Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Continuirter immerwährender Jäger-Calender.
[Spaltenumbruch]
Allgemeine Gesundheits-Regel.
Jm Christ-Monat sey der Tranck nicht
kalt,
Haupt, Brust und Füß man warm er-
halt,
Ohne Noth kein Blut man lassen soll,
Gewürtz und Wärme die dauen wohl.
Vermeid als Gifft, Milch, Sauer-
Kraut,
Auch Fisch, die weich am Fleisch und
Haut,
Jetzt ist gesund der Arbeit-Schweiß,
Ein iedes eß offt warme Speiß,
Gelinde Speiß, Gewürtz und Wein
Erhalten die Gesundheit fein,
Vor allen brauche die Muscat,
So euch nächst GOtt behüt für Schad.
Haußwirthschaffts-Regeln.

Es ist nicht übel gethan, wenn man
zu solcher Zeit die Düngung auf den Fel-
dern ausbreitet, davon ziehet die innere
Wärme viel Nahrung an sich, und ent-
stehet folgends draus bessere Fruchtbar-
keit. Jn diesem Monat, wenn der Mond
unter der Erden ist, soll man 2. oder 3.
Tage vor dem neuen Licht Bau-Holtz
fällen, das greifft kein Wurman.

Brenn- und Bau-Holtz wird im
Christ-Monat am besten gefällt, sonder-
lich in den letzten zwey Tagen, wie die
alten Reime lauten:

Hör, was ich dir will ferner sagen:
Wer Holtz fällt in letzten zwey Tagen
Des Christ-Monats, desgleichen im
ersten
Des neuen Jenners, solchs währt am
sehrsten,
Bleibt unverfault, und frists kein
Wurm nicht,
Je älter, ie härter, der weise Mann
spricht,
Es soll von seiner Krafft nicht weichen,
Sondern sich im Alter einm Stein ver-
gleichen.

Jn diesem Monat soll man den Scha-
fen Erlen-Laub vorlegen, welches denn
davon nicht essen will, wird schwerlich
das künfftige Jahr überleben.

Jn diesem Monat muß der Haus-
Vater und die Haus-Mutter vornem-
lich in dem Hause fleißig seyn. Sie müs-
sen fleißig spinnen und Federn schliessen,
Vieh schlachten, Fleisch einsaltzen und
räuchern auf den künfftigen Sommer,
Holtz anführen, das Geträide ausdreschen
[Spaltenumbruch] lassen, aufschütten, und fleißig umwen-
den, Bier brauen, die Brunnen und
Röhr-Kästen, auch, wo nöthig, die jungen
Bäumgen mit Stroh wohl verbinden,
fleißig Hasen hetzen, den Füchsen und Mar-
dern Eisen legen, unter dem Eyse fischen,
die Küh- und Pferde-Ställe vor der Käl-
te fleißig verwahren, und alles übrige mit
allem Fleiß verrichten, was die Gelegen-
heit des Ortes, und die Beschaffenheit der
Zeiten ihnen etwan weiter an die Hand
noch geben wird, und welches anietzund
mit mehrern anzuführen, allzu weitläuff-
tig fallen dürffte.

Das 42. Capitel/
Die Moralische Beschreibung
eines Jägers.
§. 1.

Gleichwie die Gottseligkeit zu allen
Dingen nütze ist, und die Verheissung
hat dieses und des zukünfftigen Lebens;
also muß ein Jäger die Gottesfurcht bey
allen seinen Tugenden in seinem gantzen
Leben den Grundstein seyn lassen, darauf
er alles das übrige bauet. Ein Weyde-
mann bringt seiner Profession nach seine
meiste Zeit in der Einsamkeit, in Wäldern
und abgelegenen Orten, zumahl bey fin-
strer Nacht, bey dem Anstellen, Verlau-
schen und Verhorchen, unter den wilden
Bestien zu. Jst er nun mit unserm
HErrn GOtt nicht recht wohl dran, so
kan er sich bey seinem gefährlichen Metier
nicht allein des Beystandes und Schutzes
der heiligen Engel unter den wilden Thie-
ren nicht so versichert halten, sondern er
hat auch gewiß Ursache, sich vor den Nach-
stellungen des höllischen Jägers, der wie
ein brüllender Löwe herum schleichet, zu
fürchten. Fängt ein Jäger seine Sachen
nicht mit GOtt an, und hat er sich nicht
demselben in dem Gebet hertzlich empfoh-
len, so wird ihm öffters der Anblick einer
Nacht-Eule, oder ein Geschrey eines wil-
den Thieres, ein Schrecken einzujagen ver-
mögend seyn, und ihn in einen solchen Zu-
stand zu setzen, daß er seines Beruffes ver-
gißt, und über Berg und Thal wieder
nach Hause eilet, zumahl, wo er mit Cha-
racter
en zu schaffen gehabt, und mit dem
leidigen Satan etwan gar, es sey auf eine
heimliche oder öffentliche Art, sich in ein
Bündniß eingelassen. Ein solcher Teu-
fels-Künstler wird niemahls, wie man
zu sagen pflegt, auf einen grünen Zweig

