Des Andern Th. 2. C. von Versammlung wilder Thier durch die Music.
[Spaltenumbruch]
§. 2.
Es sey mit diesen alten Geschich- ten beschaffen wie es wolle, ich will da- von dem geneigten Leser erzehlen, was ich aus eigener Erfahrung versichern kan. Jch habe in dem Thier-Garten meines hiesigen in der Nieder-Laußnitz ohnweit Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes Weissack, allerhand roth Wildpräth als Hirsche, und Thiere nach und nach, mit der Zeit, Gedult und viel Mühe so gewöhnet, daß sie, wenn ich das Waldhorn geblasen, von allen Orten her über Berg und Thal zusam- men gelauffen, ungeachtet sie von Pür- schen einige mahl scheu gemacht worden. Sie versammleten sich alle in einen Troupp auf ein zehen biß zwölff Schritte meines Jagd-Hauses, ob ich ihnen auch gleich kein ergötzlich Futter an Eicheln, wilden Obste u. d. g. vorschütten lassen. Sie tha- ten dieses des Tages so offt, als geblasen wurde, und blieben so lange stehen, biß man sie weg trieb. Sonsten werden durch die Gewohnheit der Fütterung die wilden so wohl angekörnt, als die zah- men, und die Kälber von den Alten zu- gleich hierzu angeführt, daß sie hierinnen gantz naturalisirt werden. Es ist auch sonderlich bey dem roth Wildpräth noto- risch, daß sie, wenn die Fuhrleute mit ihren Peitschen klatschen, oder ihren Pferden zuruffen, oder die Reisenden ein Morgen-Lied singen, gantz nahe sich bey dem Wagen einstellen, und aus Neu- gierigkeit zusehen und zuhören wollen, was da vorgehet.
§. 3.
Jch hab auch erfahren, daß, als sich das Wildpräth in meinem Thier-Gar- ten allzusehr überhäufft, und ich ein 10. biß 12. Stück in die Heide heraus gelas- sen, indem ich keines schiessen wolte, da- mit ich die andern nicht scheu machte, sich dennoch dieser Troupp mit dem andern Wilde conjungiret, und des Winters bey meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn nach Gewohnheit eingestellet. Die wil- den Sauen hab ich ebenfalls in einem absonderlich vermachten Sau-Garten mit einem Rüden-Horn zusammen ge- blasen, welche auch gekommen. Die Hasen bab ich in dem Gehäge, sonder- lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl und Rüben dergestalt gekörnet, daß sie, wenn ich zu bestimmter Zeit mit einer Qver-Pfeiffe ein besonder Stücklein hell und laut pfeiffen lassen, sie sich alle ver- sammlet.
§. 4.
Einige wollen behaupten, die [Spaltenumbruch]
Fische im Wasser hätten kein Gehör; Jch kan aber das Contrarium bezeugen. Denn ich habe die Forellen in einem Hälter zur Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Jä- ger eine Tafel-Glocke geläutet, sie nebst denen Karpfen im Schloß-Graben herzu geschwummen gekommen, jedoch musten sie gefüttert werden. Die Liebhaber der Tauben können gleichfalls bezeugen, daß die Tauben, ob sie gleich von dem Habicht gescheuchet, zustreuet in der Lufft herum fliegen, sie dennoch durch das Pfeiffen, das mit dem Munde bey ihre Fütterung geschicht, herbey gelockt werden. Daß die Bienen bey dem Klang eines Kessels oder meßingenen Beckens sich am füglichsten anlegen, ist den Hauß-Wirthen bekandt.
Das 3. Capitel/ Von der Sympathie und Antipathie allerhand Geschöpffe unter einander.
§. 1.
