[Spaltenumbruch]
tiger zu vermercken. Das Wetter ist Anfangs kühle, lufftig, mit Regen und Schlossen vermischet, trübe Wolcken und zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht- bar wird, woferne nicht wiederumb der Frost Schaden thut.
VEGETATIO der Erden.
Kräuter/ und Bäume.
Nunmehro zeigen sich die lieben Kräuter allen lebendigen Creaturen zu Dienste, wiewohl dieselben unterschied- lich, und einige schon ziemlich heraus, an- dere dargegen noch klein sind: Auch fan- gen die Gesund-Qvellen und Wasser- Sprünge jetzo an, sich zu reinigen, und gleichsam das unreine Geblüt zu säu- bern.
Vom Tangel-Holtz.
Vorjetzo wird das junge Tangel- Holtz an den äusersten Zweigen oder an- genehmen Früh-Jahr-Wachs schon steif- fer und grünlichter, der junge Anflug auff der Erden zeiget sich auch erfreulich und wird, da er noch jung und zart, ob er gleich bittern Geschmacks, dannoch von wilden und zahmen Thieren abge- bissen, welches ihn am künfftigen Wachs- thum und daß er zu keiner Höhe kom- men kan, hindert.
Vom Laub-Holtze.
Sobald die Knospen aufgebrochen, zeigen sich mit Freuden die lang verbor- genen gewesenen angenehmen grünen Blätter und schlagen vollkommen aus, schmücken sich mit Laub und Blüthen, daß also alles grün, und angenehm mit Lust anzusehen ist; Jngleichen sind auch die jungen Sommerlatten, oder der Wie- derwachs recht erfreulich, wiewohl das Wildpräth ihnen häuffigen Schaden thut.
Von Kräutern.
Vorjetzo ist der kräfftigste Anfang aller Kräuter, welche denen lebendigen Creaturen zur Gesundheit dienen, und wachsen nunmehr die lieben Majen- Blümlein, Lilium convallium, Baldri- an, Valeriana, weisser Diptam, Fraxi- nella, Je länger, je lieber, Matrisylva, Stechende Winde, Smilax aspera, Schaaffs-Garbe, Millefolium, Schlan- gen-Zünglein, Ophioglossum, Knaben- Kraut, Fabaria, Wegerich, Plantago, Eim- [Spaltenumbruch]
beer, Herba Paris, Thorant, Antirrhi- num, Bethonien, Betonica, Schlangen- Kraut, Bistorta, See-Blumen, Nym- phaea.
Tages und Nachts Länge.
Jetzo gehet die liebe Sonne schon um 4. Uhr, 33. Min. auff; Hingegen Abends umb 7. Uhr, 27. Minut nieder; Da- hero also der Tag 14. Stunden, 55. Mi- nuten lang geworden; Die Nacht aber 9. Stunden, 9. Minuten verblieben. Da heist es 7. Stunden Schlaff ist am gesündsten, oder septem horas dormisse, sat est juvenique senique.
Von unterirdischen Berg- Dünsten.
Nun steigen die unterirdischen Hu- mores und Vapores mit Macht herauff, ihres Schöpffers Befehl vollends zu be- schleunigen, und denen bißherigen ent- schlaffenen Vegetabilibus neue Krafft zu erwecken, da vereiniget sich mählich die unterirdische Wärme, und bleibet tempe- riret, des Nachts aber mercklich wär- mer, als bey Tage, weiln die Sonne entfernet, die kalte Nacht aber per Re- percussionem nichts exhaliren lässet.
Von Thieren und Vögeln.
Der Bär.
Zu jetziger Zeit pflegen die jungen Bäre schon etwas weiter auszugehen, als in vorigtem Monat, was sie von den Alten bekommen, ist doch noch zur Zeit ihre beste Nahrung, und nehmen alles, was fleischich ist, gerne an, dann verzeh- ren sie es alle zusammen, weil ihr Fan- gen noch nicht recht angehen will; Die Alten visitiren indessen die wilden Bie- nen in hohlen Bäumen, oder die Hum- mel-Nester; Und weil sie im Winter- Lager vom dicken Geblüt fast blind wor- den, stechen sie die Hummeln, daß es schweisset, und ihnen hilfft; Zu Aus- gang dieses Monats lauffen die Bärin- nen aus Geylheit, und treten in die Brunfft, alsdann sind sie sehr böse.
Der Hirsch.
Jn diesem Monat purgiret sich der Hirsch sowohl mit gesunden Kräutern, als guten Qvellen, weil die Natur zu dieser Jahres-Zeit allen lebendigen und leblosen Creaturen eine gantz erneuern-
de
A a a 3
Majus.
[Spaltenumbruch]
tiger zu vermercken. Das Wetter iſt Anfangs kuͤhle, lufftig, mit Regen und Schloſſen vermiſchet, truͤbe Wolcken und zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht- bar wird, woferne nicht wiederumb der Froſt Schaden thut.
VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter/ und Baͤume.
Nunmehro zeigen ſich die lieben Kraͤuter allen lebendigen Creaturen zu Dienſte, wiewohl dieſelben unterſchied- lich, und einige ſchon ziemlich heraus, an- dere dargegen noch klein ſind: Auch fan- gen die Geſund-Qvellen und Waſſer- Spruͤnge jetzo an, ſich zu reinigen, und gleichſam das unreine Gebluͤt zu ſaͤu- bern.
Vom Tangel-Holtz.
Vorjetzo wird das junge Tangel- Holtz an den aͤuſerſten Zweigen oder an- genehmen Fruͤh-Jahr-Wachs ſchon ſteif- fer und gruͤnlichter, der junge Anflug auff der Erden zeiget ſich auch erfreulich und wird, da er noch jung und zart, ob er gleich bittern Geſchmacks, dannoch von wilden und zahmen Thieren abge- biſſen, welches ihn am kuͤnfftigen Wachs- thum und daß er zu keiner Hoͤhe kom- men kan, hindert.
Vom Laub-Holtze.
Sobald die Knoſpen aufgebrochen, zeigen ſich mit Freuden die lang verbor- genen geweſenen angenehmen gruͤnen Blaͤtter und ſchlagen vollkommen aus, ſchmuͤcken ſich mit Laub und Bluͤthen, daß alſo alles gruͤn, und angenehm mit Luſt anzuſehen iſt; Jngleichen ſind auch die jungen Som̃erlatten, oder der Wie- derwachs recht erfreulich, wiewohl das Wildpraͤth ihnen haͤuffigen Schaden thut.
Von Kraͤutern.
Vorjetzo iſt der kraͤfftigſte Anfang aller Kraͤuter, welche denen lebendigen Creaturen zur Geſundheit dienen, und wachſen nunmehr die lieben Majen- Bluͤmlein, Lilium convallium, Baldri- an, Valeriana, weiſſer Diptam, Fraxi- nella, Je laͤnger, je lieber, Matriſylva, Stechende Winde, Smilax aſpera, Schaaffs-Garbe, Millefolium, Schlan- gen-Zuͤnglein, Ophiogloſſum, Knaben- Kraut, Fabaria, Wegerich, Plantago, Eim- [Spaltenumbruch]
beer, Herba Paris, Thorant, Antirrhi- num, Bethonien, Betonica, Schlangen- Kraut, Biſtorta, See-Blumen, Nym- phæa.
Tages und Nachts Laͤnge.
Jetzo gehet die liebe Sonne ſchon um 4. Uhr, 33. Min. auff; Hingegen Abends umb 7. Uhr, 27. Minut nieder; Da- hero alſo der Tag 14. Stunden, 55. Mi- nuten lang geworden; Die Nacht aber 9. Stunden, 9. Minuten verblieben. Da heiſt es 7. Stunden Schlaff iſt am geſuͤndſten, oder ſeptem horas dormiſſe, ſat eſt juvenique ſenique.
Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten.
Nun ſteigen die unterirdiſchen Hu- mores und Vapores mit Macht herauff, ihres Schoͤpffers Befehl vollends zu be- ſchleunigen, und denen bißherigen ent- ſchlaffenen Vegetabilibus neue Krafft zu erwecken, da vereiniget ſich maͤhlich die unterirdiſche Waͤrme, und bleibet tempe- riret, des Nachts aber mercklich waͤr- mer, als bey Tage, weiln die Sonne entfernet, die kalte Nacht aber per Re- percusſionem nichts exhaliren laͤſſet.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Zu jetziger Zeit pflegen die jungen Baͤre ſchon etwas weiter auszugehen, als in vorigtem Monat, was ſie von den Alten bekommen, iſt doch noch zur Zeit ihre beſte Nahrung, und nehmen alles, was fleiſchich iſt, gerne an, dann verzeh- ren ſie es alle zuſammen, weil ihr Fan- gen noch nicht recht angehen will; Die Alten viſitiren indeſſen die wilden Bie- nen in hohlen Baͤumen, oder die Hum- mel-Neſter; Und weil ſie im Winter- Lager vom dicken Gebluͤt faſt blind wor- den, ſtechen ſie die Hummeln, daß es ſchweiſſet, und ihnen hilfft; Zu Aus- gang dieſes Monats lauffen die Baͤrin- nen aus Geylheit, und treten in die Brunfft, alsdann ſind ſie ſehr boͤſe.
Der Hirſch.
Jn dieſem Monat purgiret ſich der Hirſch ſowohl mit geſunden Kraͤutern, als guten Qvellen, weil die Natur zu dieſer Jahres-Zeit allen lebendigen und lebloſen Creaturen eine gantz erneuern-
de
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Majus.
tiger zu vermercken. Das Wetter iſt
Anfangs kuͤhle, lufftig, mit Regen und
Schloſſen vermiſchet, truͤbe Wolcken und
zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht-
bar wird, woferne nicht wiederumb der
Froſt Schaden thut.
VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter/ und Baͤume.
Nunmehro zeigen ſich die lieben
Kraͤuter allen lebendigen Creaturen
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gen die Geſund-Qvellen und Waſſer-
Spruͤnge jetzo an, ſich zu reinigen, und
gleichſam das unreine Gebluͤt zu ſaͤu-
bern.
Vom Tangel-Holtz.
Vorjetzo wird das junge Tangel-
Holtz an den aͤuſerſten Zweigen oder an-
genehmen Fruͤh-Jahr-Wachs ſchon ſteif-
fer und gruͤnlichter, der junge Anflug
auff der Erden zeiget ſich auch erfreulich
und wird, da er noch jung und zart, ob
er gleich bittern Geſchmacks, dannoch
von wilden und zahmen Thieren abge-
biſſen, welches ihn am kuͤnfftigen Wachs-
thum und daß er zu keiner Hoͤhe kom-
men kan, hindert.
Vom Laub-Holtze.
Sobald die Knoſpen aufgebrochen,
zeigen ſich mit Freuden die lang verbor-
genen geweſenen angenehmen gruͤnen
Blaͤtter und ſchlagen vollkommen aus,
ſchmuͤcken ſich mit Laub und Bluͤthen,
daß alſo alles gruͤn, und angenehm mit
Luſt anzuſehen iſt; Jngleichen ſind auch
die jungen Som̃erlatten, oder der Wie-
derwachs recht erfreulich, wiewohl das
Wildpraͤth ihnen haͤuffigen Schaden
thut.
Von Kraͤutern.
Vorjetzo iſt der kraͤfftigſte Anfang
aller Kraͤuter, welche denen lebendigen
Creaturen zur Geſundheit dienen, und
wachſen nunmehr die lieben Majen-
Bluͤmlein, Lilium convallium, Baldri-
an, Valeriana, weiſſer Diptam, Fraxi-
nella, Je laͤnger, je lieber, Matriſylva,
Stechende Winde, Smilax aſpera,
Schaaffs-Garbe, Millefolium, Schlan-
gen-Zuͤnglein, Ophiogloſſum, Knaben-
Kraut, Fabaria, Wegerich, Plantago, Eim-
beer, Herba Paris, Thorant, Antirrhi-
num, Bethonien, Betonica, Schlangen-
Kraut, Biſtorta, See-Blumen, Nym-
phæa.
Tages und Nachts Laͤnge.
Jetzo gehet die liebe Sonne ſchon um
4. Uhr, 33. Min. auff; Hingegen Abends
umb 7. Uhr, 27. Minut nieder; Da-
hero alſo der Tag 14. Stunden, 55. Mi-
nuten lang geworden; Die Nacht aber
9. Stunden, 9. Minuten verblieben.
Da heiſt es 7. Stunden Schlaff iſt am
geſuͤndſten, oder ſeptem horas dormiſſe,
ſat eſt juvenique ſenique.
Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.
Nun ſteigen die unterirdiſchen Hu-
mores und Vapores mit Macht herauff,
ihres Schoͤpffers Befehl vollends zu be-
ſchleunigen, und denen bißherigen ent-
ſchlaffenen Vegetabilibus neue Krafft zu
erwecken, da vereiniget ſich maͤhlich die
unterirdiſche Waͤrme, und bleibet tempe-
riret, des Nachts aber mercklich waͤr-
mer, als bey Tage, weiln die Sonne
entfernet, die kalte Nacht aber per Re-
percusſionem nichts exhaliren laͤſſet.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Zu jetziger Zeit pflegen die jungen
Baͤre ſchon etwas weiter auszugehen,
als in vorigtem Monat, was ſie von den
Alten bekommen, iſt doch noch zur Zeit
ihre beſte Nahrung, und nehmen alles,
was fleiſchich iſt, gerne an, dann verzeh-
ren ſie es alle zuſammen, weil ihr Fan-
gen noch nicht recht angehen will; Die
Alten viſitiren indeſſen die wilden Bie-
nen in hohlen Baͤumen, oder die Hum-
mel-Neſter; Und weil ſie im Winter-
Lager vom dicken Gebluͤt faſt blind wor-
den, ſtechen ſie die Hummeln, daß es
ſchweiſſet, und ihnen hilfft; Zu Aus-
gang dieſes Monats lauffen die Baͤrin-
nen aus Geylheit, und treten in die
Brunfft, alsdann ſind ſie ſehr boͤſe.
Der Hirſch.
Jn dieſem Monat purgiret ſich der
Hirſch ſowohl mit geſunden Kraͤutern,
als guten Qvellen, weil die Natur zu
dieſer Jahres-Zeit allen lebendigen und
lebloſen Creaturen eine gantz erneuern-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/547>, abgerufen am 16.07.2024.
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