Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Anhang unterschiedener nützlicher [Spaltenumbruch]
so fallen sie doch fast alle auf dieses einzi-ge, daß die Fürsten durch eine undenck- liche Verjährung dieses Recht überkom- men, wohin in vorigem Seculo anno 1584. der Chur-Fürst von Sachsen selbst in ei- ner Constitution sich beziehen, müssen in den Worten: Und aber in Krafft des über viele undenckliche Zeiten, im gantzen Römischen Reich teutscher Na- tion, und anderer Königreiche und Landen verjährten und hergebrachten Gebrauchs etc. Wenn nun hierwieder die Unterthanen L. 4. C. de Praescript. 40. annor. Und ob man gleich ex Titulo 2. Feud. 56. Gesetzt aber, daß nach dem Lehn- 2. Feud. 26. §. Si quis per 30. annos. Und wenn man alles genau untersuchet, Fisci,
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher [Spaltenumbruch]
ſo fallen ſie doch faſt alle auf dieſes einzi-ge, daß die Fuͤrſten durch eine undenck- liche Verjaͤhrung dieſes Recht uͤberkom- men, wohin in vorigem Seculo anno 1584. der Chur-Fuͤrſt von Sachſen ſelbſt in ei- ner Conſtitution ſich beziehen, muͤſſen in den Worten: Und aber in Krafft des uͤber viele undenckliche Zeiten, im gantzen Roͤmiſchen Reich teutſcher Na- tion, und anderer Koͤnigreiche und Landen verjaͤhrten und hergebrachten Gebrauchs ꝛc. Wenn nun hierwieder die Unterthanen L. 4. C. de Præſcript. 40. annor. Und ob man gleich ex Titulo 2. Feud. 56. Geſetzt aber, daß nach dem Lehn- 2. Feud. 26. §. Si quis per 30. annos. Und wenn man alles genau unterſuchet, Fiſci,
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Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
ſo fallen ſie doch faſt alle auf dieſes einzi-
ge, daß die Fuͤrſten durch eine undenck-
liche Verjaͤhrung dieſes Recht uͤberkom-
men, wohin in vorigem Seculo anno 1584.
der Chur-Fuͤrſt von Sachſen ſelbſt in ei-
ner Conſtitution ſich beziehen, muͤſſen in
den Worten:
Und aber in Krafft des uͤber viele
undenckliche Zeiten, im gantzen
Roͤmiſchen Reich teutſcher Na-
tion, und anderer Koͤnigreiche
und Landen verjaͤhrten und
hergebrachten Gebrauchs ꝛc.
Wenn nun hierwieder die Unterthanen
auf obigen Grund, ſo wider den Beſitz
der Regalien angefuͤhret, daß die Poſſeſſ,
der das gemeine Recht wiederſtehet, nicht
in Conſideration zu ziehen, und daß der
Mala Fides auch die undenckliche Verjaͤh-
rung verhindere, ſich gruͤnden ſolten,
ſo ſtuͤnde es dahin, wie die undenckliche
Verjaͤhrung wider die Unterthanen in
Puncto des Jagd-Rechts behauptet wer-
den koͤnte. Da nun der Beſitz des Jagd-
Rechts in Anſehung der Unterthanen in
dem gemeinen Recht gegruͤndet, das
Verboth-Recht aber auf Seiten des Fuͤr-
ſten darinnen nicht befindlich, ſo muß da-
hero das Poſſeſſorium des Jagd-Rechts
gantz anders, als das Poſſeſſorium der
andern Regalien, die aus der Landes-
herrlichen Hoheit flieſſen, angeſehen, und
alſo, was von den Rechts-Lehrern von
dem Titul, der mit der Poſſeſſ beſcheini-
get werden muͤſte, behauptet wird, auf
die Ober- und Nieder-Jagden nicht ſo
roh appliciret werden. Und ob gleich
in den meiſten Laͤndern die Ober-Jag-
den nunmehro zu den Regalien referiret
werden, alſo, daß ſich derſelben ordent-
licher Weiſe Niemand ohne Verguͤnſti-
gung des Fuͤrſten anmaaſſen kan, alſo,
daß auch der gemeinen Meynung nach
unter den expreſſe concedirten Jagden
die Ober-Jagden nicht zu verſtehen;
So iſt doch hingegen nicht zu laͤugnen,
daß wenn die Jagden generaliter in den
Lehn-Briefen befindlich, und ein Edel-
mann von mehr als dreyßig und viertzig
Jahren ſich der hohen Jagden mit Vor-
wiſſen des Fuͤrſten oder ſeiner Forſt-Be-
dienten gebrauchet, hieraus eine ſolche
Vermuthung des Tituls entſtehet, wel-
che in Poſſeſſorio zureichend ſeyn muß, in-
dem hieſelbſt das gemeine Recht nicht wi-
der den Beſitzer, ſondern vor ihn mili-
tiret, hiernechſt auch die Zeit von 40. Jah-
ren genung iſt, daß auch die Sachen des
Fiſci und das Regale Fiſci, nemlich das
Jagd-Recht verjaͤhret werden koͤnne.