Die Wörter Sympathie und Antipa- thie werden allerhand Geschöpffen untereinander zugeschrieben. Also sollen die Planeten an dem Himmel, welchen von den Alten nach ihrem eigenen Gut- düncken die Nahmen der Heydnischen Götter beygelegt worden, über mancher- ley Thiere und Pflantzen aus der Sym- pathie die Ober-Herrschafft ausüben. Saturnus soll seinen Einfluß mittheilen den Löwen, Schweinen, Eseln, Wölf fen, Katzen, Hasen, Straussen, Kra- nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen, Maulwürfen, Mäusen, Kröten, Scor- pionen, Fliegen, Käfer, und andern Thieren, die des Nachts herum schwär- men. Unter den Gewächsen soll er die Holunder-Sträucher, die Eichen, Ahor- nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy- pressen, Seven-Bäume, Lorber-Bäu- me, Linden, Eben-Bäume, wilde Rosen, Oliven, Castanien-Bäume, Johannis- Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. s. weiter beherrschen. Der Mars soll fol- gende Thiere und Gewächse besitzen, als die Löwen, Pferde, Stiere, Maul-Esel, wilden Schweine, Wölffe, Stachel- Schweine, Habichte, Hühner, Geyer, Hähne, und andere mehr, welche wilder und räuberischer Art sind, und mit krum- men Schnäbeln und Klauen gezeichnet. Ferner den Terpentin-Baum, den Ma- stix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn,
Wald-
M 2
Des Andern Th. 2. C. von Verſam̃lung wilder Thier durch die Muſic.
[Spaltenumbruch]
§. 2.
Es ſey mit dieſen alten Geſchich- ten beſchaffen wie es wolle, ich will da- von dem geneigten Leſer erzehlen, was ich aus eigener Erfahrung verſichern kan. Jch habe in dem Thier-Garten meines hieſigen in der Nieder-Laußnitz ohnweit Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes Weiſſack, allerhand roth Wildpraͤth als Hirſche, und Thiere nach und nach, mit der Zeit, Gedult und viel Muͤhe ſo gewoͤhnet, daß ſie, wenn ich das Waldhorn geblaſen, von allen Orten her uͤber Berg und Thal zuſam- men gelauffen, ungeachtet ſie von Puͤr- ſchen einige mahl ſcheu gemacht worden. Sie verſam̃leten ſich alle in einen Troupp auf ein zehen biß zwoͤlff Schritte meines Jagd-Hauſes, ob ich ihnen auch gleich kein ergoͤtzlich Futter an Eicheln, wilden Obſte u. d. g. vorſchuͤtten laſſen. Sie tha- ten dieſes des Tages ſo offt, als geblaſen wurde, und blieben ſo lange ſtehen, biß man ſie weg trieb. Sonſten werden durch die Gewohnheit der Fuͤtterung die wilden ſo wohl angekoͤrnt, als die zah- men, und die Kaͤlber von den Alten zu- gleich hierzu angefuͤhrt, daß ſie hierinnen gantz naturaliſirt werden. Es iſt auch ſonderlich bey dem roth Wildpraͤth noto- riſch, daß ſie, wenn die Fuhrleute mit ihren Peitſchen klatſchen, oder ihren Pferden zuruffen, oder die Reiſenden ein Morgen-Lied ſingen, gantz nahe ſich bey dem Wagen einſtellen, und aus Neu- gierigkeit zuſehen und zuhoͤren wollen, was da vorgehet.
§. 3.
Jch hab auch erfahren, daß, als ſich das Wildpraͤth in meinem Thier-Gar- ten allzuſehr uͤberhaͤufft, und ich ein 10. biß 12. Stuͤck in die Heide heraus gelaſ- ſen, indem ich keines ſchieſſen wolte, da- mit ich die andern nicht ſcheu machte, ſich dennoch dieſer Troupp mit dem andern Wilde conjungiret, und des Winters bey meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn nach Gewohnheit eingeſtellet. Die wil- den Sauen hab ich ebenfalls in einem abſonderlich vermachten Sau-Garten mit einem Ruͤden-Horn zuſammen ge- blaſen, welche auch gekommen. Die Haſen bab ich in dem Gehaͤge, ſonder- lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl und Ruͤben dergeſtalt gekoͤrnet, daß ſie, wenn ich zu beſtimmter Zeit mit einer Qver-Pfeiffe ein beſonder Stuͤcklein hell und laut pfeiffen laſſen, ſie ſich alle ver- ſammlet.
§. 4.
