Wie denn hierzu manche hohe Landes-Herrschafften absonderliche Lö- wen- oder Wilde Thier-Häuser und Stäl- le zu haben pflegen, allwo allerhand frem- de Thiere verwahret werden, und haben zu dergleichen Kampff-Jagden manche Herrschafften absonderliche so genannte Hetz-Gärten, darinnen sie mit vieler Vergnügung den wilden Thieren zuse- hen, wie sie durch allerley Wendungen, Geschrey und Posituren einander überle- gen. Als wenn sie einen Löwen und Bä- ren, oder ein wild Schwein und einen Wolff, ingleichen Auer-Ochsen und Büf- fel, Pferde und Hirsche mit einander kämpffen lassen, und, solche zu animiren, mit Hunden hetzen. Unter allen macht keiner solche Vergnügung, als der Bär, welcher, wenn er von den kleinen Bären- Beissern hin und her gezwackt wird, so, daß er sich in ein Faß mit Wasser retiri- ren muß, so sitzt er darinnen, und thei- let aus demselben mit vieler angenehmen Lust unter die Hunde Ohrfeigen aus, wehret sich dermassen, daß er mit den Hunden überall naß wird, offtmahls heraus-nach denselben, und wiederum hineinfährt, dabey es viel Lustbarkeiten giebt. Es pflegt die Herrschafft auch den Bären mit Schwärmern und Stern- Boltzen zu vexiren, und mit einem kleinen roth ausgestopfften Männgen zornig zu machen, massen die Bäre solcher Farbe gram sind; Wenn nun die Hunde von allerhand Schlägen und Arbeit matt ge- worden, werden sie an sich geruffen, und angefaßt, oder auch frische hineingelas- sen, mit selbigen gehetzet, biß es die Herr- schafft überdrüßig wird, und diese Lust ein Ende haben soll. Da praesentiret sich denn die Herrschafft ihm mit dem Fang- Eisen, dahinter die Leib- und Cammer- Hunde vorrücken, an Bär gehetzet wer- den, und dieser gefangen wird.
§. 4.
Wann solche Thiere nun ge- fället, und vorgemeldeter massen erleget worden sind, werden sie von dem Kampff- Platz abgeführet, und nach Zerlegung in das Rauch-Hauß geliefert, deren Wild- präth in die Hof-Küche zur Verspeisung geschickt. Und auf solche Art wird in Teutschland das Hof-Kampff-Jagen ge- halten. Jn Ermangelung solcher wil- den Thiere werden lebendig eingefangene Füchse durch hierzu absonderlich verfer- tigte Prell-Netze von Cavalliers oder Da- mes zur Lust in die Lufft geprellet, so auch [Spaltenumbruch]
nebst dem Dachs-Hetzen, und dergleichen mehr, zur Hof-Jagd gehören.
Das 47. Capitel/ Nachricht von dem Iolennen Stier-Gefechte/ so Anno 1713. zu Lissabon am Königlichen Portugie- sischen Hof gehalten wor- den.
§. 1.
Erstlich ist einer von der Königlichen Hof-Cammer in Spanischer Klei- dung mit dem Justiz-Stock in der Hand zu Pferde gekommen, und hat sich, nach- dem er seine Ehrerbietung gemacht, un- ter das Fenster gestellt, um allda auf Kö- niglichen Befehl zu warten. Zweytens die Trabanten-Wacht in 150. Mann starck, welche in 2. Zeilen marchiret; Vor- aus sind gegangen der Trommelschläger und Pfeiffer, nach ihnen war zu sehen der Trabanten Lieutenant zu Pferde, und in der Mitten der Trabanten ihr Hauptmann zu Pferde; Dieser und be- sagter Lieutenant, so beyde vom guten Adel, sind wieder abmarchiret, nachdem Jhro Königliche Majestäten und gesam- te Herrschafft, wie auch Hof-Frauen- zimmer dieselben ihre Ehrerbietung er- wiesen.
§. 2.
Drittens achtzehen Mannes- Personen, alle weiß und Spanisch ge- kleidet, welche die Stiere anhetzen, wenn sie nicht wollen angreiffen.
