Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Des vierdten Theils 2. Capitel/
[Spaltenumbruch] prath an solchen Zäunen zu Schaden ge-
hen möge.

§. 13.

Jn die Waldungen, wo das
Wild geheeget werden soll, muß kein Vieh,
absonderlich Schaf-Vieh, hingetrieben
werden, weil das Schaf-Vieh einen gantz
besondern Geruch an sich hat, der dem
Wild zuwider, und daher verursacht,
daß das Wildpräth aus dem Dickigt wei-
chen, und sich anders wohin begeben muß.
Endlich ist auch noch zur Aufnahme der
Wild-Bahne zu mercken, daß ein Jäger
lediglich mit Gelde, und nicht mit Wild-
präth zu besolden. Denn wo dieses letz-
tere geschiehet, denckt ein Jäger nur da-
hin, wie er seine Besoldung fein bey Zei-
ten bekommen möge. Alsdenn ist ihm
das Nächste das Liebste, und schiesset weg,
was er bekommen kan, es mag der Herr-
schafft zum Nutzen, oder der Wildbah-
ne zum Schaden gereichen. Zu geschwei-
gen der andern übeln Suiten, die hieraus
zu folgen pflegen, da ein solcher weiter
greifft, als ihm eigentlich zukommt, und
dieses alles unter dem Praetext, als ge-
höre es zu seiner ordentlichen Besoldung;
daher es denn am rathsamsten, wenn
ihm dergleichen Gelegenheit entzogen
wird, und er lernen muß, sich mit seinem
ordentlichen Solde zu begnügen.

Das 2. Capitel/
Von besondern Aumerckun-
gen/ die bey dem Holtz-Verkauff
in acht zu nehmen.
§. 1.

Gleichwie das Holtz zu vielerley Ge-
bräuchen angewendet werden kan,
wie in diesem gantzen Tractat angeführet,
also ist auch nöthig, daß ein ieder Forst-
Bedienter die Bäume zu einem ieden Ge-
brauch wohl zu erkennen wisse, damit er
in derselben Verkauff seiner Herrschafft
nicht mehr Schaden als Nutzen zuwen-
de. Was nun die Erkäntniß der Bau-
Stämme anlangt, so ist freylich der Zim-
mer-Leute Meynung, daß, ie länger das
Holtz ist, ie lieber sie es haben, doch kan
auch das kürtzere nach Beschaffenheit der
Gebäude gebraucht werden. Ein Bau-
Stamm muß wenigstens, wenn er spän-
nig ist, ein 24. bis 30. Ellen bauen, wie-
wohl man im wüchsigen Holtze von derglei-
chen Stärcke auch Stämme findet, die ein
40. bis 42. Ellen bauen. Hier muß nun
[Spaltenumbruch] ein Forst-Bedienter bey dem Holtz-Taxe
oder Anschlag wohl judiciren, und nebst
dem ihm vorgeschriebenen Maß der Kette,
dadurch er die spännigen Höltzer aus-
messen kan, auch das Augen-Maß, darauf
das meiste ankommt, mit zu Hülffe neh-
men, ausser dem er seinen Principalen
grossen Schaden thun kan. Zu einem
geschicklichen Bau-Stamm gehöret fer-
ner, daß er nicht hohl sey, welches der
Schlag mit der Axt an denselben, durch
den hellen Klang gleich zeiget. Er muß
auch nicht zu ästig seyn, denn die starcken
kernichten Aeste geben nicht allein dem
Zimmer-Mann bey dem Ausschlagen
Mühe, sondern es ist auch der Stamm
an sich selbst nicht geschickt zu arbeiten.
Bey dem Aufhauen, wenn es Tannen
sind, muß man in die Höhe sehen, ob die
Stämme gerade Länge haben oder nicht,
ingleichen ob sie faulfleckigt oder nicht; sind
es aber Fichten, ob sie rothseitig sind, bey
welcher Bewandniß sie zum Bauen nicht
geschickt.

