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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von dem Jagd-Gezeug.
Von Pantzern und Jacken.
[Spaltenumbruch]

Gleichwie im Kriege und in denen
Feldschlachten die schwere Reuterey zur
Defension der andern, und umb desto
besser anzugreiffen, mit Pantzern, Colle-
ten, und Harnischen verwahret wird.
Also hat man bey der Jagd dergleichen
Pantzer oder Jacken vor die grossen
schwerfälligen Englischen Hunde erfun-
den, so ihnen anzulegen, wann sie an
die hauende Schweine gehetzet werden,
damit sie nicht so leichte zu Schaden
kommen mögen. Es werden aber die-
selben auswendig von schwartzem oder
braunem Barchent gemacht, und mit fe-
ster Leinewand unten ausgefüttert, mit
Haaren oder Baumwolle wohl ausge-
stopffet, und gantz durchnehet, unter dem
Bauch und der Brust aber sind solche
nicht ausgestopffet, sondern, weil es da
am gefährlichsten, werden solche daselbst
mit Fischbein ausgeleget, und mit eitel
Nessel-Löchern hart an einander mit
vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein
Pantzer feste wird. Man muß bey de-
nen Seiten-Flügeln, wegen der Hintern-
Läuffte das rechte Maaß nehmen, und
dieselben umb die Vorder-Schenckel mit
Ermeln versehen. Es werden solche o-
ben auff dem Rücken durch Schenckel
und Nessel-Löcher mit Riemen ange-
[Spaltenumbruch] geschnüret, wann solche Pantzer beschrie-
bener Maassen vor dergleichen unbehen-
de starcke Hunde nicht wären, würde
man keine derselben Hunde vor denen
hauenden Schweinen lebendig erhalten:
Wenigstens kämen sie lahm oder gebrech-
lich von der Fecht-Schule zurück, oder
schleppten das Eingeweyde hinten nach;
Weiln ein solches Schwein öffters die
Hunde in die Höhe wirfft, und durch-
bricht, so, daß einer hier, der andere
dort auff der Wahlstatt liegen bleibet.
So nun eine Zeitlang dieser Pantzer ge-
brauchet wird, kan man ordentlich viele
Risse und Schläge darauff sehen, weiln
derselbe manchen Schaden verhüthet,
und die Hunde beschützet, welches eine
treffliche Hülffe ist, eines grossen Herrens
Cammer- oder Leib-Hund beym Leben
unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit-
ter oder Cours-Hunde, von welchen ich
oben auch gehandelt habe, und die in die-
sem Stück der leichten Reutherey oder
denen Dragonern vergliechen werden
können, bedürffen wegen ihres schnellen
Lauffs, und weil sie nur zum Einhohlen
und Auffhalten gebrauchet werden, der-
gleichen Habit nicht, als welcher sie nur
hindern würde.

Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herrschafft.
[Spaltenumbruch]

Jch hätte bald eines der vornehm-
sten, und nöthigsten Geräthschafft ver-
gessen, nemlich eines Schirms, worin-
nen die zur Jagd begieriche Herrschafft
mit allen anwesenden Cavalliers, Dames,
und Frauenzimmer beym Abjagen auf
dem Lauff-Platze das getriebene und vor-
gejagte ankommende Wild mit besondern
Freuden erwarten, und daselbst nicht
nur durch unterschiedliches Geschoß, groß
und klein Wildpräth fällen und erlegen,
sondern auch nach geendigter Jagd, zu-
mahl bey Anwesenheit frembder Herr-
schafft, öffters herrliche Jagd-Panquete
und Gastereyen prächtig ausrichten las-
sen, und darinnen in diesem Stück sich
was besonders reserviren. Die eigend-
liche Beschaffenheit dieser Civil Archite-
ctur
bestehet von Kiefern Holtze, geschnit-
tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll
ins vierkandigte reinlich beschlagen und
[Spaltenumbruch] behobelt, folglich auch accurat und scharff
verbunden seyn müssen; Zum Grund
werden kleine Schwellen gestrecket, dar-
auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un-
ter-Stockwerck auff Säulen gesetzet,
und mit Balcken und Riegeln verwahret
wird; Alsdann kommt der Fußboden,
mit leichten Brettern gespündet, auff wel-
chen der Saal vier Ellen hoch zu stehen
kommt, vornen, und hinten wird unter
beyden Giebel-Enden eine Thüre und
eine doppelte Treppe gemacht, und end-
lich das Tach von geschnittenen leichten
Latten auffgesetzet. Dieses alles wird
mit grünem Parchent, Trillicht, oder an-
derm grünen wöllenen oder leinen ge-
färbten Zeuge fein glatt bezogen; Das
Holtzwerck soll jedes absonderlich, wie es
sich schicket, numeriret und mit eisernen
Schrauben fest wie ein Zeltbett, oder
Feld-Tisch zusammen geschraubet wer-