L. 4. C. de Præſcript. 40. annor.
Und ob man gleich ex Titulo 2. Feud. 56.
Quæ ſint Regalia. das Jagd-Recht zun Re-
galien referiren will, wie denn die mei-
ſten Rechts-Lehrer die Einkuͤnffte der Fi-
ſcherey, davon in erwehntem Lehns-Tex-
te gedacht wird, zu allen Jagd-Sorten,
nemlich des Wildes, und der Voͤgel ex-
tendiret, ſo geſchicht ſolches ohne Grund,
inmaaſſen daſelbſt vorhero die Fluͤſſe zu
den Regalien referiret werden, woraus
ja nichts anders folgen kan, als daß auch
die Einkuͤnffte der Fiſcherey dahin gehoͤ-
ren muͤſſen, allermaaſſen was auf dem
Strohm eines Fuͤrſten iſt, billich auch
dem Fuͤrſten zugeſchrieben wird; Eine
andere Bewandniß aber hat es mit den
wilden Thieren und Voͤgeln, welche in
ihrer voͤlligen Freyheit ſeyn, und dahero,
wenn ſie auf dem Acker einer Privat-Per-
ſon betroffen werden, (denn von Fuͤrſt-
lichen Gehegen iſt hieſelbſt keine Frage,)
man nicht ſagen kan, daß man auf des
Fuͤrſtẽ Ackeꝛ u. Gꝛund-Stuͤcken, (wie vom
Fluß geſagt worden,) nichts fangen duͤrf-
fe. Denn der Acker gehoͤret dem Eigen-
thum nach den Privat-Perſonen, und
was man daſelbſt faͤngt, iſt Niemandes.
Daher præſumirlich, daß inſonderheit
der bey denen von Adel in Teutſchland,
weil ſolche ſich allbereits in exercitiis ar-
morum finden laſſen, die Jagden auf ih-
ren Guͤtern frey exerciret worden, zu-
mahl da in dem gemeinen Sachſen-Recht
ſich dißfalls das geringſte Verboth nicht
findet.
Geſetzt aber, daß nach dem Lehn-
Recht die Jagd ausdruͤcklich zu den Re-
galien waͤre referiret worden, ſo wuͤrde
doch eine Zeit von 30. Jahren genug ſeyn,
dergleichen Recht zu acquiriren; als bin-
nen welcher Zeit nach dem gemeinen
Lehn-Recht gantze Lehn-Guͤter mit al-
len ihren Rechten acquirirt werden koͤn-
nen.
2. Feud. 26. §. Si quis per 30. annos.
Roſenthal. de Feud. cap. 6. Concl. 78.
num. 2.
Und wenn man alles genau unterſuchet,
ſo iſt kein Geſetz vorhanden, welches zu
Erlangung auch der Ober-Jagden eine
undenckliche Zeit erfordern ſolte, wie
denn der bekante Text in Jure Canonico,
Cap. Super quibusdam. 27. X. de Verb. Sign.
hiervon keine Meldung thut, ſondern es
gehoͤret dieſe Jagd zu den Rechten des
Fiſci,
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