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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von den Sorten allerhand andern Vögel.
[Spaltenumbruch] Heide-Lerche nach dem Gimpel vor den al-
lerbegierigsten Vogel zu halten, die auf
die Locke kommen, daher, wer etwan ü-
ber Winter eine behalten hat, die nur ein
Weiblein, oder kranck ist, kan mit dersel-
ben im Frühling, wenn sie kommen, 14.
Tage nach Lichtmeß, bald eine andere
fangen, massen, wenn er seinen Lock-Vo-
gel in das Feld niedersetzt, die andern,
wenn sie rufft, noch da er dabey stehen
wird, schon dazu niederfallen, da sie denn
mit einem kleinen Gärnlein geschwind zu
betrügen sind.

Von der Mandel-Krähe.
§. 7.

Es ist dieser Vogel so groß, als
ein Nuß-Heger, hat eine schöne blaue Far-
be, und ist auf dem Rücken bräunlich.
Sie brütet hier zu Lande nicht, ziehet auch
nicht alle Herbste vorbey, oder doch we-
nigstens sehr einzeln. Jhre Nahrung
ist um diese Zeit, da sie zieht, als in der
Erndte, Körner, massen sie gantze Korn-
Aehren hinterbringen und verschlucken
kan. Sie ist auch, wenn sie gebraten,
von gutem Geschmack, und läßt sich wohl
speisen.

Von allerhand Spechten.
§. 8.

Der Schwartz-Specht oder die
Hohl-Krähe ist unter den Spechten der
gröste, massen er so groß wie eine Krähe,
von Farbe Raben-Schwartz, und hat ei-
ne rothe Platte auf dem Kopff. Sein
Schnabel ist von sonderbarer Stärcke,
u. kan er damit die Bäume, an den Orten,
wo sie wandelbar werden, öffnen, und die
Würmer, oder den Krebs mit seiner Fin-
gers-langen, hinten und forne mit vielen
harten Widerhäcklein versehenen Zunge,
als ein Pfriemen dicke heraus hohlen,
und zu seiner Nahrung geniessen. Seine
Jungen hat er in solchen hohlen Bäu-
men, in welche er ein Circkel-rundes Loch
arbeitet, und selbige gemeiniglich drey biß
vier darinnen ausbringt. Der Grün-
Specht
giebt der Hohl-Krähe an Grös-
se wenig nach, zumahl der Hahn; dieser
ist sittig-grün, und wie die Hohl-Krähe
roth auf dem Kopffe. Das Weibgen a-
ber ist nicht so schön grün, sondern etwas
blasser, hat auch nicht so viel rothes auf
dem Kopffe. Von den Bunt- oder Roth-
Spechten giebt es mancherley Gattun-
gen, und ist immer einer kleiner als der
andere. Der Blau-Specht gleicht fast
dem Eyß-Vogel, ist an Farbe blau auf
[Spaltenumbruch] dem Rücken, und Ziegel-röthlicht am Lei-
be, heckt wie jener in hohlen Bäumen,
und sucht seine Nahrung auf den Bäu-
men, an Gewürme und dergleichen: Der
Baumreiter ist der kleineste unter al-
len Spechten, und zwar in der Grösse,
wie ein Weiden-Zeißig, hat auf dem Rü-
cken grau-sprencklichte Farbe, als eine
Lerche, am Leib aber ist er weiß, er ist den
gantzen Tag nicht müßig, noch stille seine
Nahrung zu suchen.

Vom Wiedehopff.
§. 9.