kom-
Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender.
[Spaltenumbruch]
Allgemeine Geſundheits-Regel.
Jm Chriſt-Monat ſey der Tranck nicht
kalt,
Haupt, Bruſt und Fuͤß man warm er-
halt,
Ohne Noth kein Blut man laſſen ſoll,
Gewuͤrtz und Waͤrme die dauen wohl.
Vermeid als Gifft, Milch, Sauer-
Kraut,
Auch Fiſch, die weich am Fleiſch und
Haut,
Jetzt iſt geſund der Arbeit-Schweiß,
Ein iedes eß offt warme Speiß,
Gelinde Speiß, Gewuͤrtz und Wein
Erhalten die Geſundheit fein,
Vor allen brauche die Muſcat,
So euch naͤchſt GOtt behuͤt fuͤr Schad.
Haußwirthſchaffts-Regeln.

Es iſt nicht uͤbel gethan, wenn man
zu ſolcher Zeit die Duͤngung auf den Fel-
dern ausbreitet, davon ziehet die innere
Waͤrme viel Nahrung an ſich, und ent-
ſtehet folgends draus beſſere Fruchtbar-
keit. Jn dieſem Monat, wenn der Mond
unter der Erden iſt, ſoll man 2. oder 3.
Tage vor dem neuen Licht Bau-Holtz
faͤllen, das greifft kein Wurman.

Brenn- und Bau-Holtz wird im
Chriſt-Monat am beſten gefaͤllt, ſonder-
lich in den letzten zwey Tagen, wie die
alten Reime lauten:

Hoͤr, was ich dir will ferner ſagen:
Wer Holtz faͤllt in letzten zwey Tagen
Des Chriſt-Monats, desgleichen im
erſten
Des neuen Jenners, ſolchs waͤhrt am
ſehrſten,
Bleibt unverfault, und friſts kein
Wurm nicht,
Je aͤlter, ie haͤrter, der weiſe Mann
ſpricht,
Es ſoll von ſeiner Krafft nicht weichen,
Sondern ſich im Alter einm Stein ver-
gleichen.

Jn dieſem Monat ſoll man den Scha-
fen Erlen-Laub vorlegen, welches denn
davon nicht eſſen will, wird ſchwerlich
das kuͤnfftige Jahr uͤberleben.

Jn dieſem Monat muß der Haus-
Vater und die Haus-Mutter vornem-
lich in dem Hauſe fleißig ſeyn. Sie muͤſ-
ſen fleißig ſpinnen und Federn ſchlieſſen,
Vieh ſchlachten, Fleiſch einſaltzen und
raͤuchern auf den kuͤnfftigen Sommer,
Holtz anfuͤhren, das Getraͤide ausdreſchen
[Spaltenumbruch] laſſen, aufſchuͤtten, und fleißig umwen-
den, Bier brauen, die Brunnen und
Roͤhr-Kaͤſten, auch, wo noͤthig, die jungen
Baͤumgen mit Stroh wohl verbinden,
fleißig Haſen hetzen, den Fuͤchſen und Mar-
dern Eiſen legen, unter dem Eyſe fiſchen,
die Kuͤh- und Pferde-Staͤlle vor der Kaͤl-
te fleißig verwahren, und alles uͤbrige mit
allem Fleiß verrichten, was die Gelegen-
heit des Ortes, und die Beſchaffenheit der
Zeiten ihnen etwan weiter an die Hand
noch geben wird, und welches anietzund
mit mehrern anzufuͤhren, allzu weitlaͤuff-
tig fallen duͤrffte.

