Diese beschreibet am allerbesten Monsr. Carolus d' Arcusia de capre Sieur a Es- parron de Pallieres & du Reveu, in sei- ner vorher Frantzösisch, anjetzo aber in teutscher Sprache herausgegebener Falconaria pag. 209. usque 224. folgender Gestalt: Von denen Partibus Interiori- bus, spricht er, mache ich den Anfang von dem Schnabel, welcher einer Zan- gen gleichet, so zu beyden Seiten scharff ist, und oben die Nasen-Löcher hat, welche zu Reinigung des Gehirns, und Erhal- tung der Spirituum vitalium, auch die Lufft zu schöpffen dienen, und den übri- gen Unrath ledigen. Sie empfinden den Geruch, und erfrischen durch Respi- rirung die Lunge. Dieser Schnabel zerschneidet die Speise zu einer besseren Verdauung, und berupffet die Federn, zerbricht auch die Beinlein des raubes, die Materie des Schnabels ist von einer nervolen knorplichten, und gleichsam hornharten Substanz. Die Zunge ist von weichem schwammichten Fleisch, lie- get unten im Schnabel, allda sie eine A- der, und hiervon den Geschmack hat, auch die Speise biß an den Schlund lei- thet, durch welchen solche in den Kropff fället, und daselbst eine Zeitlang behal- ten wird. Dieser Kropff ist von vielen Nerven über einander gewachsen, und wie eine Blase formiret, darinnen die Prima concoctio der Speise geschiehet; Ferner ist eine Röhre biß zu dem Ma- gen. Der Magen lieget am Brust Bein, ist zu beyden Seiten mit den Schen- ckeln beschützet, und von oben her mit dem Rück-Bein verwahret, damit er seine be- nöthigte Hitze in grosser Kälte conservi- ren möge. Die Leber und Miltz kom- men ihm auch zu Hülffe, mit ihrer Hi- tze umb desto besser zu verdauen, es ist ein kleines Säcklein, so sehr nervös und hart, die Beinlein desto besser zu ver- dauen: Nechst dem Magen folget nun die Galle, welche unten an der Leber hän- get, ist ein kleines Bläßlein voller grü- ner Feuchtigkeit, dieses hat zwey Röhr- lein, deren eins über sich in die Leber, das andere unter sich in Magen gehet, und täglich hiervon ausleeret, das übrige Ge- därme gleichet denen andern Vögeln, o- der Hühner-Arten, biß zu derer Aus- gang, Nothdurfft und Gemächte. Von denen Partibus exterioribus, spricht er, [Spaltenumbruch]
theile ich den gantzen Leib in drey Ge- väße, worunter der Kopff der höchste, dieser stehet auff dem Halß, hält in sei- ner Höhle das Hirn, die Augen, den Schnabel, die Zunge, die Ohren, Mem- bran, Sehnen, und ist mit der Haut be- decket. Zwischen den Augen und dem Hirn ist kein Bein, sondern wird mit ei- nem dünnen Knorpel unterschieden. Das Hirn ist in zwey Theile getheilet, das vor- dere, so gleich über den Augen lieget, u. das hindere, aus welchem das Marx seinen Uhrsprung durch den Halß-Knochen in Rückgrad hat, von dar alle Nerven ent- springen. Hinter den Augen sind die Ohren wie Löcher anzusehen, auch ha- ben sie doppelte Augen-Lieder, wie die Katzen, umb das Auge vor Staub und Wind auch im Schlaff zu bedecken, so bey andern Thieren selten gefunden wird. Der Halß hat zwölff Würbel oder Ge- lenck-Beine. Die Nervioptici kommen hinten her, mitten dem Aug-Apffel, jedes besonders, durch welchen ihnen vom Hirn die Spiritus visiva mit getheilet, und vom aquaeo chrystallino vitraeo ein solch scharff Gesicht verursachet wird, so bey keinen andern vierfüßigen Thieren an- zutreffen. Wie sie dann auch über je- des Aug ein Schirmlein, wie die Augen- braun haben, daß sie kein Tagelicht oder Sonne blende, damit sie desto schärffer sehen können. Von dem mittlern Geväße, sagt ermeldter Autor: Es ist das Brust- Bein ein Bein, wie ein Tyraß, darinnen die Lung und das Hertz ihr Lager ha- ben, und wie mit einem Kamm verwah- ret seynd, dieses Bein ist mit seinen Cla- viculis, und besondern Nervis oben zu beyden Seiten an die Schulder-Bein ge- hefftet, woran die Kropff-Beine, oder Flügel-Gelencke und der Rückgrad zu- sammen formiret sind, biß auff das Rück-Bein, nach dem untersten Geväs- se. Diese drey Beine werden durch sieben Ribben zusammen gehefftet, deren fünff an Rückgrad und zwey ans Rück- Bein gehen. Jnnewendig ist die Lun- ge groß von einer schwammigten Ei- genschafft, und siehet röthlicht. Die Lufft- Röhre gehet von der Zunge an, neben dem Schlund am Kropff biß in die Lun- ge, durch das Hertz in Röhrlein, und wieder in die Lunge, es zu bewegen und zu erkühlen. Das Hertz ist sehr klein
von
Fuͤnffter Theil/
Anatomia eines Falckens.
