[Spaltenumbruch]
und gehören ihrer Delicatesse wegen mit zur Hohen-Jagd.
§. 17.
An den Trappen ist dieses son- derlich remarquabel, daß sie, wenn sie Ler- chen, oder andere kleine Vögel, auch Hüh- ner- und Wachtel-Bruthen gewahr wer- den, diese Jungen, wenn sie erstlich aus- kommen sind, gantz verschlucken, und zu schanden machen sollen. Welches zwar nicht sowohl an den wilden zu mercken möglich, als daß man an zahmen wahr- genommen, daß, wenn selbige zu jungen Küchlein oder Enten kommen können, sie mit ihnen solcher gestalt verfahren. Und dieses macht einen solchen Raub daher desto wahrscheinlicher, weil der Trappe mit sei- nem Magen nicht wie eine Ganß oder Calekutscher Hahn gestaltet ist, sondern es hat derselbe einen von Haut formirten Magen, wie ein Raub-Thier. Sie legen ihre Bruth oder Eyer gemeiniglich in das im Früh-Jahr bestellte Hafer-Feld, und zwar suchen sie gerne solche Hangen, wel- che von den Passagen und Wegen entfer- net sind, bodeln nur eine unvermerckte Grube in die Erden, und legen solche ihre Eyer auf den blossen Erdboden, haben niemahls mehr als zwey Eyer, welche weißgelbe, und in der Grösse einem wel- schen Huhn- und Ganse-Ey gleich sind. Es ist sonderlich an ihm wohl zu mercken, daß er, unerachtet er sonst ein ungemein scheuer Vogel ist, dennoch auf seiner Bruth sehr feste sitzet; wenn er aber da- von aufzustehen forciret wird, läßt er sei- ne Bruth nicht mehr an diesem Ort, son- dern trägt selbige, vermuthlich unter den Flügeln, oder mit dem krummen Halse, hundert, auch weniger oder mehr Schrit- te fort, und brütet alsdenn derselbige, wenn er nicht weiter geschreckt wird, solche nach vier wöchentlicher Frist aus, und führet sie, so bald sie fortkommen können, in das Geträide in Sicherheit.
Von den Wachteln.
§. 18.
Die Wachteln sind zwar etwas kleiner, als das Reb-Huhn, sonsten aber fast geartet, als wie dasselbe, indem sie sich auch verbergen, und unter dem Ge- sträuch dergestalt verkriechen können, daß offtmahls kein Hund dieselben finden mag. Sie sind sehr geile Vögel, und zwar dergestalt, wie man offtmahls wahr- genommen, daß dieselben, wenn sie mit der Wachtel-Pfeiffe in das Garn gelo- cket werden, aus Begierde, wenn sie an eine Kröte kommen, dieselbe als das Huhn [Spaltenumbruch]
getreten haben. Sie ziehen zur Herbst-Zeit hinweg, und zwar des Nachts, nachdem sich dieselben so fett genehret, daß sie davor kaum fliegen mögen. Es wollen viel Leu- te die Wachteln wegen ihrer grossen Geil- heit nicht essen, andere aber ziehen sie noch weit den Reb-Hühnern vor, und halten sie vor eine sehr grosse Delicatesse, indem sie in den besten Weitzen-Feldern ihre Nahrung suchen, und über die massen fett sind. Jm Frühling, wenn sie wieder- kommen, sind die Wachteln mager, her- nach aber fressen sie sich wieder auf, und alsdenn sind auch die Jungen sehr deli- cat; im Herbst werden sie am fettesten. Sie werden wie die Reb-Hühner gebra- ten, da sie am besten sind, oder auch in die Pasteten eingeschlagen.
Von Lerchen.
§. 19.
