[Spaltenumbruch]
thun, weiln sie meistens hiervon Dachs- Räntzel tragen, so zwar ein Mißbrauch ist, und daher kommen mag, wann die von Adel aus Kargheit keine Schützen halten, sondern die Schäfer schiessen las- sen, da dieselben dann solcher Dachs-Rän- tzel sich zu bedienen pflegen; Und kan man auch die Dachse nicht allenthalben [Spaltenumbruch]
nach Begehren gar füglich herausgraben, weiln öffters dieselben in Bergen und Hügeln sehr tieffe feste Winterbäue ha- ben, und ihnen nicht wohl beyzukom- men ist, der Bau auch hierdurch verder- bet, und die Röhren verschüttet werden, daß ins künfftige alles liegen bleiben würde.
Von dem Bieber- und Fisch-Otter-Netz.
[Spaltenumbruch]
Nachdem ich bißher die Garne oder Netze, womit das grosse und kleine Wild so wohl über, als unter der Erden pfle- get gefangen zu werden, beschrieben ha- be; So muß ich hier auch melden von de- nen Garnen oder Netzen, wormit das Wild unter dem Wasser gefangen wird, nemlich von den Bieber- und Fisch-Ot- ter-Netzen, weiln ohne dieß von deren Hunden Ausführung, und Abrichtung ich bereits im dritten Theil an seinem Ort gehandelt habe, was nun den hier- zu benöthigten Zeug betrifft, hat es da- mit folgende Beschaffenheit: Dieweiln die Bieber gemeiniglich gerne an weit herkommenden breitfliessenden Ströh- men und grossen Seen in hohlen Ufern und von Eiß-Schollen gerissenen Löchern wohnen, wo es mit Weiden-Werfft, oder Schilff-Rohr verwachsen, und sol- che Höhle abseits wüste, und stille lieget; So muß man, wo ein solcher Bau ver- handen, darinnen was zu vermuthen, in einen solchen Winckel nach Breithe des Wassers ein hierzu nöthiges Netz vorstel- len, und an beyden Ufern durch Pfähle feste anpflöcken, daß nichts vorbey kan. Das Netz ist vorne, wie eine Wathe, da- von die Unter-Leine mit schwerem Bley- Gesencke auf dem Grund lieget; Die O- ber-Leine aber mit leichter Holtz-Rinde oder Corcke schwimmen muß; Der Bu- sem oder Sack daran ist, wie ein Haa- men, woselbst hinten ein Zipffel über vier Ellen lang gehet, doch so enge gestri- cket ist, daß darinnen sich nichts umb- wenden kan, und ist dieses Garn nach Breithe des Wassers vorne öffters 10. biß 12. Ellen weit, auch mehr und weniger, der Sack aber mit dem Zipffel daran auff 16. biß 18. Ellen lang; Die Schmos- sen sind, wie bey den Hasen-Netzen, und kömmt an den Zipffel ein runder Stein von ein Paar Pfunden schwer, nebst ei- nem Ring veste angebunden: An den Pfahl, so am Ufer eingeschlagen, wird [Spaltenumbruch]
ein langes glattes dünnes Leinchen ge- machet, hernach solche wie eine Schlan- ge etlichemahl umb das Netz durch die Schmoßen umbher, und letzlich durch den Ring gezogen, welches Ende der am U- fer in der Hand hält. Wann nun oben auf dem Ufer nach des Biebers Bau ein- gegraben wird, und die Hunde darin- nen stöbern, so wuschet der Bieber her- aus in den Garn-Sack hinein, welches Bewegen an den Leinchen gleich zu fühlen, dann ziehet er geschwinde an sich, so dre- het sich der Zipffel umb, und kan nicht heraus. Die Fisch-Otter aber, welche am liebsten umb die Forellen-Wasser und Krebs-Bäche in den Ufern, und tiefen Höhlen, wo Stein-Wände, Wäh- re, und Ständer zu befinden, ihr Lager machet, und sich nach kleineren Wassern begiebet, wird ebenmäßig in solchem Haamen gefangen, welcher wie ein Kä- scher, jedoch mit engern Zipffeln, und schmähler, von 6. biß 8. Ellen, vorne weit und zwölff Ellen lang gestricket ist. Es darff aber weder Schnur, noch Ge- wicht daran seyn, weil der Strohm den Zipffel treibet, und so der Fisch-Otter hinein kommt, wirfft er sich alsdann mit dem Zipffel in die Höhe, so springet ei- ner hinein, und fänget ihn mit der Ga- bel; So er ihn heraus genommen, läs- set er den Zipffel wieder schwimmen. Solte nun der Fluß breiter, als das Garn seyn, müssen zu dessen Beyhülffe zu beyden Seiten ein Paar Flügel gema- chet werden: Jch, vor meine Person, hal- te davor, wann man einen solchen Haa- men auffstellete, der vorne weit, und hinten enge wäre, sonderlich aber mit Zug-Leinen versehen worden, wie ich bereits bey der Dachs-Haube beschrieben habe, so würde diese Schiffarth von sich selbst zugezogen, und sich sowohl Bieber, als Fisch-Otter fangen können, wie selbst leicht zu erachten; Und ist solches allezeit besser des Nachts zu bewerckstelligen, kan
sich
Von dem Jagd-Gezeug.