Einige wollen behaupten, die [Spaltenumbruch]
Fiſche im Waſſer haͤtten kein Gehoͤr; Jch kan aber das Contrarium bezeugen. Deñ ich habe die Forellen in einem Haͤlter zur Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Jaͤ- ger eine Tafel-Glocke gelaͤutet, ſie nebſt denen Karpfen im Schloß-Graben herzu geſchwummen gekommen, jedoch muſten ſie gefuͤttert werden. Die Liebhaber der Tauben koͤnnen gleichfalls bezeugen, daß die Tauben, ob ſie gleich von dem Habicht geſcheuchet, zuſtreuet in der Lufft herum fliegen, ſie dennoch durch das Pfeiffen, das mit dem Munde bey ihre Fuͤtterung geſchicht, herbey gelockt werden. Daß die Bienen bey dem Klang eines Keſſels oder meßingenen Beckens ſich am fuͤglichſten anlegen, iſt den Hauß-Wirthen bekandt.
Das 3. Capitel/ Von der Sympathie und Antipathie allerhand Geſchoͤpffe unter einander.
§. 1.
Die Woͤrter Sympathie und Antipa- thie werden allerhand Geſchoͤpffen untereinander zugeſchrieben. Alſo ſollen die Planeten an dem Himmel, welchen von den Alten nach ihrem eigenen Gut- duͤncken die Nahmen der Heydniſchen Goͤtter beygelegt worden, uͤber mancher- ley Thiere und Pflantzen aus der Sym- pathie die Ober-Herrſchafft ausuͤben. Saturnus ſoll ſeinen Einfluß mittheilen den Loͤwen, Schweinen, Eſeln, Woͤlf fen, Katzen, Haſen, Strauſſen, Kra- nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen, Maulwuͤrfen, Maͤuſen, Kroͤten, Scor- pionen, Fliegen, Kaͤfer, und andern Thieren, die des Nachts herum ſchwaͤr- men. Unter den Gewaͤchſen ſoll er die Holunder-Straͤucher, die Eichen, Ahor- nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy- preſſen, Seven-Baͤume, Lorber-Baͤu- me, Linden, Eben-Baͤume, wilde Roſen, Oliven, Caſtanien-Baͤume, Johannis- Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. ſ. weiter beherrſchen. Der Mars ſoll fol- gende Thiere und Gewaͤchſe beſitzen, als die Loͤwen, Pferde, Stiere, Maul-Eſel, wilden Schweine, Woͤlffe, Stachel- Schweine, Habichte, Huͤhner, Geyer, Haͤhne, und andere mehr, welche wilder und raͤuberiſcher Art ſind, und mit krum- men Schnaͤbeln und Klauen gezeichnet. Ferner den Terpentin-Baum, den Ma- ſtix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn,
Wald-
M 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0155"n="91"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Andern Th. 2. C. von Verſam̃lung wilder Thier durch die Muſic.</hi></fw><lb/><cb/></div><divn="3"><head>§. 2.</head><p>Es ſey mit dieſen alten Geſchich-<lb/>
ten beſchaffen wie es wolle, ich will da-<lb/>
von dem geneigten Leſer erzehlen, was<lb/>
ich aus eigener Erfahrung verſichern kan.<lb/>
Jch habe in dem Thier-Garten meines<lb/>
hieſigen in der Nieder-Laußnitz ohnweit<lb/>
Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes<lb/>
Weiſſack, allerhand roth Wildpraͤth<lb/>
als Hirſche, und Thiere nach und<lb/>
nach, mit der Zeit, Gedult und<lb/>
viel Muͤhe ſo gewoͤhnet, daß ſie, wenn<lb/>
ich das Waldhorn geblaſen, von allen<lb/>
Orten her uͤber Berg und Thal zuſam-<lb/>
men gelauffen, ungeachtet ſie von Puͤr-<lb/>ſchen einige mahl ſcheu gemacht worden.<lb/>
Sie verſam̃leten ſich alle in einen Troupp<lb/>
