Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] armen Unterthanen, was von Wilde
übrig gelassen worden, umb eines Haa-
sen willen, mit vielen Pferden durchtre-
ten? Bald kommt der geitzige Vollsauff-
Teuffel, prügelt, schläget, wüthet und to-
bet, huhret, spielet, raubet und stiehlet,
biß er alle Laster verübet, und zuletzt ei-
ne Mordthat angerichtet hat: Woraus
dann freylich zuletzt das ohnfehlbare
schädliche Verderben, und armseelige ver-
dammliche Wesen erfolgen muß. O
wie weit anderst verhielten sich hierbey
die Heyden, wie aus dem Xenophonte
zu ersehen, da er saget: Die Alten jag-
ten vor diesem ohne anderer Leute Scha-
den, und fingen es an mit dem Gebet
und Anruffung ihrer Götter: Da mach-
te sich der Jäger mit seinen Hunden auf
die Spuhr des Wildes nach Holtze zu,
und rief zuvor an den Appollinem, und
die Jäger-Göttin Dianam, erboth sich
auch durch ein Gelübde etwas von dem
gefangenen Wildpräth ihnen zum Opffer
zu bringen, also wurden die Jagden von
[Spaltenumbruch] ihnen mit aller Mäßigkeit, Gedult, und
Sanfftmuth beschlossen: So haben uns
ja fast in allen Stücken die Heyden be-
schämet, daher kommt es dann, daß wir
mit unsern Lastern uns selbst ohne an-
derer Hülffe verderben, uns rechte Wey-
demänner anthun, das Wild verjagen,
den Teuffel aber herzu locken, wo will
dann da GOttes Seegen zu hoffen seyn,
wo wir obgedachten Lastern nicht durch
fleissiges Gebet hefftig wiederstehen? Da
wir ohnedieß als arme schwache Men-
schen, leyder! zu sündigen von Natur ge-
neigt sind. Wolle demnach ein jeder
christliebender Jäger, umb GOttes Wil-
len, auch seiner Seeligkeit halber, solche
verdammliche Sünden mit allem Ernst
fliehen und meiden, den lieben GOTT
vor Augen haben, und gedencken, daß
das Wild alleine des Grossen GOttes sey,
und daß ohne dessen Willen ja nicht ein
Sperling fallen könne; Stelle also alles
sein Vornehmen Göttlicher Direction an-
heimb, und erwarte desselben Seegen.

Was Carolus Magnus, Römischer Käyser/ schon vor etli-
chen Hundert Jahren von denen Wildbahnen/ und Forsten für Jura ge-
geben/ und zu observiren befohlen hat/ welche im Sachsen-
Spiegel Lib. 2. Art. 61. zu Straßburg 1507. auffs neue
gedruckt in damahls üblicher Sprache
also lauten:
[Spaltenumbruch]

Do Gott beschuff den Menschen, do
gab er im Gewalt über Fische, über Vo-
gel, und über alle wilde Tyer, davon ha-
bend die Künig geseczet, daß nyemand
seinen Leib noch seine Gesunde verwir-
cken mag, mit diesen Dingen. Noch
habend die Herren Bann Vörst, wer
ynen darynn icht thut. Da habend sy
büße übergeseczet, Als wir hernach wöl-
len sagen. Sie haben auch über fisch-
ban geseczet, und über Vogel. Allen tie-
ren ist frid und ban geseczet, wann Wolf-
fen und Beeren, an den brichet nyemand
keynen frid. Wer in denn Bannenvörsten
Wilde wundet oder fället, oder jaget oder
töttet. Der sol dem Herren des es ist
sechczig schilling des Herren Landt-Pfen-
nig geben Wer durch den Bannvorst rey-
tet, sein Bogen, seyne Armbroste süllent
ungespannen sein. Sein Kocher soll be-
deckt sein Wynde, und seine Kracken sül-
len auffgefangen sein, und sein Jag-
Hunde süllen gekappelt sein. Jaget ein
Mann ein Wild mit Uhrlaub des Her-
[Spaltenumbruch] ren von dem Bannvorst, und fluhet es
yn den Banvorst des Herren er soll den
Windenn wieder rüffen, und mag er sy
mitt wieder bringen, er soll in nachvol-
gen, und soll sein Horen nicht blasen yn
dem Vorste, noch die Hunde nicht grüs-
sen was dann dem Wilde beschicht, von
den Hunden da ist der Herre unschuldig
an. Feyget aber er oder heczete die
Hunde an das Wild, oder blaset er sein
Horn, so ist er Büß schuldig, es werd
da Wild gefangen oder nitt, und ist
daz ein man ein tier wundet, in sei-
nem Wiltban, und das fluhet von ym,
und kommet aus seinen Augen, und
kommet in einen andern Wiltban, und
vellet danyder, wes ze recht das sey,
daz süllen wir euch sagen, und stirbt es
darynnen das er darüber kommet der
es gejaget hat des ist es ze recht. Vin-
det er es lebendig, er soll es lassen stan.