Dieser ist ein unfläthiger Vo-
gel, maassen er sein Nest von allerhand
Koth zusammen trägt, daher man auch
im Sprichwort zu sagen pflegt: Du stin-
ckest wie ein Wiedehopff. Von Ansehen
aber ist er schön, er siehet gelb-bräunlich
aus, und die Flügel sind schwartz und
weiß, gantz dichte gescheckt, daß es im Flie-
gen scheint als ein Bret-Spiel, so hat er
auch im Schwantze, und in seiner Crone
auf dem Kopffe, dergleichen schwartze und
weisse Flecken, welche er gleichfalls bey
dem Schwantze im Fliegen zeiget. Die
Crone liegt ihm im Fluge hinterwerts,
wenn er aber sitzt oder läufft, so macht er
sie aus einander, als eines Thalers groß,
welches ihm dann eine gute Parade macht.
Es pflegen einige allerhand Aberglau-
ben mit diesem Vogel zu treiben, es wird
aber unnöthig seyn, etwas davon zu
gedencken.

Vom Wende-Halß.
§. 10.

Dieser Vogel ziehet gleich den
andern Herbst-Zeit hinweg, und kommt
im Frühjahr wieder, da er denn auf Art
des Blau-Spechts sich in den Wäldern
hoch zu setzen pflegt, und seines gleichen
zu ihrer Paarung mit lautem Ruf her-
bey lockt. Es ist ein lang-hälsiger und
schmächtiger Vogel, gleich einer Nachti-
gall, und dreht seinen Kopf, wenn man
ihn verkehrt hält, gantz und gar herum,
daß der Schnabel recht verkehrt zu stehen
kommt, daher er auch seinen Nahmen
hat. Er brütet in hohlen Bäumen, und
nehrt sich wie die Spechte an Holtz-Wür-
men, wie solches seine lange mit Widerha-
cken versehene Zunge gnugsam anzeigt.

Von den Wittwerlein.
§. 11.

Dieses Vöglein wird auch an
einigen Orten das Weiden-Zeißlein ge-
nennt, und pfeiffet fast wie ein Mensch

mit
D d 2

Von den Sorten allerhand andern Voͤgel.
[Spaltenumbruch] Heide-Lerche nach dem Gimpel vor den al-
lerbegierigſten Vogel zu halten, die auf
die Locke kommen, daher, wer etwan uͤ-
ber Winter eine behalten hat, die nur ein
Weiblein, oder kranck iſt, kan mit derſel-
ben im Fruͤhling, wenn ſie kommen, 14.
Tage nach Lichtmeß, bald eine andere
fangen, maſſen, wenn er ſeinen Lock-Vo-
gel in das Feld niederſetzt, die andern,
wenn ſie rufft, noch da er dabey ſtehen
wird, ſchon dazu niederfallen, da ſie denn
mit einem kleinen Gaͤrnlein geſchwind zu
betruͤgen ſind.

Von der Mandel-Kraͤhe.
§. 7.

Es iſt dieſer Vogel ſo groß, als
ein Nuß-Heger, hat eine ſchoͤne blaue Far-
be, und iſt auf dem Ruͤcken braͤunlich.
Sie bruͤtet hier zu Lande nicht, ziehet auch
nicht alle Herbſte vorbey, oder doch we-
nigſtens ſehr einzeln. Jhre Nahrung
iſt um dieſe Zeit, da ſie zieht, als in der
Erndte, Koͤrner, maſſen ſie gantze Korn-
Aehren hinterbringen und verſchlucken
kan. Sie iſt auch, wenn ſie gebraten,
von gutem Geſchmack, und laͤßt ſich wohl
ſpeiſen.

Von allerhand Spechten.
§. 8.

