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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] so viel geliefert, kam es letztmahls in ei-
ne geringe Anzahl, welche dannoch un-
gesund. Jch halte aber, daß dieses der
vermeineten Zauberey keinesweges, son-
dern vielmehr der üblen Jahres-Witte-
rung zuzuschreiben, welches gleichsam
als eine sterbliche Seuche unter Men-
[Spaltenumbruch] schen und Vieh zu mancher Jahres-Zeit
hefftiger, als sonsten, überhand nimmt,
zumahl es ohnediß bey unserm hiesigen
kalt und feuchten Climate mit diesem
frembden Vogel ein gezwungenes Werck
ist, welches dieser Corruption gar leicht
unterworffen wird.

Von dem Enten-Fang.
[Spaltenumbruch]

Dieses ist nechst der Phasanerie auch
eine inventieuse Wissenschafft, welche die
Herren Holländer inventiret haben sol-
len, wie es denn auch nirgends anderst,
als in solchen Ländern, wo es viel Brü-
cher, Seen und Teiche giebet, mit ziem-
lichem Nutzen zu practiciren ist. Jch ha-
be den Königlichen Pohlnischen, und
Churfürstlichen Sächßischen wilden En-
ten-Fang allhier im Lande bey Torgau,
wie auch den Königlichen Preußischen,
und Churfürstlichen Brandenburgischen
Enten-Fang nicht weit von Zossen bey-
derseits angesehen und betrachtet, wel-
che gar sehr wohl angeleget worden seyn,
und hat man mir vor gewiß versichern
wollen, daß man zu Torgau wöchentlich
vor diesem zwey Fuder Enten fangen
können, welches aber anjetzo in ziemli-
chen Abschlag gerathen, maassen ein sol-
cher Enten-Fang ohne diß eine grosse
Vertilgung der Enten verursachet, da-
her es auch denen Vasallen zu imitiren,
bey hoher Straffe verbothen ist. Jns-
gemein aber soll die Gelegenheit, wo
man einen Enten-Fang anzulegen wil-
lens ist, auch hierzu sonderliche Permis-
sion
hat, allerdings so beschaffen seyn,
daß daselbst alles schiessen und platzen
gäntzlich unterlassen werde, weil man
sonsten hierdurch die wilden Enten nur
scheu machen, und den Fang nach Be-
gehren nicht practiciren könte. Wo
man nun einen Enten-Fang bauen will,
da müssen in der Nähe grosse Seen,
Brücher und Teiche seyn, alles in ebe-
nem flachem Felde, ohne einige Holtzung
und Wald, und muß man darbey einen
Teich aussehen, oder in dessen Erman-
gelung ein solcher gemachet werden, so
am Ufer mit Errlen- oder Werfften-Ge-
sträuch bewachsen ist, und gute warme
Qvellen hat; Jn denen Winckeln jedes
Orts muß es zwey Ruthen breit offen
und dahin mit Schilff und Kalms ver-
wachsen seyn, in selbigen gehet eine lan-
ge Schlufft, und mithin oben grosse run-
[Spaltenumbruch] de hohe Bügel, durch Werfft geflochten,
auf beyden Seiten mit hohen Ufern so
enge zusammen, daß keine Ente hier-
durch kommen kan, sodann eine Röhre eines
Mannes hoch, und immer kleiner und
enger, daß kaum eine Ente durchkom-
men mag: Diese Röhre muß gebogen,
daß man das Ende nicht sehen kan, und
auf beyden Seiten mit Weyden oder
Werfft, wie gemeldet, bepflantzet seyn;
An dem Ort, da die Röhre am kleinsten,
werden hart an die Bügel zu beyden
Seiten zwey Höltzlein gemacht, daran
man den gestrickten Haamen mit Flügeln
stellet, und feste anbindet, solcher muß
mit Laub und Reißig gleichwie beym
Hühner-Fang gemeldet worden, beste-
cket werden, damit sie nichts mercken:
Hierzu nun müssen Lock-Enten, auff
zwantzig oder mehr gebrauchet werden,
auff welche wöchentlich vier Metzen Ha-
fer gegeben werden. Den Enten-Hünd-
lein, deren zwey seyn müssen, damit,
wann eines abgienge, das andere doch
da sey, muß ihr nöthig Brod gegeben wer-
den: Die Lock-Enten betreffend, ist zu mer-
cken, daß man junge wilde Enten aus Ey-
ern zahm aufferziehen, und denselben,
wann sie noch jung sind, gewisse Kenn-
Zeichen auf den breiten Schnabel schnei-
den kan, nach welchem Schnitt die Haut
des Schnabels abgezogen wird, so bleibt
das Kennzeichen; Sie können auch an
Füssen ein wenig gemercket werden. De-
nen Lock-Enten nun wird täglich Ha-
fer und Enten-Grieß aufs Wasser und
in die Röhre gestreuet, damit sie hinein
zu gehen, willig gewöhnet werden, und
herumb fischen; Wann das die wilden
sehen, geben sie sich in Gesellschafft mit den
zahmen in die Röhre, welchen man durch
das abgerichtete Hündlein, so herumb
schwimmet, helffen kan, weiln die zah-
men die Hunde kennen, und die wilden
also mit schwimmen. Die Lock-Enten
müssen des Enten-Fängers Stimme,
und Pfeiffen, auch die kleinen Hunde

wohl
T t

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] ſo viel geliefert, kam es letztmahls in ei-
ne geringe Anzahl, welche dannoch un-
geſund. Jch halte aber, daß dieſes der
vermeineten Zauberey keinesweges, ſon-
dern vielmehr der uͤblen Jahres-Witte-
rung zuzuſchreiben, welches gleichſam
als eine ſterbliche Seuche unter Men-
[Spaltenumbruch] ſchen und Vieh zu mancher Jahres-Zeit
hefftiger, als ſonſten, uͤberhand nimmt,
zumahl es ohnediß bey unſerm hieſigen
kalt und feuchten Climate mit dieſem
frembden Vogel ein gezwungenes Werck
iſt, welches dieſer Corruption gar leicht
unterworffen wird.