Die Lerchen sind bekandt ge- nung, und werden sie unter andern in die Tage-Lerchen und in die Nacht-Ler- chen eingetheilet. Diese sind die delica- testen. Es werden dieselben sonderlich in dem Stifft Merseburg, in dem Weissen- felsischen Gebiethe, und um Leipzig her- um gefangen, und in der Leipziger Mi- chaelis-Messe mit grossem Vortheil ver- kaufft, und von Fremden und Einheimi- schen mit gutem Appetit verzehret. Sie werden auf dem Rost gebraten, mit Speck beleget, und mit klahr geriebener Sem- mel bestreuet, ie fetter und safftiger sie sind, ie delicater sind sie. Man glaubet insgemein, daß niemand die Lerchen so appetitlich und wohlschmeckend zurichten kan, als die Herren Leipziger, wiewohl auch die Einbildung gar viel hierbey thun wird. Die Leipziger Lerchen werden frisch und gebraten weit verführet biß in Westphalen und Nieder-Sachsen hinein, und werden sie auch in einen Topff ein- gelegt, mit Butter zugegossen, und als- denn biß sehr tieff in den Winter hinein aufbehalten. Die Saison der Lerchen, da sie am fettesten sind, ist der Herbst, sinte- mahl, ob sie schon den Sommer über ge- nungsame Speise finden, sie dennoch mit dem zwey- oder dreymahligen Hecken der Jungen so bemühet, daß sie alsdenn nicht gedeyen können. Wenn die Heck-Zeit vorbey, warten sie ihres Leibes allein ab, und nehmen alsdenn zu.
§. 20.
Der Nutzen der Lerchen ist nicht allein in der Küche bekandt, sondern auch in der Apothecken. Das Hertz von ei- ner Lerche soll, wenn mans an den Fuß
bindet,
Von mancherley Feder-Wildpraͤth.
[Spaltenumbruch]
und gehoͤren ihrer Delicateſſe wegen mit zur Hohen-Jagd.
§. 17.
An den Trappen iſt dieſes ſon- derlich remarquabel, daß ſie, wenn ſie Ler- chen, oder andere kleine Voͤgel, auch Huͤh- ner- und Wachtel-Bruthen gewahr wer- den, dieſe Jungen, wenn ſie erſtlich aus- kommen ſind, gantz verſchlucken, und zu ſchanden machen ſollen. Welches zwar nicht ſowohl an den wilden zu mercken moͤglich, als daß man an zahmen wahr- genommen, daß, wenn ſelbige zu jungen Kuͤchlein oder Enten kommen koͤnnen, ſie mit ihnen ſolcher geſtalt verfahren. Und dieſes macht einen ſolchen Raub daheꝛ deſto wahrſcheinlicher, weil der Trappe mit ſei- nem Magen nicht wie eine Ganß oder Calekutſcher Hahn geſtaltet iſt, ſondern es hat derſelbe einen von Haut formirten Magen, wie ein Raub-Thier. Sie legen ihre Bruth oder Eyer gemeiniglich in das im Fruͤh-Jahr beſtellte Hafer-Feld, und zwar ſuchen ſie gerne ſolche Hangen, wel- che von den Paſſagen und Wegen entfer- net ſind, bodeln nur eine unvermerckte Grube in die Erden, und legen ſolche ihre Eyer auf den bloſſen Erdboden, haben niemahls mehr als zwey Eyer, welche weißgelbe, und in der Groͤſſe einem wel- ſchen Huhn- und Ganſe-Ey gleich ſind. Es iſt ſonderlich an ihm wohl zu mercken, daß er, unerachtet er ſonſt ein ungemein ſcheuer Vogel iſt, dennoch auf ſeiner Bruth ſehr feſte ſitzet; wenn er aber da- von aufzuſtehen forciret wird, laͤßt er ſei- ne Bruth nicht mehr an dieſem Ort, ſon- dern traͤgt ſelbige, vermuthlich unter den Fluͤgeln, oder mit dem krummen Halſe, hundert, auch weniger oder mehr Schrit- te fort, und bruͤtet alsdenn derſelbige, wenn er nicht weiter geſchreckt wird, ſolche nach vier woͤchentlicher Friſt aus, und fuͤhret ſie, ſo bald ſie fortkommen koͤnnen, in das Getraͤide in Sicherheit.
Von den Wachteln.
§. 18.
