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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 39. Cap. von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr.
[Spaltenumbruch] der Schnee in der Nacht auf anderthalb
Spanne hoch gefallen, und sich ballen läßt,
so begeben sich die Hühner auf die Wei-
tzen-Aecker, und scharren tieff unter den
Schnee, biß sie zu ihrer Speise auf das
Grüne kommen, daher sie damahls am
allerleichtesten zu überziehen. Den gan-
tzen Winter durch, wenn es kalt ist, und
geschneyet hat, kan man einen Wisch von
einer Hafer-Garbe hoch aus einem Loch
oder Fenster durch die Scheune oder sonst
an einem tauglichen Ort, so weit die Kör-
ner sind, ausstecken; Doch muß man den
Wisch mit gelben oder Stroh-farbenen
Zwirn um den Stöcken zusammen bin-
den, daß die Vögel die Füßlein in dem
Wisch nicht verstecken können, so wird
man mit Verwunderung sehen, wie die
Emmerlinge und Spatzen, absonderlich
wenn es geschneyet, darauf fallen.

Jm Februario.

Jn diesem Monat soll von der Fasten
an biß auf S. Johannis des Täuffers Tag
von Rechtswegen der Wiederstrich der
Vogel frey gelassen, und deswegen bey
wohlbestellten Wirthschafften keine zu fan-
gen gestattet, sondern mit allem Ernst ver-
bothen werden; Doch wird dieses nicht
allenthalben in Acht genommen. Die
Leute dencken: Nehme ichs nicht, nimmt
es ein ander. Es werden daher offters
die kleinen Vögel aufgefangen, sonderlich
wenn es kalt ist, da bleiben sie lieber bey-
sammen, und halten sich bey den Scheu-
nen auf, wo sie leicht zu fangen.

Jm Martio.

Jetzt sind die Schnepffen auf den
Wiesen mit Steck-Garnen zu fangen, denn
sie sind ietzt lieber in den Wiesen, die etwas
sumpfigt sind, und wo viel Küh-Fladen
liegen; Man kan sie auch mit Hoch-Ne-
tzen, oder, welches noch besser, in Schnepf-
fen-Panthern fangen, oder in Kleb-Gar-
nen von subtilen, doch starcken Zwirn.
Die Maschen müssen so groß seyn, als ein
Hasen-Netz, die Höhe darff nicht mehr
als drittehalb Klaffter haben. Die Birck-
Hühner fängt man mit Strüpfen oder
Mäschen, die werden gemacht vom Schu-
ster-Drath, und wohl mit Pech geschmie-
[Spaltenumbruch] ret, daß es von einander starck bleibet,
und von Regen und Wind nicht welck
wird; nachmahls einen Stab von einer
Bircken einer Ellen lang genommen, und
ein Loch auf beyden Seiten hinein ge-
bohrt; auf beyden Seiten steckt man
zwey gute Spannen lange Höltzer hin-
ein, die verschlägt man wohl; an diese
bindet man eine starcke Schnur, bestreicht
sie auch mit Pech, und macht die Maschen
daran, daß sie von dem untern Sitz-Sta-
be eine kleine Spanne hoch aufgerichtet
hencken; doch müssen die Maschen im Auf-
richten mit Unschlitt wohl bestrichen
werden. Damit aber die Strüpfen von der
Lufft nicht abschleiffen, so hefftet man die
Schlingen oben mit einem etwas wenig
geklobenem Höltzlein zusammen; item auch
eine Masche in der Mitte zu der andern
auf gleiche Weise, so können sie sich nicht
verdrehen, und der Vogel kan frey si-
tzen. Wenn nun alles angehefftet wird,
und vor Wind und Regen verwahrt ist,
so bohrt man in der Mitten des Stabes
ein Loch, und steckt solche auf den höchsten
Gipffel des Baumes, aber starck und fest,
so ists gerecht.

Jm April.

