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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Herrschafft zur Lust vorlauffen und ge-
jaget werden, woselbst es dann auff
unterschiedene Arten von der Herr-
schafft gefället, und erleget wird. Die-
ser so genannte Lauff-Platz nun wird
in der Mitten des Qver- oder Lauff-
Tuchs folgender maassen abgestecket:
Nemlich man nimmt einen höltzernen
Teller, theilet denselben in die Helffte,
und zeichnet nach justen Winckeln bey-
kommende fünff Linien vor sich, auff sel-
bige Linien schlägt er grosse Nadel-Knöpf-
fe und lässet auff der mittelsten Linie ei-
nen Mann hinaus schreiten, biß auff
300. Schritt; die andern auf beyden
Seiten sich erstreckende Linien kommen et-
wan 200. Schritt und die kurtzen zwey
Linien jede 80. Schritt nach beygefüg-
ter Figur Num. des Lauff-Platzes.
Wann nun die fünff Männer ihre Li-
nien abgeschritten, und etwan noch nicht
in rechter Linie stehen, kan mit dem
Huth-wincken rechts oder lincks gelen-
cket werden, biß sie recht stehen, da schlägt
er den Hefftel ein, und die andern gleich-
falls, so ist der Lauff abgestecket. Hier-
auff nun wird an dem Qver- oder Lauff-
Tuch an jedwedem Flügel und zwar von
dem besten und neuesten Zeug ein Fu-
der nach dem abgesteckten Lauff-Platz
von einem Hefftel zum andern der Zeug
abgeführet, biß diese beyde Fuder in
der Rundung zusammen kommen:
Dann wird bey der so genannten Krumb-
Ruthe der Anfang vom Qver-Tuch zu
stellen angefangen, angeknebelt, und an
der Krumb-Ruthe eine starcke Furckel
auswendig gesetzet, so innewendig mit
drey Wind-Leinen angezogen wird:
An dem andern Hefftel wird bey Ab-
führung zu beyden Seiten gelencket,
daß hierdurch bey Schliessung der bey-
den Fuder Zeug ein Bogen oder Run-
dung, wie ein halber Mond gemachet,
und weilen der Lauf ohne dieß von einem
Jedweden angesehen, und bekucket wird,
muß selbiger allenthalben am zierlichsten
gestellet, sonderlich feinlglatt, gerade und
reinlich angezogen seyn. Der Schirm,
wohin die Herrschafft kommt, wird bil-
lig in der Mitten auf den Lauff, wie ein
Lust-Hauß auf Säulen erhaben, gestel-
let, mit einem zierlichen Tache, von grü-
ner gewüchster Leinewand; Das übrige
alles wird fein grün angestrichen, und
numeriret, damit man es zu Ende der
Jagd beym andern Jagd-Gezeug auf-
heben könne. Wie ich dergleichen Schirm
[Spaltenumbruch] samt dessen Zubehöhrung bereits aus-
führlicher beschriebenhabe; Wiewohl auf
eines jeden Herrn eigenes Belieben, sol-
chen groß oder klein zu haben, es haupt-
sächlich ankommt. Wie man denn auch
ebenfalls den Lauff grösser und kleiner
machen kan, wann nur der nöthige Bo-
gen, die Krumb-Ruthen und was dar-
zu gehöhret, nach rechter Proportion ein-
treffen. Unsere jetzige neue Facon, wie
Jhro Majestät der König von Pohlen
haben, und dieses Jahr 1717. im Monat
Augusti auf Anneburger-Heyde, bey ge-
haltenem Hirsch-Feists-Jagen nach bey-
kommendem Modell verfertigen lassen,
welches viele frembde Käyserliche und
Königliche Cavalliers und Voluntairs der
Jägerey mit besonderem Fleiß sich anno-
ti
ret und bemercket haben, ist folgende:
Hinter dem Schirm, auch manches Orts
Gebrauch nach, unter dem Schirm wer-
den die Kammer- und Leib-Hunde der
Herrschafft gestellet, welche auch ihre Pla-
n
en haben; Zu beyden Seiten, wo die
Rundung angehet, kommen die Engli-
sche Hatz-Hunde, welche mit einem klei-
nen niedrigen Schirm eingestellet wer-
den. Vor das Qver-Tuch werden die
Blend-Sträucher Manns hoch gestecket,
daß das Wild nicht auf dem Laufft allen
Tumult, und vielerley bunte Farben
der Cavaliers sehen kan, und hierdurch
abgeschrecket werde, daß es gar nicht her-
aus käme, sondern sich eher todt jagen
liesse; Sonderlich muß der Wind nicht
von dem Laufft ins Jagen hinein gehen.