Wann es ist zerechte des, des der Wild-
ban ist Ein yeglich Wilde ist eines man-
nes mit recht dieweyl es in seiner Ge-

walt

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] armen Unterthanen, was von Wilde
uͤbrig gelaſſen worden, umb eines Haa-
ſen willen, mit vielen Pferden durchtre-
ten? Bald kommt der geitzige Vollſauff-
Teuffel, pruͤgelt, ſchlaͤget, wuͤthet und to-
bet, huhret, ſpielet, raubet und ſtiehlet,
biß er alle Laſter veruͤbet, und zuletzt ei-
ne Mordthat angerichtet hat: Woraus
dann freylich zuletzt das ohnfehlbare
ſchaͤdliche Verderben, und armſeelige ver-
dammliche Weſen erfolgen muß. O
wie weit anderſt verhielten ſich hierbey
die Heyden, wie aus dem Xenophonte
zu erſehen, da er ſaget: Die Alten jag-
ten vor dieſem ohne anderer Leute Scha-
den, und fingen es an mit dem Gebet
und Anruffung ihrer Goͤtter: Da mach-
te ſich der Jaͤger mit ſeinen Hunden auf
die Spuhr des Wildes nach Holtze zu,
und rief zuvor an den Appollinem, und
die Jaͤger-Goͤttin Dianam, erboth ſich
auch durch ein Geluͤbde etwas von dem
gefangenen Wildpraͤth ihnen zum Opffer
zu bringen, alſo wurden die Jagden von
[Spaltenumbruch] ihnen mit aller Maͤßigkeit, Gedult, und
Sanfftmuth beſchloſſen: So haben uns
ja faſt in allen Stuͤcken die Heyden be-
ſchaͤmet, daher kommt es dann, daß wir
mit unſern Laſtern uns ſelbſt ohne an-
derer Huͤlffe verderben, uns rechte Wey-
demaͤnner anthun, das Wild verjagen,
den Teuffel aber herzu locken, wo will
dann da GOttes Seegen zu hoffen ſeyn,
wo wir obgedachten Laſtern nicht durch
fleiſſiges Gebet hefftig wiederſtehen? Da
wir ohnedieß als arme ſchwache Men-
ſchen, leyder! zu ſuͤndigen von Natur ge-
neigt ſind. Wolle demnach ein jeder
chriſtliebender Jaͤger, umb GOttes Wil-
len, auch ſeiner Seeligkeit halber, ſolche
verdammliche Suͤnden mit allem Ernſt
fliehen und meiden, den lieben GOTT
vor Augen haben, und gedencken, daß
das Wild alleine des Groſſen GOttes ſey,
und daß ohne deſſen Willen ja nicht ein
Sperling fallen koͤnne; Stelle alſo alles
ſein Vornehmen Goͤttlicher Direction an-
heimb, und erwarte deſſelben Seegen.