[Spaltenumbruch]
Dieſe beſchreibet am allerbeſten Monſr. Carolus d’ Arcuſia de capre Sieur à Eſ- parron de Pallieres & du Reveu, in ſei- ner vorher Frantzoͤſiſch, anjetzo aber in teutſcher Sprache herausgegebener Falconaria pag. 209. usque 224. folgender Geſtalt: Von denen Partibus Interiori- bus, ſpricht er, mache ich den Anfang von dem Schnabel, welcher einer Zan- gen gleichet, ſo zu beyden Seiten ſcharff iſt, und oben die Naſen-Loͤcher hat, welche zu Reinigung des Gehirns, und Erhal- tung der Spirituum vitalium, auch die Lufft zu ſchoͤpffen dienen, und den uͤbri- gen Unrath ledigen. Sie empfinden den Geruch, und erfriſchen durch Reſpi- rirung die Lunge. Dieſer Schnabel zerſchneidet die Speiſe zu einer beſſeren Verdauung, und berupffet die Federn, zerbricht auch die Beinlein des raubes, die Materie des Schnabels iſt von einer nervolen knorplichten, und gleichſam hornharten Subſtanz. Die Zunge iſt von weichem ſchwammichten Fleiſch, lie- get unten im Schnabel, allda ſie eine A- der, und hiervon den Geſchmack hat, auch die Speiſe biß an den Schlund lei- thet, durch welchen ſolche in den Kropff faͤllet, und daſelbſt eine Zeitlang behal- ten wird. Dieſer Kropff iſt von vielen Nerven uͤber einander gewachſen, und wie eine Blaſe formiret, darinnen die Prima concoctio der Speiſe geſchiehet; Ferner iſt eine Roͤhre biß zu dem Ma- gen. Der Magen lieget am Bruſt Bein, iſt zu beyden Seiten mit den Schen- ckeln beſchuͤtzet, und von oben her mit dem Ruͤck-Bein verwahret, damit er ſeine be- noͤthigte Hitze in groſſer Kaͤlte conſervi- ren moͤge. Die Leber und Miltz kom- men ihm auch zu Huͤlffe, mit ihrer Hi- tze umb deſto beſſer zu verdauen, es iſt ein kleines Saͤcklein, ſo ſehr nervös und hart, die Beinlein deſto beſſer zu ver- dauen: Nechſt dem Magen folget nun die Galle, welche unten an der Leber haͤn- get, iſt ein kleines Blaͤßlein voller gruͤ- ner Feuchtigkeit, dieſes hat zwey Roͤhr- lein, deren eins uͤber ſich in die Leber, das andere unter ſich in Magen gehet, und taͤglich hiervon ausleeret, das uͤbrige Ge- daͤrme gleichet denen andern Voͤgeln, o- der Huͤhner-Arten, biß zu derer Aus- gang, Nothdurfft und Gemaͤchte. Von denen Partibus exterioribus, ſpricht er, [Spaltenumbruch]
theile ich den gantzen Leib in drey Ge- vaͤße, worunter der Kopff der hoͤchſte, dieſer ſtehet auff dem Halß, haͤlt in ſei- ner Hoͤhle das Hirn, die Augen, den Schnabel, die Zunge, die Ohren, Mem- bran, Sehnen, und iſt mit der Haut be- decket. Zwiſchen den Augen und dem Hirn iſt kein Bein, ſondern wird mit ei- nem duͤnnen Knorpel unterſchieden. Das Hirn iſt in zwey Theile getheilet, das vor- dere, ſo gleich uͤber den Augen lieget, u. das hindere, aus welchem das Marx ſeinen Uhrſprung durch den Halß-Knochen in Ruͤckgrad hat, von dar alle Nerven ent- ſpringen. Hinter den Augen ſind die Ohren wie Loͤcher anzuſehen, auch ha- ben ſie doppelte Augen-Lieder, wie die Katzen, umb das Auge vor