[Spaltenumbruch]
weder die Koppel-Zagd zu exerciren soll berechtiget seyn. Denn so können man- che Streitigkeiten hierdurch praecaviret werden.
§. 3.
Ob zwar sonst ein jeder nach Ge- fallen mit dem Seinigen schalten kan, so kan doch kein Eigenthums-Herr auf dem Seinigen etwas thun, welches den an- dern, der nur einiges Recht darauf hat, zu schaden gereichet. Und also kan auch ein Herr des Waldes, wenn einem an- dern die Jagd-Gerechtigkeit darinnen zustehet, einem andern mit Ausrodung und Ansteckung der Bäume und Höltzer so wenig schaden, als wenn ein Besitzer eines Hauses einem andern, dem er die Dienstbarkeit des Prospects und Lichts schuldig wäre, gleichwohl das Licht und den Prospect verfinstern und berechnen wolte.
§. 4.
Die die Gnaden-Jagden von dem Landes-Herrn concedirt bekommen, dürffen sich ihrer nicht anders gebrau- chen, denn nach der bey der Concession ihnen erlaubten Art und Weise. Wem also die Jagd des hohen, rothen und schwartzen Wildpräths, als der Hirsche, wilden Schweine, u. s. w. vergünstiget, der hat nicht die Befugniß, das kleine Weydewerck an Hasen und Füchsen zu schiessen, ob gleich sonst, der bekanten Rechts-Regul nach, dem, so das meh- rere erlaubet, das, welches weniger ist, nicht verwehret werden mag. Denn bey dieser Jagd-Materie leiden diese Regeln ihnen Abfall, sintemahl die hohe und Nieder-Jagd besondere Arten sind, bey denen man nicht von einer auf die ande- re folgern kan. Es muß eine jede Sor- te recht deutlich exprimiret werden. Glei- cher Gestalt, wenn der Forst-Herr einem das Befugniß ertheilet, nach Fuchs und Hasen zu reiten und zu beitzen, so hat man dennoch nicht die Macht, einen Fuchs oder Hasen mit der Büchse zu schiessen, indem dieses besondere Handlungen sind.
§. 5.
Der mit der Gnaden-Jagd be- lehnet, muß sich darbey aufführen, wie einem guten Haußwirth anständig, und daher weder durch sich, noch durch die Seinigen denen zum jagen ihm conce- dirten Districten einigen Schaden zufü- gen, denn sonst, wenn er sich betrüglich oder sehr nachläßig darbey erzeiget, muß er davor repondiren. Wenn sie auf ei- nen gewissen Gebrauch oder gewisse Zeit eingerichtet, oder sich einer gar anheischig [Spaltenumbruch]
gemacht, daß er auch vor die geringste Nachläßigkeit stehen will, so ist er noch zu weit schwehrern Conditionen verbun- den. Läst einer, nachdem der andere die Gnaden-Jagd revocirt, von dem Jagen nicht ab, so hat er eine Interessen-Klage zu befürchten, wenn er dem andern hernach Schaden verursacht, weil er sich geweigert, eine frembde Sache wieder zu übergeben, welches in Rechten allezeit verhast ist. Hat er aber nöthige Unko- sten darein verwendet, so ist ihm unver- wehrt, die Sache, biß ihm das Geld wie- der restituiret worden, an sich zu behal- ten. Sonst kan sich einer der Gnaden- Jagden so lange anmaassen, als sie der Herr nicht wieder zurück nimmt. Jst sie biß auf Hinterziehen verstattet, er- reicht sie mit dem Tode des Conceden- ten ihre Endschafft.
§. 6.
Wer von dem Landes-Herrn mit allen Arten der Jagden belehnet, muß sich doch derselben pfleglich gebrau- chen, daß er nicht das Wild auf einmahl ausrotten und vertilgen, und hernach den künfftigen Besitzern des Gutes prae- judicire. Allein die meisten dencken nur auf ihr gegenwärtiges Interesse und las- sen sich umb das Wohl ihrer Nachkommen unbekümmert. Er muß auch alles das- jenige, was die Landes-Fürsten in Anse- hung ihres Jagd-Interesse in den Forst- Ordnungen ihren Unterthanen anbefeh- len, selbst beobachten, denn es ist der Re- public daran gelegen, daß einer seine Sa- chen nicht mißbrauche.
§. 7.