§. 2.

Ein Schindel-Baum muß
gleichspaltig seyn, wie ich im ersten Thene
p. 72. gemeldet. Dieses nennen die Schin-
del-Macher gerecht, wenn der Stamm
gerade in die Höhe gehet. Wie alle Ar-
ten Holtzes, wenn sie zumahl im Wetter
oder Winden erwachsen, sich drehen und
windisch herum lauffen, also auch dieses
Holtz. Gehet aber ein solcher Schindel-
Baum ein wenig gedrehet zu, so ist er zu
Schindeln untüchtig. Es ist der Baum
als spaltig zu erkennen, wenn er eine
gerade und nicht gedrehete Schale hat.
Mancher Baum spaltet wohl gerecht, er
ist aber wimmericht, das ist, er reisset nicht
gerade hindurch, sondern splittert und
zasert sich bey dem Spalte. Auf solche
Art ist er gleichfalls unbrauchbar. Diese
beyden Stücke oder Fehler, ob nemlich ein
Baum nicht gerecht spaltet, oder wamm-
richt ist, kan der Hauer innen werden,
wenn er aus dem Baum ein klein Spän-
lein eines Fingers lang, und einer Hand
breit heraus hauet, und selbiges ein paar
mahl spaltet; Es weiset ihm dieses gleich
die Güte des Baumes, wiewohl solches
dem Baum schädlich, und daher nicht
gern nachgesehen wird.

§. 3.

Ein zum Schindeln dienlicher
Baum muß auch nicht kernästig seyn.
Wenn er starcke Aeste hat, welche er von
Jugend auf getrieben, und ihm aus dem
Kern gehen, so drücken sie das Holtz nach
und nach, daß es nicht gerade oder gleich-

spal-

Des vierdten Theils 2. Capitel/
[Spaltenumbruch] prath an ſolchen Zaͤunen zu Schaden ge-
hen moͤge.

§. 13.

Jn die Waldungen, wo das
Wild geheeget werden ſoll, muß kein Vieh,
abſonderlich Schaf-Vieh, hingetrieben
werden, weil das Schaf-Vieh einen gantz
beſondern Geruch an ſich hat, der dem
Wild zuwider, und daher verurſacht,
daß das Wildpraͤth aus dem Dickigt wei-
chen, und ſich anders wohin begeben muß.
Endlich iſt auch noch zur Aufnahme der
Wild-Bahne zu mercken, daß ein Jaͤger
lediglich mit Gelde, und nicht mit Wild-
praͤth zu beſolden. Denn wo dieſes letz-
tere geſchiehet, denckt ein Jaͤger nur da-
hin, wie er ſeine Beſoldung fein bey Zei-
ten bekommen moͤge. Alsdenn iſt ihm
das Naͤchſte das Liebſte, und ſchieſſet weg,
was er bekommen kan, es mag der Herr-
ſchafft zum Nutzen, oder der Wildbah-
ne zum Schaden gereichen. Zu geſchwei-
gen der andern uͤbeln Suiten, die hieraus
zu folgen pflegen, da ein ſolcher weiter
greifft, als ihm eigentlich zukommt, und
dieſes alles unter dem Prætext, als ge-
hoͤre es zu ſeiner ordentlichen Beſoldung;
daher es denn am rathſamſten, wenn
ihm dergleichen Gelegenheit entzogen
wird, und er lernen muß, ſich mit ſeinem
ordentlichen Solde zu begnuͤgen.

Das 2. Capitel/
Von beſondern Aumerckun-
gen/ die bey dem Holtz-Verkauff
in acht zu nehmen.
§. 1.