Zur Sau-Hatz Zeit müssen die Tücher
innewendig, zu deren Beschützung, mit
grossen Netzen angespannet, auf die Fur-
ckeln geleget werden, und weil die Herr-
schafft nach dem vorbey lauffenden Wild,
zu beyden Seiten aus dem Schirm nach
den Krumb-Ruthen, zu schiessen pfleget,
muß daselbst ja kein Wagen, Calesche,
Kutzsche, Pferde oder Menschen sich nä-
hern, weiln leicht ein Unglück geschehen
würde: Und werden zur Warnung ei-
nige Sträucher oder Tannen-Reiß auf
die Ober-Leinen gehencket, zum Zeichen,
daß daselbst nicht sicher sey, oder lange
Reiß-Stangen gestecket. Damit auch
daselbst das Wildpräth im Vorbeylauf-
fen springen möge, so werden grün be-
steckte Uberspringe mit Reiß von Gärt-
nern zierlich gebunden. An dem Qver-
Tuche innewendig nach dem Lauff-Pla-
tze in der Mitten, wird ein erhabener
Sitz von Rasen sauber gemachet, wohin

die
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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Herrſchafft zur Luſt vorlauffen und ge-
jaget werden, woſelbſt es dann auff
unterſchiedene Arten von der Herr-
ſchafft gefaͤllet, und erleget wird. Die-
ſer ſo genannte Lauff-Platz nun wird
in der Mitten des Qver- oder Lauff-
Tuchs folgender maaſſen abgeſtecket:
Nemlich man nimmt einen hoͤltzernen
Teller, theilet denſelben in die Helffte,
und zeichnet nach juſten Winckeln bey-
kommende fuͤnff Linien vor ſich, auff ſel-
bige Linien ſchlaͤgt er groſſe Nadel-Knoͤpf-
fe und laͤſſet auff der mittelſten Linie ei-
nen Mann hinaus ſchreiten, biß auff
300. Schritt; die andern auf beyden
Seiten ſich erſtreckende Linien kom̃en et-
wan 200. Schritt und die kurtzen zwey
Linien jede 80. Schritt nach beygefuͤg-
ter Figur Num. des Lauff-Platzes.
Wann nun die fuͤnff Maͤnner ihre Li-
nien abgeſchritten, und etwan noch nicht
in rechter Linie ſtehen, kan mit dem
Huth-wincken rechts oder lincks gelen-
cket werden, biß ſie recht ſtehen, da ſchlaͤgt
er den Hefftel ein, und die andern gleich-
falls, ſo iſt der Lauff abgeſtecket. Hier-
auff nun wird an dem Qver- oder Lauff-
Tuch an jedwedem Fluͤgel und zwar von
dem beſten und neueſten Zeug ein Fu-
der nach dem abgeſteckten Lauff-Platz
von einem Hefftel zum andern der Zeug
abgefuͤhret, biß dieſe beyde Fuder in
der Rundung zuſammen kommen:
Dann wird bey der ſo genannten Krumb-
Ruthe der Anfang vom Qver-Tuch zu
ſtellen angefangen, angeknebelt, und an
der Krumb-Ruthe eine ſtarcke Furckel
auswendig geſetzet, ſo innewendig mit
drey Wind-Leinen angezogen wird:
An dem andern Hefftel wird bey Ab-
fuͤhrung zu beyden Seiten gelencket,
daß hierdurch bey Schlieſſung der bey-
den Fuder Zeug ein Bogen oder Run-
dung, wie ein halber Mond gemachet,
und weilen der Lauf ohne dieß von einem
Jedweden angeſehen, und bekucket wird,
muß ſelbiger allenthalben am zierlichſten
geſtellet, ſonderlich feinlglatt, gerade und
