Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Vierdter Theil/ [Spaltenumbruch]
hinten mit zwey Schub-Thüren, undstarcken eisernen Ringen zum Auffladen versehen, worinnen eine Krippe mit Ei- cheln zu füttern nöthig, dieselben müs- sen ebenfalls grün angestrichen, und Sauen darauf gemahlet werden. Wann sie nun an Ort und Stelle geführet sind, ziehet der oben auf dem Deckel stehende [Spaltenumbruch] Mann beyde Zug-Thüren auf, rühret das Wild an das Hinter-Theil, so fäh- ret es heraus ohne Gefahr, und kan ihm nichts thun. Hierinnen können auch Wölffe geführet werden, weil der Ka- sten von festem Holtze, und starckem ei- sernen Beschläg wohl versehen ist. Von Reh-Fuchß- und Hasen-Kasten. [Spaltenumbruch]
Die Reh-Kasten sind nach Grösse Von Gabeln/ und Zangen/ Sticheln/ und [Spaltenumbruch]
Frostbohrern. Es ist bekant und ohnstreitig wohl einem
Vierdter Theil/ [Spaltenumbruch]
hinten mit zwey Schub-Thuͤren, undſtarcken eiſernen Ringen zum Auffladen verſehen, worinnen eine Krippe mit Ei- cheln zu fuͤttern noͤthig, dieſelben muͤſ- ſen ebenfalls gruͤn angeſtrichen, und Sauen darauf gemahlet werden. Wann ſie nun an Ort und Stelle gefuͤhret ſind, ziehet der oben auf dem Deckel ſtehende [Spaltenumbruch] Mann beyde Zug-Thuͤren auf, ruͤhret das Wild an das Hinter-Theil, ſo faͤh- ret es heraus ohne Gefahr, und kan ihm nichts thun. Hierinnen koͤnnen auch Woͤlffe gefuͤhret werden, weil der Ka- ſten von feſtem Holtze, und ſtarckem ei- ſernen Beſchlaͤg wohl verſehen iſt. Von Reh-Fuchß- und Haſen-Kaſten. [Spaltenumbruch]
Die Reh-Kaſten ſind nach Groͤſſe Von Gabeln/ und Zangen/ Sticheln/ und [Spaltenumbruch]
Froſtbohrern. Es iſt bekant und ohnſtreitig wohl einem
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Vierdter Theil/
hinten mit zwey Schub-Thuͤren, und
ſtarcken eiſernen Ringen zum Auffladen
verſehen, worinnen eine Krippe mit Ei-
cheln zu fuͤttern noͤthig, dieſelben muͤſ-
ſen ebenfalls gruͤn angeſtrichen, und
Sauen darauf gemahlet werden. Wann
ſie nun an Ort und Stelle gefuͤhret ſind,
ziehet der oben auf dem Deckel ſtehende
Mann beyde Zug-Thuͤren auf, ruͤhret
das Wild an das Hinter-Theil, ſo faͤh-
ret es heraus ohne Gefahr, und kan ihm
nichts thun. Hierinnen koͤnnen auch
Woͤlffe gefuͤhret werden, weil der Ka-
ſten von feſtem Holtze, und ſtarckem ei-
ſernen Beſchlaͤg wohl verſehen iſt.
Von Reh-Fuchß- und Haſen-Kaſten.
