[Spaltenumbruch]
net, und in den Novis literariis aufge- schrieben, daß sich Vögel von sonderbahren Eigenschafften sehen lassen, die ungewöhn- lich gewesen; Man solte billich alle diese Erzehlungen mit allen ihren Particulari- bus und Umständen zusammen colligi- ren, damit man hernach Erkundigung einziehen könte, ob dergleichen Vögel et- wan aus fremden Ländern gekommen, oder ob sie in unsern Gegenden jung geworden, und durch diese oder jene Um- stände ihre ordinaire Figur und Eigen- schafften verändert und modificirt wor- den.
§. 9.
Aus der Grafschafft Tyrol wer- den die Canarien-Vögel in grosser Menge, so wohl nach Teutschland als Franckreich, Jährlich verhandelt und verführet, so gar, daß auch diese Marchanderie durch die andere Hand zu gehen, und in andere Länder, wie Kaufmanns-Waaren zu gehen angefangen. Wie denn z. E. alle Jahr zweymahl, nemlich im Frühling und Herbst, etliche Schweitzer nach Paris zu kommen, und etliche tausend solcher Canarien-Vögel auf dem Rücken mit sich zu schleppen pflegen, welche sie aber nicht aus ihren Landen, sondern aus der Graf- schafft Tyrol her haben, und von daher aufkauffen. Sie sind sehr von einander den Couleuren nach unterschieden, es giebt graue, weiß-gelbe, gelbe mit weissen Schwäntzen, Jsabel-farbigte, weiß-bun- te, schwartz-bunte, bunte und Jonqvil- len-schwartze mit rothen Augen etc. Es machen auch besondere Arten die Bastar- te, wenn zu einem Canarien-Weiblein oder Hahne unsere innländische Vögel, als Goldammer, Fincken, Stieglitzen, Hänf- linge und dergleichen gepaaret werden, die alsdenn z. E. Hänfling-Goldammer- Stieglitz-Bastarte genennt werden. Es haben sich anfänglich die simplen Species nach und nach unter einander, theils ver- möge diverser Lufft, theils der Fütterung, theils der Zusammenpaarung und ande- rer Umstände mehr, verändert. S. des Hervieux Tractat von Canarien-Vö- geln.
Das 46. Capitel/ Nachricht von dem Ceremo- niel, so bey dem Hof-Kampff-Jagen pflegt beobachtet zu werden.
§. 1.
Das Hof-Kampff-Jagen ist nach der Zeit aufgekommen, und bey hohen [Spaltenumbruch]
Herrschafften üblich worden, als Käyser Anastasius die vormahls bey den Römern so beliebte und gebräuchlich-gewesene Ve- nationem arenariam, oder den greulichen Menschen-Kampff mit wilden Thieren verbothen, und bey Einführung des Christlichen Glaubens abgeschafft hat. Jst also statt dessen ein etwas zuläßiger Kampff-Jagen der wilden Thiere erson- nen worden, wie denn bereits dergleichen auch vorhin Käyser Philippus gehalten, der hierzu 32. Elephanten, 10. Elent, 10. Tyger-Thiere, 60. Löwen, 30. Leoparden, 40. wilde Pferde, und viel andere Thiere angeschafft. Nicht weniger hat Käyser Probus einen Wald zum Kamff-Jagen besonders anrichten lassen, dazu er 1000. Hirsche, 1000. wilde Schweine, und 100. grosse Löwen nebst andern wilden Thie- ren gehalten. Dergleichen prächtige Kampff-Jagden haben auch die Käyser Arcadius und Honorius mit grossem Pomp und Pracht gar öffters angestellt.
§. 2.