Was Carolus Magnus, Roͤmiſcher Kaͤyſer/ ſchon vor etli-
chen Hundert Jahren von denen Wildbahnen/ und Forſten fuͤr Jura ge-
geben/ und zu obſerviren befohlen hat/ welche im Sachſen-
Spiegel Lib. 2. Art. 61. zu Straßburg 1507. auffs neue
gedruckt in damahls uͤblicher Sprache
alſo lauten:
[Spaltenumbruch]

Do Gott beſchuff den Menſchen, do
gab er im Gewalt uͤber Fiſche, uͤber Vo-
gel, und uͤber alle wilde Tyer, davon ha-
bend die Kuͤnig geſeczet, daß nyemand
ſeinen Leib noch ſeine Geſunde verwir-
cken mag, mit dieſen Dingen. Noch
habend die Herren Bann Voͤrſt, wer
ynen darynn icht thut. Da habend ſy
buͤße uͤbergeſeczet, Als wir hernach woͤl-
len ſagen. Sie haben auch uͤber fiſch-
ban geſeczet, und uͤber Vogel. Allen tie-
ren iſt frid und ban geſeczet, wann Wolf-
fen und Beeren, an den brichet nyemand
keynen frid. Wer in denn Bannenvoͤrſten
Wilde wundet oder faͤllet, oder jaget oder
toͤttet. Der ſol dem Herren des es iſt
ſechczig ſchilling des Herren Landt-Pfen-
nig geben Wer durch den Bannvorſt rey-
tet, ſein Bogen, ſeyne Armbroſte ſuͤllent
ungeſpannen ſein. Sein Kocher ſoll be-
deckt ſein Wynde, und ſeine Kracken ſuͤl-
len auffgefangen ſein, und ſein Jag-
Hunde ſuͤllen gekappelt ſein. Jaget ein
Mann ein Wild mit Uhrlaub des Her-
[Spaltenumbruch] ren von dem Bannvorſt, und fluhet es
yn den Banvorſt des Herren er ſoll den
Windenn wieder ruͤffen, und mag er ſy
mitt wieder bringen, er ſoll in nachvol-
gen, und ſoll ſein Horen nicht blaſen yn
dem Vorſte, noch die Hunde nicht gruͤſ-
ſen was dann dem Wilde beſchicht, von
den Hunden da iſt der Herre unſchuldig
an. Feyget aber er oder heczete die
Hunde an das Wild, oder blaſet er ſein
Horn, ſo iſt er Buͤß ſchuldig, es werd
da Wild gefangen oder nitt, und iſt
daz ein man ein tier wundet, in ſei-
nem Wiltban, und das fluhet von ym,
und kommet aus ſeinen Augen, und
kommet in einen andern Wiltban, und
vellet danyder, wes ze recht das ſey,
daz ſuͤllen wir euch ſagen, und ſtirbt es
darynnen das er daruͤber kommet der
es gejaget hat des iſt es ze recht. Vin-
det er es lebendig, er ſoll es laſſen ſtan.
Wann es iſt zerechte des, des der Wild-
ban iſt Ein yeglich Wilde iſt eines man-
nes mit recht dieweyl es in ſeiner Ge-

walt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0382" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
armen Unterthanen, was von Wilde<lb/>
u&#x0364;brig gela&#x017F;&#x017F;en worden, umb eines Haa-<lb/>
&#x017F;en willen, mit vielen Pferden durchtre-<lb/>
ten? Bald kommt der geitzige Voll&#x017F;auff-<lb/>
Teuffel, pru&#x0364;gelt, &#x017F;chla&#x0364;get, wu&#x0364;thet und to-<lb/>
bet, huhret, &#x017F;pielet, raubet und &#x017F;tiehlet,<lb/>
biß er alle La&#x017F;ter veru&#x0364;bet, und zuletzt ei-<lb/>
ne Mordthat angerichtet hat: Woraus<lb/>
dann freylich zuletzt das ohnfehlbare<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dliche Verderben, und arm&#x017F;eelige ver-<lb/>
dammliche We&#x017F;en erfolgen muß. O<lb/>
wie weit ander&#x017F;t verhielten &#x017F;ich hierbey<lb/>
die Heyden, wie aus dem <hi rendition="#aq">Xenophonte</hi><lb/>
zu er&#x017F;ehen, da er &#x017F;aget: Die Alten jag-<lb/>
ten vor die&#x017F;em ohne anderer Leute Scha-<lb/>
den, und fingen es an mit dem Gebet<lb/>