Staub und Wind auch im Schlaff zu bedecken, ſo bey andern Thieren ſelten gefunden wird. Der Halß hat zwoͤlff Wuͤrbel oder Ge- lenck-Beine. Die Nervioptici kommen hinten her, mitten dem Aug-Apffel, jedes beſonders, durch welchen ihnen vom Hirn die Spiritus viſiva mit getheilet, und vom aquæo chryſtallino vitræo ein ſolch ſcharff Geſicht verurſachet wird, ſo bey keinen andern vierfuͤßigen Thieren an- zutreffen. Wie ſie dann auch uͤber je- des Aug ein Schirmlein, wie die Augen- braun haben, daß ſie kein Tagelicht oder Sonne blende, damit ſie deſto ſchaͤrffer ſehen koͤnnen. Von dem mittlern Gevaͤße, ſagt ermeldter Autor: Es iſt das Bruſt- Bein ein Bein, wie ein Tyraß, darinnen die Lung und das Hertz ihr Lager ha- ben, und wie mit einem Kamm verwah- ret ſeynd, dieſes Bein iſt mit ſeinen Cla- viculis, und beſondern Nervis oben zu beyden Seiten an die Schulder-Bein ge- hefftet, woran die Kropff-Beine, oder Fluͤgel-Gelencke und der Ruͤckgrad zu- ſammen formiret ſind, biß auff das Ruͤck-Bein, nach dem unterſten Gevaͤſ- ſe. Dieſe drey Beine werden durch ſieben Ribben zuſammen gehefftet, deren fuͤnff an Ruͤckgrad und zwey ans Ruͤck- Bein gehen. Jnnewendig iſt die Lun- ge groß von einer ſchwammigten Ei- genſchafft, und ſiehet roͤthlicht. Die Lufft- Roͤhre gehet von der Zunge an, neben dem Schlund am Kropff biß in die Lun- ge, durch das Hertz in Roͤhrlein, und wieder in die Lunge, es zu bewegen und zu erkuͤhlen. Das Hertz iſt ſehr klein
von
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0522"n="352"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Fuͤnffter Theil/</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Anatomia</hi> eines <hirendition="#in">F</hi>alckens.</hi></head><lb/><cb/><p>Dieſe beſchreibet am allerbeſten <hirendition="#aq">Monſr.<lb/>
Carolus d’ Arcuſia de capre Sieur à Eſ-<lb/>
parron de Pallieres & du Reveu,</hi> in ſei-<lb/>
ner vorher Frantzoͤſiſch, anjetzo aber<lb/>
in teutſcher Sprache herausgegebener<lb/><hirendition="#aq">Falconaria pag. 209. usque</hi> 224. folgender<lb/>
Geſtalt: Von denen <hirendition="#aq">Partibus Interiori-<lb/>
bus,</hi>ſpricht er, mache ich den Anfang<lb/>
von dem Schnabel, welcher einer Zan-<lb/>
gen gleichet, ſo zu beyden Seiten ſcharff iſt,<lb/>
und oben die Naſen-Loͤcher hat, welche<lb/>
zu Reinigung des Gehirns, und Erhal-<lb/>
tung der <hirendition="#aq">Spirituum vitalium,</hi> auch die<lb/>
Lufft zu ſchoͤpffen dienen, und den uͤbri-<lb/>
gen Unrath ledigen. Sie empfinden<lb/>
den Geruch, und erfriſchen durch <hirendition="#aq">Reſpi-<lb/>
ri</hi>rung die Lunge. Dieſer Schnabel<lb/>
zerſchneidet die Speiſe zu einer beſſeren<lb/>
Verdauung, und berupffet die Federn,<lb/>
zerbricht auch die Beinlein des raubes,<lb/>
die <hirendition="#aq">Materie</hi> des Schnabels iſt von einer<lb/><hirendition="#aq">nervo</hi>len knorplichten, und gleichſam<lb/>
hornharten <hirendition="#aq">Subſtanz.</hi> Die Zunge iſt<lb/>