auf ein zehen biß zwoͤlff Schritte meines<lb/>
Jagd-Hauſes, ob ich ihnen auch gleich<lb/>
kein ergoͤtzlich Futter an Eicheln, wilden<lb/>
Obſte u. d. g. vorſchuͤtten laſſen. Sie tha-<lb/>
ten dieſes des Tages ſo offt, als geblaſen<lb/>
wurde, und blieben ſo lange ſtehen, biß<lb/>
man ſie weg trieb. Sonſten werden<lb/>
durch die Gewohnheit der Fuͤtterung die<lb/>
wilden ſo wohl angekoͤrnt, als die zah-<lb/>
men, und die Kaͤlber von den Alten zu-<lb/>
gleich hierzu angefuͤhrt, daß ſie hierinnen<lb/>
gantz <hirendition="#aq">naturaliſi</hi>rt werden. Es iſt auch<lb/>ſonderlich bey dem roth Wildpraͤth <hirendition="#aq">noto-</hi><lb/>
riſch, daß ſie, wenn die Fuhrleute mit<lb/>
ihren Peitſchen klatſchen, oder ihren<lb/>
Pferden zuruffen, oder die Reiſenden<lb/>
ein Morgen-Lied ſingen, gantz nahe ſich<lb/>
bey dem Wagen einſtellen, und aus Neu-<lb/>
gierigkeit zuſehen und zuhoͤren wollen,<lb/>
was da vorgehet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><p>Jch hab auch erfahren, daß, als<lb/>ſich das Wildpraͤth in meinem Thier-Gar-<lb/>
ten allzuſehr uͤberhaͤufft, und ich ein 10.<lb/>
biß 12. Stuͤck in die Heide heraus gelaſ-<lb/>ſen, indem ich keines ſchieſſen wolte, da-<lb/>
mit ich die andern nicht ſcheu machte, ſich<lb/>
dennoch dieſer Troupp mit dem andern<lb/>
Wilde <hirendition="#aq">conjungi</hi>ret, und des Winters bey<lb/>
meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn<lb/>
nach Gewohnheit eingeſtellet. Die wil-<lb/>
den Sauen hab ich ebenfalls in einem<lb/>
abſonderlich vermachten Sau-Garten<lb/>
mit einem Ruͤden-Horn zuſammen ge-<lb/>
blaſen, welche auch gekommen. Die<lb/>
Haſen bab ich in dem Gehaͤge, ſonder-<lb/>
lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl<lb/>
und Ruͤben dergeſtalt gekoͤrnet, daß ſie,<lb/>
wenn ich zu beſtimmter Zeit mit einer<lb/>
Qver-Pfeiffe ein beſonder Stuͤcklein hell<lb/>
und laut pfeiffen laſſen, ſie ſich alle ver-<lb/>ſammlet.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Einige wollen behaupten, die<lb/><cb/>
Fiſche im Waſſer haͤtten kein Gehoͤr; Jch<lb/>
kan aber das <hirendition="#aq">Contrarium</hi> bezeugen. Deñ<lb/>
ich habe die Forellen in einem Haͤlter zur<lb/>
Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Jaͤ-<lb/>
ger eine Tafel-Glocke gelaͤutet, ſie nebſt<lb/>
denen Karpfen im Schloß-Graben herzu<lb/>
geſchwummen gekommen, jedoch muſten<lb/>ſie gefuͤttert werden. Die Liebhaber der<lb/>
Tauben koͤnnen gleichfalls bezeugen, daß<lb/>
die Tauben, ob ſie gleich von dem Habicht<lb/>
geſcheuchet, zuſtreuet in der Lufft herum<lb/>
fliegen, ſie dennoch durch das Pfeiffen,<lb/>
das mit dem Munde bey ihre Fuͤtterung<lb/>
geſchicht, herbey gelockt werden. Daß die<lb/>
Bienen bey dem Klang eines Keſſels oder<lb/>
meßingenen Beckens ſich am fuͤglichſten<lb/>
anlegen, iſt den Hauß-Wirthen bekandt.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 3. Capitel/<lb/>
Von der <hirendition="#aq">Sympathie</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Antipathie</hi> allerhand Geſchoͤpffe<lb/>
unter einander.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Woͤrter <hirendition="#aq">Sympathie</hi> und <hirendition="#aq">Antipa-<lb/>