Viertens ein Janitscharen-Aga mit 80. blau gekleideten Janitscharen, ein ieder mit einer grossen blechernen Gieß-Kan- ne voll Wasser, um den Platz zu be- spritzen.
Fünfftens sechs Manns-Personen mit einem Dudelsack und Schallmeyen, so mit blossen Degen getantzet.
Sechstens ein Tantz von 9. Zigeunerin- nen mit ihren Casconetten in der Hand.
Siebendens ein Tantz von sieben Fi- scher-Weibern mit ihren Casconetten.
Achtens sechs Teufel, ein ieder zwey Prügel in den Klauen haltend, so mit den Prügeln gegen einander gefochten.
Neundtens acht Manns-Personen mit der Türckischen Music.
§. 3.
Zehendens ein Tantz von Af- fen, Wölffen, Bären, Tygern und Lö- wen, mit Pfeilen und Bögen in denen Klauen.
Eilfftens
J i 3
Ceremoniel bey dem Hof-Kampff-Jagen.
[Spaltenumbruch]
§. 3.
Wie denn hierzu manche hohe Landes-Herrſchafften abſonderliche Loͤ- wen- oder Wilde Thier-Haͤuſer und Staͤl- le zu haben pflegen, allwo allerhand frem- de Thiere verwahret werden, und haben zu dergleichen Kampff-Jagden manche Herrſchafften abſonderliche ſo genannte Hetz-Gaͤrten, darinnen ſie mit vieler Vergnuͤgung den wilden Thieren zuſe- hen, wie ſie durch allerley Wendungen, Geſchrey und Poſituren einander uͤberle- gen. Als wenn ſie einen Loͤwen und Baͤ- ren, oder ein wild Schwein und einen Wolff, ingleichen Auer-Ochſen und Buͤf- fel, Pferde und Hirſche mit einander kaͤmpffen laſſen, und, ſolche zu animiren, mit Hunden hetzen. Unter allen macht keiner ſolche Vergnuͤgung, als der Baͤr, welcher, wenn er von den kleinen Baͤren- Beiſſern hin und her gezwackt wird, ſo, daß er ſich in ein Faß mit Waſſer retiri- ren muß, ſo ſitzt er darinnen, und thei- let aus demſelben mit vieler angenehmen Luſt unter die Hunde Ohrfeigen aus, wehret ſich dermaſſen, daß er mit den Hunden uͤberall naß wird, offtmahls heraus-nach denſelben, und wiederum hineinfaͤhrt, dabey es viel Luſtbarkeiten giebt. Es pflegt die Herrſchafft auch den Baͤren mit Schwaͤrmern und Stern- Boltzen zu vexiren, und mit einem kleinen roth ausgeſtopfften Maͤnngen zornig zu machen, maſſen die Baͤre ſolcher Farbe gram ſind; Wenn nun die Hunde von allerhand Schlaͤgen und Arbeit matt ge- worden, werden ſie an ſich geruffen, und angefaßt, oder auch friſche hineingelaſ- ſen, mit ſelbigen gehetzet, biß es die Herr- ſchafft uͤberdruͤßig wird, und dieſe Luſt ein Ende haben ſoll. Da præſentiret ſich denn die Herrſchafft ihm mit dem Fang- Eiſen, dahinter die Leib- und Cammer- Hunde vorruͤcken, an Baͤr gehetzet wer- den, und dieſer gefangen wird.
§. 4.
Wann ſolche Thiere nun ge- faͤllet, und vorgemeldeter maſſen erleget worden ſind, werden ſie von dem Kampff- Platz abgefuͤhret, und nach Zerlegung in das Rauch-Hauß geliefert, deren Wild- praͤth in die Hof-Kuͤche zur Verſpeiſung geſchickt. Und auf ſolche Art wird in Teutſchland das Hof-Kampff-Jagen ge- halten. Jn Ermangelung ſolcher wil- den Thiere werden lebendig eingefangene Fuͤchſe durch hierzu abſonderlich verfer- tigte Prell-Netze von Cavalliers oder Da- mes zur Luſt in die Lufft geprellet, ſo auch [Spaltenumbruch]
nebſt dem Dachs-Hetzen, und dergleichen mehr, zur Hof-Jagd gehoͤren.