Gleichwie das Holtz zu vielerley Ge-
braͤuchen angewendet werden kan,
wie in dieſem gantzen Tractat angefuͤhret,
alſo iſt auch noͤthig, daß ein ieder Forſt-
Bedienter die Baͤume zu einem ieden Ge-
brauch wohl zu erkennen wiſſe, damit er
in derſelben Verkauff ſeiner Herrſchafft
nicht mehr Schaden als Nutzen zuwen-
de. Was nun die Erkaͤntniß der Bau-
Staͤmme anlangt, ſo iſt freylich der Zim-
mer-Leute Meynung, daß, ie laͤnger das
Holtz iſt, ie lieber ſie es haben, doch kan
auch das kuͤrtzere nach Beſchaffenheit der
Gebaͤude gebraucht werden. Ein Bau-
Stamm muß wenigſtens, wenn er ſpaͤn-
nig iſt, ein 24. bis 30. Ellen bauen, wie-
wohl man im wuͤchſigen Holtze von deꝛglei-
chen Staͤrcke auch Staͤmme findet, die ein
40. bis 42. Ellen bauen. Hier muß nun
[Spaltenumbruch] ein Forſt-Bedienter bey dem Holtz-Taxe
oder Anſchlag wohl judiciren, und nebſt
dem ihm vorgeſchriebenen Maß der Kette,
dadurch er die ſpaͤnnigen Hoͤltzer aus-
meſſen kan, auch das Augen-Maß, darauf
das meiſte ankommt, mit zu Huͤlffe neh-
men, auſſer dem er ſeinen Principalen
groſſen Schaden thun kan. Zu einem
geſchicklichen Bau-Stamm gehoͤret fer-
ner, daß er nicht hohl ſey, welches der
Schlag mit der Axt an denſelben, durch
den hellen Klang gleich zeiget. Er muß
auch nicht zu aͤſtig ſeyn, denn die ſtarcken
kernichten Aeſte geben nicht allein dem
Zimmer-Mann bey dem Ausſchlagen
Muͤhe, ſondern es iſt auch der Stamm
an ſich ſelbſt nicht geſchickt zu arbeiten.
Bey dem Aufhauen, wenn es Tannen
ſind, muß man in die Hoͤhe ſehen, ob die
Staͤmme gerade Laͤnge haben oder nicht,
ingleichen ob ſie faulfleckigt oder nicht; ſind
es aber Fichten, ob ſie rothſeitig ſind, bey
welcher Bewandniß ſie zum Bauen nicht
geſchickt.

§. 2.

Ein Schindel-Baum muß
gleichſpaltig ſeyn, wie ich im erſten Thene
p. 72. gemeldet. Dieſes nennen die Schin-
del-Macher gerecht, wenn der Stamm
gerade in die Hoͤhe gehet. Wie alle Ar-
ten Holtzes, wenn ſie zumahl im Wetter
oder Winden erwachſen, ſich drehen und
windiſch herum lauffen, alſo auch dieſes
Holtz. Gehet aber ein ſolcher Schindel-
Baum ein wenig gedrehet zu, ſo iſt er zu
Schindeln untuͤchtig. Es iſt der Baum
als ſpaltig zu erkennen, wenn er eine
gerade und nicht gedrehete Schale hat.
Mancher Baum ſpaltet wohl gerecht, er
iſt aber wimmericht, das iſt, er reiſſet nicht
gerade hindurch, ſondern ſplittert und
zaſert ſich bey dem Spalte. Auf ſolche
Art iſt er gleichfalls unbrauchbar. Dieſe
beyden Stuͤcke oder Fehler, ob nemlich ein
Baum nicht gerecht ſpaltet, oder wam̃-
richt iſt, kan der Hauer innen werden,
wenn er aus dem Baum ein klein Spaͤn-
lein eines Fingers lang, und einer Hand
breit heraus hauet, und ſelbiges ein paar
mahl ſpaltet; Es weiſet ihm dieſes gleich
die Guͤte des Baumes, wiewohl ſolches
dem Baum ſchaͤdlich, und daher nicht
gern nachgeſehen wird.

§. 3.