von weichem ſchwammichten Fleiſch, lie-<lb/>
get unten im Schnabel, allda ſie eine A-<lb/>
der, und hiervon den Geſchmack hat,<lb/>
auch die Speiſe biß an den Schlund lei-<lb/>
thet, durch welchen ſolche in den Kropff<lb/>
faͤllet, und daſelbſt eine Zeitlang behal-<lb/>
ten wird. Dieſer Kropff iſt von vielen<lb/>
Nerven uͤber einander gewachſen, und<lb/>
wie eine Blaſe <hirendition="#aq">formir</hi>et, darinnen die<lb/><hirendition="#aq">Prima concoctio</hi> der Speiſe geſchiehet;<lb/>
Ferner iſt eine Roͤhre biß zu dem Ma-<lb/>
gen. Der Magen lieget am Bruſt Bein,<lb/>
iſt zu beyden Seiten mit den Schen-<lb/>
ckeln beſchuͤtzet, und von oben her mit dem<lb/>
Ruͤck-Bein verwahret, damit er ſeine be-<lb/>
noͤthigte Hitze in groſſer Kaͤlte <hirendition="#aq">conſervi-<lb/>
r</hi>en moͤge. Die Leber und Miltz kom-<lb/>
men ihm auch zu Huͤlffe, mit ihrer Hi-<lb/>
tze umb deſto beſſer zu verdauen, es iſt<lb/>
ein kleines Saͤcklein, ſo ſehr <hirendition="#aq">nervös</hi> und<lb/>
hart, die Beinlein deſto beſſer zu ver-<lb/>
dauen: Nechſt dem Magen folget nun die<lb/>
Galle, welche unten an der Leber haͤn-<lb/>
get, iſt ein kleines Blaͤßlein voller gruͤ-<lb/>
ner Feuchtigkeit, dieſes hat zwey Roͤhr-<lb/>
lein, deren eins uͤber ſich in die Leber, das<lb/>
andere unter ſich in Magen gehet, und<lb/>
taͤglich hiervon ausleeret, das uͤbrige Ge-<lb/>
daͤrme gleichet denen andern Voͤgeln, o-<lb/>
der Huͤhner-Arten, biß zu derer Aus-<lb/>
gang, Nothdurfft und Gemaͤchte. Von<lb/>
denen <hirendition="#aq">Partibus exterioribus,</hi>ſpricht er,<lb/><cb/>
theile ich den gantzen Leib in drey Ge-<lb/>
vaͤße, worunter der Kopff der hoͤchſte,<lb/>
dieſer ſtehet auff dem Halß, haͤlt in ſei-<lb/>
ner Hoͤhle das Hirn, die Augen, den<lb/>
Schnabel, die Zunge, die Ohren, <hirendition="#aq">Mem-<lb/>
bran,</hi> Sehnen, und iſt mit der Haut be-<lb/>
decket. Zwiſchen den Augen und dem<lb/>
Hirn iſt kein Bein, ſondern wird mit ei-<lb/>
nem duͤnnen Knorpel unterſchieden. Das<lb/>
Hirn iſt in zwey Theile getheilet, das vor-<lb/>
dere, ſo gleich uͤber den Augen lieget, u. das<lb/>
hindere, aus welchem das Marx ſeinen<lb/>
Uhrſprung durch den Halß-Knochen in<lb/>
Ruͤckgrad hat, von dar alle Nerven ent-<lb/>ſpringen. Hinter den Augen ſind die<lb/>
Ohren wie Loͤcher anzuſehen, auch ha-<lb/>
ben ſie doppelte Augen-Lieder, wie die<lb/>
Katzen, umb das Auge vor Staub und<lb/>
Wind auch im Schlaff zu bedecken, ſo<lb/>
bey andern Thieren ſelten gefunden wird.<lb/>
Der Halß hat zwoͤlff Wuͤrbel oder Ge-<lb/>
lenck-Beine. Die <hirendition="#aq">Nervioptici</hi> kommen<lb/>
hinten her, mitten dem Aug-Apffel, jedes<lb/>
beſonders, durch welchen ihnen vom<lb/>
Hirn die <hirendition="#aq">Spiritus viſiva</hi> mit getheilet, und<lb/>
vom <hirendition="#aq">aquæo chryſtallino vitræo</hi> ein ſolch<lb/>ſcharff Geſicht verurſachet wird, ſo bey<lb/>
keinen andern vierfuͤßigen Thieren an-<lb/>