Das 47. Capitel/ Nachricht von dem Iolennen Stier-Gefechte/ ſo Anno 1713. zu Liſſabon am Koͤniglichen Portugie- ſiſchen Hof gehalten wor- den.
§. 1.
Erſtlich iſt einer von der Koͤniglichen Hof-Cammer in Spaniſcher Klei- dung mit dem Juſtiz-Stock in der Hand zu Pferde gekommen, und hat ſich, nach- dem er ſeine Ehrerbietung gemacht, un- ter das Fenſter geſtellt, um allda auf Koͤ- niglichen Befehl zu warten. Zweytens die Trabanten-Wacht in 150. Mann ſtarck, welche in 2. Zeilen marchiret; Vor- aus ſind gegangen der Trommelſchlaͤger und Pfeiffer, nach ihnen war zu ſehen der Trabanten Lieutenant zu Pferde, und in der Mitten der Trabanten ihr Hauptmann zu Pferde; Dieſer und be- ſagter Lieutenant, ſo beyde vom guten Adel, ſind wieder abmarchiret, nachdem Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤten und geſam- te Herrſchafft, wie auch Hof-Frauen- zimmer dieſelben ihre Ehrerbietung er- wieſen.
§. 2.
Drittens achtzehen Mannes- Perſonen, alle weiß und Spaniſch ge- kleidet, welche die Stiere anhetzen, wenn ſie nicht wollen angreiffen.
Viertens ein Janitſcharen-Aga mit 80. blau gekleideten Janitſcharen, ein ieder mit einer groſſen blechernen Gieß-Kan- ne voll Waſſer, um den Platz zu be- ſpritzen.
Fuͤnfftens ſechs Manns-Perſonen mit einem Dudelſack und Schallmeyen, ſo mit bloſſen Degen getantzet.
Sechſtens ein Tantz von 9. Zigeunerin- nen mit ihren Caſconetten in der Hand.
Siebendens ein Tantz von ſieben Fi- ſcher-Weibern mit ihren Caſconetten.
Achtens ſechs Teufel, ein ieder zwey Pruͤgel in den Klauen haltend, ſo mit den Pruͤgeln gegen einander gefochten.
Neundtens acht Manns-Perſonen mit der Tuͤrckiſchen Muſic.
§. 3.
Zehendens ein Tantz von Af- fen, Woͤlffen, Baͤren, Tygern und Loͤ- wen, mit Pfeilen und Boͤgen in denen Klauen.
Eilfftens
J i 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0393"n="253"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Ceremoniel</hi> bey dem Hof-Kampff-Jagen.</hi></fw><lb/><cb/></div><divn="3"><head>§. 3.</head><p>Wie denn hierzu manche hohe<lb/>
Landes-Herrſchafften abſonderliche Loͤ-<lb/>
wen- oder Wilde Thier-Haͤuſer und Staͤl-<lb/>
le zu haben pflegen, allwo allerhand frem-<lb/>
de Thiere verwahret werden, und haben<lb/>
zu dergleichen Kampff-Jagden manche<lb/>
Herrſchafften abſonderliche ſo genannte<lb/>
Hetz-Gaͤrten, darinnen ſie mit vieler<lb/>
Vergnuͤgung den wilden Thieren zuſe-<lb/>
hen, wie ſie durch allerley Wendungen,<lb/>
Geſchrey und <hirendition="#aq">Poſitu</hi>ren einander uͤberle-<lb/>
gen. Als wenn ſie einen Loͤwen und Baͤ-<lb/>
ren, oder ein wild Schwein und einen<lb/>
Wolff, ingleichen Auer-Ochſen und Buͤf-<lb/>
fel, Pferde und Hirſche mit einander<lb/>
kaͤmpffen laſſen, und, ſolche zu <hirendition="#aq">animi</hi>ren,<lb/>
mit Hunden hetzen. Unter allen macht<lb/>
keiner ſolche Vergnuͤgung, als der Baͤr,<lb/>
welcher, wenn er von den kleinen Baͤren-<lb/>
Beiſſern hin und her gezwackt wird, ſo,<lb/>
daß er ſich in ein Faß mit Waſſer <hirendition="#aq">retiri-</hi><lb/>
ren muß, ſo ſitzt er darinnen, und thei-<lb/>