Ein zum Schindeln dienlicher
Baum muß auch nicht kernaͤſtig ſeyn.
Wenn er ſtarcke Aeſte hat, welche er von
Jugend auf getrieben, und ihm aus dem
Kern gehen, ſo druͤcken ſie das Holtz nach
und nach, daß es nicht gerade oder gleich-

ſpal-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0406" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des vierdten Theils 2. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/>
prath an &#x017F;olchen Za&#x0364;unen zu Schaden ge-<lb/>
hen mo&#x0364;ge.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.</head>
            <p>Jn die Waldungen, wo das<lb/>
Wild geheeget werden &#x017F;oll, muß kein Vieh,<lb/>
ab&#x017F;onderlich Schaf-Vieh, hingetrieben<lb/>
werden, weil das Schaf-Vieh einen gantz<lb/>
be&#x017F;ondern Geruch an &#x017F;ich hat, der dem<lb/>
Wild zuwider, und daher verur&#x017F;acht,<lb/>
daß das Wildpra&#x0364;th aus dem Dickigt wei-<lb/>
chen, und &#x017F;ich anders wohin begeben muß.<lb/>
Endlich i&#x017F;t auch noch zur Aufnahme der<lb/>
Wild-Bahne zu mercken, daß ein Ja&#x0364;ger<lb/>
lediglich mit Gelde, und nicht mit Wild-<lb/>
pra&#x0364;th zu be&#x017F;olden. Denn wo die&#x017F;es letz-<lb/>
tere ge&#x017F;chiehet, denckt ein Ja&#x0364;ger nur da-<lb/>
hin, wie er &#x017F;eine Be&#x017F;oldung fein bey Zei-<lb/>
ten bekommen mo&#x0364;ge. Alsdenn i&#x017F;t ihm<lb/>
das Na&#x0364;ch&#x017F;te das Lieb&#x017F;te, und &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;et weg,<lb/>
was er bekommen kan, es mag der Herr-<lb/>
&#x017F;chafft zum Nutzen, oder der Wildbah-<lb/>
ne zum Schaden gereichen. Zu ge&#x017F;chwei-<lb/>
gen der andern u&#x0364;beln <hi rendition="#aq">Suit</hi>en, die hieraus<lb/>
zu folgen pflegen, da ein &#x017F;olcher weiter<lb/>
greifft, als ihm eigentlich zukommt, und<lb/>
die&#x017F;es alles unter dem <hi rendition="#aq">Prætext,</hi> als ge-<lb/>
ho&#x0364;re es zu &#x017F;einer ordentlichen Be&#x017F;oldung;<lb/>
daher es denn am rath&#x017F;am&#x017F;ten, wenn<lb/>
ihm dergleichen Gelegenheit entzogen<lb/>
wird, und er lernen muß, &#x017F;ich mit &#x017F;einem<lb/>
ordentlichen Solde zu begnu&#x0364;gen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 2. Capitel/<lb/>
Von be&#x017F;ondern <hi rendition="#in">A</hi>umerckun-<lb/>
gen/ die bey dem Holtz-Verkauff<lb/>
in acht zu nehmen.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">G</hi>leichwie das Holtz zu vielerley Ge-<lb/>
bra&#x0364;uchen angewendet werden kan,<lb/>
wie in die&#x017F;em gantzen <hi rendition="#aq">Tractat</hi> angefu&#x0364;hret,<lb/>
al&#x017F;o i&#x017F;t auch no&#x0364;thig, daß ein ieder For&#x017F;t-<lb/>
Bedienter die Ba&#x0364;ume zu einem ieden Ge-<lb/>
brauch wohl zu erkennen wi&#x017F;&#x017F;e, damit er<lb/>
in der&#x017F;elben Verkauff &#x017F;einer Herr&#x017F;chafft<lb/>
nicht mehr Schaden als Nutzen zuwen-<lb/>
de. Was nun die Erka&#x0364;ntniß der Bau-<lb/>