Das 42. Capitel/
Die Moraliſche Beſchreibung
eines Jaͤgers.
§. 1.

Gleichwie die Gottſeligkeit zu allen
Dingen nuͤtze iſt, und die Verheiſſung
hat dieſes und des zukuͤnfftigen Lebens;
alſo muß ein Jaͤger die Gottesfurcht bey
allen ſeinen Tugenden in ſeinem gantzen
Leben den Grundſtein ſeyn laſſen, darauf
er alles das uͤbrige bauet. Ein Weyde-
mann bringt ſeiner Profeſſion nach ſeine
meiſte Zeit in der Einſamkeit, in Waͤldern
und abgelegenen Orten, zumahl bey fin-
ſtrer Nacht, bey dem Anſtellen, Verlau-
ſchen und Verhorchen, unter den wilden
Beſtien zu. Jſt er nun mit unſerm
HErrn GOtt nicht recht wohl dran, ſo
kan er ſich bey ſeinem gefaͤhrlichen Metier
nicht allein des Beyſtandes und Schutzes
der heiligen Engel unter den wilden Thie-
ren nicht ſo verſichert halten, ſondern er
hat auch gewiß Urſache, ſich vor den Nach-
ſtellungen des hoͤlliſchen Jaͤgers, der wie
ein bruͤllender Loͤwe herum ſchleichet, zu
fuͤrchten. Faͤngt ein Jaͤger ſeine Sachen
nicht mit GOtt an, und hat er ſich nicht
demſelben in dem Gebet hertzlich empfoh-
len, ſo wird ihm oͤffters der Anblick einer
Nacht-Eule, oder ein Geſchrey eines wil-
den Thieres, ein Schrecken einzujagen ver-
moͤgend ſeyn, und ihn in einen ſolchen Zu-
ſtand zu ſetzen, daß er ſeines Beruffes ver-
gißt, und uͤber Berg und Thal wieder
nach Hauſe eilet, zumahl, wo er mit Cha-
racter
en zu ſchaffen gehabt, und mit dem
leidigen Satan etwan gar, es ſey auf eine
heimliche oder oͤffentliche Art, ſich in ein
Buͤndniß eingelaſſen. Ein ſolcher Teu-
fels-Kuͤnſtler wird niemahls, wie man
zu ſagen pflegt, auf einen gruͤnen Zweig