let aus demſelben mit vieler angenehmen<lb/>
Luſt unter die Hunde Ohrfeigen aus,<lb/>
wehret ſich dermaſſen, daß er mit den<lb/>
Hunden uͤberall naß wird, offtmahls<lb/>
heraus-nach denſelben, und wiederum<lb/>
hineinfaͤhrt, dabey es viel Luſtbarkeiten<lb/>
giebt. Es pflegt die Herrſchafft auch den<lb/>
Baͤren mit Schwaͤrmern und Stern-<lb/>
Boltzen zu <hirendition="#aq">vexi</hi>ren, und mit einem kleinen<lb/>
roth ausgeſtopfften Maͤnngen zornig zu<lb/>
machen, maſſen die Baͤre ſolcher Farbe<lb/>
gram ſind; Wenn nun die Hunde von<lb/>
allerhand Schlaͤgen und Arbeit matt ge-<lb/>
worden, werden ſie an ſich geruffen, und<lb/>
angefaßt, oder auch friſche hineingelaſ-<lb/>ſen, mit ſelbigen gehetzet, biß es die Herr-<lb/>ſchafft uͤberdruͤßig wird, und dieſe Luſt<lb/>
ein Ende haben ſoll. Da <hirendition="#aq">præſenti</hi>ret ſich<lb/>
denn die Herrſchafft ihm mit dem Fang-<lb/>
Eiſen, dahinter die Leib- und Cammer-<lb/>
Hunde vorruͤcken, an Baͤr gehetzet wer-<lb/>
den, und dieſer gefangen wird.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Wann ſolche Thiere nun ge-<lb/>
faͤllet, und vorgemeldeter maſſen erleget<lb/>
worden ſind, werden ſie von dem Kampff-<lb/>
Platz abgefuͤhret, und nach Zerlegung in<lb/>
das Rauch-Hauß geliefert, deren Wild-<lb/>
praͤth in die Hof-Kuͤche zur Verſpeiſung<lb/>
geſchickt. Und auf ſolche Art wird in<lb/>
Teutſchland das Hof-Kampff-Jagen ge-<lb/>
halten. Jn Ermangelung ſolcher wil-<lb/>
den Thiere werden lebendig eingefangene<lb/>
Fuͤchſe durch hierzu abſonderlich verfer-<lb/>
tigte Prell-Netze von <hirendition="#aq">Cavalliers</hi> oder <hirendition="#aq">Da-<lb/>
mes</hi> zur Luſt in die Lufft geprellet, ſo auch<lb/><cb/>
nebſt dem Dachs-Hetzen, und dergleichen<lb/>
mehr, zur Hof-Jagd gehoͤren.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 47. Capitel/<lb/><hirendition="#in">N</hi>achricht von dem <hirendition="#aq">Iolenn</hi>en<lb/>
Stier-Gefechte/ ſo <hirendition="#aq">Anno</hi> 1713. zu<lb/>
Liſſabon am Koͤniglichen Portugie-<lb/>ſiſchen Hof gehalten wor-<lb/>
den.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>rſtlich iſt einer von der Koͤniglichen<lb/>
Hof-Cammer in Spaniſcher Klei-<lb/>
dung mit dem <hirendition="#aq">Juſtiz-</hi>Stock in der Hand<lb/>
zu Pferde gekommen, und hat ſich, nach-<lb/>
dem er ſeine Ehrerbietung gemacht, un-<lb/>
ter das Fenſter geſtellt, um allda auf Koͤ-<lb/>
niglichen Befehl zu warten. Zweytens<lb/>
die Trabanten-Wacht in 150. Mann<lb/>ſtarck, welche in 2. Zeilen <hirendition="#aq">marchi</hi>ret; Vor-<lb/>
aus ſind gegangen der Trommelſchlaͤger<lb/>
und Pfeiffer, nach ihnen war zu ſehen<lb/>
der Trabanten <hirendition="#aq">Lieutenant</hi> zu Pferde,<lb/>
und in der Mitten der Trabanten ihr<lb/>
Hauptmann zu Pferde; Dieſer und be-<lb/>ſagter <hirendition="#aq">Lieutenant,</hi>ſo beyde vom guten<lb/>
Adel, ſind wieder ab<hirendition="#aq">marchi</hi>ret, nachdem<lb/>
Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤten und geſam-<lb/>
te Herrſchafft, wie auch Hof-Frauen-<lb/>
zimmer dieſelben ihre Ehrerbietung er-<lb/>