den.
Von dem Jagd-Gezeug.
Von Pantzern und Jacken.
[Spaltenumbruch]

Gleichwie im Kriege und in denen
Feldſchlachten die ſchwere Reuterey zur
Defenſion der andern, und umb deſto
beſſer anzugreiffen, mit Pantzern, Colle-
ten, und Harniſchen verwahret wird.
Alſo hat man bey der Jagd dergleichen
Pantzer oder Jacken vor die groſſen
ſchwerfaͤlligen Engliſchen Hunde erfun-
den, ſo ihnen anzulegen, wann ſie an
die hauende Schweine gehetzet werden,
damit ſie nicht ſo leichte zu Schaden
kommen moͤgen. Es werden aber die-
ſelben auswendig von ſchwartzem oder
braunem Barchent gemacht, und mit fe-
ſter Leinewand unten ausgefuͤttert, mit
Haaren oder Baumwolle wohl ausge-
ſtopffet, und gantz durchnehet, unter dem
Bauch und der Bruſt aber ſind ſolche
nicht ausgeſtopffet, ſondern, weil es da
am gefaͤhrlichſten, werden ſolche daſelbſt
mit Fiſchbein ausgeleget, und mit eitel
Neſſel-Loͤchern hart an einander mit
vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein
Pantzer feſte wird. Man muß bey de-
nen Seiten-Fluͤgeln, wegen der Hintern-
Laͤuffte das rechte Maaß nehmen, und
dieſelben umb die Vorder-Schenckel mit
Ermeln verſehen. Es werden ſolche o-
ben auff dem Ruͤcken durch Schenckel
und Neſſel-Loͤcher mit Riemen ange-
[Spaltenumbruch] geſchnuͤret, wann ſolche Pantzer beſchrie-
bener Maaſſen vor dergleichen unbehen-
de ſtarcke Hunde nicht waͤren, wuͤrde
man keine derſelben Hunde vor denen
hauenden Schweinen lebendig erhalten:
Wenigſtens kaͤmen ſie lahm oder gebrech-
lich von der Fecht-Schule zuruͤck, oder
ſchleppten das Eingeweyde hinten nach;
Weiln ein ſolches Schwein oͤffters die
Hunde in die Hoͤhe wirfft, und durch-
bricht, ſo, daß einer hier, der andere
dort auff der Wahlſtatt liegen bleibet.
So nun eine Zeitlang dieſer Pantzer ge-
brauchet wird, kan man ordentlich viele
Riſſe und Schlaͤge darauff ſehen, weiln
derſelbe manchen Schaden verhuͤthet,
und die Hunde beſchuͤtzet, welches eine
treffliche Huͤlffe iſt, eines groſſen Herrens
Cammer- oder Leib-Hund beym Leben
unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit-
ter oder Cours-Hunde, von welchen ich
oben auch gehandelt habe, und die in die-
ſem Stuͤck der leichten Reutherey oder
denen Dragonern vergliechen werden
koͤnnen, beduͤrffen wegen ihres ſchnellen
Lauffs, und weil ſie nur zum Einhohlen
und Auffhalten gebrauchet werden, der-
gleichen Habit nicht, als welcher ſie nur
hindern wuͤrde.

Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herrſchafft.
[Spaltenumbruch]

Jch haͤtte bald eines der vornehm-
ſten, und noͤthigſten Geraͤthſchafft ver-
geſſen, nemlich eines Schirms, worin-
nen die zur Jagd begieriche Herrſchafft
mit allen anweſenden Cavalliers, Dames,
und Frauenzimmer beym Abjagen auf
dem Lauff-Platze das getriebene und vor-
gejagte ankommende Wild mit beſondern
Freuden erwarten, und daſelbſt nicht
nur durch unterſchiedliches Geſchoß, groß
und klein Wildpraͤth faͤllen und erlegen,
ſondern auch nach geendigter Jagd, zu-
mahl bey Anweſenheit frembder Herr-
ſchafft, oͤffters herrliche Jagd-Panquete
und Gaſtereyen praͤchtig ausrichten laſ-
ſen, und darinnen in dieſem Stuͤck ſich
was beſonders reſerviren. Die eigend-
liche Beſchaffenheit dieſer Civil Archite-
ctur
beſtehet von Kiefern Holtze, geſchnit-
tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll
ins vierkandigte reinlich beſchlagen und
[Spaltenumbruch] behobelt, folglich auch accurat und ſcharff
verbunden ſeyn muͤſſen; Zum Grund
werden kleine Schwellen geſtrecket, dar-
auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un-
ter-Stockwerck auff Saͤulen geſetzet,
und mit Balcken und Riegeln verwahret
wird; Alsdann kommt der Fußboden,
mit leichten Brettern geſpuͤndet, auff wel-
chen der Saal vier Ellen hoch zu ſtehen
kommt, vornen, und hinten wird unter
beyden Giebel-Enden eine Thuͤre und
eine doppelte Treppe gemacht, und end-
lich das Tach von geſchnittenen leichten
Latten auffgeſetzet. Dieſes alles wird
mit gruͤnem Parchent, Trillicht, oder an-
derm gruͤnen woͤllenen oder leinen ge-
faͤrbten Zeuge fein glatt bezogen; Das
Holtzwerck ſoll jedes abſonderlich, wie es
ſich ſchicket, numeriret und mit eiſernen
Schrauben feſt wie ein Zeltbett, oder
Feld-Tiſch zuſammen geſchraubet wer-