Unsere zu ietziger Zeit gebräuch- lichen Hof-Kampff-Jagden aber, ob sie wohl sehr pretieus sind, sind sie doch mit vorher-gemeldten nicht zu vergleichen; massen dergleichen ungeheurige reissende wilde Thiere, in unsern Ländern, und sonderlich in solcher Menge, bey weiten nicht zu finden, sondern es werden solche Kampff-Jagden nur an unsern teutschen Höfen mit wenigen einzelen fremden ein- gefangenen wilden Thieren dergestalt vor- genommen: Wenn zuweilen eine hohe Herrschafft ein Beylager, Heimführung, Nahmens- oder Geburths-Tag bey An- wesenheit fremder Herrschafft, oder ander Festin zu halten und zu celebriren pfle- get; so werden zu den Lustbarkeiten vielerley Arten Hof-Lust- oder Kampff- Jagden angestelt, welches entweder auf dem Schloß-Platz, oder doch in einem um- fangenen mit Mauern verwahrten Hof geschiehet. Da werden nun die wilden Thiere in Kasten zugeführet und ausge- lassen mit einander zu streiten und zu kämpffen. Bey deren Endigung, ent- weder von der Herrschafft durch ihre Cammer- und Leib-Hunde gehetzt, mit Fang-Eisen oder Hirschfängern erleget, oder geschossen, und bey solchem Actu von der anwesenden Hof-Jägerey hierzu mit Wald- und Hifft-Hörnern geblasen; oder es werden auch nach gehabter Lust die wil- den Thiere wiederum ein iedes in seinen Kasten eingefangen, und in sein Behält- niß zu verwahren geführet.
§. 3.
Des Dritten Theils 46. Capitel/
[Spaltenumbruch]
net, und in den Novis literariis aufge- ſchrieben, daß ſich Voͤgel von ſonderbahren Eigenſchafften ſehen laſſen, die ungewoͤhn- lich geweſen; Man ſolte billich alle dieſe Erzehlungen mit allen ihren Particulari- bus und Umſtaͤnden zuſammen colligi- ren, damit man hernach Erkundigung einziehen koͤnte, ob dergleichen Voͤgel et- wan aus fremden Laͤndern gekommen, oder ob ſie in unſern Gegenden jung geworden, und durch dieſe oder jene Um- ſtaͤnde ihre ordinaire Figur und Eigen- ſchafften veraͤndert und modificirt wor- den.
§. 9.
Aus der Grafſchafft Tyrol wer- den die Canarien-Voͤgel in groſſer Menge, ſo wohl nach Teutſchland als Franckreich, Jaͤhrlich verhandelt und verfuͤhret, ſo gar, daß auch dieſe Marchanderie durch die andere Hand zu gehen, und in andere Laͤnder, wie Kaufmanns-Waaren zu gehen angefangen. Wie denn z. E. alle Jahr zweymahl, nemlich im Fruͤhling und Herbſt, etliche Schweitzer nach Paris zu kommen, und etliche tauſend ſolcher Canarien-Voͤgel auf dem Ruͤcken mit ſich zu ſchleppen pflegen, welche ſie aber nicht aus ihren Landen, ſondern aus der Graf- ſchafft Tyrol her haben, und von daher aufkauffen. Sie ſind ſehr von einander den Couleuren nach unterſchieden, es giebt graue, weiß-gelbe, gelbe mit weiſſen Schwaͤntzen, Jſabel-farbigte, weiß-bun- te, ſchwartz-bunte, bunte und Jonqvil- len-ſchwartze mit rothen Augen ꝛc. Es machen auch beſondere Arten die Baſtar- te, wenn zu einem Canarien-Weiblein oder Hahne unſere innlaͤndiſche Voͤgel, als Goldam̃er, Fincken, Stieglitzen, Haͤnf- linge und dergleichen gepaaret werden, die alsdenn z. E. Haͤnfling-Goldammer- Stieglitz-Baſtarte genennt werden. Es haben ſich anfaͤnglich die ſimplen Species nach und nach unter einander, theils ver- moͤge diverſer Lufft, theils der Fuͤtterung, theils der Zuſammenpaarung und ande- rer Umſtaͤnde mehr, veraͤndert. S. des Hervieux Tractat von Canarien-Voͤ- geln.
Das 46. Capitel/ Nachricht von dem Ceremo- niel, ſo bey dem Hof-Kampff-Jagen pflegt beobachtet zu werden.
§. 1.
Das Hof-Kampff-Jagen iſt nach der Zeit aufgekommen, und bey hohen [Spaltenumbruch]
Herrſchafften uͤblich worden, als Kaͤyſer Anaſtaſius die vormahls bey den Roͤmern ſo beliebte und gebraͤuchlich-geweſene Ve- nationem arenariam, oder den greulichen Menſchen-Kampff mit wilden Thieren verbothen, und bey Einfuͤhrung des Chriſtlichen Glaubens abgeſchafft hat. Jſt alſo ſtatt deſſen ein etwas zulaͤßiger Kampff-Jagen der wilden Thiere erſon- nen worden, wie denn bereits dergleichen auch vorhin Kaͤyſer Philippus gehalten, der hierzu 32. Elephanten, 10. Elent, 10. Tyger-Thiere, 60. Loͤwen, 30. Leoparden, 40. wilde Pferde, und viel andere Thiere angeſchafft. Nicht weniger hat Kaͤyſer Probus einen Wald zum Kamff-Jagen beſonders anrichten laſſen, dazu er 1000. Hirſche, 1000. wilde Schweine, und 100. groſſe Loͤwen nebſt andern wilden Thie- ren gehalten. Dergleichen praͤchtige Kampff-Jagden haben auch die Kaͤyſer Arcadius und Honorius mit groſſem Pomp und Pracht gar oͤffters angeſtellt.
