[Spaltenumbruch]
so fallen sie doch fast alle auf dieses einzi- ge, daß die Fürsten durch eine undenck- liche Verjährung dieses Recht überkom- men, wohin in vorigem Seculo anno 1584. der Chur-Fürst von Sachsen selbst in ei- ner Constitution sich beziehen, müssen in den Worten:
Und aber in Krafft des über viele undenckliche Zeiten, im gantzen Römischen Reich teutscher Na- tion, und anderer Königreiche und Landen verjährten und hergebrachten Gebrauchs etc.
Wenn nun hierwieder die Unterthanen auf obigen Grund, so wider den Besitz der Regalien angeführet, daß die Possess, der das gemeine Recht wiederstehet, nicht in Consideration zu ziehen, und daß der Mala Fides auch die undenckliche Verjäh- rung verhindere, sich gründen solten, so stünde es dahin, wie die undenckliche Verjährung wider die Unterthanen in Puncto des Jagd-Rechts behauptet wer- den könte. Da nun der Besitz des Jagd- Rechts in Ansehung der Unterthanen in dem gemeinen Recht gegründet, das Verboth-Recht aber auf Seiten des Für- sten darinnen nicht befindlich, so muß da- hero das Possessorium des Jagd-Rechts gantz anders, als das Possessorium der andern Regalien, die aus der Landes- herrlichen Hoheit fliessen, angesehen, und also, was von den Rechts-Lehrern von dem Titul, der mit der Possess bescheini- get werden müste, behauptet wird, auf die Ober- und Nieder-Jagden nicht so roh appliciret werden. Und ob gleich in den meisten Ländern die Ober-Jag- den nunmehro zu den Regalien referiret werden, also, daß sich derselben ordent- licher Weise Niemand ohne Vergünsti- gung des Fürsten anmaassen kan, also, daß auch der gemeinen Meynung nach unter den expresse concedirten Jagden die Ober-Jagden nicht zu verstehen; So ist doch hingegen nicht zu läugnen, daß wenn die Jagden generaliter in den Lehn-Briefen befindlich, und ein Edel- mann von mehr als dreyßig und viertzig Jahren sich der hohen Jagden mit Vor- wissen des Fürsten oder seiner Forst-Be- dienten gebrauchet, hieraus eine solche Vermuthung des Tituls entstehet, wel- che in Possessorio zureichend seyn muß, in- dem hieselbst das gemeine Recht nicht wi- der den Besitzer, sondern vor ihn mili- tiret, hiernechst auch die Zeit von 40. Jah- ren genung ist, daß auch die Sachen des [Spaltenumbruch]Fisci und das Regale Fisci, nemlich das Jagd-Recht verjähret werden könne.
L. 4. C. de Praescript. 40. annor.
Und ob man gleich ex Titulo 2. Feud. 56. Quae sint Regalia. das Jagd-Recht zun Re- galien referiren will, wie denn die mei- sten Rechts-Lehrer die Einkünffte der Fi- scherey, davon in erwehntem Lehns-Tex- te gedacht wird, zu allen Jagd-Sorten, nemlich des Wildes, und der Vögel ex- tendiret, so geschicht solches ohne Grund, inmaassen daselbst vorhero die Flüsse zu den Regalien referiret werden, woraus ja nichts anders folgen kan, als daß auch die Einkünffte der Fischerey dahin gehö- ren müssen, allermaassen was auf dem Strohm eines Fürsten ist, billich auch dem Fürsten zugeschrieben wird; Eine andere Bewandniß aber hat es mit den wilden Thieren und Vögeln, welche in ihrer völligen Freyheit seyn, und dahero, wenn sie auf dem Acker einer Privat-Per- son betroffen werden, (denn von Fürst- lichen Gehegen ist hieselbst keine Frage,) man nicht sagen kan, daß man auf des Fürsten Acker u. Grund-Stücken, (wie vom Fluß gesagt worden,) nichts fangen dürf- fe. Denn der Acker gehöret dem Eigen- thum nach den Privat-Personen, und was man daselbst fängt, ist Niemandes. Daher praesumirlich, daß insonderheit der bey denen von Adel in Teutschland, weil solche sich allbereits in exercitiis ar- morum finden lassen, die Jagden auf ih- ren Gütern frey exerciret worden, zu- mahl da in dem gemeinen Sachsen-Recht sich dißfalls das geringste Verboth nicht findet.