wieſen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><p>Drittens achtzehen Mannes-<lb/>
Perſonen, alle weiß und Spaniſch ge-<lb/>
kleidet, welche die Stiere anhetzen, wenn<lb/>ſie nicht wollen angreiffen.</p><lb/><p>Viertens ein Janitſcharen-Aga mit 80.<lb/>
blau gekleideten Janitſcharen, ein ieder<lb/>
mit einer groſſen blechernen Gieß-Kan-<lb/>
ne voll Waſſer, um den Platz zu be-<lb/>ſpritzen.</p><lb/><p>Fuͤnfftens ſechs Manns-Perſonen mit<lb/>
einem Dudelſack und Schallmeyen, ſo<lb/>
mit bloſſen Degen getantzet.</p><lb/><p>Sechſtens ein Tantz von 9. Zigeunerin-<lb/>
nen mit ihren <hirendition="#aq">Caſconett</hi>en in der Hand.</p><lb/><p>Siebendens ein Tantz von ſieben Fi-<lb/>ſcher-Weibern mit ihren <hirendition="#aq">Caſconett</hi>en.</p><lb/><p>Achtens ſechs Teufel, ein ieder zwey<lb/>
Pruͤgel in den Klauen haltend, ſo mit<lb/>
den Pruͤgeln gegen einander gefochten.</p><lb/><p>Neundtens acht Manns-Perſonen<lb/>
mit der Tuͤrckiſchen <hirendition="#aq">Muſic.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><p>Zehendens ein Tantz von Af-<lb/>
fen, Woͤlffen, Baͤren, Tygern und Loͤ-<lb/>
wen, mit Pfeilen und Boͤgen in denen<lb/>
Klauen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Eilfftens</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[253/0393]
Ceremoniel bey dem Hof-Kampff-Jagen.
§. 3.Wie denn hierzu manche hohe
Landes-Herrſchafften abſonderliche Loͤ-
wen- oder Wilde Thier-Haͤuſer und Staͤl-
le zu haben pflegen, allwo allerhand frem-
de Thiere verwahret werden, und haben
zu dergleichen Kampff-Jagden manche
Herrſchafften abſonderliche ſo genannte
Hetz-Gaͤrten, darinnen ſie mit vieler
Vergnuͤgung den wilden Thieren zuſe-
hen, wie ſie durch allerley Wendungen,
Geſchrey und Poſituren einander uͤberle-
gen. Als wenn ſie einen Loͤwen und Baͤ-
ren, oder ein wild Schwein und einen
Wolff, ingleichen Auer-Ochſen und Buͤf-
fel, Pferde und Hirſche mit einander
kaͤmpffen laſſen, und, ſolche zu animiren,
mit Hunden hetzen. Unter allen macht
keiner ſolche Vergnuͤgung, als der Baͤr,
welcher, wenn er von den kleinen Baͤren-
Beiſſern hin und her gezwackt wird, ſo,
daß er ſich in ein Faß mit Waſſer retiri-
ren muß, ſo ſitzt er darinnen, und thei-
let aus demſelben mit vieler angenehmen
Luſt unter die Hunde Ohrfeigen aus,
wehret ſich dermaſſen, daß er mit den
Hunden uͤberall naß wird, offtmahls
heraus-nach denſelben, und wiederum
hineinfaͤhrt, dabey es viel Luſtbarkeiten
giebt. Es pflegt die Herrſchafft auch den
Baͤren mit Schwaͤrmern und Stern-
Boltzen zu vexiren, und mit einem kleinen
roth ausgeſtopfften Maͤnngen zornig zu
machen, maſſen die Baͤre ſolcher Farbe
gram ſind; Wenn nun die Hunde von
allerhand Schlaͤgen und Arbeit matt ge-
worden, werden ſie an ſich geruffen, und
angefaßt, oder auch friſche hineingelaſ-
ſen, mit ſelbigen gehetzet, biß es die Herr-
ſchafft uͤberdruͤßig wird, und dieſe Luſt
ein Ende haben ſoll. Da præſentiret ſich
denn die Herrſchafft ihm mit dem Fang-
Eiſen, dahinter die Leib- und Cammer-
Hunde vorruͤcken, an Baͤr gehetzet wer-
den, und dieſer gefangen wird.