§. 2.
Unſere zu ietziger Zeit gebraͤuch- lichen Hof-Kampff-Jagden aber, ob ſie wohl ſehr pretieus ſind, ſind ſie doch mit vorher-gemeldten nicht zu vergleichen; maſſen dergleichen ungeheurige reiſſende wilde Thiere, in unſern Laͤndern, und ſonderlich in ſolcher Menge, bey weiten nicht zu finden, ſondern es werden ſolche Kampff-Jagden nur an unſern teutſchen Hoͤfen mit wenigen einzelen fremden ein- gefangenen wilden Thieren dergeſtalt vor- genommen: Wenn zuweilen eine hohe Herrſchafft ein Beylager, Heimfuͤhrung, Nahmens- oder Geburths-Tag bey An- weſenheit fremder Herꝛſchafft, oder ander Feſtin zu halten und zu celebriren pfle- get; ſo werden zu den Luſtbarkeiten vielerley Arten Hof-Luſt- oder Kampff- Jagden angeſtelt, welches entweder auf dem Schloß-Platz, oder doch in einem um- fangenen mit Mauern verwahrten Hof geſchiehet. Da werden nun die wilden Thiere in Kaſten zugefuͤhret und ausge- laſſen mit einander zu ſtreiten und zu kaͤmpffen. Bey deren Endigung, ent- weder von der Herrſchafft durch ihre Cammer- und Leib-Hunde gehetzt, mit Fang-Eiſen oder Hirſchfaͤngern erleget, oder geſchoſſen, und bey ſolchem Actu von der anweſenden Hof-Jaͤgerey hierzu mit Wald- und Hifft-Hoͤrnern geblaſen; oder es werden auch nach gehabter Luſt die wil- den Thiere wiederum ein iedes in ſeinen Kaſten eingefangen, und in ſein Behaͤlt- niß zu verwahren gefuͤhret.
§. 3.
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[252/0388]
Des Dritten Theils 46. Capitel/
net, und in den Novis literariis aufge-
ſchrieben, daß ſich Voͤgel von ſonderbahren
Eigenſchafften ſehen laſſen, die ungewoͤhn-
lich geweſen; Man ſolte billich alle dieſe
Erzehlungen mit allen ihren Particulari-
bus und Umſtaͤnden zuſammen colligi-
ren, damit man hernach Erkundigung
einziehen koͤnte, ob dergleichen Voͤgel et-
wan aus fremden Laͤndern gekommen,
oder ob ſie in unſern Gegenden jung
geworden, und durch dieſe oder jene Um-
ſtaͤnde ihre ordinaire Figur und Eigen-
ſchafften veraͤndert und modificirt wor-
den.
§. 9.Aus der Grafſchafft Tyrol wer-
den die Canarien-Voͤgel in groſſer Menge,
ſo wohl nach Teutſchland als Franckreich,
Jaͤhrlich verhandelt und verfuͤhret, ſo
gar, daß auch dieſe Marchanderie durch
die andere Hand zu gehen, und in andere
Laͤnder, wie Kaufmanns-Waaren zu
gehen angefangen. Wie denn z. E. alle
Jahr zweymahl, nemlich im Fruͤhling
und Herbſt, etliche Schweitzer nach Paris
zu kommen, und etliche tauſend ſolcher
Canarien-Voͤgel auf dem Ruͤcken mit ſich
zu ſchleppen pflegen, welche ſie aber nicht
aus ihren Landen, ſondern aus der Graf-
ſchafft Tyrol her haben, und von daher
aufkauffen. Sie ſind ſehr von einander
den Couleuren nach unterſchieden, es giebt
graue, weiß-gelbe, gelbe mit weiſſen
Schwaͤntzen, Jſabel-farbigte, weiß-bun-
te, ſchwartz-bunte, bunte und Jonqvil-
len-ſchwartze mit rothen Augen ꝛc. Es
machen auch beſondere Arten die Baſtar-
te, wenn zu einem Canarien-Weiblein
oder Hahne unſere innlaͤndiſche Voͤgel, als
Goldam̃er, Fincken, Stieglitzen, Haͤnf-
linge und dergleichen gepaaret werden,
die alsdenn z. E. Haͤnfling-Goldammer-
Stieglitz-Baſtarte genennt werden. Es
haben ſich anfaͤnglich die ſimplen Species
nach und nach unter einander, theils ver-
moͤge diverſer Lufft, theils der Fuͤtterung,
theils der Zuſammenpaarung und ande-
rer Umſtaͤnde mehr, veraͤndert. S. des
Hervieux Tractat von Canarien-Voͤ-
geln.