Sta&#x0364;mme anlangt, &#x017F;o i&#x017F;t freylich der Zim-<lb/>
mer-Leute Meynung, daß, ie la&#x0364;nger das<lb/>
Holtz i&#x017F;t, ie lieber &#x017F;ie es haben, doch kan<lb/>
auch das ku&#x0364;rtzere nach Be&#x017F;chaffenheit der<lb/>
Geba&#x0364;ude gebraucht werden. Ein Bau-<lb/>
Stamm muß wenig&#x017F;tens, wenn er &#x017F;pa&#x0364;n-<lb/>
nig i&#x017F;t, ein 24. bis 30. Ellen bauen, wie-<lb/>
wohl man im wu&#x0364;ch&#x017F;igen Holtze von de&#xA75B;glei-<lb/>
chen Sta&#x0364;rcke auch Sta&#x0364;mme findet, die ein<lb/>
40. bis 42. Ellen bauen. Hier muß nun<lb/><cb/>
ein For&#x017F;t-Bedienter bey dem Holtz-<hi rendition="#aq">Tax</hi>e<lb/>
oder An&#x017F;chlag wohl <hi rendition="#aq">judici</hi>ren, und neb&#x017F;t<lb/>
dem ihm vorge&#x017F;chriebenen Maß der Kette,<lb/>
dadurch er die &#x017F;pa&#x0364;nnigen Ho&#x0364;ltzer aus-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en kan, auch das Augen-Maß, darauf<lb/>
das mei&#x017F;te ankommt, mit zu Hu&#x0364;lffe neh-<lb/>
men, au&#x017F;&#x017F;er dem er &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Principal</hi>en<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Schaden thun kan. Zu einem<lb/>
ge&#x017F;chicklichen Bau-Stamm geho&#x0364;ret fer-<lb/>
ner, daß er nicht hohl &#x017F;ey, welches der<lb/>
Schlag mit der Axt an den&#x017F;elben, durch<lb/>
den hellen Klang gleich zeiget. Er muß<lb/>
auch nicht zu a&#x0364;&#x017F;tig &#x017F;eyn, denn die &#x017F;tarcken<lb/>
kernichten Ae&#x017F;te geben nicht allein dem<lb/>
Zimmer-Mann bey dem Aus&#x017F;chlagen<lb/>
Mu&#x0364;he, &#x017F;ondern es i&#x017F;t auch der Stamm<lb/>
an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht ge&#x017F;chickt zu arbeiten.<lb/>
Bey dem Aufhauen, wenn es Tannen<lb/>
&#x017F;ind, muß man in die Ho&#x0364;he &#x017F;ehen, ob die<lb/>
Sta&#x0364;mme gerade La&#x0364;nge haben oder nicht,<lb/>
ingleichen ob &#x017F;ie faulfleckigt oder nicht; &#x017F;ind<lb/>
es aber Fichten, ob &#x017F;ie roth&#x017F;eitig &#x017F;ind, bey<lb/>
welcher Bewandniß &#x017F;ie zum Bauen nicht<lb/>
ge&#x017F;chickt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Ein Schindel-Baum muß<lb/>
gleich&#x017F;paltig &#x017F;eyn, wie ich im er&#x017F;ten Thene<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 72. gemeldet. Die&#x017F;es nennen die Schin-<lb/>
del-Macher <hi rendition="#fr">gerecht,</hi> wenn der Stamm<lb/>
gerade in die Ho&#x0364;he gehet. Wie alle Ar-<lb/>
ten Holtzes, wenn &#x017F;ie zumahl im Wetter<lb/>
oder Winden erwach&#x017F;en, &#x017F;ich drehen und<lb/>
windi&#x017F;ch herum lauffen, al&#x017F;o auch die&#x017F;es<lb/>
Holtz. Gehet aber ein &#x017F;olcher Schindel-<lb/>
Baum ein wenig gedrehet zu, &#x017F;o i&#x017F;t er zu<lb/>
Schindeln untu&#x0364;chtig. Es i&#x017F;t der Baum<lb/>
als &#x017F;paltig zu erkennen, wenn er eine<lb/>