zutreffen. Wie ſie dann auch uͤber je-<lb/>
des Aug ein Schirmlein, wie die Augen-<lb/>
braun haben, daß ſie kein Tagelicht oder<lb/>
Sonne blende, damit ſie deſto ſchaͤrffer<lb/>ſehen koͤnnen. Von dem mittlern Gevaͤße,<lb/>ſagt ermeldter <hirendition="#aq">Autor:</hi> Es iſt das Bruſt-<lb/>
Bein ein Bein, wie ein Tyraß, darinnen<lb/>
die Lung und das Hertz ihr Lager ha-<lb/>
ben, und wie mit einem Kamm verwah-<lb/>
ret ſeynd, dieſes Bein iſt mit ſeinen <hirendition="#aq">Cla-<lb/>
viculis,</hi> und beſondern <hirendition="#aq">Nervis</hi> oben zu<lb/>
beyden Seiten an die Schulder-Bein ge-<lb/>
hefftet, woran die Kropff-Beine, oder<lb/>
Fluͤgel-Gelencke und der Ruͤckgrad zu-<lb/>ſammen <hirendition="#aq">formir</hi>et ſind, biß auff das<lb/>
Ruͤck-Bein, nach dem unterſten Gevaͤſ-<lb/>ſe. Dieſe drey Beine werden durch<lb/>ſieben Ribben zuſammen gehefftet, deren<lb/>
fuͤnff an Ruͤckgrad und zwey ans Ruͤck-<lb/>
Bein gehen. Jnnewendig iſt die Lun-<lb/>
ge groß von einer ſchwammigten Ei-<lb/>
genſchafft, und ſiehet roͤthlicht. Die Lufft-<lb/>
Roͤhre gehet von der Zunge an, neben<lb/>
dem Schlund am Kropff biß in die Lun-<lb/>
ge, durch das Hertz in Roͤhrlein, und<lb/>
wieder in die Lunge, es zu bewegen und<lb/>
zu erkuͤhlen. Das Hertz iſt ſehr klein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[352/0522]
Fuͤnffter Theil/
Anatomia eines Falckens.
Dieſe beſchreibet am allerbeſten Monſr.
Carolus d’ Arcuſia de capre Sieur à Eſ-
parron de Pallieres & du Reveu, in ſei-
ner vorher Frantzoͤſiſch, anjetzo aber
in teutſcher Sprache herausgegebener
Falconaria pag. 209. usque 224. folgender
Geſtalt: Von denen Partibus Interiori-
bus, ſpricht er, mache ich den Anfang
von dem Schnabel, welcher einer Zan-
gen gleichet, ſo zu beyden Seiten ſcharff iſt,
und oben die Naſen-Loͤcher hat, welche
zu Reinigung des Gehirns, und Erhal-
tung der Spirituum vitalium, auch die
Lufft zu ſchoͤpffen dienen, und den uͤbri-
gen Unrath ledigen. Sie empfinden
den Geruch, und erfriſchen durch Reſpi-
rirung die Lunge. Dieſer Schnabel
zerſchneidet die Speiſe zu einer beſſeren
Verdauung, und berupffet die Federn,
zerbricht auch die Beinlein des raubes,
die Materie des Schnabels iſt von einer
nervolen knorplichten, und gleichſam
hornharten Subſtanz. Die Zunge iſt
von weichem ſchwammichten Fleiſch, lie-
get unten im Schnabel, allda ſie eine A-
der, und hiervon den Geſchmack hat,
auch die Speiſe biß an den Schlund lei-
thet, durch welchen ſolche in den Kropff
faͤllet, und daſelbſt eine Zeitlang behal-
ten wird. Dieſer Kropff iſt von vielen
Nerven uͤber einander gewachſen, und
wie eine Blaſe formiret, darinnen die
Prima concoctio der Speiſe geſchiehet;
Ferner iſt eine Roͤhre biß zu dem Ma-
gen. Der Magen lieget am Bruſt Bein,
iſt zu beyden Seiten mit den Schen-
ckeln beſchuͤtzet, und von oben her mit dem
Ruͤck-Bein verwahret, damit er ſeine be-
noͤthigte Hitze in groſſer Kaͤlte conſervi-