kom-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0375" n="239"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Continui</hi>rter immerwa&#x0364;hrender Ja&#x0364;ger-Calender.</hi> </fw><lb/>
              <cb/>
              <lg type="poem">
                <head>Allgemeine Ge&#x017F;undheits-Regel.</head><lb/>
                <l>Jm Chri&#x017F;t-Monat &#x017F;ey der Tranck nicht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">kalt,</hi> </l><lb/>
                <l>Haupt, Bru&#x017F;t und Fu&#x0364;ß man warm er-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">halt,</hi> </l><lb/>
                <l>Ohne Noth kein Blut man la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll,</l><lb/>
                <l>Gewu&#x0364;rtz und Wa&#x0364;rme die dauen wohl.</l><lb/>
                <l>Vermeid als Gifft, Milch, Sauer-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Kraut,</hi> </l><lb/>
                <l>Auch Fi&#x017F;ch, die weich am Flei&#x017F;ch und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Haut,</hi> </l><lb/>
                <l>Jetzt i&#x017F;t ge&#x017F;und der Arbeit-Schweiß,</l><lb/>
                <l>Ein iedes eß offt warme Speiß,</l><lb/>
                <l>Gelinde Speiß, Gewu&#x0364;rtz und Wein</l><lb/>
                <l>Erhalten die Ge&#x017F;undheit fein,</l><lb/>
                <l>Vor allen brauche die Mu&#x017F;cat,</l><lb/>
                <l>So euch na&#x0364;ch&#x017F;t GOtt behu&#x0364;t fu&#x0364;r Schad.</l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Haußwirth&#x017F;chaffts-Regeln.</head><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t nicht u&#x0364;bel gethan, wenn man<lb/>
zu &#x017F;olcher Zeit die Du&#x0364;ngung auf den Fel-<lb/>
dern ausbreitet, davon ziehet die innere<lb/>
Wa&#x0364;rme viel Nahrung an &#x017F;ich, und ent-<lb/>
&#x017F;tehet folgends draus be&#x017F;&#x017F;ere Fruchtbar-<lb/>
keit. Jn die&#x017F;em Monat, wenn der Mond<lb/>
unter der Erden i&#x017F;t, &#x017F;oll man 2. oder 3.<lb/>
Tage vor dem neuen Licht Bau-Holtz<lb/>
fa&#x0364;llen, das greifft kein Wurman.</p><lb/>
              <p>Brenn- und Bau-Holtz wird im<lb/>
Chri&#x017F;t-Monat am be&#x017F;ten gefa&#x0364;llt, &#x017F;onder-<lb/>
lich in den letzten zwey Tagen, wie die<lb/>
alten Reime lauten:</p><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Ho&#x0364;r, was ich dir will ferner &#x017F;agen:</l><lb/>
                <l>Wer Holtz fa&#x0364;llt in letzten zwey Tagen</l><lb/>
                <l>Des Chri&#x017F;t-Monats, desgleichen im</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">er&#x017F;ten</hi> </l><lb/>
                <l>Des neuen Jenners, &#x017F;olchs wa&#x0364;hrt am</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ehr&#x017F;ten,</hi> </l><lb/>
                <l>Bleibt unverfault, und fri&#x017F;ts kein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wurm nicht,</hi> </l><lb/>
                <l>Je a&#x0364;lter, ie ha&#x0364;rter, der wei&#x017F;e Mann</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;pricht,</hi> </l><lb/>
                <l>Es &#x017F;oll von &#x017F;einer Krafft nicht weichen,</l><lb/>
                <l>Sondern &#x017F;ich im Alter einm Stein ver-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gleichen.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;em Monat &#x017F;oll man den Scha-<lb/>
fen Erlen-Laub vorlegen, welches denn<lb/>
davon nicht e&#x017F;&#x017F;en will, wird &#x017F;chwerlich<lb/>
das ku&#x0364;nfftige Jahr u&#x0364;berleben.</p><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;em Monat muß der Haus-<lb/>
Vater und die Haus-Mutter vornem-<lb/>
lich in dem Hau&#x017F;e fleißig &#x017F;eyn. Sie mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en fleißig &#x017F;pinnen und Federn &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Vieh &#x017F;chlachten, Flei&#x017F;ch ein&#x017F;altzen und<lb/>