gerade und nicht gedrehete Schale hat.<lb/>
Mancher Baum &#x017F;paltet wohl gerecht, er<lb/>
i&#x017F;t aber wimmericht, das i&#x017F;t, er rei&#x017F;&#x017F;et nicht<lb/>
gerade hindurch, &#x017F;ondern &#x017F;plittert und<lb/>
za&#x017F;ert &#x017F;ich bey dem Spalte. Auf &#x017F;olche<lb/>
Art i&#x017F;t er gleichfalls unbrauchbar. Die&#x017F;e<lb/>
beyden Stu&#x0364;cke oder Fehler, ob nemlich ein<lb/>
Baum nicht gerecht &#x017F;paltet, oder wam&#x0303;-<lb/>
richt i&#x017F;t, kan der Hauer innen werden,<lb/>
wenn er aus dem Baum ein klein Spa&#x0364;n-<lb/>
lein eines Fingers lang, und einer Hand<lb/>
breit heraus hauet, und &#x017F;elbiges ein paar<lb/>
mahl &#x017F;paltet; Es wei&#x017F;et ihm die&#x017F;es gleich<lb/>
die Gu&#x0364;te des Baumes, wiewohl &#x017F;olches<lb/>
dem Baum &#x017F;cha&#x0364;dlich, und daher nicht<lb/>
gern nachge&#x017F;ehen wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Ein zum Schindeln dienlicher<lb/>
Baum muß auch nicht kerna&#x0364;&#x017F;tig &#x017F;eyn.<lb/>
Wenn er &#x017F;tarcke Ae&#x017F;te hat, welche er von<lb/>
Jugend auf getrieben, und ihm aus dem<lb/>
Kern gehen, &#x017F;o dru&#x0364;cken &#x017F;ie das Holtz nach<lb/>
und nach, daß es nicht gerade oder gleich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;pal-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0406] Des vierdten Theils 2. Capitel/ prath an ſolchen Zaͤunen zu Schaden ge- hen moͤge. §. 13.Jn die Waldungen, wo das Wild geheeget werden ſoll, muß kein Vieh, abſonderlich Schaf-Vieh, hingetrieben werden, weil das Schaf-Vieh einen gantz beſondern Geruch an ſich hat, der dem Wild zuwider, und daher verurſacht, daß das Wildpraͤth aus dem Dickigt wei- chen, und ſich anders wohin begeben muß. Endlich iſt auch noch zur Aufnahme der Wild-Bahne zu mercken, daß ein Jaͤger lediglich mit Gelde, und nicht mit Wild- praͤth zu beſolden. Denn wo dieſes letz- tere geſchiehet, denckt ein Jaͤger nur da- hin, wie er ſeine Beſoldung fein bey Zei- ten bekommen moͤge. Alsdenn iſt ihm das Naͤchſte das Liebſte, und ſchieſſet weg, was er bekommen kan, es mag der Herr- ſchafft zum Nutzen, oder der Wildbah- ne zum Schaden gereichen. Zu geſchwei- gen der andern uͤbeln Suiten, die hieraus zu folgen pflegen, da ein ſolcher weiter greifft, als ihm eigentlich zukommt, und dieſes alles unter dem Prætext, als ge- hoͤre es zu ſeiner ordentlichen Beſoldung; daher es denn am rathſamſten, wenn ihm dergleichen Gelegenheit entzogen wird, und er lernen muß, ſich mit ſeinem ordentlichen Solde zu begnuͤgen. Das 2. Capitel/ Von beſondern Aumerckun- gen/ die bey dem Holtz-Verkauff in acht zu nehmen. §. 