Es ist den teutschen Rechten und Gewohnheiten nach bekant, daß einer auch auf frembdem Grund und Boden dem Wilde nachsetzen kan. Um sich aber die- ses Befugnisses anzumaassen, so wird erfordert (1.) eine würckliche Verfolgung des Wildes, die sich aber über 24. Stun- den nicht erstrecken muß; (2) Muß es im Nachfolgen entweder todt, oder wegen der Verwundung und des Laufens gantz ab- gemattet angetroffen werden; Und (3.) muß man ihm ohn Unterlaß nachgeeilet haben. Denn wenn dieses unterlassen worden, oder es zwar angeschweist, je- doch dem Anschweissenden aus dem Ge- sicht gekommen, so bleibt es dessen, auf dessen Jagd-District es sich aufhält.
§. 8.
Da einem Vasallen vermöge seiner Lehns-Pflicht zukommt, dem Lehns-Herrn in allen Stücken treu, hold und gewärtig zu seyn, Frommen und Nutzen zu fördern, Schaden und
Nach-
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch]
weder die Koppel-Zagd zu exerciren ſoll berechtiget ſeyn. Denn ſo koͤnnen man- che Streitigkeiten hierdurch præcaviret werden.
§. 3.
Ob zwar ſonſt ein jeder nach Ge- fallen mit dem Seinigen ſchalten kan, ſo kan doch kein Eigenthums-Herr auf dem Seinigen etwas thun, welches den an- dern, der nur einiges Recht darauf hat, zu ſchaden gereichet. Und alſo kan auch ein Herr des Waldes, wenn einem an- dern die Jagd-Gerechtigkeit darinnen zuſtehet, einem andern mit Ausrodung und Anſteckung der Baͤume und Hoͤltzer ſo wenig ſchaden, als wenn ein Beſitzer eines Hauſes einem andern, dem er die Dienſtbarkeit des Proſpects und Lichts ſchuldig waͤre, gleichwohl das Licht und den Proſpect verfinſtern und berechnen wolte.
§. 4.
Die die Gnaden-Jagden von dem Landes-Herrn concedirt bekom̃en, duͤrffen ſich ihrer nicht anders gebrau- chen, denn nach der bey der Concesſion ihnen erlaubten Art und Weiſe. Wem alſo die Jagd des hohen, rothen und ſchwartzen Wildpraͤths, als der Hirſche, wilden Schweine, u. ſ. w. verguͤnſtiget, der hat nicht die Befugniß, das kleine Weydewerck an Haſen und Fuͤchſen zu ſchieſſen, ob gleich ſonſt, der bekanten Rechts-Regul nach, dem, ſo das meh- rere erlaubet, das, welches weniger iſt, nicht verwehret werden mag. Denn bey dieſer Jagd-Materie leiden dieſe Regeln ihnen Abfall, ſintemahl die hohe und Nieder-Jagd beſondere Arten ſind, bey denen man nicht von einer auf die ande- re folgern kan. Es muß eine jede Sor- te recht deutlich exprimiret werden. Glei- cher Geſtalt, wenn der Forſt-Herr einem das Befugniß ertheilet, nach Fuchs und Haſen zu reiten und zu beitzen, ſo hat man dennoch nicht die Macht, einen Fuchs oder Haſen mit der Buͤchſe zu ſchieſſen, indem dieſes beſondere Handlungen ſind.
§. 5.
Der mit der Gnaden-Jagd be- lehnet, muß ſich darbey auffuͤhren, wie einem guten Haußwirth anſtaͤndig, und daher weder durch ſich, noch durch die Seinigen denen zum jagen ihm conce- dirten Diſtricten einigen Schaden zufuͤ- gen, denn ſonſt, wenn er ſich betruͤglich oder ſehr nachlaͤßig darbey erzeiget, muß er davor repondiren. Wenn ſie auf ei- nen gewiſſen Gebrauch oder gewiſſe Zeit eingerichtet, oder ſich einer gar anheiſchig [Spaltenumbruch]
gemacht, daß er auch vor die geringſte Nachlaͤßigkeit ſtehen will, ſo iſt er noch zu weit ſchwehrern Conditionen verbun- den. Laͤſt einer, nachdem der andere die Gnaden-Jagd revocirt, von dem Jagen nicht ab, ſo hat er eine Intereſſen-Klage zu befuͤrchten, wenn er dem andern hernach Schaden verurſacht, weil er ſich geweigert, eine frembde Sache wieder zu uͤbergeben, welches in Rechten allezeit verhaſt iſt. Hat er aber noͤthige Unko- ſten darein verwendet, ſo iſt ihm unver- wehrt, die Sache, biß ihm das Geld wie- der reſtituiret worden, an ſich zu behal- ten. Sonſt kan ſich einer der Gnaden- Jagden ſo lange anmaaſſen, als ſie der Herr nicht wieder zuruͤck nimmt. Jſt ſie biß auf Hinterziehen verſtattet, er- reicht ſie mit dem Tode des Conceden- ten ihre Endſchafft.