Die Reh-Kaſten ſind nach Groͤſſe
eines Rehes von leichten und duͤnnen
Brettern zuſammen geſchlagen, und mit
behoͤrigen Baͤndern, Fenſtern, und
Schub-Thuͤren nach voriger beſchriebe-
ner Art verſehen: Dieweiln aber die
Rehe ein weichliches zartes Leben haben,
und wenn ſie eingefangen und in Kaſten
gethan werden, darinnen ſpringen und
ſich ſtoſſen, und in kurtzer Zeit dahin fal-
len, iſt hoͤchſtnoͤthig, daß man den De-
ckel oben rund von Barchent oder dop-
peltem Zwillig an beyden Enden feſte
und ſteiff angezogen, beſchlagen laſſe, ſo
kan ſich das Reh nicht im Genuͤck ſtoſ-
ſen, oder Schaden nehmen. Auff den
Seiten muͤſſen ebenfalls Ringe zum An-
greiffen gemachet werden. Die Fuchß-
Kaſten ſind einer Ellen lang, und eine
halbe Ellen breit und hoch, von feſten
eichenen Brettern, und innewendig die
Lufft-Loͤcher mit eiſern Blech wohl be-
ſchlagen, dann dieſe Purſche ſolten vor
langer Weile zum Zeitvertreib bey lan-
gen Naͤchten ſich wohl nach und nach aus
dem Kaſten beiſſen: Jhren Fraß, und
noͤthiges Waſſer muß ihnen nicht mit
den Fingern hinein gelanget, ſondern
von auſſen eingeſchuͤttet werden, ſonſten
wuͤrde er einen uͤbel bezahlen; Gebe
man aber ihnen nichts, ſo muͤſten ſie vor
Hitze verſchmachten, weil bey ſolchen wil-
den Thieren groſſe Hertzens-Angſt, und
ſtete Hitze verhanden iſt. Die Haſen-
Kaͤſtgen, ſo die kleinſten hierunter, ſind
von ſehr duͤnnen Tannen-Brettern, und
nur wie eine Schub-Lade, mit einem
Deckel, daß ein Haſe darinnen ſitzen kan,
jedoch muß er allenthalben Lufft haben,
und ſo der Kaſten auffgeſchoben wird,
wuſchet er heraus. Man hat vor die
Fuͤchſe oder Haſen auch gedoppelte Ka-
ſten, von acht biß zehen Fachen, ſo lang
als ein Wagen. Alle dieſe Kaſten nun
werden mit gruͤner Oehl-Farbe ange-
ſtrichen, und die Thiere, darzu ſie ſeyn,
darauff gemahlet.
Von Gabeln/ und Zangen/ Sticheln/ und
Froſtbohrern.
Es iſt bekant und ohnſtreitig wohl
zu muthmaaſſen, daß derjenige ſehr naͤr-
riſch thun wuͤrde, welcher einen in Ne-
tzen gefangenen Wolff, item einen Lux,
Dachs, oder Fuchs, Fiſch-Otter und der-
gleichen mit Haͤnden angreiffen wolte,
und wuͤrde er von ſolchen wilden Thie-
ren nicht alleine in die Haͤnde, ſondern
wohl gar ins Geſicht, Naſen und Oh-
ren gebiſſen, geriſſen, gekratzet, und
ſchaͤndlich zugerichtet werden: Derohal-
ben hat der Schmied die Zange, daß er
ſich die Finger nicht verbrenne, nach dem
gemeinen Sprichwort; Alſo hat man die
Gabeln hierzu, als eine noͤthige Geraͤth-
ſchafft, nebſt denen Zangen erfunden,
ſolche gefangene Thiere deſto ſicherer an-
zugreiffen, wie ich dergleichen hierbey
abgezeichnet; Und ſind dieſelben, wie
maͤßige Streu-Gabeln, zweyzanckigt,
theils von Holtz, theils Eyſen beſchlagen;
Zu den Fiſch-Ottern aber muͤſſen ſolche
dreyzanckigt ſeyn; Und kan man mit
ſolchen Gabeln das ins Netz gefallene
Wilde Thier, welches, wie leicht zu ge-
dencken, nicht ſtille lieget, umb den Halß
zur Erden druͤcken, damit man hernach
deſto beſſer mit demſelben handthieren
koͤnne. Die Zangen haben zwar einige
von Holtz, weil aber die glaubwuͤrdige
Erfahrung uͤberfluͤßig bezeuget, was vor
eine Gewalt ein ſolches ſtarckes grimmi-
ges Thier, als ein Wolff oder Luchs ha-
be, und wie leicht es umb ſich kneipen und
einem
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