Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.zur Jägerey gehörigen Materien. [Spaltenumbruch]
Steine verlieren und ausreissen, so istsolches den Beamten- und Forst-Bedien- ten anzuzeigen, damit sie dieselben als- bald besichtigen, andere Bäume zeich- nen, oder Steine setzen, und wer es aus Boßheit verschweiget, von den ausge- worffenen Mahl-Steinen nicht Meldung thut, oder sich des umgefallenen Hol- tzes etwan anmaasset, ist dieserhalben in Straffe zu nehmen. §. 19. Es müssen alle Vasallen, so auf §. 20. Ob zwar, wie aus dem vor- §. 21. Es kömmt den Reichs-Stän- §. 22. Es muß sich ein jeder Vasalle, §. 23. Das Jagd-Recht endiget sich (4.) Durch b 3
zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien. [Spaltenumbruch]
Steine verlieren und ausreiſſen, ſo iſtſolches den Beamten- und Forſt-Bedien- ten anzuzeigen, damit ſie dieſelben als- bald beſichtigen, andere Baͤume zeich- nen, oder Steine ſetzen, und wer es aus Boßheit verſchweiget, von den ausge- worffenen Mahl-Steinen nicht Meldung thut, oder ſich des umgefallenen Hol- tzes etwan anmaaſſet, iſt dieſerhalben in Straffe zu nehmen. §. 19. Es muͤſſen alle Vaſallen, ſo auf §. 20. Ob zwar, wie aus dem vor- §. 21. Es koͤmmt den Reichs-Staͤn- §. 22. Es muß ſich ein jeder Vaſalle, §. 23. Das Jagd-Recht endiget ſich (4.) Durch b 3
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zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Steine verlieren und ausreiſſen, ſo iſt
ſolches den Beamten- und Forſt-Bedien-
ten anzuzeigen, damit ſie dieſelben als-
bald beſichtigen, andere Baͤume zeich-
nen, oder Steine ſetzen, und wer es aus
Boßheit verſchweiget, von den ausge-
worffenen Mahl-Steinen nicht Meldung
thut, oder ſich des umgefallenen Hol-
tzes etwan anmaaſſet, iſt dieſerhalben in
Straffe zu nehmen.
§. 19. Es muͤſſen alle Vaſallen, ſo auf
den Fuͤrſtlichen Waͤldern einigerley Ge-
rechtigkeit haben, es ſey an Jagden,
Trifften, Holtzung, und wie die Namen
haben moͤgen, verbunden ſeyn, da Feu-
ers-Bruͤnſte in denſelben entſtuͤnden, und
ſie von den Forſt-Bedienten um Ret-
tung angeruffen wuͤrden, nicht allein
gebuͤhrende Folge zu thun, ſondern auch,
da einer oder der andere eines ſolchen
Feuer-Schadens eher, als die Fuͤrſtlichen
Forſt-Bedienten, innen wuͤrde, muß er
alſobald dem naͤchſt angeſeſſenen Forſt-
Bedienten Nachricht davon ertheilen,
ſeine Unterthanen zum Feuer ſchicken,
um ſoviel moͤglich/ retten und loͤſchen zu
helffen, und ſich auch hierinnen als ein
pflichtſchuldiger Vaſall und Unterthan
bezeigen.
§. 20. Ob zwar, wie aus dem vor-
hergehenden zu erſehen, die groſſen Her-
ren in Teutſchland ſich des Jagd-Regals
angemaaſſet, ſo koͤmmt dennoch einigen
Privatis die freye Puͤrß-Gerechtigkeit zu.