ren moͤge. Die Leber und Miltz kom-
men ihm auch zu Huͤlffe, mit ihrer Hi-
tze umb deſto beſſer zu verdauen, es iſt
ein kleines Saͤcklein, ſo ſehr nervös und
hart, die Beinlein deſto beſſer zu ver-
dauen: Nechſt dem Magen folget nun die
Galle, welche unten an der Leber haͤn-
get, iſt ein kleines Blaͤßlein voller gruͤ-
ner Feuchtigkeit, dieſes hat zwey Roͤhr-
lein, deren eins uͤber ſich in die Leber, das
andere unter ſich in Magen gehet, und
taͤglich hiervon ausleeret, das uͤbrige Ge-
daͤrme gleichet denen andern Voͤgeln, o-
der Huͤhner-Arten, biß zu derer Aus-
gang, Nothdurfft und Gemaͤchte. Von
denen Partibus exterioribus, ſpricht er,
theile ich den gantzen Leib in drey Ge-
vaͤße, worunter der Kopff der hoͤchſte,
dieſer ſtehet auff dem Halß, haͤlt in ſei-
ner Hoͤhle das Hirn, die Augen, den
Schnabel, die Zunge, die Ohren, Mem-
bran, Sehnen, und iſt mit der Haut be-
decket. Zwiſchen den Augen und dem
Hirn iſt kein Bein, ſondern wird mit ei-
nem duͤnnen Knorpel unterſchieden. Das
Hirn iſt in zwey Theile getheilet, das vor-
dere, ſo gleich uͤber den Augen lieget, u. das
hindere, aus welchem das Marx ſeinen
Uhrſprung durch den Halß-Knochen in
Ruͤckgrad hat, von dar alle Nerven ent-
ſpringen. Hinter den Augen ſind die
Ohren wie Loͤcher anzuſehen, auch ha-
ben ſie doppelte Augen-Lieder, wie die
Katzen, umb das Auge vor Staub und
Wind auch im Schlaff zu bedecken, ſo
bey andern Thieren ſelten gefunden wird.
Der Halß hat zwoͤlff Wuͤrbel oder Ge-
lenck-Beine. Die Nervioptici kommen
hinten her, mitten dem Aug-Apffel, jedes
beſonders, durch welchen ihnen vom
Hirn die Spiritus viſiva mit getheilet, und
vom aquæo chryſtallino vitræo ein ſolch
ſcharff Geſicht verurſachet wird, ſo bey
keinen andern vierfuͤßigen Thieren an-
zutreffen. Wie ſie dann auch uͤber je-
des Aug ein Schirmlein, wie die Augen-
braun haben, daß ſie kein Tagelicht oder
Sonne blende, damit ſie deſto ſchaͤrffer
ſehen koͤnnen. Von dem mittlern Gevaͤße,
ſagt ermeldter Autor: Es iſt das Bruſt-
Bein ein Bein, wie ein Tyraß, darinnen
die Lung und das Hertz ihr Lager ha-
ben, und wie mit einem Kamm verwah-
ret ſeynd, dieſes Bein iſt mit ſeinen Cla-
viculis, und beſondern Nervis oben zu
beyden Seiten an die Schulder-Bein ge-
hefftet, woran die Kropff-Beine, oder
Fluͤgel-Gelencke und der Ruͤckgrad zu-
ſammen formiret ſind, biß auff das
Ruͤck-Bein, nach dem unterſten Gevaͤſ-
ſe. Dieſe drey Beine werden durch
ſieben Ribben zuſammen gehefftet, deren
fuͤnff an Ruͤckgrad und zwey ans Ruͤck-
Bein gehen. Jnnewendig iſt die Lun-
ge groß von einer ſchwammigten Ei-
genſchafft, und ſiehet roͤthlicht. Die Lufft-
Roͤhre gehet von der Zunge an, neben
dem Schlund am Kropff biß in die Lun-
ge, durch das Hertz in Roͤhrlein, und
wieder in die Lunge, es zu bewegen und
zu erkuͤhlen. Das Hertz iſt ſehr klein
von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/522>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.