Von dem Enten-Fang.
[Spaltenumbruch]

Dieſes iſt nechſt der Phaſanerie auch
eine inventieuſe Wiſſenſchafft, welche die
Herren Hollaͤnder inventiret haben ſol-
len, wie es denn auch nirgends anderſt,
als in ſolchen Laͤndern, wo es viel Bruͤ-
cher, Seen und Teiche giebet, mit ziem-
lichem Nutzen zu practiciren iſt. Jch ha-
be den Koͤniglichen Pohlniſchen, und
Churfuͤrſtlichen Saͤchßiſchen wilden En-
ten-Fang allhier im Lande bey Torgau,
wie auch den Koͤniglichen Preußiſchen,
und Churfuͤrſtlichen Brandenburgiſchen
Enten-Fang nicht weit von Zoſſen bey-
derſeits angeſehen und betrachtet, wel-
che gar ſehr wohl angeleget worden ſeyn,
und hat man mir vor gewiß verſichern
wollen, daß man zu Torgau woͤchentlich
vor dieſem zwey Fuder Enten fangen
koͤnnen, welches aber anjetzo in ziemli-
chen Abſchlag gerathen, maaſſen ein ſol-
cher Enten-Fang ohne diß eine groſſe
Vertilgung der Enten verurſachet, da-
her es auch denen Vaſallen zu imitiren,
bey hoher Straffe verbothen iſt. Jns-
gemein aber ſoll die Gelegenheit, wo
man einen Enten-Fang anzulegen wil-
lens iſt, auch hierzu ſonderliche Permis-
ſion
hat, allerdings ſo beſchaffen ſeyn,
daß daſelbſt alles ſchieſſen und platzen
gaͤntzlich unterlaſſen werde, weil man
ſonſten hierdurch die wilden Enten nur
ſcheu machen, und den Fang nach Be-
gehren nicht practiciren koͤnte. Wo
man nun einen Enten-Fang bauen will,
da muͤſſen in der Naͤhe groſſe Seen,
Bruͤcher und Teiche ſeyn, alles in ebe-
nem flachem Felde, ohne einige Holtzung
und Wald, und muß man darbey einen
Teich auſſehen, oder in deſſen Erman-
gelung ein ſolcher gemachet werden, ſo
am Ufer mit Errlen- oder Werfften-Ge-
ſtraͤuch bewachſen iſt, und gute warme
Qvellen hat; Jn denen Winckeln jedes
Orts muß es zwey Ruthen breit offen
und dahin mit Schilff und Kalms ver-
wachſen ſeyn, in ſelbigen gehet eine lan-
ge Schlufft, und mithin oben groſſe run-
[Spaltenumbruch] de hohe Buͤgel, durch Werfft geflochten,
auf beyden Seiten mit hohen Ufern ſo
enge zuſammen, daß keine Ente hier-
durch kom̃en kan, ſodañ eine Roͤhre eines
Mannes hoch, und immer kleiner und
enger, daß kaum eine Ente durchkom-
men mag: Dieſe Roͤhre muß gebogen,
daß man das Ende nicht ſehen kan, und
auf beyden Seiten mit Weyden oder
Werfft, wie gemeldet, bepflantzet ſeyn;
An dem Ort, da die Roͤhre am kleinſten,
werden hart an die Buͤgel zu beyden
Seiten zwey Hoͤltzlein gemacht, daran
man den geſtrickten Haamen mit Fluͤgeln
ſtellet, und feſte anbindet, ſolcher muß
mit Laub und Reißig gleichwie beym
Huͤhner-Fang gemeldet worden, beſte-
cket werden, damit ſie nichts mercken:
Hierzu nun muͤſſen Lock-Enten, auff
zwantzig oder mehr gebrauchet werden,
auff welche woͤchentlich vier Metzen Ha-
fer gegeben werden. Den Enten-Huͤnd-
lein, deren zwey ſeyn muͤſſen, damit,
wann eines abgienge, das andere doch
da ſey, muß ihr noͤthig Brod gegeben wer-
den: Die Lock-Enten betreffend, iſt zu mer-
cken, daß man junge wilde Enten aus Ey-
ern zahm aufferziehen, und denſelben,
wann ſie noch jung ſind, gewiſſe Kenn-
Zeichen auf den breiten Schnabel ſchnei-
den kan, nach welchem Schnitt die Haut
des Schnabels abgezogen wird, ſo bleibt
das Kennzeichen; Sie koͤnnen auch an
Fuͤſſen ein wenig gemercket werden. De-
nen Lock-Enten nun wird taͤglich Ha-
fer und Enten-Grieß aufs Waſſer und
in die Roͤhre geſtreuet, damit ſie hinein
zu gehen, willig gewoͤhnet werden, und
herumb fiſchen; Wann das die wilden
ſehen, geben ſie ſich in Geſellſchafft mit den
zahmen in die Roͤhre, welchen man durch
das abgerichtete Huͤndlein, ſo herumb
ſchwimmet, helffen kan, weiln die zah-
men die Hunde kennen, und die wilden
alſo mit ſchwimmen. Die Lock-Enten
muͤſſen des Enten-Faͤngers Stimme,
und Pfeiffen, auch die kleinen Hunde

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/497>, abgerufen am 22.11.2024.