ra&#x0364;uchern auf den ku&#x0364;nfftigen Sommer,<lb/>
Holtz anfu&#x0364;hren, das Getra&#x0364;ide ausdre&#x017F;chen<lb/><cb/>
la&#x017F;&#x017F;en, auf&#x017F;chu&#x0364;tten, und fleißig umwen-<lb/>
den, Bier brauen, die Brunnen und<lb/>
Ro&#x0364;hr-Ka&#x0364;&#x017F;ten, auch, wo no&#x0364;thig, die jungen<lb/>
Ba&#x0364;umgen mit Stroh wohl verbinden,<lb/>
fleißig Ha&#x017F;en hetzen, den Fu&#x0364;ch&#x017F;en und Mar-<lb/>
dern Ei&#x017F;en legen, unter dem Ey&#x017F;e fi&#x017F;chen,<lb/>
die Ku&#x0364;h- und Pferde-Sta&#x0364;lle vor der Ka&#x0364;l-<lb/>
te fleißig verwahren, und alles u&#x0364;brige mit<lb/>
allem Fleiß verrichten, was die Gelegen-<lb/>
heit des Ortes, und die Be&#x017F;chaffenheit der<lb/>
Zeiten ihnen etwan weiter an die Hand<lb/>
noch geben wird, und welches anietzund<lb/>
mit mehrern anzufu&#x0364;hren, allzu weitla&#x0364;uff-<lb/>
tig fallen du&#x0364;rffte.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 42. Capitel/<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Morali</hi>&#x017F;che <hi rendition="#in">B</hi>e&#x017F;chreibung<lb/>
eines Ja&#x0364;gers.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">G</hi>leichwie die Gott&#x017F;eligkeit zu allen<lb/>
Dingen nu&#x0364;tze i&#x017F;t, und die Verhei&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
hat die&#x017F;es und des zuku&#x0364;nfftigen Lebens;<lb/>
al&#x017F;o muß ein Ja&#x0364;ger die Gottesfurcht bey<lb/>
allen &#x017F;einen Tugenden in &#x017F;einem gantzen<lb/>
Leben den Grund&#x017F;tein &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, darauf<lb/>
er alles das u&#x0364;brige bauet. Ein Weyde-<lb/>
mann bringt &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> nach &#x017F;eine<lb/>
mei&#x017F;te Zeit in der Ein&#x017F;amkeit, in Wa&#x0364;ldern<lb/>
und abgelegenen Orten, zumahl bey fin-<lb/>
&#x017F;trer Nacht, bey dem An&#x017F;tellen, Verlau-<lb/>
&#x017F;chen und Verhorchen, unter den wilden<lb/>
Be&#x017F;tien zu. J&#x017F;t er nun mit un&#x017F;erm<lb/>
HErrn GOtt nicht recht wohl dran, &#x017F;o<lb/>
kan er &#x017F;ich bey &#x017F;einem gefa&#x0364;hrlichen <hi rendition="#aq">Metier</hi><lb/>
nicht allein des Bey&#x017F;tandes und Schutzes<lb/>
der heiligen Engel unter den wilden Thie-<lb/>
ren nicht &#x017F;o ver&#x017F;ichert halten, &#x017F;ondern er<lb/>
hat auch gewiß Ur&#x017F;ache, &#x017F;ich vor den Nach-<lb/>
&#x017F;tellungen des ho&#x0364;lli&#x017F;chen Ja&#x0364;gers, der wie<lb/>
ein bru&#x0364;llender Lo&#x0364;we herum &#x017F;chleichet, zu<lb/>
fu&#x0364;rchten. Fa&#x0364;ngt ein Ja&#x0364;ger &#x017F;eine Sachen<lb/>
nicht mit GOtt an, und hat er &#x017F;ich nicht<lb/>
dem&#x017F;elben in dem Gebet hertzlich empfoh-<lb/>
len, &#x017F;o wird ihm o&#x0364;ffters der Anblick einer<lb/>
Nacht-Eule, oder ein Ge&#x017F;chrey eines wil-<lb/>
den Thieres, ein Schrecken einzujagen ver-<lb/>
mo&#x0364;gend &#x017F;eyn, und ihn in einen &#x017F;olchen Zu-<lb/>
&#x017F;tand zu &#x017F;etzen, daß er &#x017F;eines Beruffes ver-<lb/>
gißt, und u&#x0364;ber Berg und Thal wieder<lb/>
nach Hau&#x017F;e eilet, zumahl, wo er mit <hi rendition="#aq">Cha-<lb/>
racter</hi>en zu &#x017F;chaffen gehabt, und mit dem<lb/>
leidigen Satan etwan gar, es &#x017F;ey auf eine<lb/>
heimliche oder o&#x0364;ffentliche Art, &#x017F;ich in ein<lb/>
Bu&#x0364;ndniß eingela&#x017F;&#x017F;en. Ein &#x017F;olcher Teu-<lb/>
fels-Ku&#x0364;n&#x017F;tler wird niemahls, wie man<lb/>