[Spaltenumbruch]
thun, weiln ſie meiſtens hiervon Dachs- Raͤntzel tragen, ſo zwar ein Mißbrauch iſt, und daher kommen mag, wann die von Adel aus Kargheit keine Schuͤtzen halten, ſondern die Schaͤfer ſchieſſen laſ- ſen, da dieſelben dann ſolcher Dachs-Raͤn- tzel ſich zu bedienen pflegen; Und kan man auch die Dachſe nicht allenthalben [Spaltenumbruch]
nach Begehren gar fuͤglich herausgraben, weiln oͤffters dieſelben in Bergen und Huͤgeln ſehr tieffe feſte Winterbaͤue ha- ben, und ihnen nicht wohl beyzukom- men iſt, der Bau auch hierdurch verder- bet, und die Roͤhren verſchuͤttet werden, daß ins kuͤnfftige alles liegen bleiben wuͤrde.
Von dem Bieber- und Fiſch-Otter-Netz.
[Spaltenumbruch]
Nachdem ich bißher die Garne oder Netze, womit das groſſe und kleine Wild ſo wohl uͤber, als unter der Erden pfle- get gefangen zu werden, beſchrieben ha- be; So muß ich hier auch melden von de- nen Garnen oder Netzen, wormit das Wild unter dem Waſſer gefangen wird, nemlich von den Bieber- und Fiſch-Ot- ter-Netzen, weiln ohne dieß von deren Hunden Ausfuͤhrung, und Abrichtung ich bereits im dritten Theil an ſeinem Ort gehandelt habe, was nun den hier- zu benoͤthigten Zeug betrifft, hat es da- mit folgende Beſchaffenheit: Dieweiln die Bieber gemeiniglich gerne an weit herkommenden breitflieſſenden Stroͤh- men und groſſen Seen in hohlen Ufern und von Eiß-Schollen geriſſenen Loͤchern wohnen, wo es mit Weiden-Werfft, oder Schilff-Rohr verwachſen, und ſol- che Hoͤhle abſeits wuͤſte, und ſtille lieget; So muß man, wo ein ſolcher Bau ver- handen, darinnen was zu vermuthen, in einen ſolchen Winckel nach Breithe des Waſſers ein hierzu noͤthiges Netz vorſtel- len, und an beyden Ufern durch Pfaͤhle feſte anpfloͤcken, daß nichts vorbey kan. Das Netz iſt vorne, wie eine Wathe, da- von die Unter-Leine mit ſchwerem Bley- Geſencke auf dem Grund lieget; Die O- ber-Leine aber mit leichter Holtz-Rinde oder Corcke ſchwimmen muß; Der Bu- ſem oder Sack daran iſt, wie ein Haa- men, woſelbſt hinten ein Zipffel uͤber vier Ellen lang gehet, doch ſo enge geſtri- cket iſt, daß darinnen ſich nichts umb- wenden kan, und iſt dieſes Garn nach Breithe des Waſſers vorne oͤffters 10. biß 12. Ellen weit, auch mehr und weniger, der Sack aber mit dem Zipffel daran auff 16. biß 18. Ellen lang; Die Schmoſ- ſen ſind, wie bey den Haſen-Netzen, und koͤmmt an den Zipffel ein runder Stein von ein Paar Pfunden ſchwer, nebſt ei- nem Ring veſte angebunden: An den Pfahl, ſo am Ufer eingeſchlagen, wird [Spaltenumbruch]
ein langes glattes duͤnnes Leinchen ge- machet, hernach ſolche wie eine Schlan- ge etlichemahl umb das Netz durch die Schmoßen umbher, und letzlich durch den Ring gezogen, welches Ende der am U- fer in der Hand haͤlt. Wann nun oben auf dem Ufer nach des Biebers Bau ein- gegraben wird, und die Hunde darin- nen ſtoͤbern, ſo wuſchet der Bieber her- aus in den Garn-Sack hinein, welches Bewegẽ an den Leinchen gleich zu fuͤhlen, dann ziehet er geſchwinde an ſich, ſo dre- het ſich der Zipffel umb, und kan nicht heraus. Die Fiſch-Otter aber, welche