Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Augustus. [Spaltenumbruch]
sachen, weil lange Zeit aus grosser Hitzeund Mangel des Regens der Wurtzeln Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und abkratzen der nöthige Safft entzogen worden. Vom Laub-Holtz. Diesem Unglück ist das Laub-Holtz Von Kräutern. Zuletzt zeigen sich noch zum Abschie- Tages und Nachts Länge. Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25. Von unterirdischen Berg- Dünsten. Eben vorigtes kaltes Temperament Von Thieren und Vögeln. Der Bär. Nach und nach werden die jungen Der Hirsch. Vorjetzo fanget sich die rechte Hirsch- Das Schwein. Die alte Bache weiset ihren Jungen Das Reh. Jetzo ist der Bock wegen grosser Hi- cher
Auguſtus. [Spaltenumbruch]
ſachen, weil lange Zeit aus groſſer Hitzeund Mangel des Regens der Wurtzeln Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und abkratzen der noͤthige Safft entzogen worden. Vom Laub-Holtz. Dieſem Ungluͤck iſt das Laub-Holtz Von Kraͤutern. Zuletzt zeigen ſich noch zum Abſchie- Tages und Nachts Laͤnge. Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25. Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten. Eben vorigtes kaltes Temperament Von Thieren und Voͤgeln. Der Baͤr. Nach und nach werden die jungen Der Hirſch. Vorjetzo fanget ſich die rechte Hirſch- Das Schwein. Die alte Bache weiſet ihren Jungen Das Reh. Jetzo iſt der Bock wegen groſſer Hi- cher
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Auguſtus.
ſachen, weil lange Zeit aus groſſer Hitze
und Mangel des Regens der Wurtzeln
Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und
abkratzen der noͤthige Safft entzogen
worden.
Vom Laub-Holtz.
Dieſem Ungluͤck iſt das Laub-Holtz
ſo ſehr nicht unterworffen, weil es
unter ſich gemeiniglich Graß und Kraut
hat, wodurch die Feuchtigkeit zum Wachs-
thum conſerviret wird, wo anderſt nicht
etwan die Raupen oder Kaͤfern, item
das Wetterleuchten, und allzu groſſe
Sommer-Hitze Schaden thun ſolte;
Welchen Fatalitæten obiges Tangel-Holtz
eben unterworffen zu ſeyn pfleget.
Von Kraͤutern.
Zuletzt zeigen ſich noch zum Abſchie-
de nachgeſetzte Kraͤuter, als Frauen-
Diſtel, Carduus Mariæ, Knoblauch-
Kraut, Alliaria, Haſel-Wurtz, Aſarum,
Stick-Wurtz, Bryonia, Scharten-Kraut,
Seretala, welſch Wegerich, Plantago Itali-
ca, Stengel-Kraut, braune Doſte, Cly-
nopodium, Haſen-Kraut, item gruͤne
Freude, rother Wiederthon, Adian-
thum, Muͤnchs-Platte, Dens Leonis,
Schwalben-Kraut, Vincetoxicum, Teuf-
fels Abbiß, Succiſa, Meiſter-Wurtzel,
Imperatoria, Gold-Wurtzel, Aſpodelus,
Haarſtrang, Peucedanum, Dreyocker,
Bentaria Bacci.
Tages und Nachts Laͤnge.
Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25.
Minute auf-hingegen umb 7. Uhr, 8.
Minute niedergehet, ſo iſt der Tag 14.
Stunden, 40. Minuten lang: Die Nacht
aber 9. Stunden 50. Minuten, hat alſo
ſchon zugenommen, daß man uͤber kur-
tzen Schlaff nicht zu klagen hat.
Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.
Eben vorigtes kaltes Temperament
haben wir noch in der unterirdiſchen mi-
neraliſchen Schatz-Kammer zu empfin-
den, wiewohlen vorjetzo keine ſo unge-
ſunde Duͤnſte zu befuͤrchten, weil alles,
was nicht von ſich ſelbſten exhaliret, die
liebe Sonne mit gantzer Gewalt an ſich
gezogen hat, dahero die Donner-Keile
in der Obern-Lufft ſich in ſolche Maſſam
coaguliren, wie die taͤgliche Erfahrung
zum oͤfftern erwieſen.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Nach und nach werden die jungen
Baͤrgen von ihrer Natur, innerlichen
Eigenſchafft, und Sonnen-Hitze immer
ſchwaͤrtzer, am Halſe aber behalten ſie
dennoch einen weiſſen Ring, welcher mit
der Zeit ſchon dunckler wird. Die Al-
ten rauben zu zeiten, wo ſie beykommen
koͤnnen, in Waͤldern das zahme Vieh,
und jagen die Hirthen mit Gewalt da-
von, ſonſt thun ſie einem Menſchen nichts,
wann ſie nicht boͤſe gemacht, oder erzuͤr-
net werden, und ſich defendiren muͤſſen.
Der Hirſch.
Vorjetzo fanget ſich die rechte Hirſch-
feiſte an, da die Hirſche ſo ſchlau, vorſich-
tig und argliſtig ſich in einem Revier un-
terſchiedlicher Staͤnde und Wechſel be-
dienen, ſie nehmen ebenfalls noch ihre
Nahrung vom Getraͤyde der Frucht-
reichen Felder. Alsdann iſt der Hirſch
in ſeinem allerbeſten Flor, an ſeinem
Wildpraͤth am feiſten und ſchmackhaff-
tigſten, und das Gehoͤrn zur Artzney zu
gebrauchen am nuͤtzlichſten: Bey groſſer
Sonnen-Hitze treten ſie an Ufern der
Seen, Teiche, und Stroͤhme, ins Waſ-
ſer, oͤffters auch an hellem Mittag, ſich
zu erkuͤhlen, und zu erqvicken, da wer-
den ſie auff unterſchiedliche Manier ge-
fangen.
Das Schwein.
Die alte Bache weiſet ihren Jungen
alle Gelegenheit, wo ſie ſicher oder nicht;
So ſie was vermercken, ſuchen ſie Schutz
bey der alten Bache; Sie nehren ſich
nunmehro ſehr embſig in denen Som-
mer-Feldern, wo Hierſe, Heyde-Korn,
und Haber vorhanden, und bleiben bey-
ſammen. Die Kaͤuler oder Schweine
aber ſind ſchon verwegener, kuͤhner und
trotziger, reiſen Sommers und Herbſts,
Tag und Nacht eintzeln, auff 10. Meilen
und weiter, durch Waͤlder und Felder,
nach der Nahrung, und wo was anzu-
treffen, bleiben aber ſelten uͤber zwey Ta-
ge daſelbſt liegen.
Das Reh.
Jetzo iſt der Bock wegen groſſer Hi-
tze unbeſchreiblich geyl, beſchlaͤget die Ruͤ-
cke zum oͤfftern, wiewohl ohne Effect,
weil ſie wegen kalter Eigenſchafft zu ſol-
cher
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