§. 4.Wann ſolche Thiere nun ge-
faͤllet, und vorgemeldeter maſſen erleget
worden ſind, werden ſie von dem Kampff-
Platz abgefuͤhret, und nach Zerlegung in
das Rauch-Hauß geliefert, deren Wild-
praͤth in die Hof-Kuͤche zur Verſpeiſung
geſchickt. Und auf ſolche Art wird in
Teutſchland das Hof-Kampff-Jagen ge-
halten. Jn Ermangelung ſolcher wil-
den Thiere werden lebendig eingefangene
Fuͤchſe durch hierzu abſonderlich verfer-
tigte Prell-Netze von Cavalliers oder Da-
mes zur Luſt in die Lufft geprellet, ſo auch
nebſt dem Dachs-Hetzen, und dergleichen
mehr, zur Hof-Jagd gehoͤren.
Das 47. Capitel/
Nachricht von dem Iolennen
Stier-Gefechte/ ſo Anno 1713. zu
Liſſabon am Koͤniglichen Portugie-
ſiſchen Hof gehalten wor-
den.
§. 1.
Erſtlich iſt einer von der Koͤniglichen
Hof-Cammer in Spaniſcher Klei-
dung mit dem Juſtiz-Stock in der Hand
zu Pferde gekommen, und hat ſich, nach-
dem er ſeine Ehrerbietung gemacht, un-
ter das Fenſter geſtellt, um allda auf Koͤ-
niglichen Befehl zu warten. Zweytens
die Trabanten-Wacht in 150. Mann
ſtarck, welche in 2. Zeilen marchiret; Vor-
aus ſind gegangen der Trommelſchlaͤger
und Pfeiffer, nach ihnen war zu ſehen
der Trabanten Lieutenant zu Pferde,
und in der Mitten der Trabanten ihr
Hauptmann zu Pferde; Dieſer und be-
ſagter Lieutenant, ſo beyde vom guten
Adel, ſind wieder abmarchiret, nachdem
Jhro Koͤnigliche Majeſtaͤten und geſam-
te Herrſchafft, wie auch Hof-Frauen-
zimmer dieſelben ihre Ehrerbietung er-
wieſen.
§. 2.Drittens achtzehen Mannes-
Perſonen, alle weiß und Spaniſch ge-
kleidet, welche die Stiere anhetzen, wenn
ſie nicht wollen angreiffen.
Viertens ein Janitſcharen-Aga mit 80.
blau gekleideten Janitſcharen, ein ieder
mit einer groſſen blechernen Gieß-Kan-
ne voll Waſſer, um den Platz zu be-
ſpritzen.
Fuͤnfftens ſechs Manns-Perſonen mit
einem Dudelſack und Schallmeyen, ſo
mit bloſſen Degen getantzet.
Sechſtens ein Tantz von 9. Zigeunerin-
nen mit ihren Caſconetten in der Hand.
Siebendens ein Tantz von ſieben Fi-
ſcher-Weibern mit ihren Caſconetten.
Achtens ſechs Teufel, ein ieder zwey
Pruͤgel in den Klauen haltend, ſo mit
den Pruͤgeln gegen einander gefochten.
Neundtens acht Manns-Perſonen
mit der Tuͤrckiſchen Muſic.
§. 3.Zehendens ein Tantz von Af-
fen, Woͤlffen, Baͤren, Tygern und Loͤ-
wen, mit Pfeilen und Boͤgen in denen
Klauen.
Eilfftens
J i 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/393>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.