Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
Geschmack, oder dergleichen mehr ver-ändern, so man täglich aus öffterer Er- fahrung höre und sehe; Also hat es auch gleiche Beschaffenheit mit der unterschied- lichen Landes-Art und differenten Gat- tung derer Falcken, welche, ob sie schon an Gewächse, Farben, Federn, Stimm und dergleichen zu distingviren, dannoch von einerley Geschlecht gebohren sind, welches zu unterscheiden die vornehmste Maxime, und das Requisitum primum Necessarium, eines rechten Falconierers billig seyn soll, wie denn auch der diffe- rente Raub, Blut und Fleisch die Fal- cken mercklich verändert, wie von denen erfahrnen Relationibus derer Falcken- Träger, oder Verkäuffer, welche mei- stens umb die Früh-Jahrs-Zeit aus Jrrland, über Flandern, oder Norwe- gen, Barbarey, Corsica, und derglei- chen auswärtigen Provincien mehr, zu uns anhero in Teutschland Falcken zum Verkauff bringen, zu erkundigen [Spaltenumbruch] seyn wird, gestalt man dem Falconierer- Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden Art Falcken im ersten Jahre fünff un- terschiedliche Namen beyleget. Nem- lich Niais, so er aus dem Nest gehoben, oder geflogen, da er noch einfältig und dumm gewesen. Hernach Gentil, wann er im Sommer schon begierig und hur- tig worden. Ferner Passagier heisset ein Frembder oder Landstreicher, welcher des Herbsts seinen Zug hält; wird er aber jährig, und vermeynet das erste mahl zu nisten, ob er schon nicht vermauset, wird er Antenere genannt; Der letzte Name heisset Hagard, weil er bereits ver- mausset, und nach der Egyptier Mey- nung, nun in der Frembde weiter fort- ziehet, welches wohl sowohl bey den Kauff-Handel, als Erziehung der Vö- gel mit Fleiß zu besorgen; Jndem eine jede Art anders und absonderlich will ge- halten und tractiret seyn, so ich in nach- folgende Cap. zu beschreiben willens bin. Vom Unterscheid der Falcken. [Spaltenumbruch]
Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al- wöhn-
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
Geſchmack, oder dergleichen mehr ver-aͤndern, ſo man taͤglich aus oͤffterer Er- fahrung hoͤre und ſehe; Alſo hat es auch gleiche Beſchaffenheit mit der unterſchied- lichen Landes-Art und differenten Gat- tung derer Falcken, welche, ob ſie ſchon an Gewaͤchſe, Farben, Federn, Stimm und dergleichen zu diſtingviren, dannoch von einerley Geſchlecht gebohren ſind, welches zu unterſcheiden die vornehmſte Maxime, und das Requiſitum primum Neceſſarium, eines rechten Falconierers billig ſeyn ſoll, wie denn auch der diffe- rente Raub, Blut und Fleiſch die Fal- cken mercklich veraͤndert, wie von denen erfahrnen Relationibus derer Falcken- Traͤger, oder Verkaͤuffer, welche mei- ſtens umb die Fruͤh-Jahrs-Zeit aus Jrrland, uͤber Flandern, oder Norwe- gen, Barbarey, Corſica, und derglei- chen auswaͤrtigen Provincien mehr, zu uns anhero in Teutſchland Falcken zum Verkauff bringen, zu erkundigen [Spaltenumbruch] ſeyn wird, geſtalt man dem Falconierer- Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden Art Falcken im erſten Jahre fuͤnff un- terſchiedliche Namen beyleget. Nem- lich Niais, ſo er aus dem Neſt gehoben, oder geflogen, da er noch einfaͤltig und dumm geweſen. Hernach Gentil, wann er im Sommer ſchon begierig und hur- tig worden. Ferner Paſſagier heiſſet ein Frembder oder Landſtreicher, welcher des Herbſts ſeinen Zug haͤlt; wird er aber jaͤhrig, und vermeynet das erſte mahl zu niſten, ob er ſchon nicht vermauſet, wird er Antenere genannt; Der letzte Name heiſſet Hagard, weil er bereits ver- mauſſet, und nach der Egyptier Mey- nung, nun in der Frembde weiter fort- ziehet, welches wohl ſowohl bey den Kauff-Handel, als Erziehung der Voͤ- gel mit Fleiß zu beſorgen; Jndem eine jede Art anders und abſonderlich will ge- halten und tractiret ſeyn, ſo ich in nach- folgende Cap. zu beſchreiben willens bin. Vom Unterſcheid der Falcken. [Spaltenumbruch]
Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al- woͤhn-
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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Geſchmack, oder dergleichen mehr ver-
aͤndern, ſo man taͤglich aus oͤffterer Er-
fahrung hoͤre und ſehe; Alſo hat es auch