und Anruffung ihrer Go&#x0364;tter: Da mach-<lb/>
te &#x017F;ich der Ja&#x0364;ger mit &#x017F;einen Hunden auf<lb/>
die Spuhr des Wildes nach Holtze zu,<lb/>
und rief zuvor an den <hi rendition="#aq">Appollinem,</hi> und<lb/>
die Ja&#x0364;ger-Go&#x0364;ttin <hi rendition="#aq">Dianam,</hi> erboth &#x017F;ich<lb/>
auch durch ein Gelu&#x0364;bde etwas von dem<lb/>
gefangenen Wildpra&#x0364;th ihnen zum Opffer<lb/>
zu bringen, al&#x017F;o wurden die Jagden von<lb/><cb/>
ihnen mit aller Ma&#x0364;ßigkeit, Gedult, und<lb/>
Sanfftmuth be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en: So haben uns<lb/>
ja fa&#x017F;t in allen Stu&#x0364;cken die Heyden be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;met, daher kommt es dann, daß wir<lb/>
mit un&#x017F;ern La&#x017F;tern uns &#x017F;elb&#x017F;t ohne an-<lb/>
derer Hu&#x0364;lffe verderben, uns rechte Wey-<lb/>
dema&#x0364;nner anthun, das Wild verjagen,<lb/>
den Teuffel aber herzu locken, wo will<lb/>
dann da GOttes Seegen zu hoffen &#x017F;eyn,<lb/>
wo wir obgedachten La&#x017F;tern nicht durch<lb/>
flei&#x017F;&#x017F;iges Gebet hefftig wieder&#x017F;tehen? Da<lb/>
wir ohnedieß als arme &#x017F;chwache Men-<lb/>
&#x017F;chen, leyder! zu &#x017F;u&#x0364;ndigen von Natur ge-<lb/>
neigt &#x017F;ind. Wolle demnach ein jeder<lb/>
chri&#x017F;tliebender Ja&#x0364;ger, umb GOttes Wil-<lb/>
len, auch &#x017F;einer Seeligkeit halber, &#x017F;olche<lb/>
verdammliche Su&#x0364;nden mit allem Ern&#x017F;t<lb/>
fliehen und meiden, den lieben GOTT<lb/>
vor Augen haben, und gedencken, daß<lb/>
das Wild alleine des Gro&#x017F;&#x017F;en GOttes &#x017F;ey,<lb/>
und daß ohne de&#x017F;&#x017F;en Willen ja nicht ein<lb/>
Sperling fallen ko&#x0364;nne; Stelle al&#x017F;o alles<lb/>
&#x017F;ein Vornehmen Go&#x0364;ttlicher <hi rendition="#aq">Direction</hi> an-<lb/>
heimb, und erwarte de&#x017F;&#x017F;elben Seegen.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Was <hi rendition="#aq">Carolus Magnus,</hi> Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Ka&#x0364;y&#x017F;er/ &#x017F;chon vor etli-<lb/>
chen Hundert Jahren von denen Wildbahnen/ und For&#x017F;ten fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Jura</hi> ge-<lb/>
geben/ und zu <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervir</hi>en befohlen hat/ welche im Sach&#x017F;en-<lb/>
Spiegel <hi rendition="#aq">Lib. 2. Art.</hi> 61. zu Straßburg 1507. auffs neue<lb/>
gedruckt in damahls u&#x0364;blicher Sprache<lb/>
al&#x017F;o lauten:</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Do Gott be&#x017F;chuff den Men&#x017F;chen, do<lb/>
gab er im Gewalt u&#x0364;ber Fi&#x017F;che, u&#x0364;ber Vo-<lb/>
gel, und u&#x0364;ber alle wilde Tyer, davon ha-<lb/>
bend die Ku&#x0364;nig ge&#x017F;eczet, daß nyemand<lb/>
&#x017F;einen Leib noch &#x017F;eine Ge&#x017F;unde verwir-<lb/>
cken mag, mit die&#x017F;en Dingen. Noch<lb/>
habend die Herren Bann Vo&#x0364;r&#x017F;t, wer<lb/>
ynen darynn icht thut. Da habend &#x017F;y<lb/>
bu&#x0364;ße u&#x0364;berge&#x017F;eczet, Als wir hernach wo&#x0364;l-<lb/>
len &#x017F;agen. Sie haben auch u&#x0364;ber fi&#x017F;ch-<lb/>
ban ge&#x017F;eczet, und u&#x0364;ber Vogel. Allen tie-<lb/>
ren i&#x017F;t frid und ban ge&#x017F;eczet, wann Wolf-<lb/>
