Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 33. Capitel/ von dem Vogel-Haus. [Spaltenumbruch]
lein verharren, sondern durch die Tesahineinspielend so lange hin und wieder flie- gen, biß sie auf die Richt-Stäblein oder Leim-Ruthen kommen, also, daß wenig Vögel, die sich auf einmahl hinein bege- ben, wieder davon heraus kommen, son- dern die meisten gefangen werden; im- massen man offt bey gutem Strich gantze Hüthe voll aufzuheben hat, die man in der Eil samt den Leim-Rüthlein aufhe- bet, damit der Hütte zueilet, die Leim- Rüthlein nur durch die Finger ziehet, die daran hangenden Federn abstreifft, und so lange sie brauchbar, wieder in die Leim- Taschen hinein leget, und erfrischet. §. 13. Die Leim-Taschen sind am be- §. 14. D. Olina gedencket auch in sei- Das 33. Capitel/ Von dem Vogel-Haus. §. 1. Solten wir der alten Römer kostbar §. 2. Will man ein gewiß Vogel-Haus Haus B b (Anderer Haupt-Theil.)
Des Dritten Theils 33. Capitel/ von dem Vogel-Haus. [Spaltenumbruch]
lein verharren, ſondern durch die Teſahineinſpielend ſo lange hin und wieder flie- gen, biß ſie auf die Richt-Staͤblein oder Leim-Ruthen kommen, alſo, daß wenig Voͤgel, die ſich auf einmahl hinein bege- ben, wieder davon heraus kommen, ſon- dern die meiſten gefangen werden; im- maſſen man offt bey gutem Strich gantze Huͤthe voll aufzuheben hat, die man in der Eil ſamt den Leim-Ruͤthlein aufhe- bet, damit der Huͤtte zueilet, die Leim- Ruͤthlein nur durch die Finger ziehet, die daran hangenden Federn abſtreifft, und ſo lange ſie brauchbar, wieder in die Leim- Taſchen hinein leget, und erfriſchet. §. 13. Die Leim-Taſchen ſind am be- §. 14. D. Olina gedencket auch in ſei- Das 33. Capitel/ Von dem Vogel-Haus. §. 1. Solten wir der alten Roͤmer koſtbar §. 2. Will man ein gewiß Vogel-Haus Haus B b (Anderer Haupt-Theil.)
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Der Leim muß, nachdem die<lb/> Witterung iſt, ſtaͤrcker oder gelinder an-<lb/> gemacht ſeyn. Die Ruͤthlein werden for-<lb/> ne, wo man ſie einſteckt, eine Forder-<lb/> Spanne unbeleimt gelaſſen, deſto beſſer<lb/> damit umzugehen. Man muß ſie fein<lb/> gleich in die Leim-Taſchen legen, ſolche<lb/> ſcharff binden, daß ſie im Herausziehen<lb/> nicht verruͤckt, ſondern ſo bald man ſie<lb/> heraus haben will, fein gedrehet, und<lb/> wohl beleimt herfuͤr gehen. Sind einem<lb/> die Haͤnde vom Leim bekleckt, muß man<lb/> einen oder den andern Vogel ein wenig<lb/> rupffen, ſo wird ſich denn der Leim an die<lb/> Federn legen. Will aber der Leim noch<lb/> nicht abgehen, ſo nimmt man Kleyen o-<lb/> der Aſche vom Herde, und waͤſcht ſich da-<lb/> mit die Haͤnde, ſo gehet er hernach gantz<lb/> und gar ab. 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Des Dritten Theils 33. Capitel/ von dem Vogel-Haus.
lein verharren, ſondern durch die Teſa
hineinſpielend ſo lange hin und wieder flie-
gen, biß ſie auf die Richt-Staͤblein oder
Leim-Ruthen kommen, alſo, daß wenig
Voͤgel, die ſich auf einmahl hinein bege-
ben, wieder davon heraus kommen, ſon-
dern die meiſten gefangen werden; im-
maſſen man offt bey gutem Strich gantze
Huͤthe voll aufzuheben hat, die man in
der Eil ſamt den Leim-Ruͤthlein aufhe-
bet, damit der Huͤtte zueilet, die Leim-
Ruͤthlein nur durch die Finger ziehet, die
daran hangenden Federn abſtreifft, und
ſo lange ſie brauchbar, wieder in die Leim-
Taſchen hinein leget, und erfriſchet.
§. 13. Die Leim-Taſchen ſind am be-
ſten, wenn ſie aus ungearbeiteten Kalbs-
und Hammels-Haͤuten zubereitet, ie-
doch muß die rauche Seite heraus bleiben.