gleiche Beſchaffenheit mit der unterſchied-
lichen Landes-Art und differenten Gat-
tung derer Falcken, welche, ob ſie ſchon
an Gewaͤchſe, Farben, Federn, Stimm
und dergleichen zu diſtingviren, dannoch
von einerley Geſchlecht gebohren ſind,
welches zu unterſcheiden die vornehmſte
Maxime, und das Requiſitum primum
Neceſſarium, eines rechten Falconierers
billig ſeyn ſoll, wie denn auch der diffe-
rente Raub, Blut und Fleiſch die Fal-
cken mercklich veraͤndert, wie von denen
erfahrnen Relationibus derer Falcken-
Traͤger, oder Verkaͤuffer, welche mei-
ſtens umb die Fruͤh-Jahrs-Zeit aus
Jrrland, uͤber Flandern, oder Norwe-
gen, Barbarey, Corſica, und derglei-
chen auswaͤrtigen Provincien mehr, zu
uns anhero in Teutſchland Falcken
zum Verkauff bringen, zu erkundigen
ſeyn wird, geſtalt man dem Falconierer-
Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden
Art Falcken im erſten Jahre fuͤnff un-
terſchiedliche Namen beyleget. Nem-
lich Niais, ſo er aus dem Neſt gehoben,
oder geflogen, da er noch einfaͤltig und
dumm geweſen. Hernach Gentil, wann
er im Sommer ſchon begierig und hur-
tig worden. Ferner Paſſagier heiſſet ein
Frembder oder Landſtreicher, welcher
des Herbſts ſeinen Zug haͤlt; wird er aber
jaͤhrig, und vermeynet das erſte mahl
zu niſten, ob er ſchon nicht vermauſet,
wird er Antenere genannt; Der letzte
Name heiſſet Hagard, weil er bereits ver-
mauſſet, und nach der Egyptier Mey-
nung, nun in der Frembde weiter fort-
ziehet, welches wohl ſowohl bey den
Kauff-Handel, als Erziehung der Voͤ-
gel mit Fleiß zu beſorgen; Jndem eine
jede Art anders und abſonderlich will ge-
halten und tractiret ſeyn, ſo ich in nach-
folgende Cap. zu beſchreiben willens bin.
Vom Unterſcheid der Falcken.
Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al-
lein nach der Landes-Art und mancher-
ley Raubes unterſchiedliche Falcken, da-
von einige groß und lang, andere dar-
gegen kurtz und dicke an ihrer Geſtalt,
desgleichen an Federn ſehr unterſchieden
ſind, indem einige braun, einige gelb,
andere grau oder blond zu finden. Die
Falcken auf dem Lande und im Gebuͤrge
haben gelbe Haͤnde, dargegen haben die,
ſo an der See-Kuͤſten oder am Strande
ſich auffhalten, und von Tauchern oder
Waſſer-Voͤgeln ſich nehren, etwas gruͤn-
lichte. Die bey uns am meiſten bekanten
und die rechten Falcken ſind eigentlich die
Sacri Falcken oder Groß-Falcken, wel-
che aus Jrrland, auch Podolien und der
Tartarey zu uns gebracht werden; Sie
ſind von wiederſpenſtiger tuͤckiſcher Art,
mit deren Abrichtung man groſſe Ge-
dult haben muß, weiln ſie aber arbeit-
ſame und ſtarcke Voͤgel ſind, werden ſie
auch zu Trappen- und Reiher-Beitzen ab-
gerichtet: Und weiln ſie aus kalten Nor-
diſchen Laͤndern kommen, kan man ih-
rer nicht eher als im ſpaͤthen Herbſt ge-
brauchen. Die Lenier oder Schwim-
mer ſind gut zum Haſen-Beitzen; Er
iſt zwar auch tuͤckiſch, aber darbey von
groſſer Geſchwindigkeit; Er liebet die
Hunde von Natur, und folget ihren
Vortheil zu lernen gerne nach; Jhr Va-
terland iſt Sicilien, da ſie auff den ho-
hen Baͤumen und Felſen niſten: Man
nennet ihn Schwimmer, weil er im
fliegen eine ſolche Bewegung machet, und
muß wohl abgetragen werden, ehe er
zahm wird. Die Gerfau oder Ger-
Falcken ſind etwas groͤſſer, und von den
wackerſten und ſtaͤrckſten Voͤgeln, wel-
che wegen ihres ſchnellen Fluges, ſon-
derlich in die Hoͤhe zu ſteigen, zu der Rey-
her-Beitz vortrefflich ſeynd: Sie kom-
men aus Norwegen, allwo ſie niſten,
und auch gefangen werden, fuͤrchten ſich
aber wegen ihres kalt gewohnten Clima-
tis ſehr vor der Hitze; Sie thun in einem
Athem einen gewaltigen weiten Flug in
die Hoͤhe zur Reyher-Beitz. Die Al-
phanette, welche aus Barbaria herkom-
men, und zur Haſen- und Rebhuͤhner-
Beitz abgerichtet werden, werden unter
allen Falcken vor die luſtigſten und ſchoͤn-
ſten Voͤgel gehalten; Jſt gemeiniglich
blond von Federn; Er ſteiget ſehr hoch,
daß er bey hellem Wetter kaum zu ſehen:
Die Griechen haben ihm als dem vor-
nehmſten Raub-Vogel den Namen nach
dem erſten Buchſtaben ihres Alphabets
gegeben. Dieſe vier Gattungen Falcken
haͤlt man vor die vornehmſten. Ferner
iſt der Blaufuß eine hier zu Lande ge-
woͤhn-
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