fen und Beeren, an den brichet nyemand<lb/>
keynen frid. Wer in denn Bannenvo&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
Wilde wundet oder fa&#x0364;llet, oder jaget oder<lb/>
to&#x0364;ttet. Der &#x017F;ol dem Herren des es i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;echczig &#x017F;chilling des Herren Landt-Pfen-<lb/>
nig geben Wer durch den Bannvor&#x017F;t rey-<lb/>
tet, &#x017F;ein Bogen, &#x017F;eyne Armbro&#x017F;te &#x017F;u&#x0364;llent<lb/>
unge&#x017F;pannen &#x017F;ein. Sein Kocher &#x017F;oll be-<lb/>
deckt &#x017F;ein Wynde, und &#x017F;eine Kracken &#x017F;u&#x0364;l-<lb/>
len auffgefangen &#x017F;ein, und &#x017F;ein Jag-<lb/>
Hunde &#x017F;u&#x0364;llen gekappelt &#x017F;ein. Jaget ein<lb/>
Mann ein Wild mit Uhrlaub des Her-<lb/><cb/>
ren von dem Bannvor&#x017F;t, und fluhet es<lb/>
yn den Banvor&#x017F;t des Herren er &#x017F;oll den<lb/>
Windenn wieder ru&#x0364;ffen, und mag er &#x017F;y<lb/>
mitt wieder bringen, er &#x017F;oll in nachvol-<lb/>
gen, und &#x017F;oll &#x017F;ein Horen nicht bla&#x017F;en yn<lb/>
dem Vor&#x017F;te, noch die Hunde nicht gru&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en was dann dem Wilde be&#x017F;chicht, von<lb/>
den Hunden da i&#x017F;t der Herre un&#x017F;chuldig<lb/>
an. Feyget aber er oder heczete die<lb/>
Hunde an das Wild, oder bla&#x017F;et er &#x017F;ein<lb/>
Horn, &#x017F;o i&#x017F;t er Bu&#x0364;ß &#x017F;chuldig, es werd<lb/>
da Wild gefangen oder nitt, und i&#x017F;t<lb/>
daz ein man ein tier wundet, in &#x017F;ei-<lb/>
nem Wiltban, und das fluhet von ym,<lb/>
und kommet aus &#x017F;einen Augen, und<lb/>
kommet in einen andern Wiltban, und<lb/>
vellet danyder, wes ze recht das &#x017F;ey,<lb/>
daz &#x017F;u&#x0364;llen wir euch &#x017F;agen, und &#x017F;tirbt es<lb/>
darynnen das er daru&#x0364;ber kommet der<lb/>
es gejaget hat des i&#x017F;t es ze recht. Vin-<lb/>
det er es lebendig, er &#x017F;oll es la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tan.<lb/>
Wann es i&#x017F;t zerechte des, des der Wild-<lb/>
ban i&#x017F;t Ein yeglich Wilde i&#x017F;t eines man-<lb/>
nes mit recht dieweyl es in &#x017F;einer Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">walt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0382] Fuͤnffter Theil/ armen Unterthanen, was von Wilde uͤbrig gelaſſen worden, umb eines Haa- ſen willen, mit vielen Pferden durchtre- ten? Bald kommt der geitzige Vollſauff- Teuffel, pruͤgelt, ſchlaͤget, wuͤthet und to- bet, huhret, ſpielet, raubet und ſtiehlet, biß er alle Laſter veruͤbet, und zuletzt ei- ne Mordthat angerichtet hat: Woraus dann freylich zuletzt das ohnfehlbare ſchaͤdliche Verderben, und armſeelige ver- dammliche Weſen erfolgen muß. O wie weit anderſt verhielten ſich hierbey die Heyden, wie aus dem Xenophonte zu erſehen, da er ſaget: Die Alten jag- ten vor dieſem ohne anderer Leute Scha- den, und fingen es an mit dem Gebet und Anruffung ihrer Goͤtter: Da mach- te ſich der Jaͤger mit ſeinen Hunden auf die Spuhr des Wildes nach Holtze zu, und rief zuvor an den Appollinem, und die Jaͤger-Goͤttin Dianam, erboth ſich auch durch ein Geluͤbde etwas von dem gefangenen Wildpraͤth ihnen zum Opffer zu bringen, alſo wurden die Jagden von