den.
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[223/0357] Von dem Jagd-Gezeug. Von Pantzern und Jacken. Gleichwie im Kriege und in denen Feldſchlachten die ſchwere Reuterey zur Defenſion der andern, und umb deſto beſſer anzugreiffen, mit Pantzern, Colle- ten, und Harniſchen verwahret wird. Alſo hat man bey der Jagd dergleichen Pantzer oder Jacken vor die groſſen ſchwerfaͤlligen Engliſchen Hunde erfun- den, ſo ihnen anzulegen, wann ſie an die hauende Schweine gehetzet werden, damit ſie nicht ſo leichte zu Schaden kommen moͤgen. Es werden aber die- ſelben auswendig von ſchwartzem oder braunem Barchent gemacht, und mit fe- ſter Leinewand unten ausgefuͤttert, mit Haaren oder Baumwolle wohl ausge- ſtopffet, und gantz durchnehet, unter dem Bauch und der Bruſt aber ſind ſolche nicht ausgeſtopffet, ſondern, weil es da am gefaͤhrlichſten, werden ſolche daſelbſt mit Fiſchbein ausgeleget, und mit eitel Neſſel-Loͤchern hart an einander mit vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein Pantzer feſte wird. Man muß bey de- nen Seiten-Fluͤgeln, wegen der Hintern- Laͤuffte das rechte Maaß nehmen, und dieſelben umb die Vorder-Schenckel mit Ermeln verſehen. Es werden ſolche o- ben auff dem Ruͤcken durch Schenckel und Neſſel-Loͤcher mit Riemen ange- geſchnuͤret, wann ſolche Pantzer beſchrie- bener Maaſſen vor dergleichen unbehen- de ſtarcke Hunde nicht waͤren, wuͤrde man keine derſelben Hunde vor denen hauenden Schweinen lebendig erhalten: Wenigſtens kaͤmen ſie lahm oder gebrech- lich von der Fecht-Schule zuruͤck, oder ſchleppten das Eingeweyde hinten nach; Weiln ein ſolches Schwein oͤffters die Hunde in die Hoͤhe wirfft, und durch- bricht, ſo, daß einer hier, der andere dort auff der Wahlſtatt liegen bleibet. So nun eine Zeitlang dieſer Pantzer ge- brauchet wird, kan man ordentlich viele Riſſe und Schlaͤge darauff ſehen, weiln derſelbe manchen Schaden verhuͤthet, und die Hunde beſchuͤtzet, welches eine treffliche Huͤlffe iſt, eines groſſen Herrens Cammer- oder Leib-Hund beym Leben unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit- ter oder Cours-Hunde, von welchen ich oben auch gehandelt habe, und die in die- ſem Stuͤck der leichten Reutherey oder denen Dragonern vergliechen werden koͤnnen, beduͤrffen wegen ihres ſchnellen Lauffs, und weil ſie nur zum Einhohlen und Auffhalten gebrauchet werden, der- gleichen Habit nicht, als welcher ſie nur hindern wuͤrde. Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herrſchafft. Jch haͤtte bald eines der vornehm- ſten, und noͤthigſten Geraͤthſchafft ver- geſſen, nemlich eines Schirms, worin- nen die zur Jagd begieriche Herrſchafft mit allen anweſenden Cavalliers, Dames, und Frauenzimmer beym Abjagen auf dem Lauff-Platze das getriebene und vor- gejagte ankommende Wild mit beſondern Freuden erwarten, und daſelbſt nicht nur durch unterſchiedliches Geſchoß, groß und klein Wildpraͤth faͤllen und erlegen, ſondern auch nach geendigter Jagd, zu- mahl bey Anweſenheit frembder Herr- ſchafft, oͤffters herrliche Jagd-Panquete und Gaſtereyen praͤchtig ausrichten laſ- ſen, und darinnen in dieſem Stuͤck ſich was beſonders reſerviren. Die eigend- liche Beſchaffenheit dieſer Civil Archite- ctur beſtehet von Kiefern Holtze, geſchnit- tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll ins vierkandigte reinlich beſchlagen und behobelt, folglich auch accurat und ſcharff verbunden ſeyn muͤſſen; Zum Grund werden kleine Schwellen geſtrecket, dar- auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un- ter-Stockwerck auff Saͤulen geſetzet, und mit Balcken und Riegeln verwahret wird; Alsdann kommt der Fußboden, mit leichten Brettern geſpuͤndet, auff wel- chen der Saal vier Ellen hoch zu ſtehen kommt, vornen, und hinten wird unter beyden Giebel-Enden eine Thuͤre und eine doppelte Treppe gemacht, und end- lich das Tach von geſchnittenen leichten Latten auffgeſetzet. Dieſes alles wird mit gruͤnem Parchent, Trillicht, oder an- derm gruͤnen woͤllenen oder leinen ge- faͤrbten Zeuge fein glatt bezogen; Das Holtzwerck ſoll jedes abſonderlich, wie es ſich ſchicket, numeriret und mit eiſernen Schrauben feſt wie ein Zeltbett, oder Feld-Tiſch zuſammen geſchraubet wer- den.

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/357>, abgerufen am 24.11.2024.