Gesetzt aber, daß nach dem Lehn- Recht die Jagd ausdrücklich zu den Re- galien wäre referiret worden, so würde doch eine Zeit von 30. Jahren genug seyn, dergleichen Recht zu acquiriren; als bin- nen welcher Zeit nach dem gemeinen Lehn-Recht gantze Lehn-Güter mit al- len ihren Rechten acquirirt werden kön- nen.
2. Feud. 26. §. Si quis per 30. annos. Rosenthal. de Feud. cap. 6. Concl. 78. num. 2.
Und wenn man alles genau untersuchet, so ist kein Gesetz vorhanden, welches zu Erlangung auch der Ober-Jagden eine undenckliche Zeit erfordern solte, wie denn der bekante Text in Jure Canonico, Cap. Super quibusdam. 27. X. de Verb. Sign. hiervon keine Meldung thut, sondern es gehöret diese Jagd zu den Rechten des
Fisci,
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch]
ſo fallen ſie doch faſt alle auf dieſes einzi- ge, daß die Fuͤrſten durch eine undenck- liche Verjaͤhrung dieſes Recht uͤberkom- men, wohin in vorigem Seculo anno 1584. der Chur-Fuͤrſt von Sachſen ſelbſt in ei- ner Conſtitution ſich beziehen, muͤſſen in den Worten:
Und aber in Krafft des uͤber viele undenckliche Zeiten, im gantzen Roͤmiſchen Reich teutſcher Na- tion, und anderer Koͤnigreiche und Landen verjaͤhrten und hergebrachten Gebrauchs ꝛc.
Wenn nun hierwieder die Unterthanen auf obigen Grund, ſo wider den Beſitz der Regalien angefuͤhret, daß die Poſſeſſ, der das gemeine Recht wiederſtehet, nicht in Conſideration zu ziehen, und daß der Mala Fides auch die undenckliche Verjaͤh- rung verhindere, ſich gruͤnden ſolten, ſo ſtuͤnde es dahin, wie die undenckliche Verjaͤhrung wider die Unterthanen in Puncto des Jagd-Rechts behauptet wer- den koͤnte. Da nun der Beſitz des Jagd- Rechts in Anſehung der Unterthanen in dem gemeinen Recht gegruͤndet, das Verboth-Recht aber auf Seiten des Fuͤr- ſten darinnen nicht befindlich, ſo muß da- hero das Poſſeſſorium des Jagd-Rechts gantz anders, als das Poſſeſſorium der andern Regalien, die aus der Landes- herrlichen Hoheit flieſſen, angeſehen, und alſo, was von den Rechts-Lehrern von dem Titul, der mit der Poſſeſſ beſcheini- get werden muͤſte, behauptet wird, auf die Ober- und Nieder-Jagden nicht ſo roh appliciret werden. Und ob gleich in den meiſten Laͤndern die Ober-Jag- den nunmehro zu den Regalien referiret werden, alſo, daß ſich derſelben ordent- licher Weiſe Niemand ohne Verguͤnſti- gung des Fuͤrſten anmaaſſen kan, alſo, daß auch der gemeinen Meynung nach unter den expreſſe concedirten Jagden die Ober-Jagden nicht zu verſtehen; So iſt doch hingegen nicht zu laͤugnen, daß wenn die Jagden generaliter in den Lehn-Briefen befindlich, und ein Edel- mann von mehr als dreyßig und viertzig Jahren ſich der hohen Jagden mit Vor- wiſſen des Fuͤrſten oder ſeiner Forſt-Be- dienten gebrauchet, hieraus eine ſolche Vermuthung des Tituls entſtehet, wel- che in Poſſeſſorio zureichend ſeyn muß, in- dem hieſelbſt das gemeine Recht nicht wi- der den Beſitzer, ſondern vor ihn mili- tiret, hiernechſt auch die Zeit von 40. Jah- ren genung iſt, daß auch die Sachen des [Spaltenumbruch]Fiſci und das Regale Fiſci, nemlich das Jagd-Recht verjaͤhret werden koͤnne.