am liebſten umb die Forellen-Waſſer und Krebs-Baͤche in den Ufern, und tiefen Hoͤhlen, wo Stein-Waͤnde, Waͤh- re, und Staͤnder zu befinden, ihr Lager machet, und ſich nach kleineren Waſſern begiebet, wird ebenmaͤßig in ſolchem Haamen gefangen, welcher wie ein Kaͤ- ſcher, jedoch mit engern Zipffeln, und ſchmaͤhler, von 6. biß 8. Ellen, vorne weit und zwoͤlff Ellen lang geſtricket iſt. Es darff aber weder Schnur, noch Ge- wicht daran ſeyn, weil der Strohm den Zipffel treibet, und ſo der Fiſch-Otter hinein kommt, wirfft er ſich alsdann mit dem Zipffel in die Hoͤhe, ſo ſpringet ei- ner hinein, und faͤnget ihn mit der Ga- bel; So er ihn heraus genommen, laͤſ- ſet er den Zipffel wieder ſchwimmen. Solte nun der Fluß breiter, als das Garn ſeyn, muͤſſen zu deſſen Beyhuͤlffe zu beyden Seiten ein Paar Fluͤgel gema- chet werden: Jch, vor meine Perſon, hal- te davor, wann man einen ſolchen Haa- men auffſtellete, der vorne weit, und hinten enge waͤre, ſonderlich aber mit Zug-Leinen verſehen worden, wie ich bereits bey der Dachs-Haube beſchrieben habe, ſo wuͤrde dieſe Schiffarth von ſich ſelbſt zugezogen, und ſich ſowohl Bieber, als Fiſch-Otter fangen koͤnnen, wie ſelbſt leicht zu erachten; Und iſt ſolches allezeit beſſer des Nachts zu bewerckſtelligen, kan
ſich
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[231/0365]
Von dem Jagd-Gezeug.
thun, weiln ſie meiſtens hiervon Dachs-
Raͤntzel tragen, ſo zwar ein Mißbrauch
iſt, und daher kommen mag, wann die
von Adel aus Kargheit keine Schuͤtzen
halten, ſondern die Schaͤfer ſchieſſen laſ-
ſen, da dieſelben dann ſolcher Dachs-Raͤn-
tzel ſich zu bedienen pflegen; Und kan
man auch die Dachſe nicht allenthalben
nach Begehren gar fuͤglich herausgraben,
weiln oͤffters dieſelben in Bergen und
Huͤgeln ſehr tieffe feſte Winterbaͤue ha-
ben, und ihnen nicht wohl beyzukom-
men iſt, der Bau auch hierdurch verder-
bet, und die Roͤhren verſchuͤttet werden,
daß ins kuͤnfftige alles liegen bleiben
wuͤrde.
Von dem Bieber- und Fiſch-Otter-Netz.
Nachdem ich bißher die Garne oder
Netze, womit das groſſe und kleine Wild
ſo wohl uͤber, als unter der Erden pfle-
get gefangen zu werden, beſchrieben ha-
be; So muß ich hier auch melden von de-
nen Garnen oder Netzen, wormit das
Wild unter dem Waſſer gefangen wird,
nemlich von den Bieber- und Fiſch-Ot-
ter-Netzen, weiln ohne dieß von deren
Hunden Ausfuͤhrung, und Abrichtung
ich bereits im dritten Theil an ſeinem
Ort gehandelt habe, was nun den hier-
zu benoͤthigten Zeug betrifft, hat es da-
mit folgende Beſchaffenheit: Dieweiln
die Bieber gemeiniglich gerne an weit
herkommenden breitflieſſenden Stroͤh-
men und groſſen Seen in hohlen Ufern
und von Eiß-Schollen geriſſenen Loͤchern
wohnen, wo es mit Weiden-Werfft,
oder Schilff-Rohr verwachſen, und ſol-
che Hoͤhle abſeits wuͤſte, und ſtille lieget;
So muß man, wo ein ſolcher Bau ver-
handen, darinnen was zu vermuthen,
in einen ſolchen Winckel nach Breithe des
Waſſers ein hierzu noͤthiges Netz vorſtel-
len, und an beyden Ufern durch Pfaͤhle
feſte anpfloͤcken, daß nichts vorbey kan.