§. 6.
Wer von dem Landes-Herrn mit allen Arten der Jagden belehnet, muß ſich doch derſelben pfleglich gebrau- chen, daß er nicht das Wild auf einmahl ausrotten und vertilgen, und hernach den kuͤnfftigen Beſitzern des Gutes præ- judicire. Allein die meiſten dencken nur auf ihr gegenwaͤrtiges Intereſſe und laſ- ſen ſich umb das Wohl ihrer Nachkom̃en unbekuͤmmert. Er muß auch alles das- jenige, was die Landes-Fuͤrſten in Anſe- hung ihres Jagd-Intereſſe in den Forſt- Ordnungen ihren Unterthanen anbefeh- len, ſelbſt beobachten, denn es iſt der Re- public daran gelegen, daß einer ſeine Sa- chen nicht mißbrauche.
§. 7.
Es iſt den teutſchen Rechten und Gewohnheiten nach bekant, daß eineꝛ auch auf frembdem Grund und Boden dem Wilde nachſetzen kan. Um ſich aber die- ſes Befugniſſes anzumaaſſen, ſo wird erfordert (1.) eine wuͤrckliche Verfolgung des Wildes, die ſich aber uͤber 24. Stun- den nicht erſtrecken muß; (2) Muß es im Nachfolgen entwedeꝛ todt, oder wegen der Verwundung und des Laufens gantz ab- gemattet angetroffen werden; Und (3.) muß man ihm ohn Unterlaß nachgeeilet haben. Denn wenn dieſes unterlaſſen worden, oder es zwar angeſchweiſt, je- doch dem Anſchweiſſenden aus dem Ge- ſicht gekommen, ſo bleibt es deſſen, auf deſſen Jagd-Diſtrict es ſich aufhaͤlt.
§. 8.
Da einem Vaſallen vermoͤge ſeiner Lehns-Pflicht zukommt, dem Lehns-Herrn in allen Stuͤcken treu, hold und gewaͤrtig zu ſeyn, Frommen und Nutzen zu foͤrdern, Schaden und
Nach-
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[10/0584]
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
weder die Koppel-Zagd zu exerciren ſoll
berechtiget ſeyn. Denn ſo koͤnnen man-
che Streitigkeiten hierdurch præcaviret
werden.
§. 3. Ob zwar ſonſt ein jeder nach Ge-
fallen mit dem Seinigen ſchalten kan, ſo
kan doch kein Eigenthums-Herr auf dem
Seinigen etwas thun, welches den an-
dern, der nur einiges Recht darauf hat,
zu ſchaden gereichet. Und alſo kan auch
ein Herr des Waldes, wenn einem an-
dern die Jagd-Gerechtigkeit darinnen
zuſtehet, einem andern mit Ausrodung
und Anſteckung der Baͤume und Hoͤltzer
ſo wenig ſchaden, als wenn ein Beſitzer
eines Hauſes einem andern, dem er die
Dienſtbarkeit des Proſpects und Lichts
ſchuldig waͤre, gleichwohl das Licht und
den Proſpect verfinſtern und berechnen
wolte.
§. 4. Die die Gnaden-Jagden von
dem Landes-Herrn concedirt bekom̃en,
duͤrffen ſich ihrer nicht anders gebrau-
chen, denn nach der bey der Concesſion
ihnen erlaubten Art und Weiſe. Wem
alſo die Jagd des hohen, rothen und
ſchwartzen Wildpraͤths, als der Hirſche,
wilden Schweine, u. ſ. w. verguͤnſtiget,
der hat nicht die Befugniß, das kleine
Weydewerck an Haſen und Fuͤchſen zu
ſchieſſen, ob gleich ſonſt, der bekanten
Rechts-Regul nach, dem, ſo das meh-
rere erlaubet, das, welches weniger iſt,
nicht verwehret werden mag. Denn bey
dieſer Jagd-Materie leiden dieſe Regeln
ihnen Abfall, ſintemahl die hohe und
Nieder-Jagd beſondere Arten ſind, bey
denen man nicht von einer auf die ande-
re folgern kan. Es muß eine jede Sor-
te recht deutlich exprimiret werden. Glei-
cher Geſtalt, wenn der Forſt-Herr einem
das Befugniß ertheilet, nach Fuchs und
Haſen zu reiten und zu beitzen, ſo hat
man dennoch nicht die Macht, einen Fuchs
oder Haſen mit der Buͤchſe zu ſchieſſen,
indem dieſes beſondere Handlungen
ſind.