L. 4. C. de Præſcript. 40. annor.
Und ob man gleich ex Titulo 2. Feud. 56. Quæ ſint Regalia. das Jagd-Recht zun Re- galien referiren will, wie denn die mei- ſten Rechts-Lehrer die Einkuͤnffte der Fi- ſcherey, davon in erwehntem Lehns-Tex- te gedacht wird, zu allen Jagd-Sorten, nemlich des Wildes, und der Voͤgel ex- tendiret, ſo geſchicht ſolches ohne Grund, inmaaſſen daſelbſt vorhero die Fluͤſſe zu den Regalien referiret werden, woraus ja nichts anders folgen kan, als daß auch die Einkuͤnffte der Fiſcherey dahin gehoͤ- ren muͤſſen, allermaaſſen was auf dem Strohm eines Fuͤrſten iſt, billich auch dem Fuͤrſten zugeſchrieben wird; Eine andere Bewandniß aber hat es mit den wilden Thieren und Voͤgeln, welche in ihrer voͤlligen Freyheit ſeyn, und dahero, wenn ſie auf dem Acker einer Privat-Per- ſon betroffen werden, (denn von Fuͤrſt- lichen Gehegen iſt hieſelbſt keine Frage,) man nicht ſagen kan, daß man auf des Fuͤrſtẽ Ackeꝛ u. Gꝛund-Stuͤcken, (wie vom Fluß geſagt worden,) nichts fangen duͤrf- fe. Denn der Acker gehoͤret dem Eigen- thum nach den Privat-Perſonen, und was man daſelbſt faͤngt, iſt Niemandes. Daher præſumirlich, daß inſonderheit der bey denen von Adel in Teutſchland, weil ſolche ſich allbereits in exercitiis ar- morum finden laſſen, die Jagden auf ih- ren Guͤtern frey exerciret worden, zu- mahl da in dem gemeinen Sachſen-Recht ſich dißfalls das geringſte Verboth nicht findet.
Geſetzt aber, daß nach dem Lehn- Recht die Jagd ausdruͤcklich zu den Re- galien waͤre referiret worden, ſo wuͤrde doch eine Zeit von 30. Jahren genug ſeyn, dergleichen Recht zu acquiriren; als bin- nen welcher Zeit nach dem gemeinen Lehn-Recht gantze Lehn-Guͤter mit al- len ihren Rechten acquirirt werden koͤn- nen.
2. Feud. 26. §. Si quis per 30. annos. Roſenthal. de Feud. cap. 6. Concl. 78. num. 2.
Und wenn man alles genau unterſuchet, ſo iſt kein Geſetz vorhanden, welches zu Erlangung auch der Ober-Jagden eine undenckliche Zeit erfordern ſolte, wie denn der bekante Text in Jure Canonico, Cap. Super quibusdam. 27. X. de Verb. Sign. hiervon keine Meldung thut, ſondern es gehoͤret dieſe Jagd zu den Rechten des
Fiſci,
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[94/0668]
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
ſo fallen ſie doch faſt alle auf dieſes einzi-
ge, daß die Fuͤrſten durch eine undenck-
liche Verjaͤhrung dieſes Recht uͤberkom-
men, wohin in vorigem Seculo anno 1584.
der Chur-Fuͤrſt von Sachſen ſelbſt in ei-
ner Conſtitution ſich beziehen, muͤſſen in
den Worten:
Und aber in Krafft des uͤber viele
undenckliche Zeiten, im gantzen
Roͤmiſchen Reich teutſcher Na-
tion, und anderer Koͤnigreiche
und Landen verjaͤhrten und
hergebrachten Gebrauchs ꝛc.