Das Netz iſt vorne, wie eine Wathe, da-
von die Unter-Leine mit ſchwerem Bley-
Geſencke auf dem Grund lieget; Die O-
ber-Leine aber mit leichter Holtz-Rinde
oder Corcke ſchwimmen muß; Der Bu-
ſem oder Sack daran iſt, wie ein Haa-
men, woſelbſt hinten ein Zipffel uͤber
vier Ellen lang gehet, doch ſo enge geſtri-
cket iſt, daß darinnen ſich nichts umb-
wenden kan, und iſt dieſes Garn nach
Breithe des Waſſers vorne oͤffters 10. biß
12. Ellen weit, auch mehr und weniger,
der Sack aber mit dem Zipffel daran
auff 16. biß 18. Ellen lang; Die Schmoſ-
ſen ſind, wie bey den Haſen-Netzen, und
koͤmmt an den Zipffel ein runder Stein
von ein Paar Pfunden ſchwer, nebſt ei-
nem Ring veſte angebunden: An den
Pfahl, ſo am Ufer eingeſchlagen, wird
ein langes glattes duͤnnes Leinchen ge-
machet, hernach ſolche wie eine Schlan-
ge etlichemahl umb das Netz durch die
Schmoßen umbher, und letzlich durch den
Ring gezogen, welches Ende der am U-
fer in der Hand haͤlt. Wann nun oben
auf dem Ufer nach des Biebers Bau ein-
gegraben wird, und die Hunde darin-
nen ſtoͤbern, ſo wuſchet der Bieber her-
aus in den Garn-Sack hinein, welches
Bewegẽ an den Leinchen gleich zu fuͤhlen,
dann ziehet er geſchwinde an ſich, ſo dre-
het ſich der Zipffel umb, und kan nicht
heraus. Die Fiſch-Otter aber, welche
am liebſten umb die Forellen-Waſſer
und Krebs-Baͤche in den Ufern, und
tiefen Hoͤhlen, wo Stein-Waͤnde, Waͤh-
re, und Staͤnder zu befinden, ihr Lager
machet, und ſich nach kleineren Waſſern
begiebet, wird ebenmaͤßig in ſolchem
Haamen gefangen, welcher wie ein Kaͤ-
ſcher, jedoch mit engern Zipffeln, und
ſchmaͤhler, von 6. biß 8. Ellen, vorne
weit und zwoͤlff Ellen lang geſtricket iſt.
Es darff aber weder Schnur, noch Ge-
wicht daran ſeyn, weil der Strohm den
Zipffel treibet, und ſo der Fiſch-Otter
hinein kommt, wirfft er ſich alsdann mit
dem Zipffel in die Hoͤhe, ſo ſpringet ei-
ner hinein, und faͤnget ihn mit der Ga-
bel; So er ihn heraus genommen, laͤſ-
ſet er den Zipffel wieder ſchwimmen.
Solte nun der Fluß breiter, als das
Garn ſeyn, muͤſſen zu deſſen Beyhuͤlffe zu
beyden Seiten ein Paar Fluͤgel gema-
chet werden: Jch, vor meine Perſon, hal-
te davor, wann man einen ſolchen Haa-
men auffſtellete, der vorne weit, und
hinten enge waͤre, ſonderlich aber mit
Zug-Leinen verſehen worden, wie ich
bereits bey der Dachs-Haube beſchrieben
habe, ſo wuͤrde dieſe Schiffarth von ſich
ſelbſt zugezogen, und ſich ſowohl Bieber,
als Fiſch-Otter fangen koͤnnen, wie ſelbſt
leicht zu erachten; Und iſt ſolches allezeit
beſſer des Nachts zu bewerckſtelligen, kan
ſich
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/365>, abgerufen am 16.07.2024.
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