Jn diesem Monat ist die Tauben-
Pürsch am besten, weil sie häuffig ins
Feld streichen auf die angesäeten Felder,
da kan man sie leicht mit einem Tauben-
Ruff frühe Tages locken, und auf einem
Baume pürschen: dann ietzt paaren sie
sich am besten, und fliegen gerne der Lo-
cke und dem Weiblein zu. Jn diesem Mo-
nat werden die wohl-singenden Fincken
und Emmerlinge zur Locke in dem Herbst
eingethan und verhalten.

Jm Majo.

Jn diesem Monat fängt man die
Kreßler, oder Wachtel-König, ihre Stim-
me ist gleich, als wenn die Graß-Mäder
ihre Sensen mit dem Schleif-Stein we-
tzen. Sie ziehen mit den Wachteln weg,
und kommen mit ihnen wieder, werden
in den Wiesen mit Steck-Gärnlein, die
mit Schnüren, daran Schellen gebun-
den, eingetrieben; weil sie aber dismahl
erst anfangen zu nisten, und sehr viel Jun-

ge brü-
E e 2

Des Dritten Th. 39. Cap. von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr.
[Spaltenumbruch] der Schnee in der Nacht auf anderthalb
Spanne hoch gefallen, und ſich ballen laͤßt,
ſo begeben ſich die Huͤhner auf die Wei-
tzen-Aecker, und ſcharren tieff unter den
Schnee, biß ſie zu ihrer Speiſe auf das
Gruͤne kommen, daher ſie damahls am
allerleichteſten zu uͤberziehen. Den gan-
tzen Winter durch, wenn es kalt iſt, und
geſchneyet hat, kan man einen Wiſch von
einer Hafer-Garbe hoch aus einem Loch
oder Fenſter durch die Scheune oder ſonſt
an einem tauglichen Ort, ſo weit die Koͤr-
ner ſind, ausſtecken; Doch muß man den
Wiſch mit gelben oder Stroh-farbenen
Zwirn um den Stoͤcken zuſammen bin-
den, daß die Voͤgel die Fuͤßlein in dem
Wiſch nicht verſtecken koͤnnen, ſo wird
man mit Verwunderung ſehen, wie die
Emmerlinge und Spatzen, abſonderlich
wenn es geſchneyet, darauf fallen.

Jm Februario.

Jn dieſem Monat ſoll von der Faſten
an biß auf S. Johannis des Taͤuffers Tag
von Rechtswegen der Wiederſtrich der
Vogel frey gelaſſen, und deswegen bey
wohlbeſtellten Wirthſchafften keine zu fan-
gen geſtattet, ſondern mit allem Ernſt ver-
bothen werden; Doch wird dieſes nicht
allenthalben in Acht genommen. Die
Leute dencken: Nehme ichs nicht, nimmt
es ein ander. Es werden daher offters
die kleinen Voͤgel aufgefangen, ſonderlich
wenn es kalt iſt, da bleiben ſie lieber bey-
ſammen, und halten ſich bey den Scheu-
nen auf, wo ſie leicht zu fangen.

Jm Martio.