ihnen mit aller Maͤßigkeit, Gedult, und Sanfftmuth beſchloſſen: So haben uns ja faſt in allen Stuͤcken die Heyden be- ſchaͤmet, daher kommt es dann, daß wir mit unſern Laſtern uns ſelbſt ohne an- derer Huͤlffe verderben, uns rechte Wey- demaͤnner anthun, das Wild verjagen, den Teuffel aber herzu locken, wo will dann da GOttes Seegen zu hoffen ſeyn, wo wir obgedachten Laſtern nicht durch fleiſſiges Gebet hefftig wiederſtehen? Da wir ohnedieß als arme ſchwache Men- ſchen, leyder! zu ſuͤndigen von Natur ge- neigt ſind. Wolle demnach ein jeder chriſtliebender Jaͤger, umb GOttes Wil- len, auch ſeiner Seeligkeit halber, ſolche verdammliche Suͤnden mit allem Ernſt fliehen und meiden, den lieben GOTT vor Augen haben, und gedencken, daß das Wild alleine des Groſſen GOttes ſey, und daß ohne deſſen Willen ja nicht ein Sperling fallen koͤnne; Stelle alſo alles ſein Vornehmen Goͤttlicher Direction an- heimb, und erwarte deſſelben Seegen. Was Carolus Magnus, Roͤmiſcher Kaͤyſer/ ſchon vor etli- chen Hundert Jahren von denen Wildbahnen/ und Forſten fuͤr Jura ge- geben/ und zu obſerviren befohlen hat/ welche im Sachſen- Spiegel Lib. 2. Art. 61. zu Straßburg 1507. auffs neue gedruckt in damahls uͤblicher Sprache alſo lauten: Do Gott beſchuff den Menſchen, do gab er im Gewalt uͤber Fiſche, uͤber Vo- gel, und uͤber alle wilde Tyer, davon ha- bend die Kuͤnig geſeczet, daß nyemand ſeinen Leib noch ſeine Geſunde verwir- cken mag, mit dieſen Dingen. Noch habend die Herren Bann Voͤrſt, wer ynen darynn icht thut. Da habend ſy buͤße uͤbergeſeczet, Als wir hernach woͤl- len ſagen. Sie haben auch uͤber fiſch- ban geſeczet, und uͤber Vogel. Allen tie- ren iſt frid und ban geſeczet, wann Wolf- fen und Beeren, an den brichet nyemand keynen frid. Wer in denn Bannenvoͤrſten Wilde wundet oder faͤllet, oder jaget oder toͤttet. Der ſol dem Herren des es iſt ſechczig ſchilling des Herren Landt-Pfen- nig geben Wer durch den Bannvorſt rey- tet, ſein Bogen, ſeyne Armbroſte ſuͤllent ungeſpannen ſein. Sein Kocher ſoll be- deckt ſein Wynde, und ſeine Kracken ſuͤl- len auffgefangen ſein, und ſein Jag- Hunde ſuͤllen gekappelt ſein. Jaget ein Mann ein Wild mit Uhrlaub des Her- ren von dem Bannvorſt, und fluhet es yn den Banvorſt des Herren er ſoll den Windenn wieder ruͤffen, und mag er ſy mitt wieder bringen, er ſoll in nachvol- gen, und ſoll ſein Horen nicht blaſen yn dem Vorſte, noch die Hunde nicht gruͤſ- ſen was dann dem Wilde beſchicht, von den Hunden da iſt der Herre unſchuldig an. Feyget aber er oder heczete die Hunde an das Wild, oder blaſet er ſein Horn, ſo iſt er Buͤß ſchuldig, es werd da Wild gefangen oder nitt, und iſt daz ein man ein tier wundet, in ſei- nem Wiltban, und das fluhet von ym, und kommet aus ſeinen Augen, und kommet in einen andern Wiltban, und vellet danyder, wes ze recht das ſey, daz ſuͤllen wir euch ſagen, und ſtirbt es darynnen das er daruͤber kommet der es gejaget hat des iſt es ze recht. Vin- det er es lebendig, er ſoll es laſſen ſtan. Wann es iſt zerechte des, des der Wild- ban iſt Ein yeglich Wilde iſt eines man- nes mit recht dieweyl es in ſeiner Ge- walt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/382
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/382>, abgerufen am 24.11.2024.