thie</hi> werden allerhand Geſchoͤpffen<lb/>
untereinander zugeſchrieben. Alſo ſollen<lb/>
die Planeten an dem Himmel, welchen<lb/>
von den Alten nach ihrem eigenen Gut-<lb/>
duͤncken die Nahmen der Heydniſchen<lb/>
Goͤtter beygelegt worden, uͤber mancher-<lb/>
ley Thiere und Pflantzen aus der <hirendition="#aq">Sym-<lb/>
pathie</hi> die Ober-Herrſchafft ausuͤben.<lb/><hirendition="#aq">Saturnus</hi>ſoll ſeinen Einfluß mittheilen<lb/>
den Loͤwen, Schweinen, Eſeln, Woͤlf<lb/>
fen, Katzen, Haſen, Strauſſen, Kra-<lb/>
nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen,<lb/>
Maulwuͤrfen, Maͤuſen, Kroͤten, Scor-<lb/>
pionen, Fliegen, Kaͤfer, und andern<lb/>
Thieren, die des Nachts herum ſchwaͤr-<lb/>
men. Unter den Gewaͤchſen ſoll er die<lb/>
Holunder-Straͤucher, die Eichen, Ahor-<lb/>
nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy-<lb/>
preſſen, Seven-Baͤume, Lorber-Baͤu-<lb/>
me, Linden, Eben-Baͤume, wilde Roſen,<lb/>
Oliven, Caſtanien-Baͤume, Johannis-<lb/>
Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. ſ.<lb/>
weiter beherrſchen. Der <hirendition="#aq">Mars</hi>ſoll fol-<lb/>
gende Thiere und Gewaͤchſe beſitzen, als<lb/>
die Loͤwen, Pferde, Stiere, Maul-Eſel,<lb/>
wilden Schweine, Woͤlffe, Stachel-<lb/>
Schweine, Habichte, Huͤhner, Geyer,<lb/>
Haͤhne, und andere mehr, welche wilder<lb/>
und raͤuberiſcher Art ſind, und mit krum-<lb/>
men Schnaͤbeln und Klauen gezeichnet.<lb/>
Ferner den Terpentin-Baum, den Ma-<lb/>ſtix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Wald-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[91/0155]
Des Andern Th. 2. C. von Verſam̃lung wilder Thier durch die Muſic.
§. 2. Es ſey mit dieſen alten Geſchich-
ten beſchaffen wie es wolle, ich will da-
von dem geneigten Leſer erzehlen, was
ich aus eigener Erfahrung verſichern kan.
Jch habe in dem Thier-Garten meines
hieſigen in der Nieder-Laußnitz ohnweit
Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes
Weiſſack, allerhand roth Wildpraͤth
als Hirſche, und Thiere nach und
nach, mit der Zeit, Gedult und
viel Muͤhe ſo gewoͤhnet, daß ſie, wenn
ich das Waldhorn geblaſen, von allen
Orten her uͤber Berg und Thal zuſam-
men gelauffen, ungeachtet ſie von Puͤr-
ſchen einige mahl ſcheu gemacht worden.
Sie verſam̃leten ſich alle in einen Troupp
auf ein zehen biß zwoͤlff Schritte meines
Jagd-Hauſes, ob ich ihnen auch gleich
kein ergoͤtzlich Futter an Eicheln, wilden
Obſte u. d. g. vorſchuͤtten laſſen. Sie tha-
ten dieſes des Tages ſo offt, als geblaſen
wurde, und blieben ſo lange ſtehen, biß
man ſie weg trieb. Sonſten werden
durch die Gewohnheit der Fuͤtterung die
wilden ſo wohl angekoͤrnt, als die zah-
men, und die Kaͤlber von den Alten zu-
gleich hierzu angefuͤhrt, daß ſie hierinnen
gantz naturaliſirt werden. Es iſt auch
ſonderlich bey dem roth Wildpraͤth noto-
riſch, daß ſie, wenn die Fuhrleute mit
ihren Peitſchen klatſchen, oder ihren
Pferden zuruffen, oder die Reiſenden
ein Morgen-Lied ſingen, gantz nahe ſich
bey dem Wagen einſtellen, und aus Neu-
gierigkeit zuſehen und zuhoͤren wollen,
was da vorgehet.