1. Gleichwie das Holtz zu vielerley Ge- braͤuchen angewendet werden kan, wie in dieſem gantzen Tractat angefuͤhret, alſo iſt auch noͤthig, daß ein ieder Forſt- Bedienter die Baͤume zu einem ieden Ge- brauch wohl zu erkennen wiſſe, damit er in derſelben Verkauff ſeiner Herrſchafft nicht mehr Schaden als Nutzen zuwen- de. Was nun die Erkaͤntniß der Bau- Staͤmme anlangt, ſo iſt freylich der Zim- mer-Leute Meynung, daß, ie laͤnger das Holtz iſt, ie lieber ſie es haben, doch kan auch das kuͤrtzere nach Beſchaffenheit der Gebaͤude gebraucht werden. Ein Bau- Stamm muß wenigſtens, wenn er ſpaͤn- nig iſt, ein 24. bis 30. Ellen bauen, wie- wohl man im wuͤchſigen Holtze von deꝛglei- chen Staͤrcke auch Staͤmme findet, die ein 40. bis 42. Ellen bauen. Hier muß nun ein Forſt-Bedienter bey dem Holtz-Taxe oder Anſchlag wohl judiciren, und nebſt dem ihm vorgeſchriebenen Maß der Kette, dadurch er die ſpaͤnnigen Hoͤltzer aus- meſſen kan, auch das Augen-Maß, darauf das meiſte ankommt, mit zu Huͤlffe neh- men, auſſer dem er ſeinen Principalen groſſen Schaden thun kan. Zu einem geſchicklichen Bau-Stamm gehoͤret fer- ner, daß er nicht hohl ſey, welches der Schlag mit der Axt an denſelben, durch den hellen Klang gleich zeiget. Er muß auch nicht zu aͤſtig ſeyn, denn die ſtarcken kernichten Aeſte geben nicht allein dem Zimmer-Mann bey dem Ausſchlagen Muͤhe, ſondern es iſt auch der Stamm an ſich ſelbſt nicht geſchickt zu arbeiten. Bey dem Aufhauen, wenn es Tannen ſind, muß man in die Hoͤhe ſehen, ob die Staͤmme gerade Laͤnge haben oder nicht, ingleichen ob ſie faulfleckigt oder nicht; ſind es aber Fichten, ob ſie rothſeitig ſind, bey welcher Bewandniß ſie zum Bauen nicht geſchickt. §. 2.Ein Schindel-Baum muß gleichſpaltig ſeyn, wie ich im erſten Thene p. 72. gemeldet. Dieſes nennen die Schin- del-Macher gerecht, wenn der Stamm gerade in die Hoͤhe gehet. Wie alle Ar- ten Holtzes, wenn ſie zumahl im Wetter oder Winden erwachſen, ſich drehen und windiſch herum lauffen, alſo auch dieſes Holtz. Gehet aber ein ſolcher Schindel- Baum ein wenig gedrehet zu, ſo iſt er zu Schindeln untuͤchtig. Es iſt der Baum als ſpaltig zu erkennen, wenn er eine gerade und nicht gedrehete Schale hat. Mancher Baum ſpaltet wohl gerecht, er iſt aber wimmericht, das iſt, er reiſſet nicht gerade hindurch, ſondern ſplittert und zaſert ſich bey dem Spalte. Auf ſolche Art iſt er gleichfalls unbrauchbar. Dieſe beyden Stuͤcke oder Fehler, ob nemlich ein Baum nicht gerecht ſpaltet, oder wam̃- richt iſt, kan der Hauer innen werden, wenn er aus dem Baum ein klein Spaͤn- lein eines Fingers lang, und einer Hand breit heraus hauet, und ſelbiges ein paar mahl ſpaltet; Es weiſet ihm dieſes gleich die Guͤte des Baumes, wiewohl ſolches dem Baum ſchaͤdlich, und daher nicht gern nachgeſehen wird. §. 3.Ein zum Schindeln dienlicher Baum muß auch nicht kernaͤſtig ſeyn. Wenn er ſtarcke Aeſte hat, welche er von Jugend auf getrieben, und ihm aus dem Kern gehen, ſo druͤcken ſie das Holtz nach und nach, daß es nicht gerade oder gleich- ſpal-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/406
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/406>, abgerufen am 22.12.2024.