Die Wachteln ſind zwar etwas kleiner, als das Reb-Huhn, ſonſten aber faſt geartet, als wie daſſelbe, indem ſie ſich auch verbergen, und unter dem Ge- ſtraͤuch dergeſtalt verkriechen koͤnnen, daß offtmahls kein Hund dieſelben finden mag. Sie ſind ſehr geile Voͤgel, und zwar dergeſtalt, wie man offtmahls wahr- genommen, daß dieſelben, wenn ſie mit der Wachtel-Pfeiffe in das Garn gelo- cket werden, aus Begierde, wenn ſie an eine Kroͤte kom̃en, dieſelbe als das Huhn [Spaltenumbruch]
getreten haben. Sie ziehen zur Herbſt-Zeit hinweg, und zwar des Nachts, nachdem ſich dieſelben ſo fett genehret, daß ſie davor kaum fliegen moͤgen. Es wollen viel Leu- te die Wachteln wegen ihrer groſſen Geil- heit nicht eſſen, andere aber ziehen ſie noch weit den Reb-Huͤhnern vor, und halten ſie vor eine ſehr groſſe Delicateſſe, indem ſie in den beſten Weitzen-Feldern ihre Nahrung ſuchen, und uͤber die maſſen fett ſind. Jm Fruͤhling, wenn ſie wieder- kommen, ſind die Wachteln mager, her- nach aber freſſen ſie ſich wieder auf, und alsdenn ſind auch die Jungen ſehr deli- cat; im Herbſt werden ſie am fetteſten. Sie werden wie die Reb-Huͤhner gebra- ten, da ſie am beſten ſind, oder auch in die Paſteten eingeſchlagen.
Von Lerchen.
§. 19.
Die Lerchen ſind bekandt ge- nung, und werden ſie unter andern in die Tage-Lerchen und in die Nacht-Ler- chen eingetheilet. Dieſe ſind die delica- teſten. Es werden dieſelben ſonderlich in dem Stifft Merſeburg, in dem Weiſſen- felſiſchen Gebiethe, und um Leipzig her- um gefangen, und in der Leipziger Mi- chaelis-Meſſe mit groſſem Vortheil ver- kaufft, und von Fremden und Einheimi- ſchen mit gutem Appetit verzehret. Sie werden auf dem Roſt gebraten, mit Speck beleget, und mit klahr geriebener Sem- mel beſtreuet, ie fetter und ſafftiger ſie ſind, ie delicater ſind ſie. Man glaubet insgemein, daß niemand die Lerchen ſo appetitlich und wohlſchmeckend zurichten kan, als die Herren Leipziger, wiewohl auch die Einbildung gar viel hierbey thun wird. Die Leipziger Lerchen werden friſch und gebraten weit verfuͤhret biß in Weſtphalen und Nieder-Sachſen hinein, und werden ſie auch in einen Topff ein- gelegt, mit Butter zugegoſſen, und als- denn biß ſehr tieff in den Winter hinein aufbehalten. Die Saiſon der Lerchen, da ſie am fetteſten ſind, iſt der Herbſt, ſinte- mahl, ob ſie ſchon den Sommer uͤber ge- nungſame Speiſe finden, ſie dennoch mit dem zwey- oder dreymahligen Hecken der Jungen ſo bemuͤhet, daß ſie alsdenn nicht gedeyen koͤnnen. Wenn die Heck-Zeit vorbey, warten ſie ihres Leibes allein ab, und nehmen alsdenn zu.
§. 20.
Der Nutzen der Lerchen iſt nicht allein in der Kuͤche bekandt, ſondern auch in der Apothecken. Das Hertz von ei- ner Lerche ſoll, wenn mans an den Fuß
bindet,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0323"n="199"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von mancherley Feder-Wildpraͤth.</hi></fw><lb/><cb/>
und gehoͤren ihrer <hirendition="#aq">Delicateſſe</hi> wegen mit<lb/>
zur Hohen-Jagd.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 17.</head><p>An den Trappen iſt dieſes ſon-<lb/>
derlich <hirendition="#aq">remarquabel,</hi> daß ſie, wenn ſie Ler-<lb/>
chen, oder andere kleine Voͤgel, auch Huͤh-<lb/>
ner- und Wachtel-Bruthen gewahr wer-<lb/>
den, dieſe Jungen, wenn ſie erſtlich aus-<lb/>