Es iſt aber ſolche eine einigen Oertern
und Diſtricten anhaͤngende Eigenſchafft,
Krafft welcher diejenigen Perſonen, de-
nen es die Rechte nicht verbiethen, und die
Natur kein Hinderniß vorleget, berech-
tiget ſind, die in ihrer natuͤrlichen Frey-
heit befindlichen Thiere wuͤrcklich zu er-
greiffen, einzufangen, und ſich zuzueig-
nen. Sie wird eingetheilet in die ſchlecht-
weg ſo genannte freye Puͤrß, und in
die Kaͤyſerliche freye Puͤrß, die entweder
von Anfang einigen Staͤnden, und un-
mittelbahren Unterthanen des Reichs
als ein Lehn und Privilegium concedi-
ret, oder von ſehr alter und undenckli-
cher Zeit her etabliret, oder mit der Zeit
von den Kaͤyſern confirmiret worden.
Sie iſt ſonderlich drauſſen im Reiche in
Francken, Schwaben und der Orten ge-
braͤuchlich.
§. 21. Es koͤmmt den Reichs-Staͤn-
den vermoͤge der Puͤrß-Gerechtigkeit zu,
das Recht, gewiſſe Collegia und Societaͤ-
ten dieſerhalb auffzurichten, Puͤrß-Ge-
ſetze zu geben, Bediente zu beſtellen, Zu-
ſammenkuͤnffte, da es noͤthig, auszuſchrei-
ben, Sorge zu tragen, daß die Waͤlder
nicht gantz und gar ausgeſteckt und aus-
gerottet werden, Collecten einzutreiben,
und uͤberhaupt alles dasjenige zu thun,
was zur Erhaltung ihrer Gerechtſamen
dienlich iſt, wie denn in der freyen Puͤrß
in Schwaben dieſelben Mit-Glieder in
einer gewiſſen Matricul eingetragen ſind,
und die Reichs-Staͤdte Ulm und Bibe-
rach haben das Directorium und Aus-
ſchreib-Amt, die auch das Archiv in Ver-
wahrung halten, und einen gewiſſen
Puͤrß-Hauptmann und uͤbrigen
Puͤrß-Bediente zu erwehlen pflegen.
Daß auch bey den Rothweilern gewiſ-
ſe Puͤrß-Rechte conſtituiret ſind, iſt aus
der Puͤrß-Ordnung zu erſehen. Allein
den unmittelbahren Unterthanen des
Reichs iſt nicht erlaubt, ohne Verguͤn-
ſtigung des Landes-Herrn gewiſſe Col-
legia anzuordnen, oder wegen deren
Beſchuͤtzung und Adminiſtration ſich zu
berathſchlagen, ſo, daß ſie, wenn ſie ſich
dergleichen wider das Verboth ihrer
Ober-Herren eigenmaͤchtiger Weiſe an-
maaſſen wollen, des Verbrechens der
beleidigten Majeſtaͤt hiedurch ſchuldig er-
kannt werden.
§. 22. Es muß ſich ein jeder Vaſalle,
wes Standes er auch ſey, jaͤhrlich von
Faſtnacht an, biß auff Bartholomaͤi des
Jagens, Hetzens, Puͤrſchens und Weyde-
werck treibens bey nachdruͤcklicher Straf-
fe enthalten, und wenn auch einer zu er-
laubten Zeiten jaget, an dem Orte, da er
Weydewerck zu treiben berechtiget iſt,
und ſeiner Hunde einer oder mehr um
die Fuͤrſtlichen Hoͤltzer und Geheege ihm
entlauffen, ſo muß er denſelben derge-
ſtalt folgen, daß er ſie alsbald ankoppele,
und von Stund an am Stricke wieder
heraus fuͤhre.
§. 23. Das Jagd-Recht endiget ſich
auf unterſchiedene Arten: (1) durch den
Tod deſſen, dem es auf Lebens-Zeit ver-
liehen worden; (2) Wenn die beſtimmte
Zeit, binnen welcher dieſes Recht zu
exerciren iſt, verfloſſen; (3) Wenn der
Ort, worauf die Jagd-Gerechtigkeit zu-
gekommen, durch Verſchwemmung,
Erdbeben oder auf andere Art ruiniret;
(4.) Durch
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