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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] in andern Dingen an Wasser-Qvellen,
Steinen, Pflantzen, Kräutern und
Bäumen wahrzunehmen sind; Dann
da findet man im Meißner-Land bey
Lummitzsch einen Brunnen, welcher von
denen Vandalis und Sorabiern durch ih-
re jährliche Wallfahrten zu ihren Göt-
tern gefunden, und von ihnen wahrge-
nommen worden seyn soll, daß, wenn er
Geträyde gehabt, es ein wohlfeil Jahr
angezeiget, wenn es aber roth darinnen
ausgesehen, Krieg erfolget sey, und wann
er Asche in sich gehabt, ein Sterben an-
gedeutet habe. Ferner soll man am
Türckis-Stein des Menschen Constitu-
tion
mercken können, als wenn derselbe
im Ringe schön, hell und klar wäre, sey
der Mensch, so denselben Ring träget,
gesund, werde er blaß, bedeute dieses
Kranckheit, springe er aber gar entzwey,
so praesagire solches den Todt; So wird
auch von dem Serpentin-Stein gesaget,
daß er das Gifft anzeige. Von der Al-
raun-Wurtzel wird vieles referiret, wor-
bey aber vermuthlich entweder ein ein-
fältiger Aberglaube, oder ein Pactum ta-
citum cum Diabolo
ist, soll also solches als
was sündliches verworffen werden. Von
dem Wunder-Baum in Peru wird vor
gewiß gesaget, daß er den Krancken das
Leben oder den Tod zuvor verkündige,
welches durch Anrührung eines Zwei-
ges verrichtet werde; Dann wann dem
Krancken bey Anrührung desselben angst
würde, müste er sterben, sey ihm aber
das Hertze frölich, würde er am Leben
bleiben: Welches daselbst gebräuchlich
seyn soll. Und statuiret Kirchmeyer, Profes-
[Spaltenumbruch] sor
zu Wittenberg, es sey glaubwürdig,
daß die zum Todt disponirte Menschen-
Dünste vielleicht dem Baum zuwider
seyen, und solches verursachten. Was
Aristoteles von einem Epheu-Zweig, so
aus eines lebendigen Hirsches Geweyh
gewachsen, statuire, ingleichen daß einem
Menschen ein eingespitzter Dorn aus der
Brust im Frühling gewachsen und ge-
grünet, ferner daß auch die Eich-Aepf-
fel zukünfftige Zeiten praesagiren, und
der Aesche-Baum den Wind anzeige,
davon habe bereits an seinem Ort gesa-
get. Jn meinem Thier-Garthen, fast in
der Mitten, ist ein grosser Qvell, der
Wall-Brunn genannt, im Unfang
an der Circumferenz 9. Ellen, und 18.
Schuh oder Piquen tieff; Wann dieser
innerlich einen Thon, als wann viele
Wagen führen, hören lässet, praesagiret
er Aenderung des Wetters. Sonsten
führet er innerlich Vitriol und Stahl,
und das Wasser hat einen Geschmack als
Gall-Aepffel oder Diente; Jst an vielen
Frembden und Einwohnern in Kranck-
heiten probiret worden, welchen es in
wenig Tagen entweder zur Gesundheit,
oder zum Todt geholffen hat. So lie-
get auch hinter meinem Schloß an der
Strasse von Dreßden nach Berlin der
so genannte Sinck-Brunnen, so an vie-
len Orten hefftig entspringet, und ohn-
gefehr 200. Schritt lauffet, woselbst er
versincket, daß Niemand weiß, wo er
hinkommet. Wann dieser Brunnen
häuffiger, als sonsten, rinnet, praesagiret
er Theurung.

Vom Blitz und Donner-Wetter.
[Spaltenumbruch]

Es hat GOtt der Allmächtige in der
Natur nichts vergebliches ohne Nutzbar-
keit erschaffen, denn gleich wie die Ge-
walt des Donners das Erdreich erschüt-
tert und fruchtbar machet, daß Laub und
Graß, Kräuter und Bäume wachsen,
und hervor schiessen können; also wird
auch die Lufft durch des Donners Bli-
tzen von bösen Dünsten gereiniget, so-
wohl die gifftigen Dämpffe, und schädli-
che vergiffte Lüffte geläutert, damit nicht
Menschen und Vieh hierdurch inficiret
werden mögen. Warumb sich nun das
Wetter vorher kühle, ehe es donnert,
statuiret man insgemein folgender maas-
sen: Wann die schwefflichten und
[Spaltenumbruch] salpetrichten Dünste in der mittlern
Lufft zusammen kommen, und jene sich
entzünden, so fliehet der Salpeter darvon
und stösset zugleich das Feuer wider sei-
ne Natur mit herunter. Daher kom-
met der Blitz und Donner. Den Don-
ner verursachet die von dem Salpeter
mit Gewalt gebrochene Lufft; Den Blitz
aber macht die Feuer-Flamme, so vom
Schweffel kommt. Weil nun der Schwef-
fel und Salpeter zugleich mit einander
streiten, und herunter fahren, so entste-
hen auch diese beyde, der Blitz und Don-
ner, zugleich auf eine Zeit, aber sie kom-
men nicht leicht zugleich zu unsern Sin-
nen. Denn den Blitz sehen wir allezeit