kommen ſind, gantz verſchlucken, und zu<lb/>ſchanden machen ſollen. Welches zwar<lb/>
nicht ſowohl an den wilden zu mercken<lb/>
moͤglich, als daß man an zahmen wahr-<lb/>
genommen, daß, wenn ſelbige zu jungen<lb/>
Kuͤchlein oder Enten kommen koͤnnen, ſie<lb/>
mit ihnen ſolcher geſtalt verfahren. Und<lb/>
dieſes macht einen ſolchen Raub daheꝛ deſto<lb/>
wahrſcheinlicher, weil der Trappe mit ſei-<lb/>
nem Magen nicht wie eine Ganß oder<lb/>
Calekutſcher Hahn geſtaltet iſt, ſondern<lb/>
es hat derſelbe einen von Haut <hirendition="#aq">formi</hi>rten<lb/>
Magen, wie ein Raub-Thier. Sie legen<lb/>
ihre Bruth oder Eyer gemeiniglich in das<lb/>
im Fruͤh-Jahr beſtellte Hafer-Feld, und<lb/>
zwar ſuchen ſie gerne ſolche Hangen, wel-<lb/>
che von den <hirendition="#aq">Paſſag</hi>en und Wegen entfer-<lb/>
net ſind, bodeln nur eine unvermerckte<lb/>
Grube in die Erden, und legen ſolche ihre<lb/>
Eyer auf den bloſſen Erdboden, haben<lb/>
niemahls mehr als zwey Eyer, welche<lb/>
weißgelbe, und in der Groͤſſe einem wel-<lb/>ſchen Huhn- und Ganſe-Ey gleich ſind.<lb/>
Es iſt ſonderlich an ihm wohl zu mercken,<lb/>
daß er, unerachtet er ſonſt ein ungemein<lb/>ſcheuer Vogel iſt, dennoch auf ſeiner<lb/>
Bruth ſehr feſte ſitzet; wenn er aber da-<lb/>
von aufzuſtehen <hirendition="#aq">forci</hi>ret wird, laͤßt er ſei-<lb/>
ne Bruth nicht mehr an dieſem Ort, ſon-<lb/>
dern traͤgt ſelbige, vermuthlich unter den<lb/>
Fluͤgeln, oder mit dem krummen Halſe,<lb/>
hundert, auch weniger oder mehr Schrit-<lb/>
te fort, und bruͤtet alsdenn derſelbige,<lb/>
wenn er nicht weiter geſchreckt wird, ſolche<lb/>
nach vier woͤchentlicher Friſt aus, und<lb/>
fuͤhret ſie, ſo bald ſie fortkommen koͤnnen,<lb/>
in das Getraͤide in Sicherheit.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von den Wachteln.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 18.</head><p>Die Wachteln ſind zwar etwas<lb/>
kleiner, als das Reb-Huhn, ſonſten aber<lb/>
faſt geartet, als wie daſſelbe, indem ſie<lb/>ſich auch verbergen, und unter dem Ge-<lb/>ſtraͤuch dergeſtalt verkriechen koͤnnen, daß<lb/>
offtmahls kein Hund dieſelben finden<lb/>
mag. Sie ſind ſehr geile Voͤgel, und<lb/>
zwar dergeſtalt, wie man offtmahls wahr-<lb/>
genommen, daß dieſelben, wenn ſie mit<lb/>
der Wachtel-Pfeiffe in das Garn gelo-<lb/>
cket werden, aus Begierde, wenn ſie an<lb/>
eine Kroͤte kom̃en, dieſelbe als das Huhn<lb/><cb/>
getreten haben. Sie ziehen zur Herbſt-Zeit<lb/>
hinweg, und zwar des Nachts, nachdem<lb/>ſich dieſelben ſo fett genehret, daß ſie davor<lb/>
kaum fliegen moͤgen. Es wollen viel Leu-<lb/>
te die Wachteln wegen ihrer groſſen Geil-<lb/>
heit nicht eſſen, andere aber ziehen ſie noch<lb/>
weit den Reb-Huͤhnern vor, und halten<lb/>ſie vor eine ſehr groſſe <hirendition="#aq">Delicateſſe,</hi> indem<lb/>ſie in den beſten Weitzen-Feldern ihre<lb/>
Nahrung ſuchen, und uͤber die maſſen fett<lb/>ſind. Jm Fruͤhling, wenn ſie wieder-<lb/>
kommen, ſind die Wachteln mager, her-<lb/>
nach aber freſſen ſie ſich wieder auf, und<lb/>
alsdenn ſind auch die Jungen ſehr <hirendition="#aq">deli-<lb/>
cat;</hi> im Herbſt werden ſie am fetteſten.<lb/>
Sie werden wie die Reb-Huͤhner gebra-<lb/>
ten, da ſie am beſten ſind, oder auch in die<lb/>