Man hat deren auf einer Teſa wenigſtens
zwey biß drey von noͤthen, damit, wenn
viel Ruͤthlein durch den Vogel-Fang ge-
fallen, und die Richt-Staͤblein ſehr da-
von entbloͤſſet ſtehen, ihrer zwey oder drey
neben einander gehen und richten helffen
moͤgen. Der Leim muß, nachdem die
Witterung iſt, ſtaͤrcker oder gelinder an-
gemacht ſeyn. Die Ruͤthlein werden for-
ne, wo man ſie einſteckt, eine Forder-
Spanne unbeleimt gelaſſen, deſto beſſer
damit umzugehen. Man muß ſie fein
gleich in die Leim-Taſchen legen, ſolche
ſcharff binden, daß ſie im Herausziehen
nicht verruͤckt, ſondern ſo bald man ſie
heraus haben will, fein gedrehet, und
wohl beleimt herfuͤr gehen. Sind einem
die Haͤnde vom Leim bekleckt, muß man
einen oder den andern Vogel ein wenig
rupffen, ſo wird ſich denn der Leim an die
Federn legen. Will aber der Leim noch
nicht abgehen, ſo nimmt man Kleyen o-
der Aſche vom Herde, und waͤſcht ſich da-
mit die Haͤnde, ſo gehet er hernach gantz
und gar ab. Wer dieſes Weydewerck
recht einrichten will, thut am beſten, wenn
er von Trieſt, oder aus Friaul, und der
Gegenden einen erfahrnen Vogelfaͤnger
verſchreiben laͤßt, der dieſes alles, was hier
angezeiget, recht anſtellen und einlegen
koͤnne.
§. 14. D. Olina gedencket auch in ſei-
ner Uccelliéra dieſes Weydewercks fol.
63. Er haͤlt zwar die runde Teſa vor die
beſte, doch giebt er auch eine viereckigte
an, die in der Mitten und an allen vier
Ecken abſonderliche Huͤtten hat, und oben
darauf ein kleines von Laub geflochtenes
und erhoͤhetes Thuͤrmlein, darinnen ſich
der Weydemann deſto beſſer umſehen, die
anſtreichenden Voͤgel beobachten, und die
Locker durch die Eule oder Kaͤutzlein deſto
mehr in ihrem Ruff und Geſchrey wie-
derholend machen kan; im uͤbrigen iſt ſie
unſerer Teſa gantz gleich zu halten. Weil
die Zeit in allen Sachen eine mehrere Er-
fahrung und Verbeſſerung mit ſich brin-
get, ſo iſt auch dieſe aͤltere Invention Zwei-
fels ohne durch unſere vorher angewieſe-
ne Teſa zu einer groͤſſern Vollkommen-
heit gebracht worden.
Das 33. Capitel/
Von dem Vogel-Haus.
§. 1.
Solten wir der alten Roͤmer koſtbar
erbauten Aviaria betrachten, darin-
nen ſie Gevoͤgel von mancherley Sorten,
allerley rare Phaſianen, Rebhuͤhner,
wilde Tauben, Krammets-Voͤgel, und
dergleichen, mit groſſen Unkoſten aufbe-
hielten und erzogen, ſo wuͤrden wir uns
gewißlich hoch daruͤber zu bewundern Ur-
ſache haben. Solten wir aber dieſen Bau
imitiren, ſo wuͤrden gewißlich der wenig-
ſten ihre Beutel zu dergleichen Gebaͤude
zureichend ſeyn. Es wuͤrden aber auch
dieſes gewißlich unnoͤthige Unkoſten ſeyn,
ſie wuͤrden keinen andern Nutzen haben,
als daß man das Geſichte mit den man-
cherley buntſcheckigten und artig colorir-
ten Voͤgeln, das Gehoͤr aber mit den man-
cherley lieblichen Thonen, zumahl bey der
angehenden Fruͤhlings-Zeit, die ſie in ei-
nem angenehmen Concert mit einander
vermiſchen wuͤrden, delectiren thaͤte.
§. 2. Will man ein gewiß Vogel-Haus
anlegen, ſo wird ein Platz erfordert, der
mit allerhand in einander gewachſenen
Baͤumen eingeſchloſſen, uͤber dieſe Baͤu-
me wird ein von Zimmerwerck gemachtes
Gebaͤude angelegt, und darauf ein hohles
Dach gemacht, alſo, daß die Baͤume gantz
frey darunter und unanſtoͤßig bleiben.
Die Ausladungen des Gebaͤudes, oder die
Oeffnungen zwiſchen dem Gemaͤuer, wer-
den mit ſtarckem Drat vermacht, der wie
ein Netz in einander geflochten, damit das
Licht, die Sonne, und die Lufft allenthal-
ben frey und unaufgehalten durchdrin-
gen moͤge. Kan man eine lebendige Qvel-
le, oder durchflieſſend Baͤchlein darinnen
haben, ſo iſt es deſto beſſer, wo nicht, ſo
macht man ein Behaͤltniß, darinnen man
das friſche Waſſer verwahret. Jn dieſes
Haus
B b (Anderer Haupt-Theil.)
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