reinlich angezogen ſeyn. Der Schirm,
wohin die Herrſchafft kommt, wird bil-
lig in der Mitten auf den Lauff, wie ein
Luſt-Hauß auf Saͤulen erhaben, geſtel-
let, mit einem zierlichen Tache, von gruͤ-
ner gewuͤchſter Leinewand; Das uͤbrige
alles wird fein gruͤn angeſtrichen, und
numeriret, damit man es zu Ende der
Jagd beym andern Jagd-Gezeug auf-
heben koͤnne. Wie ich dergleichen Schirm
[Spaltenumbruch] ſamt deſſen Zubehoͤhrung bereits aus-
fuͤhrlicher beſchriebenhabe; Wiewohl auf
eines jeden Herrn eigenes Belieben, ſol-
chen groß oder klein zu haben, es haupt-
ſaͤchlich ankommt. Wie man denn auch
ebenfalls den Lauff groͤſſer und kleiner
machen kan, wann nur der noͤthige Bo-
gen, die Krumb-Ruthen und was dar-
zu gehoͤhret, nach rechter Proportion ein-
treffen. Unſere jetzige neue Façon, wie
Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Pohlen
haben, und dieſes Jahr 1717. im Monat
Auguſti auf Anneburger-Heyde, bey ge-
haltenem Hirſch-Feiſts-Jagen nach bey-
kommendem Modell verfertigen laſſen,
welches viele frembde Kaͤyſerliche und
Koͤnigliche Cavalliers und Voluntairs der
Jaͤgerey mit beſonderem Fleiß ſich anno-
ti
ret und bemercket haben, iſt folgende:
Hinter dem Schirm, auch manches Orts
Gebrauch nach, unter dem Schirm wer-
den die Kammer- und Leib-Hunde der
Herrſchafft geſtellet, welche auch ihre Pla-
n
en haben; Zu beyden Seiten, wo die
Rundung angehet, kommen die Engli-
ſche Hatz-Hunde, welche mit einem klei-
nen niedrigen Schirm eingeſtellet wer-
den. Vor das Qver-Tuch werden die
Blend-Straͤucher Manns hoch geſtecket,
daß das Wild nicht auf dem Laufft allen
Tumult, und vielerley bunte Farben
der Cavaliers ſehen kan, und hierdurch
abgeſchrecket werde, daß es gar nicht her-
aus kaͤme, ſondern ſich eher todt jagen
lieſſe; Sonderlich muß der Wind nicht
von dem Laufft ins Jagen hinein gehen.
Zur Sau-Hatz Zeit muͤſſen die Tuͤcher
innewendig, zu deren Beſchuͤtzung, mit
groſſen Netzen angeſpannet, auf die Fur-
ckeln geleget werden, und weil die Herr-
ſchafft nach dem vorbey lauffenden Wild,
zu beyden Seiten aus dem Schirm nach
den Krumb-Ruthen, zu ſchieſſen pfleget,
muß daſelbſt ja kein Wagen, Caleſche,
Kutzſche, Pferde oder Menſchen ſich naͤ-
hern, weiln leicht ein Ungluͤck geſchehen
wuͤrde: Und werden zur Warnung ei-
nige Straͤucher oder Tannen-Reiß auf
die Ober-Leinen gehencket, zum Zeichen,
daß daſelbſt nicht ſicher ſey, oder lange
Reiß-Stangen geſtecket. Damit auch
daſelbſt das Wildpraͤth im Vorbeylauf-
fen ſpringen moͤge, ſo werden gruͤn be-
ſteckte Uberſpringe mit Reiß von Gaͤrt-
nern zierlich gebunden. An dem Qver-
Tuche innewendig nach dem Lauff-Pla-
tze in der Mitten, wird ein erhabener
Sitz von Raſen ſauber gemachet, wohin

die
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/425>, abgerufen am 21.11.2024.