Paſteten eingeſchlagen.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von Lerchen.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 19.</head><p>Die Lerchen ſind bekandt ge-<lb/>
nung, und werden ſie unter andern in<lb/>
die Tage-Lerchen und in die Nacht-Ler-<lb/>
chen eingetheilet. Dieſe ſind die <hirendition="#aq">delica-<lb/>
t</hi>eſten. Es werden dieſelben ſonderlich in<lb/>
dem Stifft Merſeburg, in dem Weiſſen-<lb/>
felſiſchen Gebiethe, und um Leipzig her-<lb/>
um gefangen, und in der Leipziger Mi-<lb/>
chaelis-Meſſe mit groſſem Vortheil ver-<lb/>
kaufft, und von Fremden und Einheimi-<lb/>ſchen mit gutem <hirendition="#aq">Appetit</hi> verzehret. Sie<lb/>
werden auf dem Roſt gebraten, mit Speck<lb/>
beleget, und mit klahr geriebener Sem-<lb/>
mel beſtreuet, ie fetter und ſafftiger ſie<lb/>ſind, ie <hirendition="#aq">delicat</hi>er ſind ſie. Man glaubet<lb/>
insgemein, daß niemand die Lerchen ſo<lb/><hirendition="#aq">appetit</hi>lich und wohlſchmeckend zurichten<lb/>
kan, als die Herren Leipziger, wiewohl<lb/>
auch die Einbildung gar viel hierbey thun<lb/>
wird. Die Leipziger Lerchen werden friſch<lb/>
und gebraten weit verfuͤhret biß in<lb/>
Weſtphalen und Nieder-Sachſen hinein,<lb/>
und werden ſie auch in einen Topff ein-<lb/>
gelegt, mit Butter zugegoſſen, und als-<lb/>
denn biß ſehr tieff in den Winter hinein<lb/>
aufbehalten. Die <hirendition="#aq">Saiſon</hi> der Lerchen, da<lb/>ſie am fetteſten ſind, iſt der Herbſt, ſinte-<lb/>
mahl, ob ſie ſchon den Sommer uͤber ge-<lb/>
nungſame Speiſe finden, ſie dennoch mit<lb/>
dem zwey- oder dreymahligen Hecken der<lb/>
Jungen ſo bemuͤhet, daß ſie alsdenn nicht<lb/>
gedeyen koͤnnen. Wenn die Heck-Zeit<lb/>
vorbey, warten ſie ihres Leibes allein ab,<lb/>
und nehmen alsdenn zu.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 20.</head><p>Der Nutzen der Lerchen iſt nicht<lb/>
allein in der Kuͤche bekandt, ſondern auch<lb/>
in der Apothecken. Das Hertz von ei-<lb/>
ner Lerche ſoll, wenn mans an den Fuß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bindet,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[199/0323]
Von mancherley Feder-Wildpraͤth.
und gehoͤren ihrer Delicateſſe wegen mit
zur Hohen-Jagd.
§. 17. An den Trappen iſt dieſes ſon-
derlich remarquabel, daß ſie, wenn ſie Ler-
chen, oder andere kleine Voͤgel, auch Huͤh-
ner- und Wachtel-Bruthen gewahr wer-
den, dieſe Jungen, wenn ſie erſtlich aus-
kommen ſind, gantz verſchlucken, und zu
ſchanden machen ſollen. Welches zwar
nicht ſowohl an den wilden zu mercken
moͤglich, als daß man an zahmen wahr-
genommen, daß, wenn ſelbige zu jungen
Kuͤchlein oder Enten kommen koͤnnen, ſie
mit ihnen ſolcher geſtalt verfahren. Und
dieſes macht einen ſolchen Raub daheꝛ deſto
wahrſcheinlicher, weil der Trappe mit ſei-
nem Magen nicht wie eine Ganß oder
Calekutſcher Hahn geſtaltet iſt, ſondern
es hat derſelbe einen von Haut formirten
Magen, wie ein Raub-Thier. Sie legen
ihre Bruth oder Eyer gemeiniglich in das
im Fruͤh-Jahr beſtellte Hafer-Feld, und
zwar ſuchen ſie gerne ſolche Hangen, wel-
che von den Paſſagen und Wegen entfer-
net ſind, bodeln nur eine unvermerckte
Grube in die Erden, und legen ſolche ihre
Eyer auf den bloſſen Erdboden, haben
niemahls mehr als zwey Eyer, welche
weißgelbe, und in der Groͤſſe einem wel-
ſchen Huhn- und Ganſe-Ey gleich ſind.