Das 46. Capitel/
Nachricht von dem Ceremo-
niel, ſo bey dem Hof-Kampff-Jagen
pflegt beobachtet zu werden.
§. 1.
Das Hof-Kampff-Jagen iſt nach der
Zeit aufgekommen, und bey hohen
Herrſchafften uͤblich worden, als Kaͤyſer
Anaſtaſius die vormahls bey den Roͤmern
ſo beliebte und gebraͤuchlich-geweſene Ve-
nationem arenariam, oder den greulichen
Menſchen-Kampff mit wilden Thieren
verbothen, und bey Einfuͤhrung des
Chriſtlichen Glaubens abgeſchafft hat.
Jſt alſo ſtatt deſſen ein etwas zulaͤßiger
Kampff-Jagen der wilden Thiere erſon-
nen worden, wie denn bereits dergleichen
auch vorhin Kaͤyſer Philippus gehalten,
der hierzu 32. Elephanten, 10. Elent, 10.
Tyger-Thiere, 60. Loͤwen, 30. Leoparden,
40. wilde Pferde, und viel andere Thiere
angeſchafft. Nicht weniger hat Kaͤyſer
Probus einen Wald zum Kamff-Jagen
beſonders anrichten laſſen, dazu er 1000.
Hirſche, 1000. wilde Schweine, und 100.
groſſe Loͤwen nebſt andern wilden Thie-
ren gehalten. Dergleichen praͤchtige
Kampff-Jagden haben auch die Kaͤyſer
Arcadius und Honorius mit groſſem Pomp
und Pracht gar oͤffters angeſtellt.
§. 2.Unſere zu ietziger Zeit gebraͤuch-
lichen Hof-Kampff-Jagden aber, ob ſie
wohl ſehr pretieus ſind, ſind ſie doch mit
vorher-gemeldten nicht zu vergleichen;
maſſen dergleichen ungeheurige reiſſende
wilde Thiere, in unſern Laͤndern, und
ſonderlich in ſolcher Menge, bey weiten
nicht zu finden, ſondern es werden ſolche
Kampff-Jagden nur an unſern teutſchen
Hoͤfen mit wenigen einzelen fremden ein-
gefangenen wilden Thieren dergeſtalt vor-
genommen: Wenn zuweilen eine hohe
Herrſchafft ein Beylager, Heimfuͤhrung,
Nahmens- oder Geburths-Tag bey An-
weſenheit fremder Herꝛſchafft, oder ander
Feſtin zu halten und zu celebriren pfle-
get; ſo werden zu den Luſtbarkeiten
vielerley Arten Hof-Luſt- oder Kampff-
Jagden angeſtelt, welches entweder auf
dem Schloß-Platz, oder doch in einem um-
fangenen mit Mauern verwahrten Hof
geſchiehet. Da werden nun die wilden
Thiere in Kaſten zugefuͤhret und ausge-
laſſen mit einander zu ſtreiten und zu
kaͤmpffen. Bey deren Endigung, ent-
weder von der Herrſchafft durch ihre
Cammer- und Leib-Hunde gehetzt, mit
Fang-Eiſen oder Hirſchfaͤngern erleget,
oder geſchoſſen, und bey ſolchem Actu von
der anweſenden Hof-Jaͤgerey hierzu mit
Wald- und Hifft-Hoͤrnern geblaſen; oder
es werden auch nach gehabter Luſt die wil-
den Thiere wiederum ein iedes in ſeinen
Kaſten eingefangen, und in ſein Behaͤlt-
niß zu verwahren gefuͤhret.
§. 3.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/388>, abgerufen am 26.06.2024.
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