
de hingegen werden nicht anders genen-
net, als der Hund Mann, und die Huͤn-
din Hehle: Die Saufinder und
Schweiß-Hunde Pack an, Rachgier,
Zornig, Furie
ꝛc. Die Huͤner-Hunde
Wachtel, Tyras, Schnepff und ſofort:
Die Chiens courrans oder par Force-Hun-
de auf Frantzoͤſiſch Marqvis, Piqveur,
Staffette, Courrier,
oder die Huͤndin Com-
teſſe, Favorite, L’ Amour
und derglei-
chen; Die teutſche Jagd-Hunde werden
genennet, Weydemann, Waldmann,
Kuͤckebuſch, Stackebuſch, Kloͤckner,
Kuͤſter, Cantor, Saͤngerin, Lauthe

und dergleichen: Die Waſſer-Hunde
und Stoͤber Budel, Schuͤtze, Spion,
Taucher;
Und endlich die Otter-Hunde
und Dachs-Kriecher Otter, Schlieffer,
Daͤchſel, Bergmann, Mohlwurff
und
ſo ferner, wie es Landes-Gewohnheit
und Gebrauch, Sprache und Manier ley-
den will, auch eines jeden Humeur ver-
langet, nur daß zu einem Namen mehr
nicht, als zwey Sylben genommen wer-
den, umb deſto geſchwinder auszuſpre-
chen.

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[185/0315] Von denen Hunden. Schaden nehmen koͤnte. Wenn nun die Huͤndin wirfft, nachdem ſie neun Wo- chen getragen, liegen die Jungen neun Tage blind, ehe ſie ſehen koͤnnen, nach- dem ſie viel hat, auch etliche Tage laͤn- ger, und kriechen umb die Alte, unten und oben, ſuchen ihren Bitz, daran ſie oͤff- ters ſaugen, welches die Alte mit Fleiß ab- wartet und es anfaͤnglich ſehr treulich mit ihren Jungen meinet, daferne ſie gedul- tiger Art iſt, und die erſten vier Wochen ihre Jungen fleißig ſaugen laͤſſet, ſich nie- derwirffet und alles leydet, muß ihrer ja nicht vergeſſen, ſondern ihr taͤglich drey biß viermahl feine laulichte Milch-Sup- pen, gut gemachet, gegeben werden, weil die Jungen alles wiederumb abzehren. Es iſt ſodann denen Jungen die Mutter- Milch trefflich zutraͤglich und nehmen wohl zu: Sie bellen und winſeln zum Zeit-Vertreib der Alten die Ohren ſehr voll, dennoch iſt die muͤtterliche Liebe bey ihr ſo groß, daß ſie nicht allein die Jun- gen Huͤndlein, ſondern auch gar deren Koth reinlich hinten und vorne fleißig ab- lecket, welches zu bewundern, biß ſie et- was aͤlter werden, und ſie gar zu ſehr tribuliren, auch alleine freſſen koͤnnen. Da ihrer dann die Huͤndin uͤberdruͤßig wird, und ſie lettzlich nicht mehr leyden will. Es muͤſſen nachmahls insgemein die junge Hunde, wegen Aenderung der Mutter-Milch, eine kleine Staupe aus- ſtehen, ſchlagen aus, wie die Kinder das Frieſel oder die Blattern kriegen, da dann mancher crepiret, ſo es aber uͤberſtanden, werden ſie munterer und nehmen zu. Man muß denen jungen Hunden, wann ſie zuweilen auffſtoͤßig, ein wenig gepuͤl- verte Fuchs-Lunge und Dachs-Schmaltz unter ihren Fraß geben und ſie taͤglich bey ſchoͤnem Wetter und warmen Son- nen-Schein in ihrem Zwinger frey lauf- fen laſſen und nicht immer beſtaͤndig eingeſperret halten, wovon ſie nur kraͤncklich, ſiech und elende werden. Die beſten unter denen Jungen zu erwehlen ſind diejenigen, ſo innewendig im Rachen ſchwartz ſind, und an Hinter-Beinen Affter-Klauen haben, ingleichen gut Ge- biß, und auf der Bruſt etliche Haar- Wirbel, auch welche der Mutter am nech- ſten nach dem Hertzen ſaugen, oder ſon- ſten munter und luſtig ſind. Man ſoll die junge Hunde, damit ſie der Mutter Natur und Art nicht veraͤndern, billig, zum wenigſten bey ihrer Mutter zwey Monat ſaugen laſſen, ſo pfleget oͤffters die Huͤndin zu rechter Zeit ſie ſelber ab- zugewoͤhnen: Jndeſſen muß die Huͤndin an gutem Fraß nicht Noth leiden und kan nicht ſchaden, wann im zunehmen- den Mond, von ſolchem Wildpraͤth oder Schweiß der Huͤndin etwas in Fraß ge- menget wird, worzu man die Jungen brauchen will, und muß ſolcher Fraß fein in hoͤltzern Troͤgen und ja nicht aus Kupffer- oder Ertz-Geſchirr gegeben wer- den, maaſſen ſie ſolches nicht gerne an- nehmen: So muͤſſen ſie auch woͤchent- lich ihr friſches Stroh haben und ſpatzie- ren zu fuͤhren gewoͤhnet werden, denn ſolche eines Alters beyſammen erzogene Hunde lernen die Gelegenheit kennen, lieben und ſecundiren einander am be- ſten. Die Namen derer ſtarcken und gewaltſamen Hunde, als Engliſche To- cken, Baͤren oder Bollbeiſſer, ſind gemei- niglich dieſe: Hercules, Saturnus, Nimrod, Sultan, Mars und dergleichen; Die fluͤchti- gen Cours-Hunde, leichte Sau-Ruͤden, Windſpiele, und Blendlinge aber wer- den genannt: Schnell, oder Greiff, item Spritz, Fluͤchtig, Zange; Die Leit-Hun- de hingegen werden nicht anders genen- net, als der Hund Mann, und die Huͤn- din Hehle: Die Saufinder und Schweiß-Hunde Pack an, Rachgier, Zornig, Furie ꝛc. Die Huͤner-Hunde Wachtel, Tyras, Schnepff und ſofort: Die Chiens courrans oder par Force-Hun- de auf Frantzoͤſiſch Marqvis, Piqveur, Staffette, Courrier, oder die Huͤndin Com- teſſe, Favorite, L’ Amour und derglei- chen; Die teutſche Jagd-Hunde werden genennet, Weydemann, Waldmann, Kuͤckebuſch, Stackebuſch, Kloͤckner, Kuͤſter, Cantor, Saͤngerin, Lauthe und dergleichen: Die Waſſer-Hunde und Stoͤber Budel, Schuͤtze, Spion, Taucher; Und endlich die Otter-Hunde und Dachs-Kriecher Otter, Schlieffer, Daͤchſel, Bergmann, Mohlwurff und ſo ferner, wie es Landes-Gewohnheit und Gebrauch, Sprache und Manier ley- den will, auch eines jeden Humeur ver- langet, nur daß zu einem Namen mehr nicht, als zwey Sylben genommen wer- den, umb deſto geſchwinder auszuſpre- chen. Von A a

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/315>, abgerufen am 24.11.2024.