zu &#x017F;agen pflegt, auf einen gru&#x0364;nen Zweig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kom-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0375] Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender. Allgemeine Geſundheits-Regel. Jm Chriſt-Monat ſey der Tranck nicht kalt, Haupt, Bruſt und Fuͤß man warm er- halt, Ohne Noth kein Blut man laſſen ſoll, Gewuͤrtz und Waͤrme die dauen wohl. Vermeid als Gifft, Milch, Sauer- Kraut, Auch Fiſch, die weich am Fleiſch und Haut, Jetzt iſt geſund der Arbeit-Schweiß, Ein iedes eß offt warme Speiß, Gelinde Speiß, Gewuͤrtz und Wein Erhalten die Geſundheit fein, Vor allen brauche die Muſcat, So euch naͤchſt GOtt behuͤt fuͤr Schad. Haußwirthſchaffts-Regeln. Es iſt nicht uͤbel gethan, wenn man zu ſolcher Zeit die Duͤngung auf den Fel- dern ausbreitet, davon ziehet die innere Waͤrme viel Nahrung an ſich, und ent- ſtehet folgends draus beſſere Fruchtbar- keit. Jn dieſem Monat, wenn der Mond unter der Erden iſt, ſoll man 2. oder 3. Tage vor dem neuen Licht Bau-Holtz faͤllen, das greifft kein Wurman. Brenn- und Bau-Holtz wird im Chriſt-Monat am beſten gefaͤllt, ſonder- lich in den letzten zwey Tagen, wie die alten Reime lauten: Hoͤr, was ich dir will ferner ſagen: Wer Holtz faͤllt in letzten zwey Tagen Des Chriſt-Monats, desgleichen im erſten Des neuen Jenners, ſolchs waͤhrt am ſehrſten, Bleibt unverfault, und friſts kein Wurm nicht, Je aͤlter, ie haͤrter, der weiſe Mann ſpricht, Es ſoll von ſeiner Krafft nicht weichen, Sondern ſich im Alter einm Stein ver- gleichen. Jn dieſem Monat ſoll man den Scha- fen Erlen-Laub vorlegen, welches denn davon nicht eſſen will, wird ſchwerlich das kuͤnfftige Jahr uͤberleben. Jn dieſem Monat muß der Haus- Vater und die Haus-Mutter vornem- lich in dem Hauſe fleißig ſeyn. Sie muͤſ- ſen fleißig ſpinnen und Federn ſchlieſſen, Vieh ſchlachten, Fleiſch einſaltzen und raͤuchern auf den kuͤnfftigen Sommer, Holtz anfuͤhren, das Getraͤide ausdreſchen laſſen, aufſchuͤtten, und fleißig umwen- den, Bier brauen, die Brunnen und Roͤhr-Kaͤſten, auch, wo noͤthig, die jungen Baͤumgen mit Stroh wohl verbinden, fleißig Haſen hetzen, den Fuͤchſen und Mar- dern Eiſen legen, unter dem Eyſe fiſchen, die Kuͤh- und Pferde-Staͤlle vor der Kaͤl- te fleißig verwahren, und alles uͤbrige mit allem Fleiß verrichten, was die Gelegen- heit des Ortes, und die Beſchaffenheit der Zeiten ihnen etwan weiter an die Hand noch geben wird, und welches anietzund mit mehrern anzufuͤhren, allzu weitlaͤuff- tig fallen duͤrffte. Das 42. Capitel/ Die Moraliſche Beſchreibung eines Jaͤgers. §. 1. Gleichwie die Gottſeligkeit zu allen Dingen nuͤtze iſt, und die Verheiſſung hat dieſes und des zukuͤnfftigen Lebens; alſo muß ein Jaͤger die Gottesfurcht bey allen ſeinen Tugenden in ſeinem gantzen Leben den Grundſtein ſeyn laſſen, darauf er alles das uͤbrige bauet. Ein Weyde- mann bringt ſeiner Profeſſion nach ſeine meiſte Zeit in der Einſamkeit, in Waͤldern und abgelegenen Orten, zumahl bey fin- ſtrer Nacht, bey dem Anſtellen, Verlau- ſchen und Verhorchen, unter den wilden Beſtien zu. Jſt er nun mit unſerm HErrn GOtt nicht recht wohl dran, ſo kan er ſich bey ſeinem gefaͤhrlichen Metier nicht allein des Beyſtandes und Schutzes der heiligen Engel unter den wilden Thie- ren nicht ſo verſichert halten, ſondern er hat auch gewiß Urſache, ſich vor den Nach- ſtellungen des hoͤlliſchen Jaͤgers, der wie ein bruͤllender Loͤwe herum ſchleichet, zu fuͤrchten. Faͤngt ein Jaͤger ſeine Sachen nicht mit GOtt an, und hat er ſich nicht demſelben in dem Gebet hertzlich empfoh- len, ſo wird ihm oͤffters der Anblick einer Nacht-Eule, oder ein Geſchrey eines wil- den Thieres, ein Schrecken einzujagen ver- moͤgend ſeyn, und ihn in einen ſolchen Zu- ſtand zu ſetzen, daß er ſeines Beruffes ver- gißt, und uͤber Berg und Thal wieder nach Hauſe eilet, zumahl, wo er mit Cha- racteren zu ſchaffen gehabt, und mit dem leidigen Satan etwan gar, es ſey auf eine heimliche oder oͤffentliche Art, ſich in ein Buͤndniß eingelaſſen. Ein ſolcher Teu- fels-Kuͤnſtler wird niemahls, wie man zu ſagen pflegt, auf einen gruͤnen Zweig kom-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/375
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/375>, abgerufen am 22.12.2024.