Jetzt ſind die Schnepffen auf den
Wieſen mit Steck-Gaꝛnen zu fangen, denn
ſie ſind ietzt lieber in den Wieſen, die etwas
ſumpfigt ſind, und wo viel Kuͤh-Fladen
liegen; Man kan ſie auch mit Hoch-Ne-
tzen, oder, welches noch beſſer, in Schnepf-
fen-Panthern fangen, oder in Kleb-Gar-
nen von ſubtilen, doch ſtarcken Zwirn.
Die Maſchen muͤſſen ſo groß ſeyn, als ein
Haſen-Netz, die Hoͤhe darff nicht mehr
als drittehalb Klaffter haben. Die Birck-
Huͤhner faͤngt man mit Struͤpfen oder
Maͤſchen, die werden gemacht vom Schu-
ſter-Drath, und wohl mit Pech geſchmie-
[Spaltenumbruch] ret, daß es von einander ſtarck bleibet,
und von Regen und Wind nicht welck
wird; nachmahls einen Stab von einer
Bircken einer Ellen lang genommen, und
ein Loch auf beyden Seiten hinein ge-
bohrt; auf beyden Seiten ſteckt man
zwey gute Spannen lange Hoͤltzer hin-
ein, die verſchlaͤgt man wohl; an dieſe
bindet man eine ſtarcke Schnur, beſtreicht
ſie auch mit Pech, und macht die Maſchen
daran, daß ſie von dem untern Sitz-Sta-
be eine kleine Spanne hoch aufgerichtet
hencken; doch muͤſſen die Maſchen im Auf-
richten mit Unſchlitt wohl beſtrichen
werden. Damit aber die Struͤpfen von der
Lufft nicht abſchleiffen, ſo hefftet man die
Schlingen oben mit einem etwas wenig
geklobenem Hoͤltzlein zuſam̃en; item auch
eine Maſche in der Mitte zu der andern
auf gleiche Weiſe, ſo koͤnnen ſie ſich nicht
verdrehen, und der Vogel kan frey ſi-
tzen. Wenn nun alles angehefftet wird,
und vor Wind und Regen verwahrt iſt,
ſo bohrt man in der Mitten des Stabes
ein Loch, und ſteckt ſolche auf den hoͤchſten
Gipffel des Baumes, aber ſtarck und feſt,
ſo iſts gerecht.

Jm April.

Jn dieſem Monat iſt die Tauben-
Puͤrſch am beſten, weil ſie haͤuffig ins
Feld ſtreichen auf die angeſaͤeten Felder,
da kan man ſie leicht mit einem Tauben-
Ruff fruͤhe Tages locken, und auf einem
Baume puͤrſchen: dann ietzt paaren ſie
ſich am beſten, und fliegen gerne der Lo-
cke und dem Weiblein zu. Jn dieſem Mo-
nat werden die wohl-ſingenden Fincken
und Emmerlinge zur Locke in dem Herbſt
eingethan und verhalten.

Jm Majo.

Jn dieſem Monat faͤngt man die
Kreßler, oder Wachtel-Koͤnig, ihre Stim-
me iſt gleich, als wenn die Graß-Maͤder
ihre Senſen mit dem Schleif-Stein we-
tzen. Sie ziehen mit den Wachteln weg,
und kommen mit ihnen wieder, werden
in den Wieſen mit Steck-Gaͤrnlein, die
mit Schnuͤren, daran Schellen gebun-
den, eingetrieben; weil ſie aber dismahl
erſt anfangen zu niſten, und ſehr viel Jun-