ehe,

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] in andern Dingen an Waſſer-Qvellen,
Steinen, Pflantzen, Kraͤutern und
Baͤumen wahrzunehmen ſind; Dann
da findet man im Meißner-Land bey
Lummitzſch einen Brunnen, welcher von
denen Vandalis und Sorabiern durch ih-
re jaͤhrliche Wallfahrten zu ihren Goͤt-
tern gefunden, und von ihnen wahrge-
nommen worden ſeyn ſoll, daß, wenn er
Getraͤyde gehabt, es ein wohlfeil Jahr
angezeiget, wenn es aber roth darinnen
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gedeutet habe. Ferner ſoll man am
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tion
mercken koͤnnen, als wenn derſelbe
im Ringe ſchoͤn, hell und klar waͤre, ſey
der Menſch, ſo denſelben Ring traͤget,
geſund, werde er blaß, bedeute dieſes
Kranckheit, ſpringe er aber gar entzwey,
ſo præſagire ſolches den Todt; So wird
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raun-Wurtzel wird vieles referiret, wor-
bey aber vermuthlich entweder ein ein-
faͤltiger Aberglaube, oder ein Pactum ta-
citum cum Diabolo
iſt, ſoll alſo ſolches als
was ſuͤndliches verworffen werden. Von
dem Wunder-Baum in Peru wird vor
gewiß geſaget, daß er den Krancken das
Leben oder den Tod zuvor verkuͤndige,
welches durch Anruͤhrung eines Zwei-
ges verrichtet werde; Dann wann dem
Krancken bey Anruͤhrung deſſelben angſt
wuͤrde, muͤſte er ſterben, ſey ihm aber
das Hertze froͤlich, wuͤrde er am Leben
bleiben: Welches daſelbſt gebraͤuchlich
ſeyn ſoll. Und ſtatuiret Kirchmeyeꝛ, Profeſ-
[Spaltenumbruch] ſor
zu Wittenberg, es ſey glaubwuͤrdig,
daß die zum Todt diſponirte Menſchen-
Duͤnſte vielleicht dem Baum zuwider
ſeyen, und ſolches verurſachten. Was
Ariſtoteles von einem Epheu-Zweig, ſo
aus eines lebendigen Hirſches Geweyh
gewachſen, ſtatuire, ingleichen daß einem
Menſchen ein eingeſpitzter Dorn aus der
Bruſt im Fruͤhling gewachſen und ge-
gruͤnet, ferner daß auch die Eich-Aepf-
fel zukuͤnfftige Zeiten præſagiren, und
der Aeſche-Baum den Wind anzeige,
davon habe bereits an ſeinem Ort geſa-
get. Jn meinem Thier-Garthen, faſt in
der Mitten, iſt ein groſſer Qvell, der
Wall-Brunn genannt, im Unfang
an der Circumferenz 9. Ellen, und 18.
Schuh oder Piquen tieff; Wann dieſer
innerlich einen Thon, als wann viele
Wagen fuͤhren, hoͤren laͤſſet, præſagiret
er Aenderung des Wetters. Sonſten
fuͤhret er innerlich Vitriol und Stahl,
und das Waſſer hat einen Geſchmack als
Gall-Aepffel oder Diente; Jſt an vielen
Frembden und Einwohnern in Kranck-
heiten probiret worden, welchen es in
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oder zum Todt geholffen hat. So lie-
get auch hinter meinem Schloß an der
Straſſe von Dreßden nach Berlin der
ſo genannte Sinck-Brunnen, ſo an vie-
len Orten hefftig entſpringet, und ohn-
gefehr 200. Schritt lauffet, woſelbſt er
verſincket, daß Niemand weiß, wo er
hinkommet. Wann dieſer Brunnen
haͤuffiger, als ſonſten, rinnet, præſagiret
er Theurung.

Vom Blitz und Donner-Wetter.
[Spaltenumbruch]

Es hat GOtt der Allmaͤchtige in der
Natur nichts vergebliches ohne Nutzbar-
keit erſchaffen, denn gleich wie die Ge-
walt des Donners das Erdreich erſchuͤt-
tert und fruchtbar machet, daß Laub und
Graß, Kraͤuter und Baͤume wachſen,
und hervor ſchieſſen koͤnnen; alſo wird
auch die Lufft durch des Donners Bli-
tzen von boͤſen Duͤnſten gereiniget, ſo-
wohl die gifftigen Daͤmpffe, und ſchaͤdli-
che vergiffte Luͤffte gelaͤutert, damit nicht
Menſchen und Vieh hierdurch inficiret
werden moͤgen. Warumb ſich nun das
Wetter vorher kuͤhle, ehe es donnert,
ſtatuiret man insgemein folgender maaſ-
ſen: Wann die ſchwefflichten und
[Spaltenumbruch] ſalpetrichten Duͤnſte in der mittlern
Lufft zuſammen kommen, und jene ſich
entzuͤnden, ſo fliehet der Salpeter darvon
und ſtoͤſſet zugleich das Feuer wider ſei-
ne Natur mit herunter. Daher kom-
met der Blitz und Donner. Den Don-
ner verurſachet die von dem Salpeter
mit Gewalt gebrochene Lufft; Den Blitz
aber macht die Feuer-Flamme, ſo vom
Schweffel kommt. Weil nun der Schwef-
fel und Salpeter zugleich mit einander
ſtreiten, und herunter fahren, ſo entſte-
hen auch dieſe beyde, der Blitz und Don-
ner, zugleich auf eine Zeit, aber ſie kom-
men nicht leicht zugleich zu unſern Sin-
nen. Denn den Blitz ſehen wir allezeit

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/410>, abgerufen am 21.11.2024.