§. 3. Jch hab auch erfahren, daß, als
ſich das Wildpraͤth in meinem Thier-Gar-
ten allzuſehr uͤberhaͤufft, und ich ein 10.
biß 12. Stuͤck in die Heide heraus gelaſ-
ſen, indem ich keines ſchieſſen wolte, da-
mit ich die andern nicht ſcheu machte, ſich
dennoch dieſer Troupp mit dem andern
Wilde conjungiret, und des Winters bey
meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn
nach Gewohnheit eingeſtellet. Die wil-
den Sauen hab ich ebenfalls in einem
abſonderlich vermachten Sau-Garten
mit einem Ruͤden-Horn zuſammen ge-
blaſen, welche auch gekommen. Die
Haſen bab ich in dem Gehaͤge, ſonder-
lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl
und Ruͤben dergeſtalt gekoͤrnet, daß ſie,
wenn ich zu beſtimmter Zeit mit einer
Qver-Pfeiffe ein beſonder Stuͤcklein hell
und laut pfeiffen laſſen, ſie ſich alle ver-
ſammlet.
§. 4. Einige wollen behaupten, die
Fiſche im Waſſer haͤtten kein Gehoͤr; Jch
kan aber das Contrarium bezeugen. Deñ
ich habe die Forellen in einem Haͤlter zur
Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Jaͤ-
ger eine Tafel-Glocke gelaͤutet, ſie nebſt
denen Karpfen im Schloß-Graben herzu
geſchwummen gekommen, jedoch muſten
ſie gefuͤttert werden. Die Liebhaber der
Tauben koͤnnen gleichfalls bezeugen, daß
die Tauben, ob ſie gleich von dem Habicht
geſcheuchet, zuſtreuet in der Lufft herum
fliegen, ſie dennoch durch das Pfeiffen,
das mit dem Munde bey ihre Fuͤtterung
geſchicht, herbey gelockt werden. Daß die
Bienen bey dem Klang eines Keſſels oder
meßingenen Beckens ſich am fuͤglichſten
anlegen, iſt den Hauß-Wirthen bekandt.
Das 3. Capitel/
Von der Sympathie und
Antipathie allerhand Geſchoͤpffe
unter einander.
§. 1.
Die Woͤrter Sympathie und Antipa-
thie werden allerhand Geſchoͤpffen
untereinander zugeſchrieben. Alſo ſollen
die Planeten an dem Himmel, welchen
von den Alten nach ihrem eigenen Gut-
duͤncken die Nahmen der Heydniſchen
Goͤtter beygelegt worden, uͤber mancher-
ley Thiere und Pflantzen aus der Sym-
pathie die Ober-Herrſchafft ausuͤben.
Saturnus ſoll ſeinen Einfluß mittheilen
den Loͤwen, Schweinen, Eſeln, Woͤlf
fen, Katzen, Haſen, Strauſſen, Kra-
nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen,
Maulwuͤrfen, Maͤuſen, Kroͤten, Scor-
pionen, Fliegen, Kaͤfer, und andern
Thieren, die des Nachts herum ſchwaͤr-
men. Unter den Gewaͤchſen ſoll er die
Holunder-Straͤucher, die Eichen, Ahor-
nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy-
preſſen, Seven-Baͤume, Lorber-Baͤu-
me, Linden, Eben-Baͤume, wilde Roſen,
Oliven, Caſtanien-Baͤume, Johannis-
Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. ſ.
weiter beherrſchen. Der Mars ſoll fol-
gende Thiere und Gewaͤchſe beſitzen, als
die Loͤwen, Pferde, Stiere, Maul-Eſel,
wilden Schweine, Woͤlffe, Stachel-
Schweine, Habichte, Huͤhner, Geyer,
Haͤhne, und andere mehr, welche wilder
und raͤuberiſcher Art ſind, und mit krum-
men Schnaͤbeln und Klauen gezeichnet.
Ferner den Terpentin-Baum, den Ma-
ſtix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn,
Wald-
M 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/155>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.