§. 5. Der mit der Gnaden-Jagd be-
lehnet, muß ſich darbey auffuͤhren, wie
einem guten Haußwirth anſtaͤndig, und
daher weder durch ſich, noch durch die
Seinigen denen zum jagen ihm conce-
dirten Diſtricten einigen Schaden zufuͤ-
gen, denn ſonſt, wenn er ſich betruͤglich
oder ſehr nachlaͤßig darbey erzeiget, muß
er davor repondiren. Wenn ſie auf ei-
nen gewiſſen Gebrauch oder gewiſſe Zeit
eingerichtet, oder ſich einer gar anheiſchig
gemacht, daß er auch vor die geringſte
Nachlaͤßigkeit ſtehen will, ſo iſt er noch zu
weit ſchwehrern Conditionen verbun-
den. Laͤſt einer, nachdem der andere die
Gnaden-Jagd revocirt, von dem Jagen
nicht ab, ſo hat er eine Intereſſen-Klage
zu befuͤrchten, wenn er dem andern
hernach Schaden verurſacht, weil er ſich
geweigert, eine frembde Sache wieder zu
uͤbergeben, welches in Rechten allezeit
verhaſt iſt. Hat er aber noͤthige Unko-
ſten darein verwendet, ſo iſt ihm unver-
wehrt, die Sache, biß ihm das Geld wie-
der reſtituiret worden, an ſich zu behal-
ten. Sonſt kan ſich einer der Gnaden-
Jagden ſo lange anmaaſſen, als ſie der
Herr nicht wieder zuruͤck nimmt. Jſt
ſie biß auf Hinterziehen verſtattet, er-
reicht ſie mit dem Tode des Conceden-
ten ihre Endſchafft.
§. 6. Wer von dem Landes-Herrn
mit allen Arten der Jagden belehnet,
muß ſich doch derſelben pfleglich gebrau-
chen, daß er nicht das Wild auf einmahl
ausrotten und vertilgen, und hernach
den kuͤnfftigen Beſitzern des Gutes præ-
judicire. Allein die meiſten dencken nur
auf ihr gegenwaͤrtiges Intereſſe und laſ-
ſen ſich umb das Wohl ihrer Nachkom̃en
unbekuͤmmert. Er muß auch alles das-
jenige, was die Landes-Fuͤrſten in Anſe-
hung ihres Jagd-Intereſſe in den Forſt-
Ordnungen ihren Unterthanen anbefeh-
len, ſelbſt beobachten, denn es iſt der Re-
public daran gelegen, daß einer ſeine Sa-
chen nicht mißbrauche.
§. 7. Es iſt den teutſchen Rechten und
Gewohnheiten nach bekant, daß eineꝛ auch
auf frembdem Grund und Boden dem
Wilde nachſetzen kan. Um ſich aber die-
ſes Befugniſſes anzumaaſſen, ſo wird
erfordert (1.) eine wuͤrckliche Verfolgung
des Wildes, die ſich aber uͤber 24. Stun-
den nicht erſtrecken muß; (2) Muß es im
Nachfolgen entwedeꝛ todt, oder wegen der
Verwundung und des Laufens gantz ab-
gemattet angetroffen werden; Und (3.)
muß man ihm ohn Unterlaß nachgeeilet
haben. Denn wenn dieſes unterlaſſen
worden, oder es zwar angeſchweiſt, je-
doch dem Anſchweiſſenden aus dem Ge-
ſicht gekommen, ſo bleibt es deſſen, auf
deſſen Jagd-Diſtrict es ſich aufhaͤlt.
§. 8. Da einem Vaſallen vermoͤge
ſeiner Lehns-Pflicht zukommt, dem
Lehns-Herrn in allen Stuͤcken treu,
hold und gewaͤrtig zu ſeyn, Frommen
und Nutzen zu foͤrdern, Schaden und
Nach-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/584>, abgerufen am 21.11.2024.
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