Es iſt ſonderlich an ihm wohl zu mercken,
daß er, unerachtet er ſonſt ein ungemein
ſcheuer Vogel iſt, dennoch auf ſeiner
Bruth ſehr feſte ſitzet; wenn er aber da-
von aufzuſtehen forciret wird, laͤßt er ſei-
ne Bruth nicht mehr an dieſem Ort, ſon-
dern traͤgt ſelbige, vermuthlich unter den
Fluͤgeln, oder mit dem krummen Halſe,
hundert, auch weniger oder mehr Schrit-
te fort, und bruͤtet alsdenn derſelbige,
wenn er nicht weiter geſchreckt wird, ſolche
nach vier woͤchentlicher Friſt aus, und
fuͤhret ſie, ſo bald ſie fortkommen koͤnnen,
in das Getraͤide in Sicherheit.
Von den Wachteln.
§. 18. Die Wachteln ſind zwar etwas
kleiner, als das Reb-Huhn, ſonſten aber
faſt geartet, als wie daſſelbe, indem ſie
ſich auch verbergen, und unter dem Ge-
ſtraͤuch dergeſtalt verkriechen koͤnnen, daß
offtmahls kein Hund dieſelben finden
mag. Sie ſind ſehr geile Voͤgel, und
zwar dergeſtalt, wie man offtmahls wahr-
genommen, daß dieſelben, wenn ſie mit
der Wachtel-Pfeiffe in das Garn gelo-
cket werden, aus Begierde, wenn ſie an
eine Kroͤte kom̃en, dieſelbe als das Huhn
getreten haben. Sie ziehen zur Herbſt-Zeit
hinweg, und zwar des Nachts, nachdem
ſich dieſelben ſo fett genehret, daß ſie davor
kaum fliegen moͤgen. Es wollen viel Leu-
te die Wachteln wegen ihrer groſſen Geil-
heit nicht eſſen, andere aber ziehen ſie noch
weit den Reb-Huͤhnern vor, und halten
ſie vor eine ſehr groſſe Delicateſſe, indem
ſie in den beſten Weitzen-Feldern ihre
Nahrung ſuchen, und uͤber die maſſen fett
ſind. Jm Fruͤhling, wenn ſie wieder-
kommen, ſind die Wachteln mager, her-
nach aber freſſen ſie ſich wieder auf, und
alsdenn ſind auch die Jungen ſehr deli-
cat; im Herbſt werden ſie am fetteſten.
Sie werden wie die Reb-Huͤhner gebra-
ten, da ſie am beſten ſind, oder auch in die
Paſteten eingeſchlagen.
Von Lerchen.
§. 19. Die Lerchen ſind bekandt ge-
nung, und werden ſie unter andern in
die Tage-Lerchen und in die Nacht-Ler-
chen eingetheilet. Dieſe ſind die delica-
teſten. Es werden dieſelben ſonderlich in
dem Stifft Merſeburg, in dem Weiſſen-
felſiſchen Gebiethe, und um Leipzig her-
um gefangen, und in der Leipziger Mi-
chaelis-Meſſe mit groſſem Vortheil ver-
kaufft, und von Fremden und Einheimi-
ſchen mit gutem Appetit verzehret. Sie
werden auf dem Roſt gebraten, mit Speck
beleget, und mit klahr geriebener Sem-
mel beſtreuet, ie fetter und ſafftiger ſie
ſind, ie delicater ſind ſie. Man glaubet
insgemein, daß niemand die Lerchen ſo
appetitlich und wohlſchmeckend zurichten
kan, als die Herren Leipziger, wiewohl
auch die Einbildung gar viel hierbey thun
wird. Die Leipziger Lerchen werden friſch
und gebraten weit verfuͤhret biß in
Weſtphalen und Nieder-Sachſen hinein,
und werden ſie auch in einen Topff ein-
gelegt, mit Butter zugegoſſen, und als-
denn biß ſehr tieff in den Winter hinein
aufbehalten. Die Saiſon der Lerchen, da
ſie am fetteſten ſind, iſt der Herbſt, ſinte-
mahl, ob ſie ſchon den Sommer uͤber ge-
nungſame Speiſe finden, ſie dennoch mit
dem zwey- oder dreymahligen Hecken der
Jungen ſo bemuͤhet, daß ſie alsdenn nicht
gedeyen koͤnnen. Wenn die Heck-Zeit
vorbey, warten ſie ihres Leibes allein ab,
und nehmen alsdenn zu.
§. 20. Der Nutzen der Lerchen iſt nicht
allein in der Kuͤche bekandt, ſondern auch
in der Apothecken. Das Hertz von ei-
ner Lerche ſoll, wenn mans an den Fuß
bindet,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/323>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.