ge bruͤ-
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[219/0345] Des Dritten Th. 39. Cap. von der Vogel-Weyde im gantzen Jahr. der Schnee in der Nacht auf anderthalb Spanne hoch gefallen, und ſich ballen laͤßt, ſo begeben ſich die Huͤhner auf die Wei- tzen-Aecker, und ſcharren tieff unter den Schnee, biß ſie zu ihrer Speiſe auf das Gruͤne kommen, daher ſie damahls am allerleichteſten zu uͤberziehen. Den gan- tzen Winter durch, wenn es kalt iſt, und geſchneyet hat, kan man einen Wiſch von einer Hafer-Garbe hoch aus einem Loch oder Fenſter durch die Scheune oder ſonſt an einem tauglichen Ort, ſo weit die Koͤr- ner ſind, ausſtecken; Doch muß man den Wiſch mit gelben oder Stroh-farbenen Zwirn um den Stoͤcken zuſammen bin- den, daß die Voͤgel die Fuͤßlein in dem Wiſch nicht verſtecken koͤnnen, ſo wird man mit Verwunderung ſehen, wie die Emmerlinge und Spatzen, abſonderlich wenn es geſchneyet, darauf fallen. Jm Februario. Jn dieſem Monat ſoll von der Faſten an biß auf S. Johannis des Taͤuffers Tag von Rechtswegen der Wiederſtrich der Vogel frey gelaſſen, und deswegen bey wohlbeſtellten Wirthſchafften keine zu fan- gen geſtattet, ſondern mit allem Ernſt ver- bothen werden; Doch wird dieſes nicht allenthalben in Acht genommen. Die Leute dencken: Nehme ichs nicht, nimmt es ein ander. Es werden daher offters die kleinen Voͤgel aufgefangen, ſonderlich wenn es kalt iſt, da bleiben ſie lieber bey- ſammen, und halten ſich bey den Scheu- nen auf, wo ſie leicht zu fangen. Jm Martio. Jetzt ſind die Schnepffen auf den Wieſen mit Steck-Gaꝛnen zu fangen, denn ſie ſind ietzt lieber in den Wieſen, die etwas ſumpfigt ſind, und wo viel Kuͤh-Fladen liegen; Man kan ſie auch mit Hoch-Ne- tzen, oder, welches noch beſſer, in Schnepf- fen-Panthern fangen, oder in Kleb-Gar- nen von ſubtilen, doch ſtarcken Zwirn. Die Maſchen muͤſſen ſo groß ſeyn, als ein Haſen-Netz, die Hoͤhe darff nicht mehr als drittehalb Klaffter haben. Die Birck- Huͤhner faͤngt man mit Struͤpfen oder Maͤſchen, die werden gemacht vom Schu- ſter-Drath, und wohl mit Pech geſchmie- ret, daß es von einander ſtarck bleibet, und von Regen und Wind nicht welck wird; nachmahls einen Stab von einer Bircken einer Ellen lang genommen, und ein Loch auf beyden Seiten hinein ge- bohrt; auf beyden Seiten ſteckt man zwey gute Spannen lange Hoͤltzer hin- ein, die verſchlaͤgt man wohl; an dieſe bindet man eine ſtarcke Schnur, beſtreicht ſie auch mit Pech, und macht die Maſchen daran, daß ſie von dem untern Sitz-Sta- be eine kleine Spanne hoch aufgerichtet hencken; doch muͤſſen die Maſchen im Auf- richten mit Unſchlitt wohl beſtrichen werden. Damit aber die Struͤpfen von der Lufft nicht abſchleiffen, ſo hefftet man die Schlingen oben mit einem etwas wenig geklobenem Hoͤltzlein zuſam̃en; item auch eine Maſche in der Mitte zu der andern auf gleiche Weiſe, ſo koͤnnen ſie ſich nicht verdrehen, und der Vogel kan frey ſi- tzen. Wenn nun alles angehefftet wird, und vor Wind und Regen verwahrt iſt, ſo bohrt man in der Mitten des Stabes ein Loch, und ſteckt ſolche auf den hoͤchſten Gipffel des Baumes, aber ſtarck und feſt, ſo iſts gerecht. Jm April. Jn dieſem Monat iſt die Tauben- Puͤrſch am beſten, weil ſie haͤuffig ins Feld ſtreichen auf die angeſaͤeten Felder, da kan man ſie leicht mit einem Tauben- Ruff fruͤhe Tages locken, und auf einem Baume puͤrſchen: dann ietzt paaren ſie ſich am beſten, und fliegen gerne der Lo- cke und dem Weiblein zu. Jn dieſem Mo- nat werden die wohl-ſingenden Fincken und Emmerlinge zur Locke in dem Herbſt eingethan und verhalten. Jm Majo. Jn dieſem Monat faͤngt man die Kreßler, oder Wachtel-Koͤnig, ihre Stim- me iſt gleich, als wenn die Graß-Maͤder ihre Senſen mit dem Schleif-Stein we- tzen. Sie ziehen mit den Wachteln weg, und kommen mit ihnen wieder, werden in den Wieſen mit Steck-Gaͤrnlein, die mit Schnuͤren, daran Schellen gebun- den, eingetrieben; weil ſie aber dismahl erſt anfangen zu niſten, und ſehr viel Jun- ge bruͤ- E e 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/345>, abgerufen am 22.12.2024.