Der Schwartz-Specht oder die
Hohl-Kraͤhe iſt unter den Spechten der
groͤſte, maſſen er ſo groß wie eine Kraͤhe,
von Farbe Raben-Schwartz, und hat ei-
ne rothe Platte auf dem Kopff. Sein
Schnabel iſt von ſonderbarer Staͤrcke,
u. kan er damit die Baͤume, an den Orten,
wo ſie wandelbar werden, oͤffnen, und die
Wuͤrmer, oder den Krebs mit ſeiner Fin-
gers-langen, hinten und forne mit vielen
harten Widerhaͤcklein verſehenen Zunge,
als ein Pfriemen dicke heraus hohlen,
und zu ſeiner Nahrung genieſſen. Seine
Jungen hat er in ſolchen hohlen Baͤu-
men, in welche er ein Circkel-rundes Loch
arbeitet, und ſelbige gemeiniglich drey biß
vier darinnen ausbringt. Der Gruͤn-
Specht
giebt der Hohl-Kraͤhe an Groͤſ-
ſe wenig nach, zumahl der Hahn; dieſer
iſt ſittig-gruͤn, und wie die Hohl-Kraͤhe
roth auf dem Kopffe. Das Weibgen a-
ber iſt nicht ſo ſchoͤn gruͤn, ſondern etwas
blaſſer, hat auch nicht ſo viel rothes auf
dem Kopffe. Von den Bunt- oder Roth-
Spechten giebt es mancherley Gattun-
gen, und iſt immer einer kleiner als der
andere. Der Blau-Specht gleicht faſt
dem Eyß-Vogel, iſt an Farbe blau auf
[Spaltenumbruch] dem Ruͤcken, und Ziegel-roͤthlicht am Lei-
be, heckt wie jener in hohlen Baͤumen,
und ſucht ſeine Nahrung auf den Baͤu-
men, an Gewuͤrme und dergleichen: Der
Baumreiter iſt der kleineſte unter al-
len Spechten, und zwar in der Groͤſſe,
wie ein Weiden-Zeißig, hat auf dem Ruͤ-
cken grau-ſprencklichte Farbe, als eine
Lerche, am Leib aber iſt er weiß, er iſt den
gantzen Tag nicht muͤßig, noch ſtille ſeine
Nahrung zu ſuchen.

Vom Wiedehopff.
§. 9.

Dieſer iſt ein unflaͤthiger Vo-
gel, maaſſen er ſein Neſt von allerhand
Koth zuſammen traͤgt, daher man auch
im Sprichwort zu ſagen pflegt: Du ſtin-
ckeſt wie ein Wiedehopff. Von Anſehen
aber iſt er ſchoͤn, er ſiehet gelb-braͤunlich
aus, und die Fluͤgel ſind ſchwartz und
weiß, gantz dichte geſcheckt, daß es im Flie-
gen ſcheint als ein Bret-Spiel, ſo hat er
auch im Schwantze, und in ſeiner Crone
auf dem Kopffe, dergleichen ſchwartze und
weiſſe Flecken, welche er gleichfalls bey
dem Schwantze im Fliegen zeiget. Die
Crone liegt ihm im Fluge hinterwerts,
wenn er aber ſitzt oder laͤufft, ſo macht er
ſie aus einander, als eines Thalers groß,
welches ihm dann eine gute Parade macht.
Es pflegen einige allerhand Aberglau-
ben mit dieſem Vogel zu treiben, es wird
aber unnoͤthig ſeyn, etwas davon zu
gedencken.

Vom Wende-Halß.
§. 10.

Dieſer Vogel ziehet gleich den
andern Herbſt-Zeit hinweg, und kommt
im Fruͤhjahr wieder, da er denn auf Art
des Blau-Spechts ſich in den Waͤldern
hoch zu ſetzen pflegt, und ſeines gleichen
zu ihrer Paarung mit lautem Ruf her-
bey lockt. Es iſt ein lang-haͤlſiger und
ſchmaͤchtiger Vogel, gleich einer Nachti-
gall, und dreht ſeinen Kopf, wenn man
ihn verkehrt haͤlt, gantz und gar herum,
daß der Schnabel recht verkehrt zu ſtehen
kommt, daher er auch ſeinen Nahmen
hat. Er bruͤtet in hohlen Baͤumen, und
nehrt ſich wie die Spechte an Holtz-Wuͤr-
men, wie ſolches ſeine lange mit Widerha-
cken verſehene Zunge gnugſam anzeigt.

Von den Wittwerlein.
§. 11.

Dieſes Voͤglein wird auch an
einigen Orten das Weiden-Zeißlein ge-
nennt, und pfeiffet faſt wie ein Menſch

mit
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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/337>, abgerufen am 22.12.2024.