Wenn nun hierwieder die Unterthanen
auf obigen Grund, ſo wider den Beſitz
der Regalien angefuͤhret, daß die Poſſeſſ,
der das gemeine Recht wiederſtehet, nicht
in Conſideration zu ziehen, und daß der
Mala Fides auch die undenckliche Verjaͤh-
rung verhindere, ſich gruͤnden ſolten,
ſo ſtuͤnde es dahin, wie die undenckliche
Verjaͤhrung wider die Unterthanen in
Puncto des Jagd-Rechts behauptet wer-
den koͤnte. Da nun der Beſitz des Jagd-
Rechts in Anſehung der Unterthanen in
dem gemeinen Recht gegruͤndet, das
Verboth-Recht aber auf Seiten des Fuͤr-
ſten darinnen nicht befindlich, ſo muß da-
hero das Poſſeſſorium des Jagd-Rechts
gantz anders, als das Poſſeſſorium der
andern Regalien, die aus der Landes-
herrlichen Hoheit flieſſen, angeſehen, und
alſo, was von den Rechts-Lehrern von
dem Titul, der mit der Poſſeſſ beſcheini-
get werden muͤſte, behauptet wird, auf
die Ober- und Nieder-Jagden nicht ſo
roh appliciret werden. Und ob gleich
in den meiſten Laͤndern die Ober-Jag-
den nunmehro zu den Regalien referiret
werden, alſo, daß ſich derſelben ordent-
licher Weiſe Niemand ohne Verguͤnſti-
gung des Fuͤrſten anmaaſſen kan, alſo,
daß auch der gemeinen Meynung nach
unter den expreſſe concedirten Jagden
die Ober-Jagden nicht zu verſtehen;
So iſt doch hingegen nicht zu laͤugnen,
daß wenn die Jagden generaliter in den
Lehn-Briefen befindlich, und ein Edel-
mann von mehr als dreyßig und viertzig
Jahren ſich der hohen Jagden mit Vor-
wiſſen des Fuͤrſten oder ſeiner Forſt-Be-
dienten gebrauchet, hieraus eine ſolche
Vermuthung des Tituls entſtehet, wel-
che in Poſſeſſorio zureichend ſeyn muß, in-
dem hieſelbſt das gemeine Recht nicht wi-
der den Beſitzer, ſondern vor ihn mili-
tiret, hiernechſt auch die Zeit von 40. Jah-
ren genung iſt, daß auch die Sachen des
Fiſci und das Regale Fiſci, nemlich das
Jagd-Recht verjaͤhret werden koͤnne.
L. 4. C. de Præſcript. 40. annor.
Und ob man gleich ex Titulo 2. Feud. 56.
Quæ ſint Regalia. das Jagd-Recht zun Re-
galien referiren will, wie denn die mei-
ſten Rechts-Lehrer die Einkuͤnffte der Fi-
ſcherey, davon in erwehntem Lehns-Tex-
te gedacht wird, zu allen Jagd-Sorten,
nemlich des Wildes, und der Voͤgel ex-
tendiret, ſo geſchicht ſolches ohne Grund,
inmaaſſen daſelbſt vorhero die Fluͤſſe zu
den Regalien referiret werden, woraus
ja nichts anders folgen kan, als daß auch
die Einkuͤnffte der Fiſcherey dahin gehoͤ-
ren muͤſſen, allermaaſſen was auf dem
Strohm eines Fuͤrſten iſt, billich auch
dem Fuͤrſten zugeſchrieben wird; Eine
andere Bewandniß aber hat es mit den
wilden Thieren und Voͤgeln, welche in
ihrer voͤlligen Freyheit ſeyn, und dahero,
wenn ſie auf dem Acker einer Privat-Per-
ſon betroffen werden, (denn von Fuͤrſt-
lichen Gehegen iſt hieſelbſt keine Frage,)
man nicht ſagen kan, daß man auf des
Fuͤrſtẽ Ackeꝛ u. Gꝛund-Stuͤcken, (wie vom
Fluß geſagt worden,) nichts fangen duͤrf-
fe. Denn der Acker gehoͤret dem Eigen-
thum nach den Privat-Perſonen, und
was man daſelbſt faͤngt, iſt Niemandes.
Daher præſumirlich, daß inſonderheit
der bey denen von Adel in Teutſchland,
weil ſolche ſich allbereits in exercitiis ar-
morum finden laſſen, die Jagden auf ih-
ren Guͤtern frey exerciret worden, zu-
mahl da in dem gemeinen Sachſen-Recht
ſich dißfalls das geringſte Verboth nicht
findet.
Geſetzt aber, daß nach dem Lehn-
Recht die Jagd ausdruͤcklich zu den Re-
galien waͤre referiret worden, ſo wuͤrde
doch eine Zeit von 30. Jahren genug ſeyn,
dergleichen Recht zu acquiriren; als bin-
nen welcher Zeit nach dem gemeinen
Lehn-Recht gantze Lehn-Guͤter mit al-
len ihren Rechten acquirirt werden koͤn-
nen.
2. Feud. 26. §. Si quis per 30. annos.
Roſenthal. de Feud. cap. 6. Concl. 78.
num. 2.
Und wenn man alles genau unterſuchet,
ſo iſt kein Geſetz vorhanden, welches zu
Erlangung auch der Ober-Jagden eine
undenckliche Zeit erfordern ſolte, wie
denn der bekante Text in Jure Canonico,
Cap. Super quibusdam. 27. X. de Verb. Sign.
hiervon keine Meldung thut, ſondern es
gehoͤret dieſe Jagd zu den Rechten des
Fiſci,
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/668>, abgerufen am 16.07.2024.
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